Interview mit Mia.
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Mia. melden sich mit ihrem 4. Album "Willkommen im Club" zurück, das ab sofort erhältlich ist. Wir haben Mieze zum Interview in Zürich getroffen.
hitparade.ch: Ihr seid ja in der Schweiz noch nicht so bekannt wie beispielsweise in Deutschland oder Österreich. Wie würdet ihr eure Musik jemandem beschreiben, der euch nicht kennt?
Mieze: Dazu muss ich erstmal für unsere Schweizer Fans eine Lanze brechen. Es ist schon so, dass wir bereits seit ca. 4 oder 5 Jahren auch in der Schweiz touren. Wir interessieren uns mehr für die Leute, die zum Konzert kommen, das zeichnet uns auch als Künstler aus. Ich merke dann, ob hier was geht und ob wir wiederkommen wollen oder nicht. Wir wollen wiederkommen und das ganz gezielt. Deshalb spielen wir das nächste Mal nicht mehr im Kaufleuten, sondern gehen ins X-Tra. Allein daran sieht man schon, obwohl die Platte noch nicht mal draußen ist, da hat sich schon einiges getan. Da bleiben wir einfach dran. Für mich ist das eine normale, gesunde Entwicklung. Man fängt da an, wo man herkommt. Wir haben in Berlin am Anfang unserer Bandgeschichte in jedem Club gespielt. Zu jedem Wochenende mussten alle Freunde herhalten und erst dann fängst du an, dich auszubreiten. Zuerst spielt man Deutschlandweit und dann kommen eben Österreich und Schweiz. Aber um uns mal zu beschreiben: wir bedienen uns an einer klassischen Bandbesetzung. Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Stimme. Wir lieben die elektronische Komponente, wir kommen aus dem Club und wir bringen auch jegliche Live-Instrumente, die wir wollen, in den Club hinein. Seit dem ersten Album nennen wir unsere Musik Elektro-Punk, wobei bei Punk eher die freigeistige Haltung gemeint ist. Wir machen, was wir wollen, wir bedienen uns an jedem Musikstil. Diesbezüglich gibt es überhaupt keine Grenzen. Das liegt auch daran, dass wir ein Hammer-Team haben, mit dem wir seit 10 Jahren zusammenarbeiten, die uns diese Freiheiten auch so ermöglichen. Sicherlich hat nicht jeder Künstler so eine tolle Situation, aber wir lieben es, dass wir in so einer glücklichen Lage stecken. Daher auch diese Lebensfreude und diese Lust, die Leidenschaft und auch das Vertrauen an der Sache.
hitparade.ch: Euer Album erscheint erst im September, die Single ist draußen. Ihr seid aber schon jetzt kräftig auf Promo-Tour.
Mieze: Ich finde es toll, dass wir jetzt schon darüber sprechen können. Wir selber haben das Album erst zwei/drei Mal so komplett durchgehört. Die Platte ist fast noch warm, wir haben vor drei Wochen noch die letzten Töne aufgenommen. Mir ist es wichtig, da sehr dicht dran zu sein. Das besondere an dieser Single-Album-Konstellation ist die Single. Wir haben "Mein Freund" vorgeschickt, weil es ganz viel von dem beinhaltet, was ideologisch, musikalisch auf dem Album auch drauf ist. Wir haben uns bei "Mein Freund" super viel getraut. Es gibt Taktwechsel, Tempowechsel, einen spoken-word Part, wir mischen 4/4 mit ¾, dann gibt es plötzlich einen Walzer. Das spricht von einer Spielfreude und einem Vertrauen zu sich selber. Die Musik ist aber nur die eine Sache. Mir geht's vor allem um den Inhalt, um die Geschichte, die dieses Lied erzählt und um die message. Es ist eine Hymne an die Freundschaft. Wir haben jetzt unser elftes Jahr, wir sind seit 10 Jahren mit unserem Label und Management eine Familie. Frederic von Taxi Taxi hat von uns das 14. Lied in Folge gedreht. Wir sind also wirklich ein Team. Und "Mein Freund" erzählt genau diese Geschichte. Freundschaft bedeutet ja, dass man jemandem noch mag, auch wenn man immer mehr Macken entdeckt. Ich entdecke jedes Jahr mehr Macken an mir und trotzdem halten meine Freunde zu mir. Mir bedeutet Freundschaft unfassbar viel. Es gibt mir ein Gefühl von Zuhause. Daher ist es für mich das wichtigste Lied.
hitparade.ch: Welche anderen Themen werden auf dem Album aufgegriffen.
Mieze: Jedes Lied ist eine Frage, eine Diskussion, bei der ich nicht weitergekommen bin. Ein Problem, mit dem ich nicht umzugehen weiß. Das zentrale Thema des Albums ist die Fehlbarkeit.
hitparade.ch: Ihr seid jetzt schon fleißig auf Tour und spielt mit ja sicher auch Songs vom neuen Album. Was ist das für ein Gefühl, Songs zu performen, die die Leute noch nicht kennen?
Mieze: Es ist wie eine Befreiung, weil wir natürlich immer im Hinterkopf haben, wie wir die Sachen live umsetzen. Wir sind eine Live-Band, kommen von der Bühne und gehören auch da hin. Ein neues Lied zu spielen ist schon fast irgendwie heilig. Weil man noch gar keine Erinnerungen daran hat, außer die aus dem Studio oder wie man es geschrieben hat. Auf der Bühne bei Konzerten wird das Lied so krass geprägt, wenn es sich verselbstständigt, wenn es sich voll saugt mit Erinnerungen. Was meinst du, was in mir für Filme ablaufen, wenn ich "Tanz der Moleküle" singe, was da schon passiert ist zu dem Stück. Wie viele Konzerte da gleichzeitig in mir ablaufen und wie ich mich trotzdem immer frage, was passiert jetzt gerade. Und genau das wünsche ich mir natürlich auch für alle anderen neuen Stücke. Es wird endlich Zeit, dass die auf die Bühne kommen. Gerade auch wo wir jetzt so ein Tanzalbum gemacht haben. Ich möchte natürlich gucken, wie die ersten Auswirkungen sind, wo die Leute anfangen zu tanzen, ob sie einfach weitertanzen oder eher zuhören. Für uns ist es einfach ein einziges Experimentieren. Man kann nicht alles in seinem Leben planen, dazu gehört auch das hier. Die Reaktionen der Fans bisher waren wirklich sehr gut. Und sie haben ja noch nicht alles gehört.
hitparade.ch: Das neue Album klingt nach euren Aussagen wieder um einiges tanzbarer - was war eure Motivation hierfür?
Mieze: Wir waren auf Konzerttournee in China, Chile und Buenos Aires. Dort haben wir ein ganz klares Elektro-Set gespielt. Und wir wollten ein Tanz-Set machen. Das hat uns sehr geprägt. Dann wird auch Musik eine universelle Sprache. Wenn alle das Tanzbein schwingen, dagegen kann man sich einfach nicht wehren. Das war die Prägung, die bei mir konkret den Wunsch geweckt hat. Bei den Jungs war es eher das Experimentierfeld Tanzmusik und das ohne Grenzen. Wir hatten dann auch einen Bandausflug nach Hamburg, wo wir uns gegenseitig dann die Frage gestellt haben, was wir von dem neuen Album erwarten. Wir konnten uns spontan auf die Tanzbarkeit einigen. Das war wirklich schräg. Jeder hatte unterschiedliche Prioritäten und Wünsche, aber bei jedem stand Tanzbarkeit. Das stand dann, als wir ins Studio gegangen sind, auch ganz groß auf dem Zettel "lasst uns tanzen".
hitparade.ch: Laut Promo soll man ja in zehn Jahren nicht denken, so hat die Musik damals im Jahre 2008 geklungen…
Mieze: Zeitgeist ist schon irgendwie eine schöne Idee. Man sollte ihn jetzt spüren. Im hier und jetzt. Aber ich bin eher der Fan davon, dass man uns später mal hört und dass dann immer noch interessant und modern findet. Wenn es dann auch in die Zeit passt, dann ist es gut.
hitparade.ch: Euer Tourkalender ist bereits bis März voll. Worin besteht der Reiz so viele Konzerte zu geben und solange auf Tour zu sein?
Mieze: Wir kommen ja von der Bühne. Und ein Album entsteht bei uns, weil es uns die Möglichkeit gibt das Set auf Tour zu erweitern. Wir bedienen uns mittlerweile an vier Alben. Es ist unsere heilige Zeit. Wir sind so gerne zusammen on stage und rocken die Leute und bringen ihnen Glück und ein gutes Lebensgefühl. Dass wir alle es auch mal nicht ganz einfach haben, ist klar, wird von den Sensationsmedien genügend propagandiert. Uns geht es hierbei wirklich um Lebensbejahung, der Wunsch am Leben zu sein, lebendig zu sein. Zum Jetzt ja zu sagen. Wir teilen einfach diese Lust am Musik machen.
hitparade.ch: Wir haben gesehen, im Oktober habt ihr einen Auftritt im Le Zenith in Paris. Wie kam es dazu?
Mieze: Man hat uns gefragt und wir haben zugesagt.
hitparade.ch: Habt ihr in Frankreich viele Fans?
Mieze: Das werden wir dann sehen. Wir haben auf alle Fälle schon mit dem Superstar "M" aus Frankreich zusammengearbeitet, schon beim letzten Album. Der war in Berlin. Jetzt fahren wir nach Paris, vielleicht machen wir ja sogar vor Ort was zusammen. Wir schauen mal, was passiert.
hitparade.ch: Im Januar seid ihr ja auch in der Schweiz, einmal hier in Zürich im X-Tra und im Volkhaus Basel. Wenn ihr hier seid, könnt ihr die Tage dann auch noch etwas genießen?
Mieze: Man ist schon sehr konzentriert. Ich bin nicht hier um shoppen zu gehen oder um mir die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Ich möchte mir die Leute angucken und auch das Lebensgefühl. Eine Runde um die Block zu gehen, ist immer drin. Vielleicht werde ich mich noch mal an den See setzen und die Gedanken fließen lassen. Aber im Grunde genommen zielt alles auf die 2 Stunden am Abend hin. Darum geht es. Wir sind jetzt seit zwei Tagen in Zürich und es ist das erste Mal, dass wir die Zeit haben, auch durch die Stadt zu laufen. Das ist das erste Mal, dass wir soviel Zeit haben. Wenn man es richtig gut machen will, bleibt auch nicht viel Freizeit. Dann komme ich lieber sehr gerne privat noch mal her. Und es gefällt uns hier sehr gut. Robert war auch noch im Züri-See baden und hat von einem entspannten Flair, den auch die Geschäftsleute ausstrahlen, geschwärmt. Das hat er so noch nie gesehen. Als Besucher ist die Wahrnehmung ja eh immer anders, aber ihr habt es schon echt schön hier.
hitparade.ch: Was kann ein Konzertbesucher bei eurer Club-Tour erwarten?
Mieze: Wir verfolgen strikt unsere Live-Idee, die lautet, dass es anders klingt als auf dem Studio-Album. Wir denken uns immer spezielle Momente für eine Live-Umsetzung aus. Wie immer wird die Show richtig inszeniert. Wenn wir das planen, was wir im Moment auch machen, dann fangen die Sätze meistens mit "wie geil wäre denn, wenn…" an. Der eine zögert, der andere sagt, wir probieren es und am Ende steht dann einfach die Rakete auf der Bühne. Sowas eben. Was uns dann halt einfällt, versuchen wir umzusetzen, darauf kann sich der treue Mia-Fan verlassen.
hitparade.ch: Ihr setzt euch generell stark für soziale Projekte ein und engagiert euch in politischen Belangen. Inwiefern denkt ihr, habt ihr damit eine Vorbildfunktion für die heutige Jugend?
Mieze: Vorbildfunktion ist immer relativ. Aber wir haben die Möglichkeit das Scheinwerferlicht dahin zu bringen, wo es dunkel ist. Wir können darauf aufmerksam machen, wie leicht es ist an Ökostrom ranzukommen. Wie wichtig das ist, welch wichtiger Beitrag das für den Umweltschutz ist. Wir können uns in Projekten wie Amnesty International engagieren, die sich wiederum ganz gezielt um Einzelfälle kümmern. Als Mia Fan hört man dann vielleicht zum ersten Mal von Amnesty International und dann gibt es eine Interessenüberschneidung. Es werden viele Projekte an uns heran getragen und wir setzen uns ganz gezielt für Dinge ein. Wir können nicht alle Dinge vertreten, aber die Sachen, die wir dann wirklich tun, die machen wir aus ganzem Herzen und ganz aufrichtig. Das kann man auf unserer website sehen und da kann jeder schauen, ob es nicht für ihn auch was wäre. Bei Mia ging es schon immer um ein Miteinander. Die Unterschiedlichkeit muss man akzeptieren, denn das haben wir alle gemeinsam.
hitparade.ch: Politisches Engagement sowie Stellungnahmen zu politischen Themen bringt natürlich nicht nur Lob ein. Wie geht ihr diesbezüglich mit Kritik um?
Mieze: Niemand ist ein härterer Kritiker als wir selbst. Wir fünf sind sehr unterschiedlich und die Themen werden bei uns wirklich richtig durchgenommen. Wir haben eine sehr ausgeprägte Diskussionskultur. Eine wirkliche Kritik kann ich nur von Freunden und Familie annehmen. Eben von jemandem, der fundiert kritisiert. Und nicht von irgendjemandem, der einfach nur schlecht informiert ist oder schlecht recherchiert hat. Oder weil ihm nur ne Laus über die Leber gelaufen ist. Das kann und darf man nicht persönlich nehmen. Kritik generell ist aber ganz wichtig und auch gut. Es gibt immer zwei Seiten, auch bei Mia. Entweder man geht da mit oder nicht.
hitparade.ch: Nach der Club-Tour wie geht's da weiter?
Mieze: Wir konzentrieren uns erstmal nur darauf. Wir sind bis März 2009 verplant. Unser Zentrum liegt nur in der Umsetzung dieses Albums. Es kommt im September raus und dann gehen wir damit auf Tour. Das ist unser Baby, unser heiligstes Ding.
hitparade.ch: Ihr seid ja in der Schweiz noch nicht so bekannt wie beispielsweise in Deutschland oder Österreich. Wie würdet ihr eure Musik jemandem beschreiben, der euch nicht kennt?
Mieze: Dazu muss ich erstmal für unsere Schweizer Fans eine Lanze brechen. Es ist schon so, dass wir bereits seit ca. 4 oder 5 Jahren auch in der Schweiz touren. Wir interessieren uns mehr für die Leute, die zum Konzert kommen, das zeichnet uns auch als Künstler aus. Ich merke dann, ob hier was geht und ob wir wiederkommen wollen oder nicht. Wir wollen wiederkommen und das ganz gezielt. Deshalb spielen wir das nächste Mal nicht mehr im Kaufleuten, sondern gehen ins X-Tra. Allein daran sieht man schon, obwohl die Platte noch nicht mal draußen ist, da hat sich schon einiges getan. Da bleiben wir einfach dran. Für mich ist das eine normale, gesunde Entwicklung. Man fängt da an, wo man herkommt. Wir haben in Berlin am Anfang unserer Bandgeschichte in jedem Club gespielt. Zu jedem Wochenende mussten alle Freunde herhalten und erst dann fängst du an, dich auszubreiten. Zuerst spielt man Deutschlandweit und dann kommen eben Österreich und Schweiz. Aber um uns mal zu beschreiben: wir bedienen uns an einer klassischen Bandbesetzung. Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Stimme. Wir lieben die elektronische Komponente, wir kommen aus dem Club und wir bringen auch jegliche Live-Instrumente, die wir wollen, in den Club hinein. Seit dem ersten Album nennen wir unsere Musik Elektro-Punk, wobei bei Punk eher die freigeistige Haltung gemeint ist. Wir machen, was wir wollen, wir bedienen uns an jedem Musikstil. Diesbezüglich gibt es überhaupt keine Grenzen. Das liegt auch daran, dass wir ein Hammer-Team haben, mit dem wir seit 10 Jahren zusammenarbeiten, die uns diese Freiheiten auch so ermöglichen. Sicherlich hat nicht jeder Künstler so eine tolle Situation, aber wir lieben es, dass wir in so einer glücklichen Lage stecken. Daher auch diese Lebensfreude und diese Lust, die Leidenschaft und auch das Vertrauen an der Sache.
hitparade.ch: Euer Album erscheint erst im September, die Single ist draußen. Ihr seid aber schon jetzt kräftig auf Promo-Tour.
Mieze: Ich finde es toll, dass wir jetzt schon darüber sprechen können. Wir selber haben das Album erst zwei/drei Mal so komplett durchgehört. Die Platte ist fast noch warm, wir haben vor drei Wochen noch die letzten Töne aufgenommen. Mir ist es wichtig, da sehr dicht dran zu sein. Das besondere an dieser Single-Album-Konstellation ist die Single. Wir haben "Mein Freund" vorgeschickt, weil es ganz viel von dem beinhaltet, was ideologisch, musikalisch auf dem Album auch drauf ist. Wir haben uns bei "Mein Freund" super viel getraut. Es gibt Taktwechsel, Tempowechsel, einen spoken-word Part, wir mischen 4/4 mit ¾, dann gibt es plötzlich einen Walzer. Das spricht von einer Spielfreude und einem Vertrauen zu sich selber. Die Musik ist aber nur die eine Sache. Mir geht's vor allem um den Inhalt, um die Geschichte, die dieses Lied erzählt und um die message. Es ist eine Hymne an die Freundschaft. Wir haben jetzt unser elftes Jahr, wir sind seit 10 Jahren mit unserem Label und Management eine Familie. Frederic von Taxi Taxi hat von uns das 14. Lied in Folge gedreht. Wir sind also wirklich ein Team. Und "Mein Freund" erzählt genau diese Geschichte. Freundschaft bedeutet ja, dass man jemandem noch mag, auch wenn man immer mehr Macken entdeckt. Ich entdecke jedes Jahr mehr Macken an mir und trotzdem halten meine Freunde zu mir. Mir bedeutet Freundschaft unfassbar viel. Es gibt mir ein Gefühl von Zuhause. Daher ist es für mich das wichtigste Lied.
hitparade.ch: Welche anderen Themen werden auf dem Album aufgegriffen.
Mieze: Jedes Lied ist eine Frage, eine Diskussion, bei der ich nicht weitergekommen bin. Ein Problem, mit dem ich nicht umzugehen weiß. Das zentrale Thema des Albums ist die Fehlbarkeit.
hitparade.ch: Ihr seid jetzt schon fleißig auf Tour und spielt mit ja sicher auch Songs vom neuen Album. Was ist das für ein Gefühl, Songs zu performen, die die Leute noch nicht kennen?
Mieze: Es ist wie eine Befreiung, weil wir natürlich immer im Hinterkopf haben, wie wir die Sachen live umsetzen. Wir sind eine Live-Band, kommen von der Bühne und gehören auch da hin. Ein neues Lied zu spielen ist schon fast irgendwie heilig. Weil man noch gar keine Erinnerungen daran hat, außer die aus dem Studio oder wie man es geschrieben hat. Auf der Bühne bei Konzerten wird das Lied so krass geprägt, wenn es sich verselbstständigt, wenn es sich voll saugt mit Erinnerungen. Was meinst du, was in mir für Filme ablaufen, wenn ich "Tanz der Moleküle" singe, was da schon passiert ist zu dem Stück. Wie viele Konzerte da gleichzeitig in mir ablaufen und wie ich mich trotzdem immer frage, was passiert jetzt gerade. Und genau das wünsche ich mir natürlich auch für alle anderen neuen Stücke. Es wird endlich Zeit, dass die auf die Bühne kommen. Gerade auch wo wir jetzt so ein Tanzalbum gemacht haben. Ich möchte natürlich gucken, wie die ersten Auswirkungen sind, wo die Leute anfangen zu tanzen, ob sie einfach weitertanzen oder eher zuhören. Für uns ist es einfach ein einziges Experimentieren. Man kann nicht alles in seinem Leben planen, dazu gehört auch das hier. Die Reaktionen der Fans bisher waren wirklich sehr gut. Und sie haben ja noch nicht alles gehört.
hitparade.ch: Das neue Album klingt nach euren Aussagen wieder um einiges tanzbarer - was war eure Motivation hierfür?
Mieze: Wir waren auf Konzerttournee in China, Chile und Buenos Aires. Dort haben wir ein ganz klares Elektro-Set gespielt. Und wir wollten ein Tanz-Set machen. Das hat uns sehr geprägt. Dann wird auch Musik eine universelle Sprache. Wenn alle das Tanzbein schwingen, dagegen kann man sich einfach nicht wehren. Das war die Prägung, die bei mir konkret den Wunsch geweckt hat. Bei den Jungs war es eher das Experimentierfeld Tanzmusik und das ohne Grenzen. Wir hatten dann auch einen Bandausflug nach Hamburg, wo wir uns gegenseitig dann die Frage gestellt haben, was wir von dem neuen Album erwarten. Wir konnten uns spontan auf die Tanzbarkeit einigen. Das war wirklich schräg. Jeder hatte unterschiedliche Prioritäten und Wünsche, aber bei jedem stand Tanzbarkeit. Das stand dann, als wir ins Studio gegangen sind, auch ganz groß auf dem Zettel "lasst uns tanzen".
hitparade.ch: Laut Promo soll man ja in zehn Jahren nicht denken, so hat die Musik damals im Jahre 2008 geklungen…
Mieze: Zeitgeist ist schon irgendwie eine schöne Idee. Man sollte ihn jetzt spüren. Im hier und jetzt. Aber ich bin eher der Fan davon, dass man uns später mal hört und dass dann immer noch interessant und modern findet. Wenn es dann auch in die Zeit passt, dann ist es gut.
hitparade.ch: Euer Tourkalender ist bereits bis März voll. Worin besteht der Reiz so viele Konzerte zu geben und solange auf Tour zu sein?
Mieze: Wir kommen ja von der Bühne. Und ein Album entsteht bei uns, weil es uns die Möglichkeit gibt das Set auf Tour zu erweitern. Wir bedienen uns mittlerweile an vier Alben. Es ist unsere heilige Zeit. Wir sind so gerne zusammen on stage und rocken die Leute und bringen ihnen Glück und ein gutes Lebensgefühl. Dass wir alle es auch mal nicht ganz einfach haben, ist klar, wird von den Sensationsmedien genügend propagandiert. Uns geht es hierbei wirklich um Lebensbejahung, der Wunsch am Leben zu sein, lebendig zu sein. Zum Jetzt ja zu sagen. Wir teilen einfach diese Lust am Musik machen.
hitparade.ch: Wir haben gesehen, im Oktober habt ihr einen Auftritt im Le Zenith in Paris. Wie kam es dazu?
Mieze: Man hat uns gefragt und wir haben zugesagt.
hitparade.ch: Habt ihr in Frankreich viele Fans?
Mieze: Das werden wir dann sehen. Wir haben auf alle Fälle schon mit dem Superstar "M" aus Frankreich zusammengearbeitet, schon beim letzten Album. Der war in Berlin. Jetzt fahren wir nach Paris, vielleicht machen wir ja sogar vor Ort was zusammen. Wir schauen mal, was passiert.
hitparade.ch: Im Januar seid ihr ja auch in der Schweiz, einmal hier in Zürich im X-Tra und im Volkhaus Basel. Wenn ihr hier seid, könnt ihr die Tage dann auch noch etwas genießen?
Mieze: Man ist schon sehr konzentriert. Ich bin nicht hier um shoppen zu gehen oder um mir die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Ich möchte mir die Leute angucken und auch das Lebensgefühl. Eine Runde um die Block zu gehen, ist immer drin. Vielleicht werde ich mich noch mal an den See setzen und die Gedanken fließen lassen. Aber im Grunde genommen zielt alles auf die 2 Stunden am Abend hin. Darum geht es. Wir sind jetzt seit zwei Tagen in Zürich und es ist das erste Mal, dass wir die Zeit haben, auch durch die Stadt zu laufen. Das ist das erste Mal, dass wir soviel Zeit haben. Wenn man es richtig gut machen will, bleibt auch nicht viel Freizeit. Dann komme ich lieber sehr gerne privat noch mal her. Und es gefällt uns hier sehr gut. Robert war auch noch im Züri-See baden und hat von einem entspannten Flair, den auch die Geschäftsleute ausstrahlen, geschwärmt. Das hat er so noch nie gesehen. Als Besucher ist die Wahrnehmung ja eh immer anders, aber ihr habt es schon echt schön hier.
hitparade.ch: Was kann ein Konzertbesucher bei eurer Club-Tour erwarten?
Mieze: Wir verfolgen strikt unsere Live-Idee, die lautet, dass es anders klingt als auf dem Studio-Album. Wir denken uns immer spezielle Momente für eine Live-Umsetzung aus. Wie immer wird die Show richtig inszeniert. Wenn wir das planen, was wir im Moment auch machen, dann fangen die Sätze meistens mit "wie geil wäre denn, wenn…" an. Der eine zögert, der andere sagt, wir probieren es und am Ende steht dann einfach die Rakete auf der Bühne. Sowas eben. Was uns dann halt einfällt, versuchen wir umzusetzen, darauf kann sich der treue Mia-Fan verlassen.
hitparade.ch: Ihr setzt euch generell stark für soziale Projekte ein und engagiert euch in politischen Belangen. Inwiefern denkt ihr, habt ihr damit eine Vorbildfunktion für die heutige Jugend?
Mieze: Vorbildfunktion ist immer relativ. Aber wir haben die Möglichkeit das Scheinwerferlicht dahin zu bringen, wo es dunkel ist. Wir können darauf aufmerksam machen, wie leicht es ist an Ökostrom ranzukommen. Wie wichtig das ist, welch wichtiger Beitrag das für den Umweltschutz ist. Wir können uns in Projekten wie Amnesty International engagieren, die sich wiederum ganz gezielt um Einzelfälle kümmern. Als Mia Fan hört man dann vielleicht zum ersten Mal von Amnesty International und dann gibt es eine Interessenüberschneidung. Es werden viele Projekte an uns heran getragen und wir setzen uns ganz gezielt für Dinge ein. Wir können nicht alle Dinge vertreten, aber die Sachen, die wir dann wirklich tun, die machen wir aus ganzem Herzen und ganz aufrichtig. Das kann man auf unserer website sehen und da kann jeder schauen, ob es nicht für ihn auch was wäre. Bei Mia ging es schon immer um ein Miteinander. Die Unterschiedlichkeit muss man akzeptieren, denn das haben wir alle gemeinsam.
hitparade.ch: Politisches Engagement sowie Stellungnahmen zu politischen Themen bringt natürlich nicht nur Lob ein. Wie geht ihr diesbezüglich mit Kritik um?
Mieze: Niemand ist ein härterer Kritiker als wir selbst. Wir fünf sind sehr unterschiedlich und die Themen werden bei uns wirklich richtig durchgenommen. Wir haben eine sehr ausgeprägte Diskussionskultur. Eine wirkliche Kritik kann ich nur von Freunden und Familie annehmen. Eben von jemandem, der fundiert kritisiert. Und nicht von irgendjemandem, der einfach nur schlecht informiert ist oder schlecht recherchiert hat. Oder weil ihm nur ne Laus über die Leber gelaufen ist. Das kann und darf man nicht persönlich nehmen. Kritik generell ist aber ganz wichtig und auch gut. Es gibt immer zwei Seiten, auch bei Mia. Entweder man geht da mit oder nicht.
hitparade.ch: Nach der Club-Tour wie geht's da weiter?
Mieze: Wir konzentrieren uns erstmal nur darauf. Wir sind bis März 2009 verplant. Unser Zentrum liegt nur in der Umsetzung dieses Albums. Es kommt im September raus und dann gehen wir damit auf Tour. Das ist unser Baby, unser heiligstes Ding.