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Interview mit Mia Aegerter





Nach zwei Jahren Funkstille meldet sich Mia Aegerter mit ihrem neuen Album "Chopf oder Buuch" zurück. Darüber und über einiges mehr haben wir uns mit ihr unterhalten.

hitparade.ch: Man hat in den letzten zwei Jahren verhältnismässig wenig von Dir gehört, nachdem Du 2003 bis 2006 mit Deinen Hits und Deinen Auftritten in Kinofilmen und bei MusicStar ja in aller Munde warst. Trügt der Eindruck, dass Du in den letzten zwei Jahren mehr Zeit für Dich verbracht hast und zuweilen auch bewusst ausgespannt hast? Oder irren wir uns - was ist in den letzten zwei Jahren alles passiert?
Mia Aegerter: Ein paar Wochen habe ich schon ausgespannt. Danach ging aber bereits die Arbeit am neuen Album los, was etwa eineinhalb Jahre gedauert hat. Zwischendurch habe ich auch ein paar Filmjobs gemacht. Seit zwei Jahren schreibe ich zudem monatlich für die Neue Luzerner Zeitung eine Kolumne. Es ist also trotzdem etwas passiert in dieser Zeit.

hitparade.ch: Welche Zeit gefällt dir besser? Die Phasen in der Öffentlichkeit oder die Zeit, in der es ruhiger ist?
Mia Aegerter: Es ist schon schön, wenn man das Produkt fertig hat und es auch präsentieren kann. Vor allem auch wegen den Live-Gigs, wo man wieder in Kontakt mit dem Publikum und den Fans kommt. Aber ich fühle mich schon am wohlsten, wenn ich zurückgezogen Texte schreiben kann. Bei der Schauspielerei ist es ebenfalls so: dort macht mir die Arbeit und Entwicklung an meinen Rollenprofilen sehr viel Spass.

hitparade.ch: Diesen Freitag erscheint dein neues Album. Ab wann habt ihr intensiv dafür gearbeitet?
Mia Aegerter: Zuerst habe ich die Texte geschrieben und anschliessend gemeinsam mit Julian, meinem Arbeitspartner, die Musik komponiert. Nach einem halben Jahr haben wir aber nochmals von Anfang an begonnen, weil wir das Gefühl hatten, nicht auf dem richtigen Weg zu sein. Und dann ging die intensive Arbeit erst wirklich so richtig los.

hitparade.ch: Im Pressetext kann man davon lesen; nämlich dass du den Sound, nachdem die Hälfte der Songs bereits fertig war, ändern wolltest - und das aus einem Bauchentscheid, den du in der Nacht gefällt hast. Wie war denn der Sound des Albums geplant und was habt ihr schlussendlich geändert?
Mia Aegerter: Im Prinzip haben wir dort weitergemacht, wo wir aufgehört hatten. Mit der Zeit bekam ich das Gefühl, dass es nicht mehr mir selber entspricht. Meine Anforderungen an meine eigenen Leistungen waren zu gross, was für ein Songwriting nicht gut ist. Deshalb haben wir nach dem Motto "Back to the roots" nochmals von vorne begonnen.

hitparade.ch: Hast du schon öfters solche spontane Entscheide mitten in der Nacht getroffen?
Mia Aegerter: Vielleicht nicht mitten in der Nacht aber es passiert schon, dass mir eine Stimme sagt "Hey du musst das anders machen". Es ist gut, wenn man auf seinen Bauch hört, denn er hat meistens recht.

hitparade.ch: Hat das Album deswegen den Titel "Chopf oder Buuch" bekommen? Oder stand der Titel schon vorher fest?
Mia Aegerter: Auf dem Album hat es einen Song, der "Chopf oder Buuch" heisst. In diesem Song geht es darum, dass man sich für eine Beziehung entscheidet mit dem Risiko, dass man vielleicht eine Freundschaft verliert. So erging es auch mir am Anfang meiner Beziehung, ich wollte Arbeit und Privatleben nicht vermischen. Das ist ein Entscheid nach dem Motto "Chopf oder Buuch". Der Bauch will, aber der Kopf ist vernünftig und sagt nein. Den Titel fand ich dann auch passend fürs Album, weil ich oft denke "Eigentlich möchte ich, aber eigentlich sollte ich nicht". Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Waage bin und mich schlecht entscheiden kann.

hitparade.ch: Nach zwei Alben, die beide Songs in Mundart und Englisch enthielten und deren Album-Titel auch zweisprachig waren, besteht dieses Album bis auf eine Ausnahme nur noch aus Mundart-Songs. Eine Kopf- oder Bauchentscheidung?
Mia Aegerter: Das war ein Bauchentscheid. Ich wollte einfach ein rundes Album, auf dem ich mich auch in meinen Texten weiter entwickeln konnte. Ich finde das Album ist runder dadurch und nicht so zerrissen.

hitparade.ch: Auf dem letzten Album hast Du in den Texten häufig die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft thematisiert. Gibt es auf der neuen CD ebenfalls ein "Motto" oder ein Thema, das Dir besonders wichtig erscheint?
Mia Aegerter: Beim letzten Album würde ich nicht sagen, dass das mein Hauptthema war. Im Grossen und Ganzen ging es um meine Perspektiven, um die Sichtweise in meiner Welt. Und das ist bei diesem Album eigentlich genau so. Vielleicht hat das auch etwas damit zu tun, dass ich diese Kolumne schreibe und so mehr beobachte. Und diese Beobachtungen fliessen in meine Songtexte rein.

hitparade.ch: Das Album ist wieder in Zusammenarbeit mit Deinem Lebenspartner Julian Feifel entstanden. Gibt es Vor- und Nachteile, dass ihr sowohl beruflich als auch privatlich miteinander zu tun habt?
Mia Aegerter: Man kann sich manchmal natürlich schon gegenseitig auf die Nerven gehen, wenn man die ganze Zeit nur zusammen verbringt. Es ist eine Herausforderung, da man oft nicht von der Arbeit abschalten kann. Auf der anderen Seite hat uns die langjährige Zusammenarbeit total zusammengeschweisst. Wir verstehen uns blind, was sehr angenehm ist, vor allem wenn man in der Musik arbeitet. Denn dort kann man nicht einfach sprechen, sondern muss fühlen und die gemeinsame Wellenlänge finden. Zudem ist es positiv, dass wir Auseinandersetzungen schnell aus dem Weg räumen müssen, weil wir sonst am nächsten Tag nicht im Studio arbeiten könnten. Wir sitzen dann hin und diskutieren das aus.

hitparade.ch: Julian Feifel war auch bereits als Sänger aktiv. Auf deinem neuen Album singt er auch die Backing Vocals. Könntest Du Dir vorstellen, auch einmal mit ihm zusammen ein Duett aufzunehmen?
Mia Aegerter: Warum nicht? Wir haben es uns auch schon überlegt. Vielleicht später einmal. Er ist ein hervorragender Sänger und kann mittlerweile auch sehr gut schweizerdeutsch.

hitparade.ch: Die Single des letzten Albums "Meischterwärk" wurde ja von den Radiostationen nicht gespielt. Die neue Single "Land in Sicht" hat's hingegen schon bei verschiedenen Schweizer Radiostationen auf die Playlist geschafft. Hast du die neue Single bewusst radiotauglicher gestaltet?
Mia Aegerter: Ich denke, das letzte Album war insgesamt experimenteller und rockiger. Das passte zu meinem damaligen Lebensabschnitt. Die neue Platte ist es vom ganzen Konzept her leichter, was natürlich ein Vorteil bei den Radiostationen ist. Es ist in der Schweiz unglaublich wichtig, dass die Radios die Musik auch spielen. Ich würde aber nicht so weit gehen, dass ich mich ins Studio setzen würde mit der festen Absicht "So, jetzt mache ich einen radiotauglichen Song". Das würde wahrscheinlich schlecht rauskommen.

Deine letztes Album erschien bei Sony BMG, jetzt bist du bei TBA, einem kleinerem Label. Gibt es da Unterschiede? Hast du mehr Freiheiten jetzt?
Mia Aegerter: Ich hatte bereits bei Sony BMG ziemlich viele Freiheiten. Ich durfte stets die Musik machen, die ich wollte. Den Vorteil, den ich bei einem kleineren Independent-Label sehe, ist die grössere Beweglichkeit. Eine Major-Company habe ich immer als grossen Apparat empfunden, wo man bei grossen Entscheidungen zuerst nach England oder Amerika anrufen muss. Dementsprechend haben sich die Majors schwerfällig auf die neue Marktsituation einstellen können. Zudem ist das neue Team hier viel jünger. Wir sind die gleiche Generation.

hitparade.ch: Dein letztes Album "Mänsche und Monschter" konnte punkto Hitparadenerfolg nicht an das Debütalbum anschliessen. Was sind deine Erwartungen dieses Mal?
Natürlich erhofft man sich, dass ein Album Anerkennung findet. Ich wünsche mir schon, dass es sich positioniert. Aber ich versuche, mich nicht unter Druck zu setzen. Mir ist es in erster Linie wichtig, langfristig als Künstlerin arbeiten zu können.

hitparade.ch: Welchen Stellenwert nimmt die neue Platte im Vergleich mit Deinen ersten beiden Alben ein?
Ich bin auf keines so stolz wie auf dieses. Es ist ein sehr charmantes Album - auch weil die Zusammenarbeit im Team super war. Das Album steht für die ganze Arbeit, die wir investiert haben. Julian und ich haben das ohne jegliche Unterstützung und ohne Label gemacht. Wir haben uns da gegenseitig motiviert und daran geschrieben.

hitparade.ch: Im Frühling sieht man dich in einem Kinofilm. Was steht denn sonst noch auf deiner Agenda? Ist eine Tour geplant?
Mia Aegerter: Der Film ist schon gedreht. Er kommt im Frühling in die deutschen Kinos. Es ist eine Nebenrolle in einem spannendem Mystic-Thriller. Im April wird es eine Tour geben. Die Daten sind bald auf meiner Website zu finden. Jetzt bringe ich vor allem einmal die Geburt meiner CD über die Bühne (lacht). Auf der Tour wird wie letztes Mal meine Band dabei sein. Live wird es dann erfahrungsgemäss ein wenig rockiger.

hitparade.ch: Die neue Staffel von MusicStar startet ja ziemlich zur selben Zeit wie dein Album in den CD-Shops landet. Wärst Du parat gewesen, auch bei der neuen Staffel als Jurymitglied in den Ring zu steigen?
Mia Aegerter: Nein, ich würde es nicht mehr machen. Die Erfahrungen habe ich gesammelt, ich muss das nicht mehr machen. Es hat mich ziemlich gestört, dass sich der Fokus von meiner eigentlichen Arbeit als Musikerin und Schauspielerin damals entfernte.

hitparade.ch: Wirst Du die neue Staffel ebenfalls wieder verfolgen?
Mia Aegerter: Ich weiss noch nicht, ob ich ab und zu reinzappe. Ich bin nicht so süchtig nach Casting-Sendungen. Ich schaue lieber amerikanische Serien.

hitparade.ch: Du bist ja nicht mehr so eurovisionsüchtig, wie du uns letztes Mal gesagt hast. Was hältst du von dem Beitrag von Lovebugs?
Mia Aegerter: Ich finde es super, dass wir eine Schweizer Band schicken. Das muss einfach sein, finde ich. Wir sollten stolz auf unsere Bands sein und sie unterstützen. Ich hoffe, dass wir eine Chance haben. Ich weiss aber nicht, ob die Schweiz im Allgemeinen überhaupt Chancen hat.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie kommentieren?

10. The Killers - Human
Mia Aegerter: Ich finde The Killers im Allgemeinen eine gute Band. Der Song gefällt mir auch.

9. P!nk - Sober
Mia Aegerter: Das ist doch das Video, wo sie sich selbst abknutscht? Sehr cool.

8. P!nk - So What
Mia Aegerter: Ich denke immer an Videos, wenn ich an P!nk denke. Dieses Video finde ich auch sehr lustig, es ist selbstironisch. Sie hat eine super Stimme.

7. Beyoncé - If I Were A Boy
Mia Aegerter: Beyoncé hat eine hammermässige Stimme. Dieses Lied hat sogar jemand geschrieben, den ich kenne: Toby Gad, der es als Deutscher geschafft hat, in Amerika Fuss zu fassen!

6. Bligg - Rosalie
Mia Aegerter: Ich finde super was Bligg macht. Rap mit Schweizer Einflüssen. Das ist wirklich sehr innovativ.

5. James Morrison feat. Nelly Furtado - Broken Strings
Mia Aegerter: Ich finde es eine tolle Kombination von zwei super Stimmen.

4. Leona Lewis - Run
Mia Aegerter: Sie hat eine super Stimme. "Bleeding Love" fand ich eine geniale Produktion.

3. Jodlerklub Wiesenberg & Francine Jordi - Das Feyr vo dr Sehnsucht
Mia Aegerter: Das höre ich gar nicht. Es ist nicht so meine musikalische Welt.

2. Guru Josh Project - Infinity 2008
Mia Aegerter: Cooler Sound zum Abtanzen.

1. Katy Perry - Hot N Cold
Mia Aegerter: Katy Perry finde ich eine super Künstlerin. "I Kissed A Girl" gefiel mir aber besser.