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Interview mit Murderdolls



Die Muderdolls sind nach langjähriger Pause zurück! Als Supportact von Guns'n'Roses rockten sie im Hallenstadion und liessen uns Blut lecken. Nach ihrem Auftritt haben wir einen unglaublich emotional aufgeladenen Joey Jordison zum Gespräch getroffen und schnell festgestellt: "He likes to say F****"!

hitparade.ch: "Women And Children Last" ist euer erstes Album nach 8 Jahren. Wie fühlt sich das für dich an?
Jordison: Es ist genial! Ich hätte schon viel früher was gemacht, wenn ich Zeit gefunden hätte. Ich war natürlich sehr beschäftigt mit Slipknot und als Drummer bei Korn, Satyricon etc. Unser Sänger Wednesday 13 hatte auch viel zu tun mit seiner Soloarbeit. Es fühlt sich endlich wieder nach Rock'n'Roll an. Ich will niemanden schlecht machen oder so, aber heute hört sich einfach fast jede neue Metal Band gleich an. Deswegen haben wir ursprünglich auch die Band Muderdolls gegründet, um das klassische Rock'n'Roll Feeling zu haben. Bei diesen Album war es auch endlich so, dass Wednesday und ich zusammengesessen sind und wirklich Zeit hatten das Album zu machen. Beim letzten haben wir ja die Parts jeweils einzeln im Studio eingespielt. Es fühlt sich jetzt viel mehr nach Band an und das ist toll.

hitparade.ch: Zur Zeit spielt ihr als Opener für Guns 'n' Roses ein paar Shows. Wie ist das mit Axl Rose. Ist er wirklich so eine Diva?
Jordison: Ganz ehrlich, ich war anfangs auch skeptisch, aber eins will ich unbedingt loswerden: Dieser Typ behandelt uns so gut! Er ist unglaublich cool und unkompliziert. Wir dürfen machen und tun was wir wollen. Wir dürfen seine Sachen benützen, länger spielen. Auch beim Soundcheck ist er absolut unkompliziert. Ich kann überhaupt nicht bestätigen was im Internet und sonst in den Medien über ihn berichtet wird. Wir werden von ihm und seiner Band vorzüglich behandelt.

hitparade.ch: In Amerika werdet ihr mit Rob Zombie auf Tour sein. Gibt es eine Chance, dass diese Combo nach Europa kommt?
Jordison: Ja die Chance besteht allerdings. Es ist sehr gut möglich, dass wir mit ihm zusammen ab Februar 2011 weiterziehen nach Europa. Es ist noch nicht fix, aber Rob kommt sowieso für ein paar Gigs zu euch und er ist ein grosser Fan der Muderdolls und auch von Wednesday, also ist die Chance gross, dass wir mit ihm wieder hierher kommen werden. Das wird sich im laufe des Herbsts entscheiden.

hitparade.ch: Werden die Muderdolls uns denn mit einer Headliner-Tour beglücken?
Jordison: Ja darauf kannst du einen lassen! Wir sind erst am Anfang Baby! Nächstes Jahr werden wir an diversen Festivals sein und zwischendurch Headlinerkonzerte geben in Europa. Ich kann es jetzt schon kaum erwarten.

hitparade.ch: Gibt es einen Unterschied zwischen dem Joey Jordison als Mitglied von Slipknot und Joey bei den Murderdolls?
Jordison: Überhaupt nicht! Es sind zwei Seiten meiner Persönlichkeit. Bei den Muderdolls verkörpere ich mehr die Seite, bei welcher ich überhaupt zum Rock'n'Roll gekommen bin. Ich habe schon früh als Kind die Platten meiner Eltern gehört. Sachen wie Led Zeppelin, The Rolling Stones oder Black Sabbath. So bin ich überhaupt zur Musik gekommen. Später in der Schulzeit war ich dann vor allem von den Bösen Sachen angetan. Ich war ein ziemlicher Aussenseiter und extrem introvertiert. Von dieser Zeit handeln dann sehr viele Slipknot Sachen, womit ich versuche, diese angestauten Aggressionen rauszulassen. Bei den Murderdolls gehts mir hingegen um den Spass und die Freude an der Musik. Seit ich nun wieder mit Wednesday zusammen Sachen machen kann, fühle ich mich um einiges glücklicher und wohler in meiner Haut.

hitparade.ch: Bei Slipknot spielst du Schlagzeug (und dies ziemlich gut) und bei den Muderdolls Gitarre. Auf welchem Instrument kannst du dich besser ausdrücken?
Jordison: Das ist bei beidem das Selbe. Bei Slipknot schreibe ich zudem die meisten Sachen selbst. Vieles entstand zusammen mit Shawn Crahan und Paul Grey, welcher mit immer viel geholfen hat. Jetzt wo Paul tot ist wird sich da wohl schon etwas verändern.

Joey Jordison atmet tief durch und hat Tränen in den Augen.

Jordison: Jedenfalls haben wir vor auch mit Slipknot weiter zu machen. Es wird auf jeden Fall noch ein Album geben. Ich muss mich jetzt kurz ein wenig zusammenreissen...
Bei Slipknot geht es, wie schon erwähnt, um viele dunkle und schmerzhafte Sachen, die ich erlebt habe. Bei den Muderdolls sehe ich mich eher als junges Kind, wobei ich wusste wie man einen Plattenspieler bedient bevor ich richtig sprechen konnte. Und jetzt muss ich dir mal ein Geheimnis aus meiner Schulzeit erzählen: Ich habe die ganzen vier Jahre, welche ich auf der Highschool war, nie zu Mittag gegessen. Ich habe noch heute eine Phobie vor Kantinen. Nicht weil ich nicht hungrig war, sondern weil ich diese Leute da so abgrundtief hasste! Ich hielt es einfach nicht aus zusammen mit diesen Waschlappen an einem Tisch zu sitzen und zu essen. In der Mittagspause lief ich direkt zu meinem Spinnt, hab meine Kopfhörer aufgesetzt und eine Stunde Musik gehört. Ich spüre selbst jetzt noch die Aggressionen, die ich damals empfand, gegenüber diesen falschen Menschen.

Joey steigert sich ziemlich in diese Emotionen und lässt uns sein umfangreiches Vokabular von Schimpfwörtern erkennen, bis ihn selbst seine Bandmitglieder, welche im gleichen Raum sind, schockiert anschauen.

Jordison: Ich weiss, ihr seid nun ein wenig verwirrt, aber ich bin es genau so. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich erinnere mich noch an den Abschlusstag, bei welchem alle heuchelten, wie sehr man sich vermissen werde und unbedingt den Kontakt halten sollte. Ich habe meine Sachen hingeknallt und gesagt: " Leute, f**** euch! Ich werde euch nie mehr sehen und will das auch nicht. Ihr seid die grössten Heuchler die es gibt!" Ich habe dann am nächsten Tag meinen Abschluss erhalten bin aus der Schule gelaufen und habe wohl meinen grössten Triumphschrei losgelassen. Seit ich fünf Jahre alt war und und lernte Gitarre zu spielen, wusste ich, dass ich Musik machen will. Ich musste meiner Mutter zu liebe, einfach erst die Schule beenden. Es ist so komisch, ich fühle mich in Europa viel wohler als in den USA. Die Leute hier sind so viel aufrichtiger und authentischer. Bei Slipknot sowie auch bei den Murderdolls fühle ich mich aufgehoben. Wahre Zuneigung und Liebe ist mir unglaublich wichtig!

hitparade.ch: Ich bin jetzt fast ein wenig überfordert und vor allem überrascht. So viele Emotionen und diese Ehrlichkeit hätte ich nicht erwartet.
Jordison: So bin ich nun mal. Weisst du, ich bin schon diverse Male bei Interviews einfach davongelaufen, weil ich merkte, dass die Journalisten gar nicht daran interessiert sind, was ich so von mir gebe. Wenn ich ein Interview gebe, dann erzähle ich direkt aus dem Herzen und bin der ehrlichste Mensch, aber ich gebe halt auch nicht jedem ein gutes Interview.

hitparade.ch: Joey, wir sind sehr froh, dass du uns Rede und Antwort gestanden bist und bedanken uns herzlich!