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Interview mit Natacha



Natacha - Glücksbringer
1. I gloube
2. Anker
3. Was het sie meh aus I
4. Si fahrt e Harley
5. We d'Charte hesch gleit (Version 2012)
6. Quantum Glück
7. Natacha feat. Ulas Nesil - Hallo hallo (selav selav)
8. Bärnermeitli
9. Di angeri Site
10. Ne résiste pas
11. Irgendwenn
12. Was het sie meh aus I (Acappella)
13. I gloube (Natacha Special Version)
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Nach 20 Jahren regelmässiger Präsenz ist Natacha aus der Schweizer Mundart-Szene nur schwerlich wegzudenken. Wir haben die Sängerin aus Anlass ihres neuesten Album-Releases zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Seit zwei Jahrzehnten bist Du nun schon dabei, hast als erste Frau auf Mundart Platten veröffentlicht und bist nun mit dem zwölften Album am Start. Worauf bist Du besonders stolz und worauf weniger?
Natacha: In erster Linie bin ich stolz auf meine Söhne, aber was die Musik anbelangt bin ich stolz darauf, dass ich die Emotionalität nicht verloren habe. Ich gehe noch immer mit Gefühlen und Freude an ein Album heran, einfach nun auch mit mehr Erfahrungen. Ich bin stolz auf meinen Weg und darauf, dass ich etwas machen durfte, was es noch nie gegeben hat. Dies ist unzerstörbar. Ich freue mich daran, weiss aber nicht, ob Stolz das richtige Wort ist. Momente, wie meine erste Woche auf Platz 1 oder die Zusammenarbeit mit Tony Carey bleiben in toller Erinnerung.
Bereuen tue ich ganz klar, dass ich mir manchmal zu viele Sorgen gemacht habe. Ich war die erste Sängerin im schweizerdeutschen Pop-/Rock-Geschäft und konnte mich mit niemandem austauschen. Mir gefiel Pop-Musik von Anfang an, aber Ende der 90er, Anfang 2000 hatte Pop nicht den gleichen Stellenwert wie Rock in der Schweiz. Ich kam nicht aus der Blues-Ecke, sondern eher vom Hip Hop her. Deshalb wurde ich oft kritisiert und dies hat mir manchmal sehr wehgetan. Ich bereue, dass ich dies so nahe an mich herankommen liess. Schwierig war es für mich auch, dass Kinder zu haben erst dank Madonna und den Spice Girls modern wurde. Ich hatte meine Jungs bereits fünf Jahre vorher und jeder Journalist fragte mich, wer denn jetzt zu meinen Kindern schaue. Als junge Mutter habe ich das sehr ernst genommen und es hat mich jeweils sehr verletzt. Dies sind die einzigen beiden Sachen, welche ich bereue.

hitparade.ch: Was hat sich im Wesentlichen in der Mundart-Szene in den letzten 20 Jahren verändert?
Natacha: Mundart-Musik hat sich etabliert. Songs, die sich durchsetzen, greifen oft spezielle Themen auf oder sind sehr schweizerisch gefärbt. Wenn man Mundart-Rock macht, welcher internationale Standards hat, hat man es in der Schweiz immer noch relativ schwer. Früher wurde ich jeweils um Erklärungen gefragt, warum ich in Mundart singe. Das empfand ich jeweils als ähnliche Frage wie jene, warum ich atme. Solche Fragen kommen heute nicht mehr und das ist ein riesiger Fortschritt gegenüber früher.

hitparade.ch: Was ist nach so langer Zeit Deine Motivation, ein Album aufzunehmen?
Natacha: Ich schreibe meine Songs selber und diese Leidenschaft befriedigt mich bis heute. Zudem habe ich das Glück, dass meine CDs verkauft werden, ich deshalb einen Plattenvertrag und eine gute Fanbasis habe. Noch bei keinem Album war die kreative Phase so umfassend wie bei der neuen Platte. Das macht mir extrem Freude.

hitparade.ch: Es sind ein wenig mehr als zwei Jahre vergangen seit dem letzten Album. Was hast Du in der Zwischenzeit gemacht?
Natacha: Ich habe relativ schnell nach dem letzten Album mit dem neuen begonnen. In den letzten zwei Jahren hat sich in meinem Leben eigentlich alles verändert; das hat mich entscheidungsfreudiger und mutiger gemacht.

hitparade.ch: Du hast uns erzählt, dass Du Songs für andere Künstler schreiben wirst. Was wurde daraus?
Natacha: Ich bin bei mehreren Projekten dabei, unter anderem für I Quattro sowie für zwei Mundart-Künstler und ein Musical, das nächstes Jahr aufgeführt wird.

hitparade.ch: Du hast Deine Fanbase angesprochen. Wurde der Kontakt mit Deinen Fans durch Social Media besser und enger?
Natacha: Facebook ist eine gute Plattform für spontane Direktheit mit den Fans. Ein privates Profil habe ich aber nicht. Mit dem engsten Fankreis, den ich nun seit Jahren an Konzerten sehe, stehe ich in gutem Kontakt. Man lernt sich so mit den Jahren kennen.

hitparade.ch: Dein neues Album heisst "Glücksbringer". In welcher Hinsicht soll es Glück bringen?
Natacha: Da ich leidenschaftliche Texterin bin, überlege ich mir immer einen motivierenden Titel fürs Album. Während den letzten 20 Jahren habe ich gemerkt, dass man sich selber der wichtigste Glücksbringer überhaupt ist. Man entscheidet selber über sein Leben und darüber, ob der Tag gut wird oder nicht. Ich versuche, nach dieser Message zu leben. Man neigt oft dazu, Sündenböcke zu suchen. An sich selber zu glauben ist auch die Message des Albums. Der Prinz auf dem Pferd kommt schon ab und zu vorbeigeritten, aber nicht immer; und Frösche kann man auch nicht dauernd küssen.

hitparade.ch: Die erste Single heisst "Sie fahrt e Harley". Warum fiel die Wahl auf diesen Song?
Natacha: Das Lied ist eine Spielerei mit der Identität. Wenn ich eine längere Autoreise mache, kaufe ich mir immer die neusten CDs von allen Sängerinnen, die mir gefallen. Hört man sich Songs von anderen an, überlegt man sich anhand der Stimme, was die Person, die singt, wohl für eine Persönlichkeit sein könnte und wie sie lebt. Bei "Sie fahrt e Harley" stellt man sich eine coole, selbstbewusste Frau vor, die ihr Leben im Griff hat. Ich schreibe gerne Songs über Konstellationen, die ich gerne selber erleben würde, aber den Mut nicht dazu habe. Ich bin lieber hinten drauf. (lacht)

hitparade.ch: "Anker" hast Du mit Deinem Lebenspartner Dominik Lingg aufgenommen. Wollte er immer schon mal mit Dir einen Song aufnehmen oder hast Du ihn überredet?
Natacha: Ich habe ihn mit dem Seil eingefangen. Er wollte überhaupt nicht. Den Song "Anker" habe ich für ihn geschrieben und ihn ermuntert, zwei Zeilen Sprechgesang einzubringen. Es tönt sehr cool, schon fast erotisch.

hitparade.ch: Du hast auch ein Duett mit dem türkisch-kurdischen Musiker Ulas Nesil aufgenommen. Wie hast Du ihn kennengelernt?
Natacha: Vor drei Jahren war ich das erste Mal in Istanbul und war von Beginn an beeindruckt von dieser Wahnsinns-Stadt. Weil ich auf jedem Album gerne einen Song gegen Rassismus aufnehme, kam mir die Idee einer Zusammenarbeit mit einem Künstler aus Istanbul. Auf YouTube stiess ich auf Ulas Nesil und erfuhr, dass er auch in der Schweiz arbeitet. Danach ging alles blitzschnell und wir haben den Song in Basel und Istanbul aufgenommen.

hitparade.ch: Konntest Du etwas von der türkischen Musik mitnehmen, was Du für Deine späteren Sachen verwenden kannst?
Natacha: Auf jeden Fall! Ich habe durch Ulas die Instrumente und die Spannung zwischen Türken und Kurden kennengelernt. Die Musik öffnet die Türen.

hitparade.ch: Ich habe gelesen, dass Du Dich auf eure ersten gemeinsamen Konzerte in der Türkei freust. Was ist da geplant?
Natacha: Ja, darauf freue ich mich wahnsinnig! Ulas wird der Haupt-Act sein und ich der Gast-Star. Wir arbeiten nun auch an weiteren gemeinsamen Songs. Ich werde in der Türkei auch Mundart singen. Das habe ich bereits so gemacht, als ich in Schweden aufgetreten bin. Damals hat mir ein Schwede im Flugzeug den Refrain eines Songs übersetzt und den habe ich dann gelernt und auch in Schwedisch gesungen. In der Regel singe ich aber Mundart oder Französisch. Ich hoffe, Ulas wird auch mal bei einem Konzert von mir Gast sein.

hitparade.ch: Mit "Ne resiste pas" ist ein französischer Song auf dem Album. Damit drängt sich natürlich wieder die Frage auf, wie es nun mit Deinem französischen Album steht.
Natacha: Ich bin nach wie vor dran, es ist einfach wahnsinnig schwierig. Ich hatte bereits Konzerte in Frankreich, für ein französisches Album bin ich aber noch nicht so weit. Ich denke aber, ich schaffe es irgendwann, wenn der Moment der richtige ist.

hitparade.ch: Du bist Botschafterin der Special Olympics Switzerland. Wie ist es dazu gekommen?
Natacha: Ich habe den Aufbau der Miss-Handicap-Wahlen begleitet und wurde in diesem Zusammenhang angefragt. Es ist eine sehr interessante und wichtige Aufgabe.

hitparade.ch: Deine Tour 2013 / 2014 ist in Planung. Kannst Du uns schon etwas darüber verraten?
Natacha: Wir planen auf Anfang 2013 eine CD mit den alten Hits in Duett-Versionen sowie eine Jubiläums-Tour. Mitte Februar beginnen die Konzerte. Ich freue mich sehr darauf. Das Live-Erlebnis ist mir sehr wichtig.

hitparade.ch: Was aus den Top 10 der Alben-Charts kannst Du kommentieren?

Sing Um Dein Leben - Das Album
Habe ich erst gerade gehört. Gefällt mir eigentlich recht gut. Ich war erstaunt, wer dort alles mitmacht.

Sophie Hunger - The Danger Of Light
Finde ich ganz super. Ich habe sie im KKL gesehen und war sehr beeindruckt.

David Garrett - Music
Gefällt mir irrsinnig.

P!nk - The Truth About Love
Sie ist einfach umwerfend.

Xavas - Gespaltene Persönlichkeit
Finde ich auch cool.

Muse - The 2nd Law
Muse sind natürlich meine Helden, von Anfang an. Ich habe sie schon gekannt, als sie noch fast niemand kannte.

77 Bombay Street - Oko Town
77 Bombay Street sind super!
Interview durchgeführt: Steffen Hung
Redaktion: Steffen Hung, Remo Hiltbrunner