Interview mit Nightwish
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Nach über 4 Jahren veröffentlichen Nightwish ihr lang ersehntes, fünftes Album. Es trägt den Titel "Imaginaerum" und ist nicht nur eine CD, sondern gleich auch der Soundtrack zu einem Film. Wir haben Tuomas Holopainen und Marco Hietala zum Interview getroffen.hitparade.ch: Das neue Album heisst "Imaginaerum", welches von dem Wort "Imaginarium" kommt. Wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?
Tuomas: Eigentlich wäre der Name "Imaginarium" gewesen, doch es gab Probleme wegen dem Copyright, da es verschiedene Firmen und Produkte gibt, die mit diesem Wort verbunden sind, darum dachten wir, dass es einfacher ist, das Wort ein bisschen abzuändern. Ich denke, es ist ein perfekter Name für das Album. Die Lieder haben zwar nicht von Anfang bis Ende eine Geschichte, jedoch geht es bei jedem Lied um dasselbe Thema, und das ist die Kraft der Fantasie und Vorstellungskraft. Es geht um all die schönen Dinge im Leben: Liebe, Güte, Erinnerungen, usw. Ich muss sagen, dass es eines der optimistischsten Alben ist, die wir bis jetzt gemacht haben, obwohl es auch wie bisher viel Dunkelheit in den Songs zu finden gibt. Es ist wie im echten Leben, die dunklen und hellen Momente.
hitparade.ch: Dies ist ein spezielles Album, denn ihr habt die CD mit einem Film kombiniert. Zuerst war es die Idee, zu jedem Song einen Clip zu drehen, der schlussendlich einen Film ergibt. Nun wurde diese Idee ein bisschen anders umgesetzt. Was hat euch inspiriert, einen Film zu machen?
Tuomas: Die erste Idee war, das Album als Doppel-CD zu veröffentlichen. Eine CD mit den Songs und eine DVD mit der Geschichte, so dass man die CD hören kann, während man den Film schaut. Dann habe ich den Regisseur Stobe Harju angerufen, ich mochte schon immer seine Vision und seine Art. Er war eigentlich der, der sagte, dass es eine gute Idee ist, aber er sagte uns dann auch, dass wir besser einen ganzen Film machen sollten und nicht nur einzelne Kurzgeschichten. Das war schlussendlich auch besser so, anstatt für jeden einzelnen Song einen eigenen Videoclip zu drehen.
Marco: Die Originalidee, einen Film zu machen, kam von mir, doch es war dann der Director, der es umgesetzt hat.
hitparade.ch: Die Dreharbeiten dauerten 18 Tage. Einen Film zu machen war auch für euch eine neue Herausforderung. Ist es schlussendlich so gekommen, wie ihr es euch vorgestellt habt?
Tuomas: Wir spielen nicht die Hauptrollen, wir haben einfach einzelne Szenen. Der Film basiert auf den Songs zum aktuellen Album, doch es gibt eine richtige Geschichte im Film, es sind immer noch separate Dinge. Wir haben bis jetzt nur Rohmaterial gesehen, ohne Effekte, da es einige Monate geht, bis der Film fertig ist, die Premiere sollte ungefähr im April sein. Es hat auf jeden Fall viel Spass gemacht, die Schauspieler waren einfach nur atemberaubend. Es wird auf jeden Fall unseren Erwartungen entsprechen.
Marco: Ja, wie könnte ich es ausdrücken: Es ist ein "nicely, disturbing piece of movie art".
hitparade.ch: Die erste Single des Albums "Imaginaerum" heisst "Storytime". Was könnt ihr mir über den Song erzählen und warum habt ihr genau diesen als Single ausgewählt?
Marco: Wir hatten mehrere Songs zur Auswahl als Single, doch das Management hat dann diesen Song ausgewählt, was wir auch gut fanden.
Tuomas: Es ist einer der simpleren Songs des Albums. Er reflektiert die Album Songs aber recht gut, es gibt einen guten Einblick auf mehr.
Marco: Und heutzutage ist es auch so, dass man bei einer Single-Auswahl auch an das Radio-Airplay denkt.
hitparade.ch: ..das wäre gerade meine nächste Frage, denn hier in der Schweiz wird sehr wenig Rock gespielt, ein bisschen zu viel Gitarre und es gehört nicht in die Playlist. Ist das in anderen Ländern auch ein Problem?
Marco: Es ist nicht einfach, aber es gibt auch Ausnahmen. Ich kann dir da ein Beispiel von Finnland erzählen: Einer der grössten Radio Sender kam an unsere Pre-Listening Session, wo sie die Songs schon einmal anhören konnten, dabei war auch die Radio Edition der Single, die ein bisschen kürzer und heruntergeschraubter ist. Der Boss des Senders hat dann gesagt, dass sie die Radio-Edition nicht spielen werden, aber den ganzen Song! Das war ein sehr positives Zeichen.
hitparade.ch: Kommen wir zu der neuen Sängerin, Anette Olzon…
Marco: So neu ist sie auch wieder nicht! *lacht*
hitparade.ch: Dies ist nun das zweite Album mit ihr. Sie ist ebenfalls Mutter, wie geht das zeitlich mit der Tour und allem?
Marco: Ich bin auch ein Familienvater und habe zwei Söhne. Ihr Kind ist noch sehr jung, und sie versucht, das Kind und ihren Freund auf die Tour in Europa mitzunehmen, so oft es geht.
Tuomas: Genau, somit muss sie sich nicht ständig sorgen.
Marco: Meine Söhne sind inzwischen 10 Jahre alt, und ich denke es ist kein Problem heutzutage, man hat so viele Möglichkeiten, um mit den Leuten in Kontakt zu bleiben, wie Skype. Ausserdem ist es nicht so, dass wir ununterbrochen zwei Jahre lang weg sind oder so, wir versuchen, unsere Familien so oft wie möglich zu sehen.
hitparade.ch: Habt ihr jemals daran gezweifelt, eine neue Stimme für die Band zu haben, als es zur Trennung gekommen war?
Marco: Nein! Wir waren einfach in einer Situation, wo es nicht mehr ging und wir mussten Lösungen finden. Natürlich waren wir auch in dieser Situation, in der wir den Druck hatten, zu beweisen, dass unsere Band nicht nur abhängig ist von einer einzigen Stimme. Wir haben natürlich auch viele Kritiken von den Medien bekommen, wie es wohl bei jeder Band ist, aber für uns war es wichtig, weiter zu machen, denn die Songs entstehen als Band zusammen. Ich denke, für dieses Album war Anette noch entspannter als beim ersten, ausserdem wusste sie mehr, wie sie ihre Stimme umsetzt zu den neuen und auch alten Songs. Sie fühlt sich richtig wohl!
Tuomas: Sie fühlt sich einfach sicherer als in der Anfangszeit und das spürt man, sie hat Energie.
hitparade.ch: Die Texte sind sehr fantasievoll. Sind das Geschichten und Gedanken von allen Bandmitgliedern zusammen oder wer ist dafür zuständig?
Marco: *Zeigt auf seinen Sitznachbarn Tuomas Holopeinen*
Tuomas: Ja, ich schreibe alle Lieder.
hitparade.ch: Woher nimmst du die Inspiration der Songs und wie setzt du die in der Band um?
Tuomas: Zuerst habe ich eine Idee, eine Vision und Vorstellung, das kommt einfach so. Mit der Musik bringe ich diese Emotionen dann zum Leben, sei es ruhig oder laut. Bei der Musik selber bringt Jeder seine Ideen, das ist verschieden.
hitparade.ch: Schaut man das CD Cover an, sieht es auch diesmal wieder sehr speziell aus, passend zu "Storytime" ein Buch, das im Schnee steht. Habt ihr den gleichen Designer wie vor Jahren und wie wird es umgesetzt?
Tuomas: Dies ist nun das dritte Album mit dem gleichen Designer, und wir sind natürlich sehr zufrieden. Ich habe eine genaue Vorstellung, wie es aussehen soll, dann machen wir ein paar Beispiele mit verschiedenen Bildern und schlussendlich kommt es immer richtig.
hitparade.ch: Facebook und all diese sozialen Netzwerk sind ein grosses Promotion Ding für viele Musiker. Was hält ihr von diesem Medium?
Tuomas Holpeinen: Ich gehe nie auf Facebook, ich habe gar keinen Account. Ich verwende das Internet nur für E-Mails und Fantasy-Games. Ich finde es nicht sehr faszinierend, um mit Leuten auf diese Art zu kommunizieren. Aber ja, die Band hat natürlich ein Facebook Profil.
Marco: Ich schliesse mich damit an. Ich habe auch kein Facebook. Man hat sowieso viel sozialen Kontakt mit all den Leuten um sich herum.
hitparade.ch: Die Fans, die dieses Album das erste Mal hören werden, denen wird es direkt auffallen, dass es auch einen jazzigen Song zu hören gibt, etwas, das ihr noch nie gemacht habt. Wie war das für euch?
Tuomas: Eine Herausforderung, und genau um das geht es auch. Man möchte sich selber immer wieder neuen Herausforderungen stellen, auch für die Hörer ist es etwas ganz Neues. Wenn man die Herausforderung gemeistert hat, dann kann man von sich sagen: Mission erfüllt.
Marco: Wir haben den Song als Herausforderung angenommen und das Witzige ist, niemand hatte Angst, das anzunehmen. Hätten wir diese Einstellung nicht gehabt, hätten wir es auch nicht geschafft.
Tuomas: Wir haben es nicht einfach getan, weil wir etwas Spezielles wollten. Jeder von uns mochte die Atmosphäre dieses Stils.
Marco: Das heisst aber auch nicht, dass wir ein ganzes Album mit jazzigen Liedern gemacht hätten, aber ein Song kommt ganz gut an. Ausserdem passt es auch zum Film, einfach abwarten und sehen.
Tuomas: Wenn ihr uns noch nie live gesehen habt, dann werdet ihr etwas live sehen, das ihr noch nie gesehen habt *grinst*
Marco: *lacht* Wir sind momentan an der Planung, es wird grosse Live Screens geben, die Show wird super, allzu viel werden wir noch nicht verraten. Wir konzentrieren uns zuerst mal als Band auf die Live Musik, jedoch werden noch einige Überraschungen zu sehen sein.
Interview durchgeführt: Sonja Eberhard
Redaktion: Sonja Eberhard