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Interview mit Nuel



Aus Bern und seinem Umland kommen derzeit sehr viele Bands, darum ist es umso interessanter, einmal zu hören, was denn in der Region Zürich für neue Musiker aufstreben. Manuel Albertin hat als "Nuel" ein eingängiges Singer/Songwriter-Album produziert und diese Tage veröffentlicht. Ein guter Grund, Nuel zu treffen und ihm ein paar Fragen zu stellen.

hitparade.ch: "Sweet Talker" heisst dein Debut Album, welches diese Tage erscheint. Bekannt bist du bis anhin nicht so richtig. Nervös, was da so alles passieren könnte in nächster Zeit?
Nuel: Seit wenigen Wochen läuft unser Clip auf VIVA und SF2, einzelne Radiostationan haben begonnen, unsere Single "Follow Me" zu spielen und ich denke, dass nun eine Station nach der anderen den Song in die Playlist aufnehmen wird. Und dann lasse ich mich überraschen, wie gross dies wird, es wird nun sicher stetig etwas wachsen.

hitparade.ch: Du hast, wie man nachlesen kann, in einer Coverband angefangen. Wie war allgemein dein musikalischer Werdegang?
Nuel: Ich habe durch meinen Vater im Alter von etwa acht Jahren angefangen, Gitarre zu spielen. Durch Fragen und Nachspielen und das stetige Ausprobieren wurden es damals zum Teil Stunden pro Tag,in denen ich am Instrument sass. Ich habe dann bereits in jungen Jahren versucht, einen Song zu schreiben, noch in Mundart und gar nichts Weltbewegendes, aber es hatte eine Strophe und einen Refrain. Mit 15 war ich dann bei einer Jugendband in Zürich, und wir hatten damals einige Auftritte. Im Alter von etwa 20 hat sich das Ganze dann aufgelöst und ich habe mich entschieden, es solo zu versuchen, mit eigenen Songs. Ich habe damals an einem Konzert in Luzern Jean-Pierre von Dach kennengelernt und wurde von ihm in sein Studio eingeladen, um meine eigenen Sachen vorzuspielen. Das Ganze stiess auf erfreute Ohren, und dann haben wir uns entschlossen, eine Platte zu machen. Und das ist nun "Sweet Talker" und steht ab sofort in den Plattenläden.

hitparade.ch: Acht Jahre hast du ja laut Biografie an deinen eigenen Songs gefeilt, was habt ihr denn genau so lange gemacht damit? Wo waren die Hürden?
Nuel: Wir hatten sehr schnell fünf Songs und haben daraus eine EP gemacht, diese haben wir jedoch nicht vertrieben, sondern mehr als Demo eingesetzt. Um zu schauen, ob wir damit Auftrittmöglichkeiten bekommen und wie das überhaupt ankommt beim Hörer und Zuschauer. Und zudem hatten wir ja auch keinen eigentlichen Druck, wir hatten keine Plattenfirma im Nacken, die etwas verlangte, so konnte ich gegen 40 Songs schreiben und diese in aller Ruhe reifen lassen und schauen, welche sich dann abheben und aufgenommen werden. Für ein nächstes Album werde ich dann nicht mehr so viel Zeit haben. Ich bin auch bereits daran, neue Ideen etwas zu skizzieren.

hitparade.ch: Bestand da nie die Angst, dass deine ersten Songs später nicht mehr zu den neuen passen würden, wenn man so lange an einem ersten Album arbeitet? Dass man vielleicht auch nicht mehr ganz zeitgemäss ist beim Release?
Nuel: Nein, gar nicht. Je mehr Songs ich habe umso grösser ist die Auswahl, damit ich schauen kann, welche Songs zusammenpassen, welche Songs eine Einheit für ein Album ergeben, wie ich es mir vorstelle. Und ich habe nie gross nach links oder rechts geschaut, ob ich nun zeitgemäss bin oder nicht. Es ist ja meine Musik und die ist für mich immer zeitgemäss. Umso schöner, wenn man damit Plattenfirmen und Publikum begeistern oder überzeugen kann.

hitparade.ch: Worauf legst du den Schwerpunkt in deinen Songs, eher auf die Texte oder auf die Melodien?
Nuel: Ich bin schon eher in der Sparte Singer/Songwriter, darum gewichte ich Beides etwa gleich stark. Ich mag harmonische, aber auch sphärische Melodien, und textinhaltlich sind es meistens Lebenssituationen aus meinem und anderer Leben.

hitparade.ch: Wie kam es zum Titel "Sweet Talker"?
Nuel: Der kommt aus dem Song "I Swear", dort gibt es die Textzeile "I'm not one of those sweet talkers". Und mir hat diese Wortkombination sehr gut gefallen, und man kann sich zwei, drei verschiedene Sachen darunter vorstellen. Irgendwann habe ich gefunden, das wäre doch ein passender Albumtitel.

hitparade.ch: Du hast vorhin Jean-Pierre von Dach angesprochen. Das ist einer von diversen Leuten, mit welchen du zusammengearbeitet hast. Was waren es denn sonst noch für Musiker und wie kamen diese Zusammenarbeiten zustande?
Nuel: Es hat sich Vieles aus dem Anderen ergeben. Durch Jean-Pierre von Dach habe ich Eddie Walker kennengelernt, welcher auch bei Gigi Moto in der Band spielt als Schlagzeuger. Dort hat es sich irgendwann bei Aufnahmen herauskristallisiert, dass er bei mir auch hinter den Drums sitzen wird. Beim Keyboard war es auch relativ naheliegend, wenn man unsere Umfelder anschaut, dass sich dann Hendrix Ackle an die Tasten setzt, und Gigi Moto singt sogar die Background Vocals. Alles aus diesen Sessions im Studio und den Freundschaften.

hitparade.ch: Momentan stossen sehr viele junge Musiker und Bands auf den Markt. Alle wollen gespielt werden, auftreten und erfolgreich werden. Dies ist sicher auch ein Verdienst neuer Plattformen, dem Internet, aber auch sicher der Labels, welche wieder eher etwas mehr Geld ausgeben für Nachwuchsprojekte. Da muss man sich etwas abheben, um wahrgenommen zu werden. Was unterscheidet dich von Anderen, damit du nicht in dieser Masse untergehst?
Nuel: Ich denke, es werden die Stimme und die authentischen Songs sein, die nicht auf Airplay- und Hitparadentauglichkeit getrimmt wurden. Ich denke, mir ist eine eingängige Platte gelungen, die einer breiteren Masse gefallen könnte. Ich denke nicht, dass es gross ein Problem sein wird, sich in einem gewissen Masse durchzusetzen.

hitparade.ch: Wie beurteilst du im Allgemeinen diese, nicht negativ gemeinte, Flut von neuen Bands und Projekten, die im Radio gespielt werden und Alben veröffentlichen? Wertest du das positiv oder findest du, der Markt ist dann sehr schnell wieder voll für so viel Schweizer Musik?
Nuel: Es ist sicher positiv, wenn diesbezüglich wieder mehr gemacht wird, um in uns Musiker zu investieren. Andrerseits muss man auch sehen, je mehr Bands es auf dem Markt hat, umso schnelllebiger wird das Ganze. Es können ja nicht Alle für immer bestehen. Aber unter dem Strich ist es positiv.

hitparade.ch: Jetzt ist die CD fertig und es geht auf die Bühnen, und dank hoffentlich aller Promoarbeit, die dazugehört in den verschiedensten Medien, vor immer mehr Publikum. Was denkst du, wird die nächsten Wochen und Monate auf dich zukommen?
Nuel: Natürlich weiterhin fleissig Interviews geben. Und dann startet meine Tour am 18.September im Eisenwerk Frauenfeld. Die CD wird noch getauft am 3. Oktober im Albani in Winterthur. Diverse andere Konzerte wird es noch geben und werden noch dazukommen. Dann bin ich, wie gesagt, bereits neues Material am Verarbeiten. Ich lasse mich gerne überraschen, was passiert in nächster Zeit, wie die Reaktionen sein werden, wenn die Songs am Radio gespielt werden und wie viele Leute an die Konzerte kommen.

hitparade.ch: Wie setzt sich deine Live-Band zusammen?
Live dabei habe ich zwei Leute von Gigi Moto, Eddie Walker am Schlagzeug und Roland Sumi am Bass. An den Gitarren spielen Pascal Knecht und ich. So sind wir unterwegs. Es kann aber durchaus auch vorkommen, dass manchmal noch Jean-Pierre oder Gigi Moto als Gastmusiker dabei sind.

hitparade.ch: Mit elf Songs bestreitet man mit normalen Pop/Rock Songs aber noch kein ganzes Konzert. Was bietest du live sonst noch nebst den Songs von "Sweet Talker"?
Nuel: Live werden wir sicher bereits wenige neue Sachen spielen, welche noch unveröffentlicht sind und diverse Covers, welche zu meinen Songs passen.

hitparade.ch: Du hast es selber erlebt, es ist nicht einfach im Moment, eine Plattenfirma zu finden, welche Einen richtig unterstützen kann, um seine musikalischen Träume zu verwirklichen. Irgendwie ist die Industrie am Serbeln und trotzdem hat man plötzlich wieder unglaubliche Summen in der Hinterhand, um unmögliche Sachen zu finanzieren. Du hast mit vielen freundschaftlichen Diensten und Goodwill eine Platte finanzieren können und ein Label gefunden, was denkst du, wären Alternativen gewesen, wenn es bei dir nicht geklappt hätte damit?
Nuel: Das habe ich mir so noch gar nie überlegt. Es hat für mich eigentlich nie eine Alternative gegeben. Ich hätte auch ohne Plattenfirma weitere Songs geschrieben und so gut wie möglich Konzerte gegeben und weiter gesucht.

hitparade.ch: Aber gibt es denn aus deiner Sicht Alternativen zu der heutigen Situation im Musikbusiness mit Labels und Vertrieben?
Nuel: Nein! Es kommt darauf an, welche Ambitionen man hat, das ist klar. Aber wenn man will, dass die CD in gewissen Shops stehen, man im Radio gespielt wird und man auf guten Bühnen für ein anständiges Geld Konzerte geben will, man eine Produktion mit höheren Ansprüchen anstrebt, dann gibt es keine Alternativen zum bestehenden System. Dann führt kein Weg an einem guten Label, Management und Vertrieb vorbei. Als unbekannter Act macht es keinen grossen Sinn, eigene Labels zu gründen und eigene Vertriebssysteme aufzubauen. Ich hätte Demos produziert und wäre aufgetreten, neue Demos, neue Auftritte und stetig nach einer geeigneten Plattenfirma gesucht.

hitparade.ch: Wie allen Anderen, zeigen wir auch dir die aktuellen Single Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie kommentieren?

10. Madonna & Justin - 4 Minutes
Nuel: Kenne ich gerade nicht. Aber was Madonna heute so macht, gefällt mir sowieso nicht mehr so. Justin hat sicher auch meinen Respekt, aber es ist absolut nicht mein Sound.

8. Rihanna - Disturbia
Nuel: Rihanna ist mir auch etwas zu modern, gefällt mir nicht so.

7. Coldplay - Viva la vida
Nuel: Coldplay haben mir bis anhin immer gefallen, mit der neuen Platte kann ich mich aber noch nicht so anfreunden.

6. Söhne Mannheims - Das hat die Welt noch nicht gesehen
Nuel: Finde ich ok.

5. Amy Macdonald - This Is The Life
Nuel: Wenn es das ist, was ich meine, dann finde ich das gut.

4. Madonna - Give It To Me
Nuel: Schon wieder Madonna, gefällt mir nicht.

3. Kid Rock - All Summer Long
Nuel: Finde ich nicht so schlecht. Und die restlichen Zwei kenne ich nicht.