Interview mit Owl City
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hitparade.ch: Myspace und andere soziale Netzwerke haben Euch vom Nichts nach Oben geschossen. War das für euch überraschend? Wie seid ihr damit umgegangen?Owl City: Ja, das war ein richtiger Wirbelwind. Ich weiss noch, dass ich im Sommer 2007 ein paar Songs ins Internet gestellt habe. Im Frühling 2008 hatte ich bereits einige Mails von diversen Plattenfirmen die interessiert waren. Ich habe mich mit ein paar Managern von verschiedenen Firmen getroffen. Bereits nach 6 Monaten habe ich meinen damaligen Job gekündigt. Ich hatte für Coca-Cola in einem Lagerhaus gearbeitet. Das war wohl der beste Tag meines Lebens!
hitparade.ch: Hast du vielen Labels abgesagt, die dich angefragt haben?
Owl City: Es gab viele Anfragen. Ich habe mich dann für Universal Republic entschieden, da sie am ehesten wussten, was ich will und was ich mache. Sie waren diejenigen die sagten: "Wir wollen Dir helfen, dass Du das machen kannst, was du willst. Wir werden deinen Hinweisen folgen". Es gab viele Labels die anders waren und mich mit anderen Produzenten verkuppeln wollten, ausserdem wollten sie alles ändern. Ich wollte nicht etwas anderes machen, sondern mein eigenes Ding. Es ist sehr heikel wie die Industrie heutzutage ist, doch es ist nun alles gut herausgekommen.
hitparade.ch: Ich kann mir gut vorstellen, dass du auch weniger Druck hast wenn du solo unterwegs bist..
Owl City: Ja, das ist wie ein Segen. Ich habe keine Streitereien und kann mein eigenes Ding durchziehen.
hitparade.ch: Zwischen dem Album, das du selber veröffentlicht hast, bis zum aktuellen Album von diesem Jahr: Wie hat sich der Prozess ein Album zu machen für dich verändert?
Owl City: Ich denke, umso mehr man selber macht, umso besser kann man damit umgehen. Wenn ich einem etwas Song hinzufügen möchte, zum Beispiel mit Pro Tools, dann mache ich das selber und sehe dann direkt ob es passt. Umso mehr Zeit man mit der Software verbringt, umso einfacher wird es und es bieten sich immer mehr Möglichkeiten, es so zu machen wie man will. Als ich mit diesem Programm angefangen habe, wusste ich zuerst nicht, wie ich damit umgehen sollte, also habe ich auch mehr Zeit damit verbracht. Das Programm zu beherrschen und die Sounds so zu kreieren wie ich will, das war für mich sehr wichtig, das war der wichtigste Prozess.
hitparade.ch: Hat der grosse Erfolg deines zweiten Albums auch dazu geführt, dass du mehr Geld in bessere Geräte und Ausrüstung stecken konntest?
Owl City: Ja auf jeden Fall. Viele Leute haben mich gefragt, ob ich viele Boote und Autos gekauft hätte. Ich habe dann gesagt, dass ich nur besseres Equipment möchte, professionellere Geräte und so. Das habe ich auch gemacht. Ich habe mein eignes Studio zuhause. Das ist für mich die perfekte Atmosphäre um in mich hineinzugehen und Musik zu kreieren. Die Ideen strömen wie aus dem Nichts. Wenn ich unterwegs bin, habe ich ständig meine Kopfhörer auf und arbeite an meinem Laptop, ständig kommen neue Inputs. Wenn ich dann zu Hause bin, ist es das erste was ich mache: Ich importiere die angefangenen Songs auf dem Laptop in meinen Studio Computer. Es ist ein Kreis der sich niemals schliesst. Solange ich das machen kann was ich will, bin ich glücklich.
hitparade.ch: Was haben deine Eltern dazu gesagt, als sie von deinem Erfolg erfahren haben?
Owl City: Ich kann mich erinnern als ich noch meinen alten Job hatte, da sagten sie mir: "Du solltest vom Alltag wegkommen und neue Luft schnappen". Ich weiss noch, dass meine Mutter zu mir gekommen ist und mir gesagt hat, ich solle ein Fenster öffnen. Es gab da diesen alten Raum in ihrem Haus, wo ich mit meiner Musik angefangen habe. Es war ein sehr altes Haus. Sie waren einfach so gut zu mir. Heute sagen sie: "Wir verstehen nicht immer was gerade läuft, aber wir werden dir 100% zur Seite stehen, was auch immer du machst." Sie kommen an jede Live-Show in Minneapolis, sie sind einfach wundervoll.
hitparade.ch: Kommen sie auch an andere Konzerte, jetzt wo du in der ganzen Welt unterwegs bist?
Owl City: Wir haben darüber gesprochen. Wir hatten bis jetzt nie die Zeit, freizunehmen, aber ich habe ihnen gesagt, dass wenn sie irgendwo hingehen möchten, dass ich sie hinbringe. Sie sagen mir, dass sie mir nicht zu viel Zeit rauben möchten wenn ich auf Tour bin. Ich habe sie nach New York und Los Angeles fliegen lassen, weil sie noch nie da waren. Es hat ihnen sehr gefallen, speziell das Wetter in Los Angeles.
hitparade.ch: Du scheinst eine sehr aktive Beziehung zu haben mit deinen Fans. Führt dieses Zusammenspiel auch manchmal zu Problemen?
Owl City: Nein, ich habe noch keine Probleme damit gehabt. Für mich war das schon immer wichtig, aktiv online zu sein . Ich bringe immer neue Sachen raus, daher halte ich es auch für notwendig, dass die Leute mit mir kommunizieren können. Meine Fans sind meistens sowieso sehr friedlich und bescheiden. Es gibt keine Streitereien oder so, sie sind alle sehr süss und aufrichtig. Es ist für mich einfach ein Traum. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich jemals in der Schweiz unterwegs sein werde, und hier bin ich!
hitparade.ch: Von deinem zweiten Album " Ocean Eyes" wurde dein Song "Tidal Wave" überall im christlichen Radio gespielt. Da du eine christliche Erziehung hattest, ist das auch ein bisschen Absicht?
Owl City: Nein, es spielt für mich keine Rolle, welche Leute meine Musik hören, es war auch nie meine Absicht eine gewisse Kategorie von Menschen zu treffen. Ich wollte aber immer sicher sein, dass es nicht geheim bleibt, dass ich eine Person bin, die einen Glauben hat. Es sollte für die Leute zu erreichen sein, die diese Kategorie von Musik suchen. Es ist auch nicht so, dass ich rausgehen und etwas vorpredigen wollte. Es gehört einfach zu meinem Leben und das sollte für die Interessierten auch zu finden sein. Ich möchte mir einfach sicher sein, dass die Lieder klar und einfach sind, aber trotzdem von Herzen kommen.
hitparade.ch: Wie bei vielen Künstlern heutzutage sind auch deine Lieder vor der CD-Veröffentlichung im Internet gelandet. Wie gehst du damit um?
Owl City: Es ist, wie es ist. Klar versucht man etwas dagegen zu unternehmen, aber mal ehrlich: Ich war auch einmal auf der High School wo ich nicht viel Geld hatte. Damals hatte ich mir auch Gedanken gemacht, ob ich jetzt downloaden soll oder nicht, oder ob ich mir die Musik von Freunden kopieren lassen soll. Jetzt bin ich auf der anderen Seite dieses Szenarios. Wenn die Leute die Musik wirklich wollen, dann gehört sie ihnen. Ich mache Musik, um sie mit anderen zu teilen, es darf sich verbreiten. Dies ist schliesslich auch Sinn und Zweck. Ich hoffe einfach, dass die Musik ihnen auch etwas bedeutet.
hitparade.ch: Bei deinen Songtexten gibt es immer Referenzen zwischen der Natur, verschiedenen Tieren, dem Himmel, Wasser und Farben. Gibt es eine Botschaft, die du den Leuten mit deiner Musik übermitteln möchtest?
Owl City: Ich möchte die Leute inspirieren und erzeugen, dass sie die Schönheit um sich herum wahrnehmen. Ich habe immer versucht, die schönen Dinge im Leben zu sehen und das ist worum es geht. Es gibt so viele schöne Dinge und es gibt immer Hoffnung. Wenn Du optimistisch bist und Dir die Dinge nicht zu fest zu Herzen nimmst, dann wird es Deinen Horizont erweitern.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Sonja Eberhard, Bettina Siegwart