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Interview mit Pamela Méndez



Newcomerin Pamela Mendéz hat mit ihrem Debüt-Album "I Will Be Loved" so ziemlich ins Schwarze getroffen. Die 23-Jährige hebt sich wohltuend ab vom telegenen Format-Pop. Auf der Platte finden wir wunderbaren, melancholischen Gitarrensound. Die Lieder erscheinen süffisant und treffen doch mitten ins Innere, gesungen von einer authentischen Stimme, die Einen nicht mehr loslassen will. Mit der ersten Single "Bubble Bubble" stürmt sie die Airplay Charts.

hitparade.ch: Du warst als Kind in einem strengen Internat, warst isoliert und hast da sozusagen die Musik für dich entdeckt, hattest du da auch Gitarre gelernt?
Pamela: Ja. Mit 14 habe ich mal angefangen, mich mit der Gitarre beim Singen zu begleiten.

hitparade.ch: Wenn man tiefer in die Songs hineinhört, spürt man die tief empfundenen, ehrlichen Gefühle. Entstehen bei dir zuerst die Texte und dann die Songs?
Pamela: Zuerst entsteht eine Aussage, ein Gefühl, ein, zwei Sätze und ein paar Akkorde. Dann bleibe ich an den Akkorden, bis sie mir eine Geschichte erzählen. Dann kommt der Rest vom Text. Manchmal entsteht auch Beides gleichzeitig. Ein anderes Mal denke ich mir aber auch unterwegs eine Melodie und einen Text aus und suche dann die Akkorde dazu. Das ist immer anders.

hitparade.ch: Einige Texte wie "Sistersong" sind schon früher entstanden. Wusstest du schon immer, dass du die Texte einmal veröffentlichen wirst und es dein Ziel ist, Sängerin zu werden?
Pamela: Dass "Sistersong" veröffentlicht wird, dachte ich nicht. Aber ich wollte immer Sängerin sein.

hitparade.ch: Momentan sind Englisch singende Schweizer Sängerinnen wie Sophie Hunger, Annakin, Heidi Happy oder Lesley Meguid angesagter denn je. Du stehst momentan im Mittelpunkt und deine Musik wird hoch gelobt, so selbstbewusst klingt auch der Album-Name "I Will Be Loved", was du bereits erreicht hast. Gibt es Rückmeldungen, die dich besonders berührt haben?
Pamela: Es gibt Leute, die genau verstehen, was ich da tue. Leute, die nie fragen würden: "Und, wie willst du davon leben?" oder "Ist das dein Hobby?", die sofort spüren, dass ich alles von mir in diese Musik hineingebe und sich rein und direkt freuen, ohne mich zu kennen. Sie freuen sich mit mir zusammen darüber, dass ich das tun kann, was ich wirklich tun will. Das ist wunderschön.

hitparade.ch: Deine erste Demo wurde dem Produzenten Luk Zimmermann zugespielt, mit dem du zusammengearbeitet hast. Wie war die Zusammenarbeit, als du deine ersten Songs einstudiert und mit anderen Musikmachern geteilt hast?
Pamela: Luk und ich haben die Songs zuerst zusammen vorproduziert. Auf den Vorproduktionen spielt er Schlagzeug und Bass selbst. Wir hatten nicht von Anfang an haargenau den gleichen Geschmack, aber ich habe schnell bemerkt, dass dieser Typ echt etwas vom Produzieren versteht. Luk ist von Anfang an unglaublich kreativ mit meinen Songs umgegangen. Ich kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. Und es ist ein Stück Traum in Erfüllung gegangen. Wie ein Kind, welches das erste Mal in einer Grossstadt ist. Kann es nicht gut beschreiben. Plötzlich klang alles so professionell. Ich musste mich daran gewöhnen.

hitparade.ch: Im Song "Make Up" geht es um ein geschminktes Mädchen, hinter der Maske vermutest du Leere, ist das richtig interpretiert?
Pamela: Im Grunde geht es um die Leere, die jeder Mensch erlebt, wenn er ein Leben lebt, welches ihn/sie nicht erfüllt. Aber der Anhaltspunkt sind unter anderem ein Mädchen, welches sich im Ausgang die Bestätigung zu holen versuchte, welche sie sich in ihrem Leben selbst nicht geben konnte. Und ich gehe davon aus, dass Bestätigung mehr mit dem zu tun hat, was man tut, als was man gegen aussen zu sein versucht. C'est compliqué... Es gibt überall Verästelungen. Ich mag das. Trotzdem ist der Song klar. Ich gehe davon aus, dass dieses Mädchen sich so zurechtgemacht hat, weil es frustriert war. So habe ich es wahr genommen.

hitparade.ch: Die aktuelle Single zu deinem Debüt Album "I Will Be Loved" heisst "Bubble Bubble", welches sehr gutes Airplay erreicht hat. Wie bist du auf diese Single-Auswahl gekommen und was kannst du uns über den Song erzählen?
Pamela: Es ist ein kleiner, schöner Song über eine simple Gemeinsamkeit vieler Menschen, denen ich begegnet bin. Viele Menschen haben das Gefühl, dass es für Anerkennung einen Leistungsausweis braucht, eben gutes Aussehen, Talent, Erfolg, etc. Wenn dann mal jemand kommt und sagt: "Ich mag dich" und es nicht begründen kann, dann haben viele Menschen ein Problem. Liebe scheint es nicht mehr umsonst zu geben, und ich bin der Überzeugung, dass ein unverkrampfteres Verhältnis zu Liebe zu mehr Selbstvertrauen bei uns Menschen führen würde. Viele Menschen trauen sich nicht, das zu tun, was sie eigentlich wollen, weil sie sich nicht genug mögen. Dies wiederum führt dazu, dass sie sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen. Sie kennen sich selbst zu schlecht und vertrauen sich zu wenig, um aktiv ihr Leben zu gestalten. Könnten wir Liebe besser annehmen und herauslassen, würde vielleicht viel mehr umgesetzt, was uns Menschen, im weitesten Sinne sogar der Welt, besser täte. "Bubble Bubble" trägt diese für mich unglaublich elementare Aussage. Obendrauf ist der Song so einfach und leicht. Das hat uns Alle überzeugt bei der Auswahl. Es ist ein Song, der gut tun soll. Bei mir hat er das erreicht.

hitparade.ch: War für dich schon immer klar, in Englisch zu singen?
Pamela: Ja. Ich habe schon als Kind in Phantasie-Englisch gesungen. Es war immer die Sprache, in der ich singen wollte.

hitparade.ch: Viele Songs klingen melancholisch und doch warm. Schaut man das Album-Cover an, könnte man meinen, es sei ein sehr düsteres Werk. Was sagt das Foto über dich und das Album aus?
Pamela: No Comment! *lacht* Nein. Es war nicht immer einfach für mich, mir meinen Platz zu erkämpfen. Heute geht es mir sehr gut. Aber es war immer wieder anstrengend bis hierhin. Durchaus. Es war nicht leicht für mich, in Institutionen zu bestehen. Zusammen mit dem Titel soll es aber aussagen: Das ist jetzt vorbei! Ich mach jetzt, was ich will! *lacht*

hitparade.ch: Welche Musiker haben dich in deiner Kindheit inspiriert, bzw. inspirieren dich heute?
Pamela: Das ist so unterschiedlich. Ich habe bereits mit sieben Hip Hop gehört, schwarze Musik. Von meinen Eltern habe ich aber vor allem Chansons in allen Sprachen mitbekommen. Und heute gibt es sooo viel wunderbare Musik, die mich zum Staunen bringt. Grundsätzlich gibt es aber eine grosse Sängerin: Billie Holliday. Sie hat für mich auf den Punkt gebracht, was singen bedeutet. Mit dieser Meinung bin ich nicht alleine. Mein liebster Song heute: "U. Sonst aktuell höre ich Bon Iver, Thom Yorke, Caribou und Colin Vallon.

hitparade.ch: Bald steht deine erste Tour vor der Türe. Wie sieht so ein Konzert von dir aus? Bist du mit der Band unterwegs oder gibt es auch akustische Unplugged-Konzerte?
Pamela: Ich habe eine wunderbare Band mit drei Jungs. Einen Pianisten, der den Flügel präpariert und Rhodes spielt, an welchem er Gitarreneffekte installiert hat. Einen Drummer und einen Bassisten, die für gute Laune sorgen. Das Set variiert zwischen Balladen mit Piano bis zu rockigeren, teilweise elektronisch angehauchten Songs. Zwischendurch werde ich ein, zwei Songs alleine auf der Gitarre spielen. Jedoch nie ein ganzes Konzert lang. Vorerst sind wir zusammen unterwegs. Selten wird man mich auch mit einem Schlagzeuger als Duo antreffen.
Ich freue mich!

hitparade.ch: Zuletzt haben wir die Top 10 der Album Charts. Kannst du uns einen kleinen Kommentar, deine Meinung darüber sagen?
Pamela: Ich kenne keines der Alben bis auf das von Zaz, weil mein Papa so Fan ist von ihr. Ich kann also nichts dazu sagen. Die Schweiz setzt auf Altbewährtes? Das vielleicht.
Interview durchgeführt: Sonja Eberhard