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Interview mit Patrice



Patrice - Life's Blood
1. Burning Bridges
2. We Are The Future In The Present
3. Be With Me
4. Red Or Blue
5. Island
6. Patrice feat. Omi - Meanin'
7. Guns & Tings
8. Love Royalty
9. Grand Design
10. Still Wonderful
11. What A Wonderful World
12. Love Your Love
13. Out In The Open
14. So She Say'
15. But You / Imagining
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"Ich habe bereits das nächste Album im Kopf"



Patrice hat vor wenigen Tagen seine neue Scheibe "Life's Blood" herausgebracht. Doch ausruhen? Das würde nicht zu Patrice passen. Im Gegenteil: Er hat bereits jetzt ein Konzept für die nächste Platte.

hitparade.ch: Kannst Du mir den Album-Titel "Life's Blood" erklären?
Patrice: Es geht um das Blut des Lebens. Das bedeutet Wasser. Wasser ist das, was unserem Planeten Leben schenkt und auch wir selbst bestehen zu einem Grossteil aus Wasser. Damit will ich zeigen, was wirklich einen Wert hat im Leben. Geld ist nur Papier, doch wir messen dem viel Wert bei. Ein Wert richtet sich nach Bedürfnis und Nachfrage - so gesehen gehört Wasser zu den wohl wertvollsten Dingen auf der Welt. Das ist also meine Metapher für unser Lebenselixier. So lässt sich unsere konfuse Welt manchmal besser verstehen.

hitparade.ch: Für Dein Album warst Du auf der ganzen Welt unterwegs. Gab's da einen Ort, der Dich speziell inspiriert hat?
Patrice: Ich muss sagen, dass ich grundsätzlich viel unterwegs bin und sich diese Prozesse eher in meinem Inneren abspielen. Ich war in Lagos, was spannend war. Aber auch auf Ile-Ife, wo Yoruba herkommt. Das war sehr spirituell und interessant für mich. Ich war auch viel auf Jamaika, aber das kenne ich natürlich schon. Ist aber auch immer inspirierend. Besonders auch in meinem Elternhaus in der Nähe von Köln, weil mein Vater dort sein ganzes gedankliches Erbe hinterlassen hat - das ist wie eine Oase. London, wo ich oft bin, ist ebenfalls eine grosse Inspirationsquelle, weil dort die Mischung stimmt. Reggae ist dort fester Bestandteil der hiesigen Kultur. Das finde ich so toll beispielsweise an einer Band wie "Police". Die haben die perfekte Schnittmenge aus ihrer eigenen und einer fremden Kultur gemacht, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Die sind total authentisch - und das haben nur Wenige geschafft. Das ist etwas, das ich auch gerne möchte. In London funktioniert das so stilvoll. Und natürlich Brooklyn! Da schaue ich aus dem Fenster und sehe das Leben und die Trends.

hitparade.ch: Und wo fühlst Du Dich nun am meisten Zuhause? Wo ist Deine Heimat?
Patrice: Ich brauche keine Heimat und habe keine. Mir fehlt das nicht. Das Einzige, was ich brauche, ist Natur. Simpel und einfach.

hitparade.ch: Aber wenn Du jetzt heute sagen würdest: "Ich gehe nach Hause", wohin würdest Du dann gehen?
Patrice: Das richtet sich nach meinem Zeitplan. Als nächstes fliege ich nach New York - also würde ich zurzeit mit "Brooklyn" antworten. Doch die Antwort fällt immer anders aus.

hitparade.ch: Deine Alben klingen immer wieder anders, Du erfindest Dich immer wieder neu. Ist das nach sieben Alben nicht langsam schwierig?
Patrice: Das Geheimnis ist, dass ich nie das Gefühl habe, es geschafft zu haben. Ich fühle mich vor jedem Album immer wieder auf der Startposition. Wenn ein Album fertig ist, dann schliesse ich damit irgendwie ab und beginne von vorne. Klar lernt man immer wieder Neues dazu bei jeder Scheibe und es gibt natürlich Dinge, die ich inzwischen besser kann. Aber jedes Album ist ein Projekt für sich, das keine Vorgaben hat. Wenn ich zurückblicke auf mein erstes Album: Damals musste ich gleichzeitig Gitarre lernen und produzieren. Der Prozess des Lernens ging seither immer weiter. Es kommen immer wieder neue Dinge dazu. Ich bleibe in Bewegung. Es gibt so viele Möglichkeiten, ich bin voller Ideen.

hitparade.ch: Du hast aber wohl noch keine Ideen für das nächste Album, oder?
Patrice: Doch, tatsächlich! Die Idee ist schon klar und steht fest. Das Eine führt einfach immer zum Nächsten. Mein nächstes Album soll "Less" heissen und wegkommen von aufgebauschten Songs. Jeder Song soll bis auf die Basis reduziert werden und nur mit den allernötigsten Instrumenten auskommen. Mit dem absoluten Minimum.

hitparade.ch: Woher kommen denn all diese Inspirationen? Lässt Du Dich auch mal von anderen Künstlern inspirieren?
Patrice: Das kann auch mal vorkommen. Wenn ich mir andere Künstler anhöre, dann bleibe ich immer objektiv. Ich höre und spüre dann, was sie aussagen und auslösen wollten. Dann ergründe ich, wie sie es geschafft haben, diese Wirkung zu erzeugen. Oft mache ich dann etwas ganz Anderes. Aber zur Inspiration funktioniert das sehr gut. Auf der anderen Seite versuche ich natürlich, auch immer auf mich selbst aufzubauen.

hitparade.ch: In einem Interview hast Du einmal die Frage nach der Bezeichnung Deiner Musikrichtung mit "Sweggae" beantwortet. Kannst Du mir "Sweggae" erklären?
Patrice: Das war eigentlich dumm von mir (lacht). Ich wollte damals nur dieser Frage nach der Musikrichtung ausweichen und habe das Genre einfach erfunden. Es war eigentlich ein Witz, doch dann wurde es vielerorts aufgegriffen - auch in grossen Zeitungen. Mittlerweile hat sich das eingebürgert - und ich habe mir selbst ein Ei gelegt. Denn nun muss ich das Genre erklären (lacht). Aber ich kann schon etwas dazu sagen: Ich baue mir meine eigene Kultur, aus Dingen, die ich mag. Ich bin nicht festgelegt. Wir leben in einer Zeit, wo sich die Traditionen und Herkünfte immer mehr vermischen. Irgendwann werden wir nicht mehr definieren können, wer woher kommt. Wir können uns selbst aussuchen, wer wir sind. Sweggae ist eine Art Best Of-Kultur mit Reggae-Einschlag.

hitparade.ch: Reggae ist Dir wichtig, oder?
Patrice: Ja, denn dies ist die Musikrichtung, die wie ein Fixpunkt für mich ist. Reggae funktioniert bei mir auf Anhieb. Wenn Du mich als Baby in die Mitte von Radios gesetzt hättest, wäre ich in die Richtung gekrabbelt, aus der Reggae gespielt wird.

hitparade.ch: Gibt's Musikrichtungen bei denen Du weisst, dass Du da niemals landen wirst?
Patrice: Schlager würde ich sagen. Aber sonst bin ich sehr experimentell. Ich habe auch schon mit klassischer Musik gearbeitet - zum Beispiel für ein Filmmusik-Projekt. Das finde ich toll! Es gibt Musik, die darauf abzielt, sich zu verkaufen. Die ist nach Baukasten-System gemacht. Und dann gibt es Musik, die einfach gut ist. Die kommt aus einem Impuls heraus, wo sich jemand selbst verwirklicht hat. Schnörkellos und authentisch. Und vielleicht ist diese Musik so gut, dass sie zu Pop und ein Hit wird. Zum Beispiel ist Michael Jackson für mich nicht im Pop-Genre, sondern es ist so gut, dass es zu Pop geworden ist. Alles, was aus der Richtung kommt, kann ich mir vorstellen zu tun.

hitparade.ch: Welcher Song der neuen Scheibe hat Dir denn am meisten Kopfzerbrechen bereitet?
Patrice: Da gibt's keinen. Wenn ich mich bei einem Song verkrampfe und ich merke, dass er nicht so funktioniert, wie ich es mir vorstelle, dann kommt er in die Schublade. Beispielsweise "Meanin'", der Song mit OMI, der war eigentlich bereits für's letzte Album gedacht. Damals hatte ich einfach die zündende Idee noch nicht, wie ich den Song perfekt abrunde. Manchmal kommt der Input auch von aussen - von der Familie oder von Freunden - dass ich denen etwas abspiele und die erkennen darin etwas, woran man weiterarbeiten kann. So kann ich die Songs neu erkennen. Ich lasse die Songs einfach geschehen. Zum Beispiel auch die letzten beiden Songs - die hätten es eigentlich nicht auf's Album geschafft. Und als ich kurz vor Produktionsende war, spielte ich die beiden Songs meinen Freunden ab, die mich überzeugten, daran weiterzuarbeiten.

hitparade.ch: Der Grundtenor Deines Albums ist ja der Ruf nach dem grossen Frieden, nach einer Welt, die funktioniert. Woher schöpfst Du die Hoffnung?
Patrice: Die gute Energie hole ich mir aus der Natur. Wir sind alle Natur. Und unsere Natur funktioniert so, dass ein Best Of entsteht. Ich glaube, dass wenn man die Natur machen lässt, wir nicht so schlimm sind. Wer versucht, die Natur mit Gewalt zu verändern, richtet Schaden an.

hitparade.ch: Wenn jemand Patrice nicht kennt: Wie überzeugst Du die Person davon, Dein Album zu kaufen?
Patrice: Am besten sollen die auf ein Konzert kommen, weil dann versteht man das.
Interview durchgeführt: Stella Nera
Redaktion: Stella Nera