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Interview mit Patrick Nuo

Olaf Heine/2006

Olaf Heine/2006

Patrick Nuo meldet sich dieses Jahr mit seinem 3. Album zurück. Die Single ist bereits in der Schweizer Hitparade. Bei einem Promotag in der Schweiz durften wir den Schweizer Wahl-Hamburger zu einem Interview einladen.

hitparade.ch: Bis zu deinem 14. Lebensjahr wärst du ja auf dem besten Weg gewesen, ein Konkurrent von Roger Federer zu werden. Warum hast du dich letztendlich gegen die sportliche Laufbahn als Tennispieler entschieden?
Patrick Nuo: Ich habe nur zwischen zehn und fünfzehn öfters Tennis gespielt und regelmässig trainiert. Ich denke, dass das jetzt von den Medien grösser gemacht wird als es eigentlich ist. Klar spiele ich gerne Tennis, aber momentan ist Baseball eher mein Favorit. Ich spiele zwischendurch mit einem Team.
hitparade.ch: Hast du die French Open verfolgt?
Patrick Nuo: Nein, die hab ich leider verpasst.
hitparade.ch: Was denkst du über die Schweizer Tennis-Großmacht dank Hingis, Federer und Schnyder?
Patrick Nuo: Super. Federer kann so eine Art Ewigkeitserfolg für sich verbuchen. Das ist nicht schlecht.

hitparade.ch: Du wurdest in Hamburg von David Jost entdeckt...
Patrick Nuo: Bevor es wirklich losging mit Jost habe ich es mit mehreren Managements probiert und mich beworben. Ich hab dann gemerkt, dass ich mich befreien möchte von all diesen komplizierten Verträgen und einfach nur Musik machen möchte. Also hab' ich einen Song geschrieben und habe durch das Texten schliesslich David kennen gelernt. Und dann ging es mit weiteren Visionen los.
hitparade.ch: Denkst du, dass du heute auch Musiker wärst, wenn du die Schweiz nie "verlassen" hättest?
Patrick Nuo: Also ich hab schon gemerkt, dass in Deutschland das grössere Business besteht. Zwar ist es nicht einfacher, aber man kann stärker die Schweiz, Deutschland und Österreich, kurz gesagt, ganz Europa berühren. Schlussendlich sind wir in Asien, beispielsweise Singapur gelandet... Es macht Spass und hat sich auf jeden Fall gelohnt. In der Schweiz wäre es sicher auch irgendwie möglich, aber es ist schwieriger. In einen Kaugummiautomat wirft man die Münze auch ganz oben rein...

hitparade.ch: Mit David arbeitest du ja mit einer mittlerweile fixen Größe der deutschen Musikbranche zusammen, nicht zuletzt dank seines großen Erfolges mit Tokio Hotel. Was denkst du über den enormen Erfolg und das Medieninteresse an diesen vier Jugendlichen?
Patrick Nuo: Ich denke diese Band deckt ein grosses Interessengebiet der Fans ab. Der eine macht auf Hip Hop, der andere kommt extrem stylish rüber, wieder einer "cool à la Toten Hosen". Zusammen decken sie viele Ecken und Bedürfnisse ab. Die Musik find ich gut!

hitparade.ch: Als gut aussehender, junger Sänger läuft man natürlich schnell die Gefahr, in die Casting-Schiene abgeschoben zu werden mit dem Ruf, dass man weder bei Songs noch sonst in irgendeinem Punkt ein Mitspracherecht hat (nicht zuletzt auch dank etlicher Vorgänger auf diesem Gebiet). Was entgegnest du solchen Kritikern?
Patrick Nuo: Diese Kritik habe ich in Bezug auf mich noch nie gehört, da ich ja auch bei keiner Casting-Show mitgemacht habe - Gott sei dank nicht. Durch ein Gespräch mit einem Kollegen wurde mir bewusst, dass es Stempel geben wird, die man fast nicht mehr los werden kann. Ausser vielleicht Kelly Clarkson, bei der sag ich: Wow, die hat den Durchbruch geschafft. Aber mit Kritik hab ich kein Problem, ich habe mir mein Team selber ausgesucht und vorher auch Erfahrungen gesammelt. Ich wollte nicht in einen strikten Vertrag rutschen wo ich nur eine Puppe sein würde. Ich kann mir meine Songs selber aussuchen und produziere auch mit.
hitparade.ch: Nimmst du musikalisch und textlich grossen Einfluss?
Patrick Nuo: Ich bin einer der mehr die Richtung angibt, so Alpha und Omega, sowie auch den Senf dazugeben für den Feinschliff am Schluss. Ich schreibe auch Songs, aber diese schaffen es nicht immer auf's Album. Mein Ego ist nicht so gross, dass ich alles selber machen möchte. Es gibt Leute, die schreiben gute Songs die auch zu mir passen. Die sind einfach schneller.

hitparade.ch: Nach einem Gastspiel in der Seifenoper Marienhof bist du in ein paar Wochen in der Tele-Novela Lotta in Love präsent. Bedeuten Ausflüge in die Schauspielerei nur Spaß oder könntest du dir vorstellen, ernst- und dauerhaft in diesem Genre aktiv zu werden?
Patrick Nuo: Das bei Marienhof war ein Auftritt nur mit der Band. Ich wollte einfach nicht schauspielern, ich war eigentlich immer gegen solche Soaps. Ich hab sie auch nie geschaut. Ausser ein paar amerikanischen Soaps. Das Angebot war, dass meine Persönlichkeit bis zu 80 % vorhanden sein wird in der Rolle. Es ging um die Musik und um mich. Ich musste einen Gesangslehrer spielen und fand das so absolut okay. Ich hab's einfach mal riskiert und gemerkt, dass es etwas gibt, das ich nicht so gut kann wie Musik machen. Ich würde sowas höchstens wieder machen, wenn das Drehbuch und die Rolle mir wirklich auf den Leib geschrieben sein würden und es ein Kinofilm wäre. Aber sonst eigentlich nicht.

hitparade.ch: Deine neue Single hat den Titel "Watching Over You". Inwiefern spiegelt der Song deine aktuelle Lebenssituation wider?
Patrick Nuo: Im Allgemeinen ist es auf meine Vaterschaft zu beziehen und auf die dazugehörige Verantwortung. Man kann diesen Song aber auf mehreren Ebenen, im Gegensatz zu meinen früheren Singles wie "Five Days" und "Beautiful", die klar und einfach verständlich waren. Die einen glauben an das Glück, die anderen an Schutzengel. Bei diesem Song geht es um das Licht und Situationen, die knapp am Tod vorbeigehen. Situationen bei denen du nicht recht weisst, warum sie passiert sind und wer genau dich beschützt hat.

hitparade.ch: Natürlich dient der Song auch als Vorgeschmack zum neuen Album. Was können wir davon erwarten? Gibt es wesentliche Veränderungen zu den beiden Vorgängern?
Patrick Nuo: Natürlich gibt es das Klischee, bei dem alle sagen: "Jaja, er ist reifer geworden, hör mal rein, er ist jetzt cooler.. usw." Dies würde ich allerdings nicht behaupten. Ich denke, dass ich durch das Live-Spielen viel gelernt habe. Vor "Five Days" hatte ich ja nie eine eigene Band. Inzwischen habe ich gemerkt, dass die Produktion in der Basis zwar poppig geblieben, aber auch erdiger und satter geworden ist. Live-lastiger. Eine wesentliche Veränderung gibt es aber nicht. Ausser, dass es weniger Songs gibt, die nur schön und fröhlich sind.

hitparade.ch: Wie sind denn deine Erwartungen an das neue Album?
Patrick Nuo: Ich mache Musik, erwarte, dass die Produktion gut ist und versuche mich immer kreativer einzusetzen. Der Rest sind Zahlen, die sich ergeben werden, wie man die Preise aufstellt und so.

hitparade.ch: Mittlerweile bist du junger Ehemann und Vater. Inwiefern schlägt sich dies in deinen Songs nieder?
Patrick Nuo: Eigentlich gar nicht. Natürlich hat sich mein privates Lebensgefühl verändert. An diesem Gefühl habe ich auch geschrieben und gearbeitet. Aber die Songs auf dem Album standen schon vorher fest.

hitparade.ch: Haben sich nunmehr die Prioritäten eher weg von der Musik hin zur Familie verändert?
Patrick Nuo: Erste Priorität hat natürlich die Familie, aber ich finde die Balance zwischen beidem sehr wichtig. Die Zeit muss einfach da sein.

hitparade.ch: 2004 hast du an der Vorausscheidung zum Song Contest für Deutschland teilgenommen. Könntest du dir vorstellen, auch in den nächsten Jahren nochmals daran teilzunehmen, auch in Hinblick auf das Millionenpublikum?
Patrick Nuo: Nein, nicht wirklich. Es war für mich ein einmaliges Erlebnis: das erste Mal als es keinen Schlager mehr hatte, mit Leuten aus den Charts. Solche, die Rock, Pop und auch Dance-Sachen machen. Aufgrund dieses neuen Konzeptes sagte ich mir: Wieso nicht? Wenn ich bei The Dome und bei Top Of The Pops mitmache, kann ich dort ja auch mal mitmachen. Als Schweizer für Deutschland zu singen war lustig. (lacht).
hitparade.ch: Stünde auch ein Start für die Schweiz zur Debatte?
Patrick Nuo: Eurovision ist irgendwie auch eine Klischeesache mit Stempel und so. Wenn es also nicht sein muss, dann nicht. Geschaut habe ich es dieses Jahr nicht, aber ich hab gehört wer gewonnen hat.

hitparade.ch: Du bist in einem Dorf in Luzern aufgewachsen und nunmehr Wahlhamburger. Was vermisst du am meisten am Landleben bzw. welche Vorzüge der Großstadt genießt du besonders?
Patrick Nuo: Also Hamburg ist super: Man ist in 45 Minuten am Meer. Es hat aber keine Berge, was das Snowboarden im Winter erschwert. Es hat viel Grün, viele Altbauten und einen See. Es ist meine Lieblingsstadt in Deutschland. Die Schweiz habe ich ehrlich gesagt in letzter Zeit ein wenig verurteilt, weil sie nach Aussen so schön scheint und innen etwas leer ist. Obdachlose und Penner sieht man hier in Deutschland viel mehr als in der Schweiz. Irgendwie ist das einfach realitätsnaher. Ich finde die Schweiz natürlich schön. Eigentlich ist es ein Paradies um dort aufzuwachsen und ebenso, um dort in Rente zu gehen. Wenn man aber in der Entertainment-Szene erfolgreich sein und etwas bewegen will, ist Hamburg einfach die grössere Metropole. Auch interessanter.

hitparade.ch: Du giltst als sehr religiös. In welchen Momenten stärkt dich der Glaube besonders und hilft dir weiter?
Patrick Nuo: Glaube ist wichtig. Zu sehen dass ich am Boden bleibe, zu sehen, dass ich nicht perfekt werden kann und es auch nicht bin. Es gibt viele Sachen an sich selbst, woran man arbeiten kann. Demütig zu bleiben, keine Angst vor dem Kämpfen zu haben und nicht aufzugeben. Ich glaube an das ewige Leben und dies gibt mir wirklich Kraft und Selbstvertrauen.

hitparade.ch: Wie und wo siehst du dich in zehn Jahren? Zurückgezogen ins Privatleben oder nach wie vor auf der Bühne und im Tonstudio?
Patrick Nuo: Eine Mischung zwischen Studioleben und Familienvater. Auf jeden Fall sehe ich mich nach wie vor auf der Bühne. Es kann sein, dass ich in zehn Jahren nur noch an verschiedenen kleinen Projekten arbeite. Das Ziel ist es aber natürlich schon, weltweit die Musik zu streuen, die ich mache. Vielleicht ist es ja auch möglich, dass ich das, was ich gelernt habe, weitergeben möchte, weil es mir einfach nicht mehr genügt, selber Musik zu machen. Schliesslich gibt es tausende Talente, denen ich meine Erfahrung weitergeben könnte. Das ist ein interessanter Punkt für mich.

hitparade.ch: Wie immer fragen wir unsere Interview-Partner über die Top 10 der aktuellen Schweizer Hitparade aus. Kannst Du die 10 meist verkauften Songs in der Schweiz kommentieren?
Patrick Nuo: Ich merke immer wieder, dass die Schweizer Charts amerikanisch-lastiger sind, als die deutschen Charts. Das find ich cool.

1. Gnarls Barkley - Crazy
Patrick Nuo: Wahre Kunst, wahrer Song. Ich find den Künstler cool. Wahres Crossover.

2. Baschi - Bring en hei
Patrick Nuo: Baschi kenn ich grad nicht, habe aber viel Gutes gehört. Ist sehr erdig und bodenständig. (Hört sich den Song an): Super, der Song würde Platz 1 verdienen. Genau das, was die nationale Musikindustrie braucht.

3. Shakira feat. Wyclef Jean - Hips Don't Lie
Patrick Nuo: Ich bin ein Typ, der auf Latino-Elemente steht. Diese Nummer find ich wieder einmal super gelungen. Nach einer langen Zeit ohne Latino-Sachen find ich's erst recht geil.

4. U2 feat. Mary J. Blige - One
Patrick Nuo: Gross, einfach gross, einfach eine grosse Nummer. Dieser Song lohnt sich wieder zu kaufen, obwohl es ein Cover ist.

5. Lordi - Hard Rock Halleluja
Patrick Nuo: Find ich einfach nur langweilig und provokativ. Der Inhalt ist für mich geschmacklos und wertlos - er sagt für mich einfach nichts aus. Einfach nicht mein Ding.

6. Nelly Furtado - Maneater
Patrick Nuo: Dies war eine der letzten Singles die ich gekauft habe. Voll der Mega-Hit.

7. Rihanna - S.O.S.
Patrick Nuo: Bei dieser Nummer sehe ich verschwitzte Menschen in einem Club abtanzen. Sehr physische Tanzkombination

8. Texas Lightning - No No Never
Patrick Nuo: Ich verstehe immer noch nicht wieso sie nicht gewonnen haben, vielleicht weil sie einfach zu gut sind. Mir gefällt die Nummer sehr.

9. Bob Sinclar pres. Goleo VI feat. Gary "Nesta" Pine - Love Generation
Patrick Nuo: Schlau gemachte Nummer. Am Anfang habe ich nicht verstanden, wieso dieser Song als WM-Song genommen werden konnte. Ging mir aber mit der Zeit sehr ins Ohr und ich find ihn mittlerweile sehr gut.

10. The Pussycat Dolls feat. Will.i.am - Beep
Patrick Nuo: Ich glaube mit diesem Song, auch wegen des Featurings des Black Eyed Peas-Typen, haben sie sich gut platziert mit dem, was sie sind.