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Interview mit Paul Etterlin



Mehr als zwanzig Jahre ist Paul Etterlin bereits in der CH-Musikszene präsent. Auf seinem neuen Album "Best Friend" präsentiert der Vollblutmusiker 15 ohrwurmige Popsongs, die aus seiner eigenen Feder stammen. Wir haben ihn im Interview einige Fragen gestellt.

hitparade.ch: Du bist Professor für Musik an der Pädagogischen Hochschule in Luzern. Was ist da genau dein Job? Was müssen wir uns darunter vorstellen?
Paul: Ich unterrichte Studierende der Tertiärstufe im Fach Schulpraktisches Instrumentalspiel und vermittle Ihnen die nötigen Fertigkeiten den Musikunterricht in ihrer späteren Tätigkeit als Lehrperson auf der Basis-, Primar- und Sekundarstufe mit ihrem Instrument praxisnah und förderorientiert zu gestalten (lacht).

hitparade.ch: Du bist auch aktiver Musiker, seit den 80er Jahren immer aktiv in Bands, von Jazz bis Rock, sogar mal in einem Unterhaltungsduo. Was hat dich am meisten geprägt für die Musik, die du heute machst?
Paul: Letztendlich ist es ein Mix aus all den verschiedenen musikalischen Tätigkeiten der letzten Jahre. Sogar das von dir angesprochene Duo hat mir mit seinen unzähligen Auftritten in vielen Teilen der Welt ein grosses Mass an Routine gebracht.

hitparade.ch: Wenn wir deine CD anhören, scheinst du auch sonst sehr viele Einflüsse zu haben, sie ist abwechslungsreich geworden. Was hört denn ein Professor für Musik privat in seiner Stube und im Auto??
Paul: Obwohl mein Herz seit jeher für Pop- und Rockmusik schlägt, höre und spiele ich ein sehr breites Spektrum an Musik. Allerdings nach so einem langen musikalischen Tag an der Hochschule höre ich mir dann auf dem Nachhauseweg am liebsten eine Nachrichtensendung im Radio an.

hitparade.ch: Du nennst dein Album ein "Ego-Projekt", hast alle Instrumente selber eingespielt. Woran liegt der Reiz, diesen Weg einzuschlagen?
Paul: Im Grunde genommen bin ich ein musikalisches Herdentier und für mich gibt es nichts Spannenderes als zusammen mit Leuten in einer Formation zu spielen. In den letzten Jahren habe ich jedoch praktisch ausschliesslich als musikalischer Söldner gearbeitet und meine eigenen Ideen auf die lange Bank geschoben. Insofern ist es jetzt höchste Zeit geworden diese zu realisieren.

hitparade.ch: Wir stellen uns das ja noch relativ tricky vor, du musst ja jede Spur einzeln aufnehmen. Wir nehmen an, du bringst ja nicht alle Breaks auf den Drums beim ersten Mal hin, genau so wie bei anderen Instrumenten. Das wird ja ein riesen Gebastel, bis es am Schluss dann nach einem kompletten fertigen Song anhört. Wie läuft sowas ab?
Paul: Das mit den einzelnen Spuren ist genau so und setzt ein grosses Mass an musikalischer Arbeit verbunden mit technischem Gefrickel voraus. Allerdings habe ich die Idee des Arrangements schon relativ klar vor Augen, auch schon wenn der Song nur im Ansatz steht. Die grosse "Büetz" besteht dann darin all die Ideen "auf Band" zu bringen.

hitparade.ch: Das ganze hat ja auch relativ viel mit Vorstellungsvermögen zu tun. Ist es schon oft passiert, dass du beim Einspielen eines Songs merkst, dass das einfach nur schlecht tönen wird und nicht passt?
Paul: Es gibt es schon hin und wieder dass ich ein komplett aufgenommenes Arrangement für einen Song wieder verwerfe. So passiert im Song "Mid Town Journey", zu dem ich einen Streichersatz aufgenommen hatte. Nach zigmaligem Hören habe ich ihn wieder drastisch reduziert, lediglich auf Gesang und Gitarre.

hitparade.ch: Was ist zuerst da als Grundgerüst, die Melodie oder der Text? Was sind die Themen, die du besingst?
Paul: Es kann alles sein, es gibt kein Grundrezept in Sachen Komposition. Oft habe ich ein Gitarrenriff oder eine Melodielinie im Kopf, manchmal ist aber auch der Text zuerst da. Die Songtexte, welche übrigens mein englisch-kanadischer Freund Marco Meniconi für mich schreibt, sind sehr aus dem Leben gegriffen, oft alltägliche Begebenheiten mit alltäglichen Stimmungen, manchmal hoch oder tief. Oft sind es aber auch Wortspiele, welche die Stimme in ihrer Funktion als Instrument vor allem rhythmisch unterstützen.

hitparade.ch: "Meet Me The Half Way" hast du als deine Radio-Single ausgesucht, was gab den Ausschlag dazu?
Paul: Das Label auf welchem meine CD erschienen ist, ist ein Filmlabel: Constantin Film. Dadurch, dass ich mit den Leuten dort sehr gut bekannt bin, habe ich Einblick in zukünftige Filmproduktionen erhalten. Der Song "Meet Me Half Way" erzählt die Geschichte einer Szene aus einem Film, einer Trickfilmproduktion, welche nächstes Jahr in die Kinos kommt. Aber dazu darf ich noch nicht zuviel verraten.

hitparade.ch: Wir nehmen an, du als Professor für Musik hörst vermutlich etwas anders Musik als wir reine Konsumenten, die nicht einmal ein Instrument spielen. Kann man sich da noch so richtig gehen lassen ohne dass man dies und das gerade analysiert?
Paul: Das mit dem analytischen Musikhören hat schon was, tatsächlich läuft bei mir zu vielerlei Musik ein Film mit der Partitur ab. Dies kann ich jedoch bewusst ausblenden und quasi in einen Modus des musikalischen Analphetismus übergehen. Es gibt ja sehr viele wunderbare Musiker, welche keine Noten lesen oder schreiben können, dennoch hervorragende Kompositionen hervorbringen. Allerdings hat Musik seit jeher eine magische Wirkung auf mich, sie zieht mich in ihren Bann und zwar so dass ich keine vernünftige Tätigkeit verrichten kann, wenn Musik dazu läuft, ich muss hinhören.

hitparade.ch: hitparade.ch ist eine der grössten Musikwebsites im deutschsprachigen Raum was Populärmusik betrifft. Wie oft konsultierst du unsere Seite und welches Angebot nutzt du am meisten und wie wichtig ist eine solche Seite?
Paul: Wenn ich nach Interpreten, Alben, Songs oder sonst was in diesem Zusammenhang suche, gehe ich jeweils über eine Suchmaschine. Nahezu immer erscheint hitparade.ch bei den allerobersten Suchergebnissen, was dazu führt, dass ich in praktisch jedem Fall auf eure Seite gelange und mir dadurch die nötigen Informationen holen kann. Was mir an der Seite gefällt ist dass sie neben der unglaublichen Vielfalt dermassen umfassend ist. Ich ziehe meinen Hut vor eurer Arbeit, was die Frage nach der Wichtigkeit einer solchen Seite erübrigt. Macht einfach genau so weiter!