Interview mit Peter Reber
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Seit nun mehr 40 Jahren unterstützt der Zytglogge Verlag Schweizer Musikschaffende. Ebenfalls fast 40 Jahre im Geschäft ist Peter Reber, dem der Verlag die Compilation "Reber Rock" widmet. Darauf interpretieren bekannte Schweizer Musiker aus verschiedensten Genres Peter Rebers Lieder. Wir haben den legendären Liedermacher getroffen und uns mit ihm über diese einmalige Hommage, über seine Karriere und seine Zukunftspläne unterhalten.
hitparade.ch: Peter, schön, dass Du Dir für uns Zeit nimmst. Kennst Du hitparade.ch?
Peter Reber: Ja, ich war schon öfters auf Eurer Seite. Vielen Dank für Euer Engagement!
hitparade.ch: Den Zytglogge Verlag gibt's nun bereits 40 Jahre. Auch Du bist schon bald vier Jahrzehnte aktiv auf der Bühne. Erzähl uns, von Deinen Anfängen. Wo und wann fanden Deine ersten Auftritte statt? Welche Musikrichtungen hast Du anfangs eingeschlagen?
Peter Reber: Grundsätzlich musiziere ich seit meiner Kindheit. Meine erste Band war eine Beat-Band, mit welcher ich so in den Jahren 1963 und 1964 im Berner Matte-Quartier zu Tanzabenden musizierte. Wir waren damals 14, 15 Jahre alt und das waren schon früh lässige Erfahrungen. Später ging ich als Austauschgymnasiast nach England. Nach meiner Rückkehr 1968 gründeten wir das Trio "Peter, Sue & Marc".
hitparade.ch: Wie hast Du Sue Schell und Marc Dietrich eigentlich kennen gelernt?
Peter Reber: Marc kannte ich von der Beatband-Zeit her, wo er unser Drummer war. Wir kennen uns also schon seit der Jugend. Sue kam 1968 hinzu. Marc hatte sie an einem Fest kennen gelernt. Ihm fiel ihre tolle Stimme auf und wir motivierten sie, mit uns zwei Herren zu musizieren.
hitparade.ch: Habt Ihr Euch bei der Namensgebung Eures Trios von "Peter, Paul & Mary" inspirieren lassen?
Peter Reber: Ja, natürlich. Unsere ersten Konzerte bestanden praktisch ausschliesslich aus dem Repertoire von "Peter, Paul & Mary". Wir sangen damals viele Bob-Dylan-Titel und Lieder quer aus dem ganzen Garten der Protestsongs. Wir begannen also als Interpreten von Folk-Songs, bis wir merkten, dass man erst mit eigenem Material richtig eigenständig erfolgreich sein kann.
hitparade.ch: Ab wann konntest Du von der Musik leben?
Peter Reber: Die ersten sieben Jahre mit "Peter, Sue & Marc" waren wir noch Amateure. Wegen des ansteigenden Erfolges wurden wir dann aber Profis, wo wir weitere sieben Jahre gemeinsam musizierten. Nach der Trio-Zeit habe ich mir dann einen Traum verwirklicht und ging mit meiner Familie auf Weltreise. Wir haben ein Schiff ausgebaut und sind sieben Jahre um die Welt gesegelt. Bis 1995 lebte ich mit meiner Familie dann sieben weitere Jahre auf den Bahamas als Robinson. Während wir unterwegs waren, habe ich über meine Eindrücke und Erlebnisse Lieder geschrieben. Der Erfolg dieser Lieder in der Schweiz ermöglichte uns, weiterzureisen.
hitparade.ch: 1995 kehrtest Du - auch wegen der Kinder, deren Schulzeit begann - in die Schweiz zurück. Hast Du heute noch öfters Fernweh? Wirst es Dich vielleicht wieder eines Tages auf die See oder in die Bahamas ziehen, wenn die Kinder "ausgeflogen" sind?
Peter Reber: Ja, das glaube ich sehr. Wenn meine Kinder draussen sind und ich noch laufen kann, werde ich bald wieder "on the road" oder noch besser "on the sea" sein.
hitparade.ch: Könntest Du Dir eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit Sue und Marc vorstellen?
Peter Reber: Wir haben zwar weiterhin Kontakt, haben aber gemeinsam entschieden, dass so etwas nicht mehr denkbar ist. Marc hatte eine Stimmbänderoperation und kann daher auch nicht mehr so gut singen. Wir veröffentlichen für unsere Fans aber weiterhin regelmässig Tonträger. Gerade kam die CD "Hits International" mit alten Titeln auf den Markt. Ich war vorgängig einige Monate im Studio und habe die Lieder digitalisiert und von der Klangqualität her aufgefrischt. Wir haben mit der CD sogar den Sprung in die Hitparade geschafft, was mich total gefreut hat.
hitparade.ch: Lass uns noch ein wenig über den Eurovision Song Contest sprechen. Du warst ja als Interpret und Komponist gesamthaft sechsmal dabei. Wenn Du auf die 70er Jahre zurückblickst, inwiefern hat sich der Anlass seither gewandelt?
Peter Reber: Zum einen hat sich natürlich die Musik - und das ist das schöne an ihr - verändert. Früher hatte das Festival ausserdem einen viel höheren Stellenwert, weil es kaum private Fernsehsender gab. Wenn Grand Prix d'Eurovision war, sass eine halbe Milliarde Leute vor dem Fernseher. Heute ist die Konkurrenz natürlich grösser und es gibt viel mehr Ausweichmöglichkeiten. Für uns als Band war es natürlich ganz toll, dabei zu sein. Wir erreichten mit "Peter, Sue & Marc" ja auch gute Platzierungen [zweimal Rang 4] und das bescherte uns mit einem Male mehrere TV-Auftritte und ausländische Plattenveröffentlichungen.
hitparade.ch: Von 1976 bis 1981 stammten ja fünf von sechs Schweizer Eurovisions-Beiträgen von Dir. Galt damals die Regel: Wenn Peter Reber einen Song einschickt, ist er auch qualifiziert?
Peter Reber: Nein, bestimmt nicht. Man kann im Voraus nicht wissen, welcher Song bei der Jury oder dem Publikum am besten abschneidet und nominiert wird. Zwischen 1971 und 1976 habe ich mit dem Trio "Peter, Sue & Marc" einige Male am Vorentscheid teilgenommen, ohne zu gewinnen. Einzig bei Paola mit "Cinéma" war die Sachlage etwas spezieller. Beim Vorentscheid 1977 trat ich mit zwei Titeln an. Zum einen mit Paola und "Le livre blanc", einer ruhigen melodiösen Ballade - zum andern mit Pepe Lienhard und "Swiss Lady". Letzterer gewann denn Vorentscheid relativ eindeutig und Paola war recht traurig. Weil ich deshalb ein wenig ein schlechtes Gewissen hatte, schrieb ich ihr 1980 gleich zwei Songs und reichte beide ein. Das war zum einen das bekannte "Cinema", sowie "El Dorado". Bald bekamen wir von der Jury Bescheid, dass sie gar auf einen Vorentscheid verzichten würden und dass Paola selbst entscheiden könne, welchen der zwei Titel sie singen wolle. Sie wählte "Cinema" und holte damit ja einen guten vierten Platz.
hitparade.ch: Was waren 1981 Deine Überlegungen beim Vorentscheid gleich mit zwei starken Songs anzutreten. Zum einen "Io senza te" mit "Peter, Sue & Marc", zum andern "San Gottardo" von Swiss Union, das auf dem unglücklichen zweiten Platz landete, und leider bis heute völlig unbekannt ist.
Peter Reber: Wie ich schon sagte: man weiss nie im Voraus, ob man gewinnt. "The Winner Takes It All". Weil wir 1981 mit dem Trio eh aufhören wollten, sah ich mit "Swiss Union" als neuem Projekt eine Chance für eine Schweizer Gruppe im Stile der Les Humphries Singers. Mit auf dem Boot waren ja Maja Brunner, Piera Martell, der leider bereits verstorbene Franz Müller, sowie Marc Dietrich. Wenn's mit der Eurovisions-Qualifikation damals geklappt hätte, hätte ich diese Formation weiter aufgebaut. Nachdem Sue eine Solo-Karriere starten wollte, war Marc ohnehin auf der Suche nach einem neuen Engagement. Aber mit dem Erfolg von "Io senza te" kam dann alles anders.
hitparade.ch: Würdest Du heute am Song Contest nochmals mitmachen?
Peter Reber: Als Sänger sicher nicht. Als Komponist könnte ich mir das auf jeden Fall vorstellen. Ich finde, dass ein Schweizer Beitrag zumindest von Schweizer Künstlern komponiert oder gesungen werden sollte. Wir können für die Fussball-WM schliesslich ja auch nicht einfach schnell die Brasilianer mieten. Wenn ich höre, was Kandlbauer auf "Reber Rock" aus meinem Lied "Chinder vom Kolumbus" gemacht hat, muss ich sagen: so etwas hätte auch am ESC gute Chancen.
hitparade.ch: Wer heuerte die auf "Reber Rock" engagierten Interpreten eigentlich an und wer wählte die Lieder aus?
Peter Reber: "Reber Rock" war nicht von Beginn weg mein Projekt. Ich habe erst im Nachhinein davon erfahren und finde das natürlich eine tolle Sache. Für mich spielte beim Beobachten der Neuaufnahmen auch viel Nostalgie mit. Im Studio stellten sich bei den Songs zuweilen die selben Herausforderungen, welche sich uns bereits vor 35 Jahren stellten.
Mit den Künstlern habe ich sehr gute Gespräche führen können. Das Projekt hat sicherlich dazu beigetragen, Vorurteile abzubauen. Leute, die anfangs sagten: "Ich singe doch nicht Songs von diesem alten Mann!", waren schlussendlich happy, die Titel ganz auf ihre eigene Art und Weise interpretieren zu können. Musik wird ja allzu häufig dazu missbraucht, um Grenzen zu ziehen, sich zu definieren und zu sagen, was man nicht ist. Schön war, dass bei "Reber Rock" genau das Gegenteil die Künstler motivierte.
hitparade.ch: Die Tatsache, dass sich diverse Künstler zusammenfinden und Songs eines Acts neu für eine CD aufnehmen, ist eine grosse Ehre, die nur relativ wenigen Künstlern zu Teil wurde. Welchen Stellenwert hat dieses Werk für Dich persönlich?
Peter Reber: Tatsächlich. Die meisten müssen ja vorher sterben - ich zum Glück nicht. Ich fühle mich natürlich sehr geehrt. Das Projekt bestätigt auch die jahrzehntelange Arbeit des Zytglogge Verlags, der immer wieder gute Projekte mit Tiefgang unterstützt hat. Dass sie sich entschlossen, etwas mit meinen Liedern zu machen, finde ich super.
hitparade.ch: Das im letzten Jahr erschienene Album mit Deiner Tochter Nina fand grossen Gefallen. Sind weitere Aufnahmen mit Nina oder Deinem Sohn Simon geplant?
Peter Reber: Simon singt nicht. Er ist ein hervorragender Pianist und besucht die Hochschule für Musik.
Nina ist eine gute Sängerin, aber mit 13 Jahren noch sehr jung. Da hat die Schule natürlich noch Vorrang. Ganz grundsätzlich ist es aber so, dass wie ein fussballbegeisterter Junge gerne Fussball spielt, eben ein musikbegeistertes Mädchen gerne singen möchte. Ich bin mir recht sicher, dass irgendwann wieder etwas kommen wird, wenn Nina im Moment auch noch keine konkreten Pläne hat.
hitparade.ch: Ständig wirst Du angefragt, ob eine Tournee geplant sei. Ich formuliere die Frage anders: Gibt es Gründe, warum man Dich vorerst nicht auf der Bühne sehen wird?
Peter Reber: Ja, die gibt es. Die letzte Zeit habe ich jährlich 50 bis 60 Gala-Auftritte bei Firmen-Jubiläen und ähnlichem gehabt. Das war für mich finanziell relativ lukrativ; bewusst habe ich die Zahl der Auftritte jetzt aber stark reduziert. Im Moment fehlt mir für eine Tournee und für Konzerte einfach die Zeit. Ich habe ja noch einen Liederverlag, mache Lehrbücher für die Zürcher Kantonale Mittelstufe und möchte auch noch die nötige Zeit für die Familie haben. Im Moment ist also nichts geplant - doch "never say never".
hitparade.ch: Sind Projekte und Zusammenarbeiten mit anderen Intepreten geplant?
Peter Reber: Konkret weiss ich im Moment noch von nichts. Im Rahmen von "Reber Rock" sind aber auf jeden Fall viele schöne Ideen entstanden. Wenn die Promotion von "Reber Rock" zu Ende ist, freue ich mich aber erstmal auf ein paar Tage zum Skifahren.
hitparade.ch: Zum Schluss würden wir noch gerne wissen, welcher Deiner Songs Dein absoluter Favorit ist und bei welchem Lied Du heute die Nase rümpfst?
Peter Reber: Es gibt beides. Ich hab mal ein Lied für "Die Eisprinzessin" geschrieben, das ich heute nicht mehr schreiben würde. Ich hab' kein Problem mit gut gemachten Schlagern, jener war aber handwerklich einfach nicht gelungen.
Eines meiner Lieblingslieder ist auch eines meiner ersten, das ich überhaupt geschrieben habe. Inspiriert dazu hat mich meine Frau und es heisst "Vogu ohni Flügel".
hitparade.ch: Vielen Dank, Peter, für das Interview!
hitparade.ch: Peter, schön, dass Du Dir für uns Zeit nimmst. Kennst Du hitparade.ch?
Peter Reber: Ja, ich war schon öfters auf Eurer Seite. Vielen Dank für Euer Engagement!
hitparade.ch: Den Zytglogge Verlag gibt's nun bereits 40 Jahre. Auch Du bist schon bald vier Jahrzehnte aktiv auf der Bühne. Erzähl uns, von Deinen Anfängen. Wo und wann fanden Deine ersten Auftritte statt? Welche Musikrichtungen hast Du anfangs eingeschlagen?
Peter Reber: Grundsätzlich musiziere ich seit meiner Kindheit. Meine erste Band war eine Beat-Band, mit welcher ich so in den Jahren 1963 und 1964 im Berner Matte-Quartier zu Tanzabenden musizierte. Wir waren damals 14, 15 Jahre alt und das waren schon früh lässige Erfahrungen. Später ging ich als Austauschgymnasiast nach England. Nach meiner Rückkehr 1968 gründeten wir das Trio "Peter, Sue & Marc".
hitparade.ch: Wie hast Du Sue Schell und Marc Dietrich eigentlich kennen gelernt?
Peter Reber: Marc kannte ich von der Beatband-Zeit her, wo er unser Drummer war. Wir kennen uns also schon seit der Jugend. Sue kam 1968 hinzu. Marc hatte sie an einem Fest kennen gelernt. Ihm fiel ihre tolle Stimme auf und wir motivierten sie, mit uns zwei Herren zu musizieren.
hitparade.ch: Habt Ihr Euch bei der Namensgebung Eures Trios von "Peter, Paul & Mary" inspirieren lassen?
Peter Reber: Ja, natürlich. Unsere ersten Konzerte bestanden praktisch ausschliesslich aus dem Repertoire von "Peter, Paul & Mary". Wir sangen damals viele Bob-Dylan-Titel und Lieder quer aus dem ganzen Garten der Protestsongs. Wir begannen also als Interpreten von Folk-Songs, bis wir merkten, dass man erst mit eigenem Material richtig eigenständig erfolgreich sein kann.
hitparade.ch: Ab wann konntest Du von der Musik leben?
Peter Reber: Die ersten sieben Jahre mit "Peter, Sue & Marc" waren wir noch Amateure. Wegen des ansteigenden Erfolges wurden wir dann aber Profis, wo wir weitere sieben Jahre gemeinsam musizierten. Nach der Trio-Zeit habe ich mir dann einen Traum verwirklicht und ging mit meiner Familie auf Weltreise. Wir haben ein Schiff ausgebaut und sind sieben Jahre um die Welt gesegelt. Bis 1995 lebte ich mit meiner Familie dann sieben weitere Jahre auf den Bahamas als Robinson. Während wir unterwegs waren, habe ich über meine Eindrücke und Erlebnisse Lieder geschrieben. Der Erfolg dieser Lieder in der Schweiz ermöglichte uns, weiterzureisen.
hitparade.ch: 1995 kehrtest Du - auch wegen der Kinder, deren Schulzeit begann - in die Schweiz zurück. Hast Du heute noch öfters Fernweh? Wirst es Dich vielleicht wieder eines Tages auf die See oder in die Bahamas ziehen, wenn die Kinder "ausgeflogen" sind?
Peter Reber: Ja, das glaube ich sehr. Wenn meine Kinder draussen sind und ich noch laufen kann, werde ich bald wieder "on the road" oder noch besser "on the sea" sein.
hitparade.ch: Könntest Du Dir eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit Sue und Marc vorstellen?
Peter Reber: Wir haben zwar weiterhin Kontakt, haben aber gemeinsam entschieden, dass so etwas nicht mehr denkbar ist. Marc hatte eine Stimmbänderoperation und kann daher auch nicht mehr so gut singen. Wir veröffentlichen für unsere Fans aber weiterhin regelmässig Tonträger. Gerade kam die CD "Hits International" mit alten Titeln auf den Markt. Ich war vorgängig einige Monate im Studio und habe die Lieder digitalisiert und von der Klangqualität her aufgefrischt. Wir haben mit der CD sogar den Sprung in die Hitparade geschafft, was mich total gefreut hat.
hitparade.ch: Lass uns noch ein wenig über den Eurovision Song Contest sprechen. Du warst ja als Interpret und Komponist gesamthaft sechsmal dabei. Wenn Du auf die 70er Jahre zurückblickst, inwiefern hat sich der Anlass seither gewandelt?
Peter Reber: Zum einen hat sich natürlich die Musik - und das ist das schöne an ihr - verändert. Früher hatte das Festival ausserdem einen viel höheren Stellenwert, weil es kaum private Fernsehsender gab. Wenn Grand Prix d'Eurovision war, sass eine halbe Milliarde Leute vor dem Fernseher. Heute ist die Konkurrenz natürlich grösser und es gibt viel mehr Ausweichmöglichkeiten. Für uns als Band war es natürlich ganz toll, dabei zu sein. Wir erreichten mit "Peter, Sue & Marc" ja auch gute Platzierungen [zweimal Rang 4] und das bescherte uns mit einem Male mehrere TV-Auftritte und ausländische Plattenveröffentlichungen.
hitparade.ch: Von 1976 bis 1981 stammten ja fünf von sechs Schweizer Eurovisions-Beiträgen von Dir. Galt damals die Regel: Wenn Peter Reber einen Song einschickt, ist er auch qualifiziert?
Peter Reber: Nein, bestimmt nicht. Man kann im Voraus nicht wissen, welcher Song bei der Jury oder dem Publikum am besten abschneidet und nominiert wird. Zwischen 1971 und 1976 habe ich mit dem Trio "Peter, Sue & Marc" einige Male am Vorentscheid teilgenommen, ohne zu gewinnen. Einzig bei Paola mit "Cinéma" war die Sachlage etwas spezieller. Beim Vorentscheid 1977 trat ich mit zwei Titeln an. Zum einen mit Paola und "Le livre blanc", einer ruhigen melodiösen Ballade - zum andern mit Pepe Lienhard und "Swiss Lady". Letzterer gewann denn Vorentscheid relativ eindeutig und Paola war recht traurig. Weil ich deshalb ein wenig ein schlechtes Gewissen hatte, schrieb ich ihr 1980 gleich zwei Songs und reichte beide ein. Das war zum einen das bekannte "Cinema", sowie "El Dorado". Bald bekamen wir von der Jury Bescheid, dass sie gar auf einen Vorentscheid verzichten würden und dass Paola selbst entscheiden könne, welchen der zwei Titel sie singen wolle. Sie wählte "Cinema" und holte damit ja einen guten vierten Platz.
hitparade.ch: Was waren 1981 Deine Überlegungen beim Vorentscheid gleich mit zwei starken Songs anzutreten. Zum einen "Io senza te" mit "Peter, Sue & Marc", zum andern "San Gottardo" von Swiss Union, das auf dem unglücklichen zweiten Platz landete, und leider bis heute völlig unbekannt ist.
Peter Reber: Wie ich schon sagte: man weiss nie im Voraus, ob man gewinnt. "The Winner Takes It All". Weil wir 1981 mit dem Trio eh aufhören wollten, sah ich mit "Swiss Union" als neuem Projekt eine Chance für eine Schweizer Gruppe im Stile der Les Humphries Singers. Mit auf dem Boot waren ja Maja Brunner, Piera Martell, der leider bereits verstorbene Franz Müller, sowie Marc Dietrich. Wenn's mit der Eurovisions-Qualifikation damals geklappt hätte, hätte ich diese Formation weiter aufgebaut. Nachdem Sue eine Solo-Karriere starten wollte, war Marc ohnehin auf der Suche nach einem neuen Engagement. Aber mit dem Erfolg von "Io senza te" kam dann alles anders.
hitparade.ch: Würdest Du heute am Song Contest nochmals mitmachen?
Peter Reber: Als Sänger sicher nicht. Als Komponist könnte ich mir das auf jeden Fall vorstellen. Ich finde, dass ein Schweizer Beitrag zumindest von Schweizer Künstlern komponiert oder gesungen werden sollte. Wir können für die Fussball-WM schliesslich ja auch nicht einfach schnell die Brasilianer mieten. Wenn ich höre, was Kandlbauer auf "Reber Rock" aus meinem Lied "Chinder vom Kolumbus" gemacht hat, muss ich sagen: so etwas hätte auch am ESC gute Chancen.
hitparade.ch: Wer heuerte die auf "Reber Rock" engagierten Interpreten eigentlich an und wer wählte die Lieder aus?
Peter Reber: "Reber Rock" war nicht von Beginn weg mein Projekt. Ich habe erst im Nachhinein davon erfahren und finde das natürlich eine tolle Sache. Für mich spielte beim Beobachten der Neuaufnahmen auch viel Nostalgie mit. Im Studio stellten sich bei den Songs zuweilen die selben Herausforderungen, welche sich uns bereits vor 35 Jahren stellten.
Mit den Künstlern habe ich sehr gute Gespräche führen können. Das Projekt hat sicherlich dazu beigetragen, Vorurteile abzubauen. Leute, die anfangs sagten: "Ich singe doch nicht Songs von diesem alten Mann!", waren schlussendlich happy, die Titel ganz auf ihre eigene Art und Weise interpretieren zu können. Musik wird ja allzu häufig dazu missbraucht, um Grenzen zu ziehen, sich zu definieren und zu sagen, was man nicht ist. Schön war, dass bei "Reber Rock" genau das Gegenteil die Künstler motivierte.
hitparade.ch: Die Tatsache, dass sich diverse Künstler zusammenfinden und Songs eines Acts neu für eine CD aufnehmen, ist eine grosse Ehre, die nur relativ wenigen Künstlern zu Teil wurde. Welchen Stellenwert hat dieses Werk für Dich persönlich?
Peter Reber: Tatsächlich. Die meisten müssen ja vorher sterben - ich zum Glück nicht. Ich fühle mich natürlich sehr geehrt. Das Projekt bestätigt auch die jahrzehntelange Arbeit des Zytglogge Verlags, der immer wieder gute Projekte mit Tiefgang unterstützt hat. Dass sie sich entschlossen, etwas mit meinen Liedern zu machen, finde ich super.
hitparade.ch: Das im letzten Jahr erschienene Album mit Deiner Tochter Nina fand grossen Gefallen. Sind weitere Aufnahmen mit Nina oder Deinem Sohn Simon geplant?
Peter Reber: Simon singt nicht. Er ist ein hervorragender Pianist und besucht die Hochschule für Musik.
Nina ist eine gute Sängerin, aber mit 13 Jahren noch sehr jung. Da hat die Schule natürlich noch Vorrang. Ganz grundsätzlich ist es aber so, dass wie ein fussballbegeisterter Junge gerne Fussball spielt, eben ein musikbegeistertes Mädchen gerne singen möchte. Ich bin mir recht sicher, dass irgendwann wieder etwas kommen wird, wenn Nina im Moment auch noch keine konkreten Pläne hat.
hitparade.ch: Ständig wirst Du angefragt, ob eine Tournee geplant sei. Ich formuliere die Frage anders: Gibt es Gründe, warum man Dich vorerst nicht auf der Bühne sehen wird?
Peter Reber: Ja, die gibt es. Die letzte Zeit habe ich jährlich 50 bis 60 Gala-Auftritte bei Firmen-Jubiläen und ähnlichem gehabt. Das war für mich finanziell relativ lukrativ; bewusst habe ich die Zahl der Auftritte jetzt aber stark reduziert. Im Moment fehlt mir für eine Tournee und für Konzerte einfach die Zeit. Ich habe ja noch einen Liederverlag, mache Lehrbücher für die Zürcher Kantonale Mittelstufe und möchte auch noch die nötige Zeit für die Familie haben. Im Moment ist also nichts geplant - doch "never say never".
hitparade.ch: Sind Projekte und Zusammenarbeiten mit anderen Intepreten geplant?
Peter Reber: Konkret weiss ich im Moment noch von nichts. Im Rahmen von "Reber Rock" sind aber auf jeden Fall viele schöne Ideen entstanden. Wenn die Promotion von "Reber Rock" zu Ende ist, freue ich mich aber erstmal auf ein paar Tage zum Skifahren.
hitparade.ch: Zum Schluss würden wir noch gerne wissen, welcher Deiner Songs Dein absoluter Favorit ist und bei welchem Lied Du heute die Nase rümpfst?
Peter Reber: Es gibt beides. Ich hab mal ein Lied für "Die Eisprinzessin" geschrieben, das ich heute nicht mehr schreiben würde. Ich hab' kein Problem mit gut gemachten Schlagern, jener war aber handwerklich einfach nicht gelungen.
Eines meiner Lieblingslieder ist auch eines meiner ersten, das ich überhaupt geschrieben habe. Inspiriert dazu hat mich meine Frau und es heisst "Vogu ohni Flügel".
hitparade.ch: Vielen Dank, Peter, für das Interview!