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Interview mit Sarah Blasko



Mit ihrem dritten Album "As Day Follows Night" hat die Australierin Sarah Blasko auch in Europa Fuss gefasst. Wir haben sie zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Dein aktuelles Album "As Day Follows Night" war sehr erfolgreich. Konntest du kreativer sein ohne deinen früheren Songwriter Robert Cranny?
Sarah: Anfangs war es schwerer ohne ihn, aber ich wollte schon immer einmal ein Album ganz alleine machen. Wenn ich es nicht getan hätte, wäre ich enttäuscht von mir gewesen. Ich schreibe schon gerne mit anderen Leuten, weil dabei das Beste herauskommt, wenn alle Beteiligten vollen Einsatz geben. Früher hat er die Musik geschrieben und die Texte, jetzt konnte alles selbst entscheiden und musste nicht diskutieren. Zu Beginn hatte ich noch zu wenig Selbstvertrauen, darum hatte ich Mühe ohne Rob. Als ich merkte, dass es nicht darauf ankommt, was du weisst, sondern nur, was du damit anfängst, fühlte ich mich sicherer.

hitparade.ch: Denkst du, dass du dein nächstes Album auch selbst schreiben wirst?
Sarah: Ich denke ja. Rob und ich wollten sowieso verschiedene Wege gehen. Er war vor allem an der Produktion interessiert, darum begann er auch noch andere Bands zu unterstützen und arbeitet an seiner eigenen Platte.

hitparade.ch: Du bist dafür bekannt, sich für ältere Mode, Kleidung, Musik und Kunst zu interessieren. Welches ist deine Lieblingsepoche und warum?
Sarah: Zusammen mit einem Freund mache ich immer Witze darüber, dass es die Zeit um 1910 ist. Denn niemand nennt jemals diese Zeit, alle sprechen nur von den 20ern, den 30ern und so weiter. Ich finde, dass es auch in den 10ern wirklich gute Mode gab. Trotzdem sind die 40er aber definitiv meine Favoriten. Die Frauenkleider waren damals besonders schön. Die verschiedenen Epochen interessierten mich schon immer und ich kann nicht erklären, wie das begann. Das Gefühl, zu wissen, dass etwas schon einmal vor die getragen wurde und das auch in Zukunft nicht anders sein wird, gefällt mir!

hitparade.ch: Du hast an den ARIAs 2009 die Auszeichnung "Best Female Artist" für dein aktuelles Album erhalten. Denkst du, deine neue CD wird ähnlich sein, oder planst du, eine neue Richtung einzuschlagen?
Sarah: Ich bin mir noch nicht sicher, denke jedoch, es wird ähnlich sein. Das ist das grossartige daran, Solosängerin zu sein, die Musik kann sich ändern, aber es ist immer noch deine Stimme. Es wäre schön, wieder mit Björn Yttling zusammen zu arbeiten. Den Entstehungsprozess mit ihm empfand ich als sehr inspirierend und angenehm. Wir sind selten länger als 6 Stunden am Tag im Studio gewesen, die Aufnahmen passierten viel schneller als ich es bisher kannte.

hitparade.ch: Kritiker finden "As Day Follows Night" dein bestes Album. Merkst du, wie stark Björn Yttling im Zusammenhang mit diesem Erfolg steht?
Sarah: Ja, definitiv. Ich habe die richtige Person ausgewählt um ein Album zu machen. Mir war wichtig, dass die Musik ein wenig älter klingt, aber nicht retro-mässig an eine bestimmte Ära erinnernd. Mehr, dass die Hörer einfach das Feeling für andere Zeiten und Orte bekommen, ein wenig wie in einem Traum. Björn mag verschiedene Musikrichtungen, was mir sehr wichtig war, denn er sollte keine Angst haben von verschiedenen Einflüssen. So bin ich selbst auch und wahrscheinlich hat mich die Zusammenarbeit mit den vielen unterschiedlichen Musikern noch offener gemacht.

hitparade.ch: Du sollst ein grosser Twitter-Fan sein, hasst aber Facebook. Warum?
Sarah: Twitter mag ich auch nicht wirklich. Ich bin generell kein Computer-Fan. Ich twittere zwar die ganze Zeit, aber das ist mehr wie ein Fluch. So zu sagen die Wurzel des Bösen (lacht). Facebook gefällt mir nicht, weil es etwas Voyeuristisches hat. Was ich besonders doof finde ist das Ändern des Beziehungsstatus. Es gab schon richtige Dramen wegen eines "Single"-Status, obwohl das Paar noch zusammen war. Ausserdem stört es mich, dass man die Profile zwar privat setzten kann, aber auch Freunde von Freunden deine Tätigkeiten mitverfolgen können. Den Leuten scheint das zu gefallen und ich habe eine Abneigung gegen Dinge, die so besessen machen. Zudem habe ich nicht das Bedürfnis mit allen, die ich jemals kennengelernt habe, oder auch Ex-Freunde, in Verbindung zu sein.

hitparade.ch: Zum Zeitpunkt des Albumrelease bis du nach London gezogen. Gefällt dir das Leben in London und denkst du, dass der Lifestyle dieser Stadt zu dir passt?
Sarah: Ich weiss es nicht. Jetzt bin ich einfach mal dort. Es ist eine Stadt, über die ich dachte, dass ich schon immer mal dort leben wollte. Mir macht es Spass in London zu wohnen, weil es viele Möglichkeiten gibt und sehr zentral liegt.

hitparade.ch: Wie stark bist du beteiligt am Entstehungsprozess deiner Musikvideos? Welches ist bis jetzt dein Lieblingsvideo?
Sarah: Ich bin schon daran beteiligt, aber es kommt darauf an. Den Clip zu "No Turning Back" hat zum Beispiel eine Freundin von mir gemacht, worüber ich mich sehr gefreut habe. Ich spielte ihr das Lied vor und erzählte, um was es darin geht. Anschliessend verwirklichte sie ihre eigenen Ideen und interpretierte das Lied auf ihre Art. Auf diese Weise arbeitete ich mehrmals, auch beim einen Animations-Clip. Ich erzählte den Machern alles, was ich für wichtig hielt und vertraute ihnen. Für sie ist es auch ein künstlerischer Prozess, für mich hingegen gehört es auch zur Promotion. Trotzdem ist es mir wichtig, diese Dinge nicht einfach Leuten aufzutragen, die ihre Ideen durchsetzen möchten. Mir ist es wichtig, dass sie eine Beziehung dazu haben.

hitparade.ch: Du warst mit Musik für Shakespeare's "Hamlet" beschäftigt, als du mit dem neuen Album angefangen hast. Beeinflusste "Hamlet" dein Album "As Day Follows Night"?
Sarah: Während den Arbeiten für "Hamlet", realisierte ich, wie stark einfache Musik sein kann. Bei Shakespeare ist es wichtig, dass die Musik möglichst schlicht ist, weil es viele Dialoge gibt, die im Vordergrund steht. Diesbezüglich wurde ich für "As Day Follows Night" also schon beeinflusst. Ich merkte, dass ich Musik nicht zusätzlich kompliziert machen muss. Ausserdem war es schön sich mit einem so wunderbaren Theaterstück zu beschäftigen. Im Stück ist so viel über die Bedeutung des Lebens und der Existenz enthalten!

hitparade.ch: Du hast einen Abschluss in Englisch und viel Erfahrung im Schreiben. Ist das ein Vorteil für dich, wenn du Songtexte schreibst?
Sarah: Ich würde nicht sagen, dass es mir viel hilft. Höchstens in grundlegender Hinsicht, wenn es darum geht Berichte zu schreiben oder mir schnell über etwas Gedanken zu machen. Poesie wie zum Beispiel jene von E. E. Cummings inspirierte mich. Klassische Literatur zu studieren hilft, weil man dabei viel profitieren kann. Ich mag es aber, wenn Dinge in wenigen Worten gesagt werden können, daran orientiere ich mich auch, wenn ich Texte schreibe. Bei Shakespeare ist beispielsweise das Gegenteil der Fall.

hitparade.ch: In deiner Musik spielen sowohl akustische als auch elektrische Instrumente, sowie Samplers und Effekte eine grosse Rolle. Wie entscheidest du, wie die einzelnen Lieder arrangiert werden?
Sarah: Das neue Album ist rein akustisch. In der Vergangenheit war das aber in der Tat so, da nutzte ich das Keyboard viel. Diese Art von Musik interessiert mich jedoch immer weniger. Keine Ahnung ob ich einfach älter werde oder ob ich nur gute Musik hören will. Die akustischen Instrumente erscheinen mir viel interessanter, weil allein im Hören, wie das Instrument gespielt wird, für Atmosphäre sorgt!