Interview mit Scream
SCREAM kommt, auch wenn es nicht so tönt, aus dem Berner Oberland und macht Mundart-Rock, und dies nicht erst seit gestern Nachmittag. Diese Tage erscheint bereits ihr viertes Album. Grund genug, nach einem Interviewtermin zu fragen. Den haben wir bekommen und trafen uns bei Radio Zürichsee im Studio zu Kaffee und Tee, um ungezwungen zu plaudern...
hitparade.ch: Ihr heisst SCREAM, ein englischer Name, eure Webpage heisst jedoch www.mundart.ch...
Häni: ...oder www.screamonline.ch ...
hitparade.ch: Okay, das hab ich jetzt nicht gewusst...
Häni: Das ist unmissverständlich, aber wir hatten damals keine bessere Idee. Und wenn du bei Google weltweit suchst und "Scream" eingibst, dann sind wir zuoberst... Das spricht für uns... (Gelächter)
hitparade.ch: Was war denn der Hauptgrund, warum ihr auf Schweizerdeutsch singt?
Häni: Der Hauptgrund war eigentlich ich. Es ist meine Muttersprache und das ist mir wichtig, ich singe eigentlich auch nur Texte, die ich geschrieben habe. Ich will voll und ganz dahinter stehen können und etwas mit meinen eigenen Wörtern beschreiben. Sonst würden vermutlich zu viele Missverständnisse aufkommen. Im Englischen gibt es auch verschiedene Dialekte und Sprichwörter, die auch Leute, die gut englisch können, nicht richtig verstehen, und Sachen, die sich auch umgekehrt nicht sinngemäss übersetzen lassen. Darum bleibe ich lieber bei Mundart - ich sage etwas, und so meine ich das dann auch.
hitparade.ch: Wenn du jedoch in die Schweizer Szene reinschaust, ist dieses Mundart eher Fluch oder Segen?
Häni: Wir schauen da gar nicht so drauf, wir sind eigenständig. Wir schauen nicht so nach links oder rechts, nur nach vorne oder orientieren uns sonst wo. Wir machen dieses Ding aus Leidenschaft und Spass. Der Business-Gedanke kommt erst dann auf, wenn die neue CD veröffentlicht wird.
hitparade.ch: Ihr habt auch ein paar lustige Phrasen auf eure Homepage geschrieben. Eine Parallele haben wir gefunden zu einer Aussage des Outkast-Sängers, der mal gesagt hat "Wir machen Musik, um Frauen zum Tanzen zu bringen". Bei euch in der Biographie steht auch so etwas in die Richtung, so quasi, dass man leichter an die Frauen ran kommt. Ist das ein reiner Joke?
Häni: Diese Aussage hat schon einen wahren Kern. Wir haben uns ja in Lauterbrunnen kennengelernt. Weisst du wo das genau liegt? Region Eiger, Mönch und Jungfrau, unten beim Staubbachfall, und dort hat's ein 700 Seelen Dörfchen und ich habe fünf Jahre dort gewohnt. Dort ist nicht wirklich viel los. Es ist cool im Winter, da hast du ein extrem billiges Abo, womit man überall skifahren kann. Im Sommer hast du mit Ausnahme von ein paar Touristen nicht viel. Landschaftlich sehr schön, aber das Rahmenprogramm ist nicht wirklich berauschend. Und als Jugendlicher musst du dort etwas machen; ausser du hast Freude daran, den ganzen Tag zu gamen oder Fernseh zu schauen. Wir waren damals zuerst auf der sportlichen Seite: Unser Schlagzeuger und ich sind ziemlich ambitioniert Ski gefahren, unter anderem auch mit der Olympia-Silbermedaillengewinnerin Martina Schild haben wir zusammen trainiert. Und irgendwann haben wir festgestellt, dass wir langsamer sind als die Frauen, und dass das nicht so ankommt beim anderen Geschlecht, zumal es gerade diese Zeit war, wo man sich für die Mädchen und umgekehrt zu interessieren begann. Dann kam natürlich die Überlegung, was man zu viert machen könnte, das Spass macht und vielleicht auch bei anderen gut ankommt. Aus diesem Gedanken ist dann Anstoss entstanden: "Komm, wir machen eine Band". Und daraus wurde eine riesige Leidenschaft, und alles andere war dann plötzlich nicht mehr so wichtig. Am Anfang stand eine Idee und das Ganze ist jetzt gewachsen und hat jetzt nichts mehr zu tun mit dem von damals.
hitparade.ch: Wie angesprochen: viel gibt es nicht zu tun in dieser Region. Darum hat es mich beim Durchlesen nicht erstaunt, dass du die Platten deiner Eltern mit Bands wie CCR, The Sweet und The Beatles rauf und runter gehört hast in deiner Jugend. Mittlerweile sind da sicher noch etwas modernere Sachen hinzugekommen, oder beeinflusst euch dies heute noch? Vor allem noch auf der neuen Platte?
Häni: Ich denke als Musiker beeinflusst dich jede Art von Musik, die du irgendwo hörst oder die dir gefällt irgendwie. Das ist bei jeder Band so, auch bei denen, die du gerade aufgezählt hast. Diese Platten waren mir einfach gerade von meinen Eltern zu Hand. Und ich habe schon vor Lauterbrunnen an einem solchen Ort gewohnt, in einem alten Bauernhaus mit einem Wald daneben, wo man etwas spielen konnte. An Regentagen haben wir dann den alten Plattenspieler hervorgekramt und diese Platten gehört. Auch bei diesen Bands hörst du ganz genau, wo ihre Wurzeln liegen. Am klarsten hört man dies sicher bei den Rolling Stones. Dort kann man fast 1:1 sagen, woher sie ihre Songideen hatten, die sie dann weiterentwickelt haben. Ich denke, dass das bei uns nicht anders ist, ob wir das nun wollen oder nicht. Das gehört irgendwie dazu: deine Vorlieben, dein Musikgeschmack, das fliesst alles ein. Ich selber kann nicht sagen, welche Bands mich am meisten beeinflusst haben. Mich beeindrucken Bands wie The Strokes oder Franz Ferdinand sehr, und dass sie es in einer solch hektischen Zeit geschafft haben, einen neuen Stil zu entwickeln.
hitparade.ch: Ihr bezeichnet euch als Garagenband mit holprigen Anfängen und Verbesserungsmöglichkeiten bei Kompositionen und Text. Wo war der Knackpunkt, wo es dann plötzlich besser wurde?
Häni: Ich weiss nicht genau. Sicher war viel Glück im Spiel. Es ist jedes Mal so, wenn du einen Song schreibst, schreibst du den aus einem bestimmten Grund und nicht mit dem Gedanken: "Mann, schreib ich da einen Scheiss-Song". Irgendetwas ist passiert oder man hat etwas erlebt, eine Melodie läuft dir nach und dann hat man das verarbeitet. Ich kann nur etwas verarbeiten, wenn ich daran Spass hab und wenn es gut finde. Sonst schreibst du keinen Song. Irgendwann hast du plötzlich das Glück, dass du einen Song zu einem Thema schreibst, welches andere auch gerade beschäftigt. Und dies sind dann auch die Songs, die bei den Leuten gut ankommen, wo sie denken, "das kenne ich auch". Und ich denke, dass ist auch wichtig, dass man in dieser Hinsicht auch mal Glück hat, und man ein Thema erwischt, das mehr Hörer interessieren als nur den Schreiber selber.
hitparade.ch: Als ihr euren ersten Charterfolg feiern durftet, wart ihr alle noch ziemlich jung. Kam der eventuell etwas früh oder hat das dann etwas an Eurer Einstellung zur Musik verändert?
Häni: Der Erfolg kam sicherlich in einer etwas speziellen Zeit. Als wir mit der Band angefangen haben, waren wir so 15 oder 16 Jahre alt. Wir sind eine Band, die versucht, stetig zu wachsen. Gerade in der Schweiz kannst du gar nicht richtig gross werden. Hier machst du Musik aus Spass und nicht weil du ein Superstar werden willst. Und in der Zeit, wo bei uns alles etwas ins Rollen kam, wir plötzlich Interviews geben durften, der Song im Radio gespielt wurde und man nicht mehr betteln musste, wenn man Konzertauftritte wollte, da war gerade die Phase, wo wir erwachsen wurden. Wir ware extrem offen für Veränderungen jeglicher Art und man alles cool findet, was anders läuft als bisher. Und diese Situation hat dann schon zu sehr lustigen Momenten geführt. Wie zum Beispiel zum ersten Mal in Zürich im Ausgang mit einem Typen der damaligen Plattenfirma: wir waren geschockt und umgekehrt. Ich denke, das hat uns sicher beeinflusst, aber sicher nicht so weit, dass wir jetzt abgehoben wären und wir uns in eine komische Richtung entwickelt hätten. Und als dann das Album rauskam, gab es sicher einen kurzen Hype. Der ist aber schnell wieder abgeflacht.
hitparade.ch: Was ist das für ein Gefühl? Du sitzt vor dem Radio und plötzlich wird dein Song gespielt, was passierte bei dir, als das zum ersten Mal passiert ist?
Häni: Ich habe damals als Radio/Fernsehelektriker gearbeitet. Und die Fernsehgeräte von damals konnte man nicht einfach reparieren, indem man einzelne Module auswechselt, diese grossen Kisten, die man hie und da noch hat zu Hause...
hitparade.ch: ...wie ich zum Beispiel...
Häni: Hast du noch so einen?
hitparade.ch: Ja, eine riesen Kiste, 16 Kanäle Mono und fertig.
Häni: 16 Kanäle und eine riesen Platine hinten drin. Auf alle Fälle bin ich damals in der Firma gesessen und habe mit einem Lötkolben einen Fernseher geflickt. Und alle, die etwas von Fernsehgeräten verstehen, wissen, dass es in jedem eine solchen Ladeelko hat, quasi wie eine Batterie, mit einer Spannung, die nicht gerade tödlich ist, aber auch nicht gerade gesund. Und diesen Ladeelko sollte man vor der Reparatur unbedingt entladen. Das erste Mal als ich einen eigenen Song hörte, das war auf DRS3, hatte ich eine solche Freude, dass ich an diesen, leider voll geladenen Elko kam und seither hab ich an der Hand eine Narbe. Wenn du dich selber das erste Mal hörst, vor allem wenn du überhaupt nicht damit rechnest, ist das ein krasses Erlebnis. Jetzt hofft man, dass die Songs gespielt werden, und man freut sich sicher auch, aber es ist sicher nicht wie dazumal im Radio, wo man nicht so genau abschätzen konnte, was das denn jetzt genau bedeutet.
hitparade.ch: Ihr habt jetzt aus der Not in Lauterbrunnen eine Band gegründet. Nun gibt es mittlerweile viele Casting-Shows, wo sich die Kandidaten schon fast in die Charts voten lassen können. Was haltet ihr von solchen Sachen?
Häni: Ich denke, es ist einfach etwas ganz anderes als eigenhändig Musik zu machen. Es ist sicher eine clevere Idee der Programmverantwortlichen bei einem Fernsehsender. Ich denke der Musikszene ist es eher schädlich. Da kriegen Leute Plattformen in verschiedenen Medien, die du als Band nie bekommst und dir den Platz wegnehmen. Die können sicher gut singen, sehen gut aus, sind auch bestimmt talentiert, aber die legen bei weitem nicht den Weg einer Band zurück. Darum denke ich, kann man das auch nicht vergleichen. Eine Band wie wir muss keinen Erfolg haben. Wir machen das, weil wir daran Spass haben. Und die Kandidaten in dieser Show sind eher wie Schauspieler, die dort mitmachen, ein Teil eines Konzepts; rundherum wird alles schön organisiert. Da gibt's ein Drehbuch dazu, da geht nichts in die Hose. Und das kann man geniessen als Unterhaltung wie ein Fussballmatch. Ich halte nicht sehr viel von denen, die dort etwas erreichen. Man darf es auch nicht verwechseln mit all denjenigen, die wirklich etwas können.
hitparade.ch: Es gibt ja alleine in der Schweiz rund 3500 aktive Bands, plus die unzähligen Musiker, die sonst noch als solche arbeiten.
Häni: Ja, unglaublich.
hitparade.ch: Unter all diesen Bands gibt es ja auch viele Mundart-Bands. Spürst du da ein gewisses Konkurrenzdenken? Oder beeinflusst euch das, was andere machen? Gibt es da Sachen, die ihr hört und denkt, das wäre noch cool oder andere Parallelen?
Häni: Ich denke, gerade für uns ist es besonders wichtig, dass wir genau nicht das machen, was diese anderen Bands machen. Und wenn wir sehen, Patent Ochsner verwenden auf dem neuen Song ein Digeridoo, sagen wir nicht, oh, das brauchen wir auch gerade. Das bringt niemandem etwas, uns nicht und ihnen erst recht nicht. Und der Szene bringt es bestimmt auch nichts. Ich denke, so bringst du einen Musikstil nicht weiter. Es gibt zwei verschiedene Typen von Bands: die einen, die ihren Stil stetig vorantreiben und entwickeln und die anderen, die sagen, wir machen das was wir können. Beide Arten von Bands sind enorm wichtig. Und wir gehören sicher zu der Gruppe, die immer rumpröbelt und versucht neue Sachen herauszufinden. Wir lassen uns sicher beeinflussen, aber vermutlich mehr von internationalen Bands, die man in der Schweiz noch nicht gerade so kennt oder nicht den Massengeschmack treffen. Wir hinterfragen, wieso die Gitarre jetzt so tönt oder wie haben die ihre Drums aufgenommen oder wie könnte man etwas allgemein noch machen. Wie könnte dies unserem Mundartrock auch noch etwas bringen? Wie war die Frage genau?
hitparade.ch: Gute Frage! Gegenseitiges Beeinflussen war das Thema...
Häni: Genau! Ich muss sagen, ich bin auch nicht gerade gut informiert, wer zurzeit die erfolgreichste Schweizer Band ist. Und wie die neueste beste Schweizer Band heisst. Ich höre das zurzeit nicht so viel, nicht weil ich sie nicht unterstützen möchte, sondern weil ich mich gerade nicht beeinflussen lassen will. Und auf der anderen Seite ist es so, dass man sich früher oder später so oder so mal über den Weg läuft. Spätestens an Konzerten oder im Studio. Und das ist noch cool, dass man so immer wieder zusammen arbeiten kann. Es kommt dann vor, dass man mit jemandem von Züri West, der gerade an einem anderen Projekt arbeitet, im Studio antrifft und man am Schluss zusammen noch Musik macht oder sich auch mal aushilft. Und das ist cool. Ich denke es ist ein Miteinander und jeder hat genug Respekt vor dem anderen
hitparade.ch: Hat's auf euren neuen Scheibe auch solche Zusammenarbeiten?
Häni: Ja! Und das freut mich sehr. Da ist zum Einen Beat Schlatter, was für uns sehr lustig ist, das er mitgemacht hat, da er aus einer ganz anderen Sparte kommt als von der Musik. Auf der anderen Seite ist da Schmidi Schmidhauser von Stop the Shoppers, von dem ich selber ein riesen Fan davon bin. Das ist vermutlich die einzige Mundart-Band, von der ich sämtliche CDs habe, wirklich alles kenne und ab und zu an Konzerten bin. Für mich war das sehr speziell, mit ihm zusammen im Studio zu sein, und vor allem auch zu sehen, dass er Freude dran hat, das mit uns zu machen.
hitparade.ch: Wo seid ihr im Studio gewesen? Wann und wie lange?
Häni: Wir waren von Mitte September bis etwa Dezember im Studio. Und wir konnten nur deshalb so lange im Studio sein, weil ich einerseits dort arbeite und andrerseits weil wir alles komplett selber gemacht haben. Also kein Produzent oder Tontechniker, der da mitarbeitete, sondern alles von Grund auf selber aufgenommen, produziert, arrangiert. Zugezogen haben wir eigentlich nur den Co-Produzenten des letzten Albums, der eher etwas Mädchen für alles war, den wir fragen konnten, wenn wir nicht mehr weiter wussten. Es war für uns sehr cool, das bringt dich als Band enorm weiter und war enorm spannend. Ganz am Schluss haben wir einen Tontechniker hinzugezogen, der das Ganze sauber abgemischt hat. Dazu waren wir dann nicht mehr im Stande.
hitparade.ch: Wir haben vorhin ja über dieses Superstar-Dings gesprochen. Jetzt verdankt ihr euren grössten Erfolg ja eigentlich auch einer solchen TV-Show - Big Brother Schweiz. Wie ist es dazu gekommen?
Häni: Wir wollten dort eigentlich auch gar nicht mitmachen. Aber haben wir am Ende doch. Es war wie ein kleiner Wettbewerb, und wir hatten eigentlich gar keinen Song und haben dann auf den letzten Drücker einen zusammengebastelt. Unsere damalige Plattenfirma hatte gute Connections zu den Produzenten dieser Fernsehshow und die haben gesagt: "Wir hätten gerne einen Song von euch." Und an einem Freitag kam der Anruf "Hey schreib mal einen Song, wir gehen übers Wochenende ins Studio." Dementsprechend war das Niveau nicht so hoch für diesen Song. Wir haben den übers Wochenende aufgenommen, am Montag abgeliefert und zwei Wochen später lief er im Fernsehn. Mir war zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst, was das für eine Sendung ist. Ich habe mir kurz via Internet die nötigsten Infos zusammengekramt, um irgendeinen Text darüber zu machen. Es war für uns sicher eine Chance, über eine solche Sendung eine Plattform zu bekommen. Auf der anderen Seite wäre es nicht nötig gewesen, soviel hat es uns nicht gebracht. Der Song war auch nicht so cool. Und auch in der Sendung dort aufzutreten war ganz komisch. Ich würde das heute nicht mehr machen.
hitparade.ch: Was mir jetzt gerade noch in den Sinn kommt. Ihr habt bei DRS3 mal bei SwissTop gewonnen, oder?
Häni: Damals war das noch bei DRS1.
hitparade.ch: DRS3 macht dies ja jetzt wieder: die drei besten sind soeben gekürt worden. Hast du das etwas mitverfolgt?
Häni: Ich weiss nur Admiral James T., Coal und William White haben da mitgemacht. Wer hat eigentlich gewonnen?
hitparade.ch: Admiral James T.! Was hältst du davon?
Häni: Das finde ich wieder sehr gut. Das ist wirklich eine Plattform für Bands, die schon etwas bekannter sind, sich nochmals pushen lassen zu können. Früher, zu DRS1 Zeiten war es auch cool. Aber es war weniger konkret. Da hatte es auch Streicherquartette oder Solisten mit der Gitarre oder auch Bands wie uns. Und wir haben extrem verloren damals. Wir sind ganz knapp ins Final gekommen und dort dann auf dem letzten Platz gelandet. Wir waren wirklich mit Abstand die schlechtesten. Und heute ist das Niveau bereits so hoch, dass Bands die bereits einen Plattenvertrag haben, schon auf Tour waren und musikalisch einiges zu bieten haben, dort noch einmal gepusht werden. Das ist cool.
hitparade.ch: Es sind auch für einmal nicht die absoluten Reisser, sondern eher die Insider.
Häni: Gerade ein Admiral James T ist extrem innovativ. Ich denke, gerade er hat's recht schwer, erkannt zu werden, als das was er ist. Dann noch eine Plattform im Radio zu kriegen ist für ihn um einiges schwieriger. Und er ist ja seit weiss ich wie vielen Jahren daran und produziert seine Sachen.
hitparade.ch: Genug von anderen gesprochen. Euer neues Album erscheint am 24. Februar. Was erwartet den Hörer?
Häni: Sicher einmal eine erwachsene Scream-Platte. Wir haben früher sehr auf Ironie gebaut, sehr jugendlich, und das hat sich bei uns schon etwas gewandelt. Wir sind auch älter geworden und es interessieren uns inzwischen etwas andere Themen. Und mit diesem Background ist bei uns der Wunsch aufgekommen, ganz ehrliche Sachen zu machen, wo wir alle vier komplett dahinter stehen können. Das ist nicht so einfach. Du hast vier Leute, vier Musikgeschmäcker, es ist schwierig ein gemeinsamen Nenner zu finden. Wir verbringen sehr viel Zeit mit diskutieren und versuchen herauszufinden, was gut ist und unter diesem Namen herauskommen kann. Und jetzt findet man auf der neuesten Scheibe eine Art "Best Of" unserer Geschmäcker. Und wenn ich es nun mit etwas Abstand höre, finde ich, dass es eine sehr eingängige Scheibe geworden ist. Ein Album, das man auch mal an einem Sonntagmorgen hören kann. Es hat einen schönen Fluss drin.
hitparade.ch: Viele Bands werden ja verglichen und gemessen mit anderen. Wenn du dein neues Album jetzt musikalisch beschreiben müsstest: wonach tönt es?
Häni: Ist noch schwierig. Bandroom-Rock. Ich weiss ja ungefähr, woher unsere Einflüsse kommen. Es ist einfach Mundart-Musik. Wenn man solche Musik macht, weiss man, dass nicht einfach alles auf Mundart funktioniert. Es gibt Stile, wo wir finden, das tönt scheisse auf Mundart. Und darum haben wir uns an den Stilen versucht, bei denen wir wissen, dass sie machbar sind. Das freche Frische wie bei "Sheriff" zum Beispiel, Sachen wie Mani Matter oder diese Mundart-Pop-Schiene, die wir zu entsüssen versuchen, weil wir das Schlagzeug etwas mehr in den Vordergrund stellen, die Gitarre etwas mehr krachen lassen.
hitparade.ch: Und wie sehen die Pläne aus? Ich habe gesehen, es sind schon einige Termine bekannt für Konzerte, Open Airs stehen auch bald an. Seid dort auch schon am planen??
Häni: Ja, Open Airs sind in Planung, aber das darf man dann vorher nicht sagen, bevor sie ihr Programm bekannt geben. Die machen dann aber genug Werbung. Zuerst machen wir jetzt eine Tour, und dann geht's vielleicht schon wieder ins Studio, vielleicht machen wir ne Pause, wir wissen es noch nicht. Wir schauen jetzt zuerst mal wie unser Album läuft und dann schauen wir weiter, keine konkreten Pläne. Ich denke der eine oder andere will dann wieder einmal in die Ferien.
hitparade.ch: Dann müsst ihr jetzt zuerst auf Tour gehen und etwas Geld verdienen.
Häni: Ja oder nebenbei etwas mehr arbeiten.
hitparade.ch: Arbeitet ihr noch alle voll nebenbei??
Häni: Schon nicht voll. So um die 60 - 80% nebenbei, und dann sind die Wochenenden, die für die Band drauf gehen.
hitparade.ch: Und jetzt zu unserer liebgewonnenen Tradition: wir fragen immer noch nach den aktuellen Top10 der Schweizer Singlecharts:
1. Eros Ramazzotti & Anastacia - I Belong To You (Il ritmo della passione)
Den Song habe ich gehört, obschon ich nicht so viel Radio konsumiere zurzeit. Ich habe auch den Clip gesehen, und dort ist mir aufgefallen, wie Eros immer gleich dreinschauen kann. Was ich cool finde an dem Song ist das Schlagzeug, man erwartet etwas ganz anderes.
2. Bob Sinclar pres. Goleo VI feat. Gary "Nesta" Pine - Love Generation
Kenne ich nicht.
3. Mattafix - Big City Life
Kenne ich nicht.
4. Ch!pz - 1001 Arabian Nights
Kenne ich nicht.
5. Chris Brown feat. Juelz Santana - Run It!
Ist das so wie etwa Schnappi? Kenne ich nicht.
6. Pinocchio - Klick klack
Kenne ich nicht.
7. Mary J Blige - Be Without You
Sie kenne ich eigentlich, aber diesen Song gerade nicht.
8. Madonna - Hung Up
Sie kenne ich natürlich auch. Das ist bombensicher. Ist logisch, dass das ein Hit wurde. War ja eigentlich schon mal ein Hit, und jeder Song der schon mal ein Hit war, wird wieder einer.
9. Simple Plan - Untitled (How Could This Happen To Me?)
Sagt mir irgendetwas, weiss aber nicht was.
10. 50 Cent - Hustler's Ambition
Da bin ich mir nie so sicher, ob das der ist, der ausschaut wie ein Teddybär...
...an dieser Stelle habe ich meinen MiniDisc ausgeschalten und wir plauderten zusammen mit Alexandra von Phonag über die verschiedensten Dinge in der weiten Welt des HipHop und der Musik.
Wir danken Häni und Alexandra, dass sie sich Zeit genommen haben und uns dieses Interview ermöglichten.
hitparade.ch: Ihr heisst SCREAM, ein englischer Name, eure Webpage heisst jedoch www.mundart.ch...
Häni: ...oder www.screamonline.ch ...
hitparade.ch: Okay, das hab ich jetzt nicht gewusst...
Häni: Das ist unmissverständlich, aber wir hatten damals keine bessere Idee. Und wenn du bei Google weltweit suchst und "Scream" eingibst, dann sind wir zuoberst... Das spricht für uns... (Gelächter)
hitparade.ch: Was war denn der Hauptgrund, warum ihr auf Schweizerdeutsch singt?
Häni: Der Hauptgrund war eigentlich ich. Es ist meine Muttersprache und das ist mir wichtig, ich singe eigentlich auch nur Texte, die ich geschrieben habe. Ich will voll und ganz dahinter stehen können und etwas mit meinen eigenen Wörtern beschreiben. Sonst würden vermutlich zu viele Missverständnisse aufkommen. Im Englischen gibt es auch verschiedene Dialekte und Sprichwörter, die auch Leute, die gut englisch können, nicht richtig verstehen, und Sachen, die sich auch umgekehrt nicht sinngemäss übersetzen lassen. Darum bleibe ich lieber bei Mundart - ich sage etwas, und so meine ich das dann auch.
hitparade.ch: Wenn du jedoch in die Schweizer Szene reinschaust, ist dieses Mundart eher Fluch oder Segen?
Häni: Wir schauen da gar nicht so drauf, wir sind eigenständig. Wir schauen nicht so nach links oder rechts, nur nach vorne oder orientieren uns sonst wo. Wir machen dieses Ding aus Leidenschaft und Spass. Der Business-Gedanke kommt erst dann auf, wenn die neue CD veröffentlicht wird.
hitparade.ch: Ihr habt auch ein paar lustige Phrasen auf eure Homepage geschrieben. Eine Parallele haben wir gefunden zu einer Aussage des Outkast-Sängers, der mal gesagt hat "Wir machen Musik, um Frauen zum Tanzen zu bringen". Bei euch in der Biographie steht auch so etwas in die Richtung, so quasi, dass man leichter an die Frauen ran kommt. Ist das ein reiner Joke?
Häni: Diese Aussage hat schon einen wahren Kern. Wir haben uns ja in Lauterbrunnen kennengelernt. Weisst du wo das genau liegt? Region Eiger, Mönch und Jungfrau, unten beim Staubbachfall, und dort hat's ein 700 Seelen Dörfchen und ich habe fünf Jahre dort gewohnt. Dort ist nicht wirklich viel los. Es ist cool im Winter, da hast du ein extrem billiges Abo, womit man überall skifahren kann. Im Sommer hast du mit Ausnahme von ein paar Touristen nicht viel. Landschaftlich sehr schön, aber das Rahmenprogramm ist nicht wirklich berauschend. Und als Jugendlicher musst du dort etwas machen; ausser du hast Freude daran, den ganzen Tag zu gamen oder Fernseh zu schauen. Wir waren damals zuerst auf der sportlichen Seite: Unser Schlagzeuger und ich sind ziemlich ambitioniert Ski gefahren, unter anderem auch mit der Olympia-Silbermedaillengewinnerin Martina Schild haben wir zusammen trainiert. Und irgendwann haben wir festgestellt, dass wir langsamer sind als die Frauen, und dass das nicht so ankommt beim anderen Geschlecht, zumal es gerade diese Zeit war, wo man sich für die Mädchen und umgekehrt zu interessieren begann. Dann kam natürlich die Überlegung, was man zu viert machen könnte, das Spass macht und vielleicht auch bei anderen gut ankommt. Aus diesem Gedanken ist dann Anstoss entstanden: "Komm, wir machen eine Band". Und daraus wurde eine riesige Leidenschaft, und alles andere war dann plötzlich nicht mehr so wichtig. Am Anfang stand eine Idee und das Ganze ist jetzt gewachsen und hat jetzt nichts mehr zu tun mit dem von damals.
hitparade.ch: Wie angesprochen: viel gibt es nicht zu tun in dieser Region. Darum hat es mich beim Durchlesen nicht erstaunt, dass du die Platten deiner Eltern mit Bands wie CCR, The Sweet und The Beatles rauf und runter gehört hast in deiner Jugend. Mittlerweile sind da sicher noch etwas modernere Sachen hinzugekommen, oder beeinflusst euch dies heute noch? Vor allem noch auf der neuen Platte?
Häni: Ich denke als Musiker beeinflusst dich jede Art von Musik, die du irgendwo hörst oder die dir gefällt irgendwie. Das ist bei jeder Band so, auch bei denen, die du gerade aufgezählt hast. Diese Platten waren mir einfach gerade von meinen Eltern zu Hand. Und ich habe schon vor Lauterbrunnen an einem solchen Ort gewohnt, in einem alten Bauernhaus mit einem Wald daneben, wo man etwas spielen konnte. An Regentagen haben wir dann den alten Plattenspieler hervorgekramt und diese Platten gehört. Auch bei diesen Bands hörst du ganz genau, wo ihre Wurzeln liegen. Am klarsten hört man dies sicher bei den Rolling Stones. Dort kann man fast 1:1 sagen, woher sie ihre Songideen hatten, die sie dann weiterentwickelt haben. Ich denke, dass das bei uns nicht anders ist, ob wir das nun wollen oder nicht. Das gehört irgendwie dazu: deine Vorlieben, dein Musikgeschmack, das fliesst alles ein. Ich selber kann nicht sagen, welche Bands mich am meisten beeinflusst haben. Mich beeindrucken Bands wie The Strokes oder Franz Ferdinand sehr, und dass sie es in einer solch hektischen Zeit geschafft haben, einen neuen Stil zu entwickeln.
hitparade.ch: Ihr bezeichnet euch als Garagenband mit holprigen Anfängen und Verbesserungsmöglichkeiten bei Kompositionen und Text. Wo war der Knackpunkt, wo es dann plötzlich besser wurde?
Häni: Ich weiss nicht genau. Sicher war viel Glück im Spiel. Es ist jedes Mal so, wenn du einen Song schreibst, schreibst du den aus einem bestimmten Grund und nicht mit dem Gedanken: "Mann, schreib ich da einen Scheiss-Song". Irgendetwas ist passiert oder man hat etwas erlebt, eine Melodie läuft dir nach und dann hat man das verarbeitet. Ich kann nur etwas verarbeiten, wenn ich daran Spass hab und wenn es gut finde. Sonst schreibst du keinen Song. Irgendwann hast du plötzlich das Glück, dass du einen Song zu einem Thema schreibst, welches andere auch gerade beschäftigt. Und dies sind dann auch die Songs, die bei den Leuten gut ankommen, wo sie denken, "das kenne ich auch". Und ich denke, dass ist auch wichtig, dass man in dieser Hinsicht auch mal Glück hat, und man ein Thema erwischt, das mehr Hörer interessieren als nur den Schreiber selber.
hitparade.ch: Als ihr euren ersten Charterfolg feiern durftet, wart ihr alle noch ziemlich jung. Kam der eventuell etwas früh oder hat das dann etwas an Eurer Einstellung zur Musik verändert?
Häni: Der Erfolg kam sicherlich in einer etwas speziellen Zeit. Als wir mit der Band angefangen haben, waren wir so 15 oder 16 Jahre alt. Wir sind eine Band, die versucht, stetig zu wachsen. Gerade in der Schweiz kannst du gar nicht richtig gross werden. Hier machst du Musik aus Spass und nicht weil du ein Superstar werden willst. Und in der Zeit, wo bei uns alles etwas ins Rollen kam, wir plötzlich Interviews geben durften, der Song im Radio gespielt wurde und man nicht mehr betteln musste, wenn man Konzertauftritte wollte, da war gerade die Phase, wo wir erwachsen wurden. Wir ware extrem offen für Veränderungen jeglicher Art und man alles cool findet, was anders läuft als bisher. Und diese Situation hat dann schon zu sehr lustigen Momenten geführt. Wie zum Beispiel zum ersten Mal in Zürich im Ausgang mit einem Typen der damaligen Plattenfirma: wir waren geschockt und umgekehrt. Ich denke, das hat uns sicher beeinflusst, aber sicher nicht so weit, dass wir jetzt abgehoben wären und wir uns in eine komische Richtung entwickelt hätten. Und als dann das Album rauskam, gab es sicher einen kurzen Hype. Der ist aber schnell wieder abgeflacht.
hitparade.ch: Was ist das für ein Gefühl? Du sitzt vor dem Radio und plötzlich wird dein Song gespielt, was passierte bei dir, als das zum ersten Mal passiert ist?
Häni: Ich habe damals als Radio/Fernsehelektriker gearbeitet. Und die Fernsehgeräte von damals konnte man nicht einfach reparieren, indem man einzelne Module auswechselt, diese grossen Kisten, die man hie und da noch hat zu Hause...
hitparade.ch: ...wie ich zum Beispiel...
Häni: Hast du noch so einen?
hitparade.ch: Ja, eine riesen Kiste, 16 Kanäle Mono und fertig.
Häni: 16 Kanäle und eine riesen Platine hinten drin. Auf alle Fälle bin ich damals in der Firma gesessen und habe mit einem Lötkolben einen Fernseher geflickt. Und alle, die etwas von Fernsehgeräten verstehen, wissen, dass es in jedem eine solchen Ladeelko hat, quasi wie eine Batterie, mit einer Spannung, die nicht gerade tödlich ist, aber auch nicht gerade gesund. Und diesen Ladeelko sollte man vor der Reparatur unbedingt entladen. Das erste Mal als ich einen eigenen Song hörte, das war auf DRS3, hatte ich eine solche Freude, dass ich an diesen, leider voll geladenen Elko kam und seither hab ich an der Hand eine Narbe. Wenn du dich selber das erste Mal hörst, vor allem wenn du überhaupt nicht damit rechnest, ist das ein krasses Erlebnis. Jetzt hofft man, dass die Songs gespielt werden, und man freut sich sicher auch, aber es ist sicher nicht wie dazumal im Radio, wo man nicht so genau abschätzen konnte, was das denn jetzt genau bedeutet.
hitparade.ch: Ihr habt jetzt aus der Not in Lauterbrunnen eine Band gegründet. Nun gibt es mittlerweile viele Casting-Shows, wo sich die Kandidaten schon fast in die Charts voten lassen können. Was haltet ihr von solchen Sachen?
Häni: Ich denke, es ist einfach etwas ganz anderes als eigenhändig Musik zu machen. Es ist sicher eine clevere Idee der Programmverantwortlichen bei einem Fernsehsender. Ich denke der Musikszene ist es eher schädlich. Da kriegen Leute Plattformen in verschiedenen Medien, die du als Band nie bekommst und dir den Platz wegnehmen. Die können sicher gut singen, sehen gut aus, sind auch bestimmt talentiert, aber die legen bei weitem nicht den Weg einer Band zurück. Darum denke ich, kann man das auch nicht vergleichen. Eine Band wie wir muss keinen Erfolg haben. Wir machen das, weil wir daran Spass haben. Und die Kandidaten in dieser Show sind eher wie Schauspieler, die dort mitmachen, ein Teil eines Konzepts; rundherum wird alles schön organisiert. Da gibt's ein Drehbuch dazu, da geht nichts in die Hose. Und das kann man geniessen als Unterhaltung wie ein Fussballmatch. Ich halte nicht sehr viel von denen, die dort etwas erreichen. Man darf es auch nicht verwechseln mit all denjenigen, die wirklich etwas können.
hitparade.ch: Es gibt ja alleine in der Schweiz rund 3500 aktive Bands, plus die unzähligen Musiker, die sonst noch als solche arbeiten.
Häni: Ja, unglaublich.
hitparade.ch: Unter all diesen Bands gibt es ja auch viele Mundart-Bands. Spürst du da ein gewisses Konkurrenzdenken? Oder beeinflusst euch das, was andere machen? Gibt es da Sachen, die ihr hört und denkt, das wäre noch cool oder andere Parallelen?
Häni: Ich denke, gerade für uns ist es besonders wichtig, dass wir genau nicht das machen, was diese anderen Bands machen. Und wenn wir sehen, Patent Ochsner verwenden auf dem neuen Song ein Digeridoo, sagen wir nicht, oh, das brauchen wir auch gerade. Das bringt niemandem etwas, uns nicht und ihnen erst recht nicht. Und der Szene bringt es bestimmt auch nichts. Ich denke, so bringst du einen Musikstil nicht weiter. Es gibt zwei verschiedene Typen von Bands: die einen, die ihren Stil stetig vorantreiben und entwickeln und die anderen, die sagen, wir machen das was wir können. Beide Arten von Bands sind enorm wichtig. Und wir gehören sicher zu der Gruppe, die immer rumpröbelt und versucht neue Sachen herauszufinden. Wir lassen uns sicher beeinflussen, aber vermutlich mehr von internationalen Bands, die man in der Schweiz noch nicht gerade so kennt oder nicht den Massengeschmack treffen. Wir hinterfragen, wieso die Gitarre jetzt so tönt oder wie haben die ihre Drums aufgenommen oder wie könnte man etwas allgemein noch machen. Wie könnte dies unserem Mundartrock auch noch etwas bringen? Wie war die Frage genau?
hitparade.ch: Gute Frage! Gegenseitiges Beeinflussen war das Thema...
Häni: Genau! Ich muss sagen, ich bin auch nicht gerade gut informiert, wer zurzeit die erfolgreichste Schweizer Band ist. Und wie die neueste beste Schweizer Band heisst. Ich höre das zurzeit nicht so viel, nicht weil ich sie nicht unterstützen möchte, sondern weil ich mich gerade nicht beeinflussen lassen will. Und auf der anderen Seite ist es so, dass man sich früher oder später so oder so mal über den Weg läuft. Spätestens an Konzerten oder im Studio. Und das ist noch cool, dass man so immer wieder zusammen arbeiten kann. Es kommt dann vor, dass man mit jemandem von Züri West, der gerade an einem anderen Projekt arbeitet, im Studio antrifft und man am Schluss zusammen noch Musik macht oder sich auch mal aushilft. Und das ist cool. Ich denke es ist ein Miteinander und jeder hat genug Respekt vor dem anderen
hitparade.ch: Hat's auf euren neuen Scheibe auch solche Zusammenarbeiten?
Häni: Ja! Und das freut mich sehr. Da ist zum Einen Beat Schlatter, was für uns sehr lustig ist, das er mitgemacht hat, da er aus einer ganz anderen Sparte kommt als von der Musik. Auf der anderen Seite ist da Schmidi Schmidhauser von Stop the Shoppers, von dem ich selber ein riesen Fan davon bin. Das ist vermutlich die einzige Mundart-Band, von der ich sämtliche CDs habe, wirklich alles kenne und ab und zu an Konzerten bin. Für mich war das sehr speziell, mit ihm zusammen im Studio zu sein, und vor allem auch zu sehen, dass er Freude dran hat, das mit uns zu machen.
hitparade.ch: Wo seid ihr im Studio gewesen? Wann und wie lange?
Häni: Wir waren von Mitte September bis etwa Dezember im Studio. Und wir konnten nur deshalb so lange im Studio sein, weil ich einerseits dort arbeite und andrerseits weil wir alles komplett selber gemacht haben. Also kein Produzent oder Tontechniker, der da mitarbeitete, sondern alles von Grund auf selber aufgenommen, produziert, arrangiert. Zugezogen haben wir eigentlich nur den Co-Produzenten des letzten Albums, der eher etwas Mädchen für alles war, den wir fragen konnten, wenn wir nicht mehr weiter wussten. Es war für uns sehr cool, das bringt dich als Band enorm weiter und war enorm spannend. Ganz am Schluss haben wir einen Tontechniker hinzugezogen, der das Ganze sauber abgemischt hat. Dazu waren wir dann nicht mehr im Stande.
hitparade.ch: Wir haben vorhin ja über dieses Superstar-Dings gesprochen. Jetzt verdankt ihr euren grössten Erfolg ja eigentlich auch einer solchen TV-Show - Big Brother Schweiz. Wie ist es dazu gekommen?
Häni: Wir wollten dort eigentlich auch gar nicht mitmachen. Aber haben wir am Ende doch. Es war wie ein kleiner Wettbewerb, und wir hatten eigentlich gar keinen Song und haben dann auf den letzten Drücker einen zusammengebastelt. Unsere damalige Plattenfirma hatte gute Connections zu den Produzenten dieser Fernsehshow und die haben gesagt: "Wir hätten gerne einen Song von euch." Und an einem Freitag kam der Anruf "Hey schreib mal einen Song, wir gehen übers Wochenende ins Studio." Dementsprechend war das Niveau nicht so hoch für diesen Song. Wir haben den übers Wochenende aufgenommen, am Montag abgeliefert und zwei Wochen später lief er im Fernsehn. Mir war zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst, was das für eine Sendung ist. Ich habe mir kurz via Internet die nötigsten Infos zusammengekramt, um irgendeinen Text darüber zu machen. Es war für uns sicher eine Chance, über eine solche Sendung eine Plattform zu bekommen. Auf der anderen Seite wäre es nicht nötig gewesen, soviel hat es uns nicht gebracht. Der Song war auch nicht so cool. Und auch in der Sendung dort aufzutreten war ganz komisch. Ich würde das heute nicht mehr machen.
hitparade.ch: Was mir jetzt gerade noch in den Sinn kommt. Ihr habt bei DRS3 mal bei SwissTop gewonnen, oder?
Häni: Damals war das noch bei DRS1.
hitparade.ch: DRS3 macht dies ja jetzt wieder: die drei besten sind soeben gekürt worden. Hast du das etwas mitverfolgt?
Häni: Ich weiss nur Admiral James T., Coal und William White haben da mitgemacht. Wer hat eigentlich gewonnen?
hitparade.ch: Admiral James T.! Was hältst du davon?
Häni: Das finde ich wieder sehr gut. Das ist wirklich eine Plattform für Bands, die schon etwas bekannter sind, sich nochmals pushen lassen zu können. Früher, zu DRS1 Zeiten war es auch cool. Aber es war weniger konkret. Da hatte es auch Streicherquartette oder Solisten mit der Gitarre oder auch Bands wie uns. Und wir haben extrem verloren damals. Wir sind ganz knapp ins Final gekommen und dort dann auf dem letzten Platz gelandet. Wir waren wirklich mit Abstand die schlechtesten. Und heute ist das Niveau bereits so hoch, dass Bands die bereits einen Plattenvertrag haben, schon auf Tour waren und musikalisch einiges zu bieten haben, dort noch einmal gepusht werden. Das ist cool.
hitparade.ch: Es sind auch für einmal nicht die absoluten Reisser, sondern eher die Insider.
Häni: Gerade ein Admiral James T ist extrem innovativ. Ich denke, gerade er hat's recht schwer, erkannt zu werden, als das was er ist. Dann noch eine Plattform im Radio zu kriegen ist für ihn um einiges schwieriger. Und er ist ja seit weiss ich wie vielen Jahren daran und produziert seine Sachen.
hitparade.ch: Genug von anderen gesprochen. Euer neues Album erscheint am 24. Februar. Was erwartet den Hörer?
Häni: Sicher einmal eine erwachsene Scream-Platte. Wir haben früher sehr auf Ironie gebaut, sehr jugendlich, und das hat sich bei uns schon etwas gewandelt. Wir sind auch älter geworden und es interessieren uns inzwischen etwas andere Themen. Und mit diesem Background ist bei uns der Wunsch aufgekommen, ganz ehrliche Sachen zu machen, wo wir alle vier komplett dahinter stehen können. Das ist nicht so einfach. Du hast vier Leute, vier Musikgeschmäcker, es ist schwierig ein gemeinsamen Nenner zu finden. Wir verbringen sehr viel Zeit mit diskutieren und versuchen herauszufinden, was gut ist und unter diesem Namen herauskommen kann. Und jetzt findet man auf der neuesten Scheibe eine Art "Best Of" unserer Geschmäcker. Und wenn ich es nun mit etwas Abstand höre, finde ich, dass es eine sehr eingängige Scheibe geworden ist. Ein Album, das man auch mal an einem Sonntagmorgen hören kann. Es hat einen schönen Fluss drin.
hitparade.ch: Viele Bands werden ja verglichen und gemessen mit anderen. Wenn du dein neues Album jetzt musikalisch beschreiben müsstest: wonach tönt es?
Häni: Ist noch schwierig. Bandroom-Rock. Ich weiss ja ungefähr, woher unsere Einflüsse kommen. Es ist einfach Mundart-Musik. Wenn man solche Musik macht, weiss man, dass nicht einfach alles auf Mundart funktioniert. Es gibt Stile, wo wir finden, das tönt scheisse auf Mundart. Und darum haben wir uns an den Stilen versucht, bei denen wir wissen, dass sie machbar sind. Das freche Frische wie bei "Sheriff" zum Beispiel, Sachen wie Mani Matter oder diese Mundart-Pop-Schiene, die wir zu entsüssen versuchen, weil wir das Schlagzeug etwas mehr in den Vordergrund stellen, die Gitarre etwas mehr krachen lassen.
hitparade.ch: Und wie sehen die Pläne aus? Ich habe gesehen, es sind schon einige Termine bekannt für Konzerte, Open Airs stehen auch bald an. Seid dort auch schon am planen??
Häni: Ja, Open Airs sind in Planung, aber das darf man dann vorher nicht sagen, bevor sie ihr Programm bekannt geben. Die machen dann aber genug Werbung. Zuerst machen wir jetzt eine Tour, und dann geht's vielleicht schon wieder ins Studio, vielleicht machen wir ne Pause, wir wissen es noch nicht. Wir schauen jetzt zuerst mal wie unser Album läuft und dann schauen wir weiter, keine konkreten Pläne. Ich denke der eine oder andere will dann wieder einmal in die Ferien.
hitparade.ch: Dann müsst ihr jetzt zuerst auf Tour gehen und etwas Geld verdienen.
Häni: Ja oder nebenbei etwas mehr arbeiten.
hitparade.ch: Arbeitet ihr noch alle voll nebenbei??
Häni: Schon nicht voll. So um die 60 - 80% nebenbei, und dann sind die Wochenenden, die für die Band drauf gehen.
hitparade.ch: Und jetzt zu unserer liebgewonnenen Tradition: wir fragen immer noch nach den aktuellen Top10 der Schweizer Singlecharts:
1. Eros Ramazzotti & Anastacia - I Belong To You (Il ritmo della passione)
Den Song habe ich gehört, obschon ich nicht so viel Radio konsumiere zurzeit. Ich habe auch den Clip gesehen, und dort ist mir aufgefallen, wie Eros immer gleich dreinschauen kann. Was ich cool finde an dem Song ist das Schlagzeug, man erwartet etwas ganz anderes.
2. Bob Sinclar pres. Goleo VI feat. Gary "Nesta" Pine - Love Generation
Kenne ich nicht.
3. Mattafix - Big City Life
Kenne ich nicht.
4. Ch!pz - 1001 Arabian Nights
Kenne ich nicht.
5. Chris Brown feat. Juelz Santana - Run It!
Ist das so wie etwa Schnappi? Kenne ich nicht.
6. Pinocchio - Klick klack
Kenne ich nicht.
7. Mary J Blige - Be Without You
Sie kenne ich eigentlich, aber diesen Song gerade nicht.
8. Madonna - Hung Up
Sie kenne ich natürlich auch. Das ist bombensicher. Ist logisch, dass das ein Hit wurde. War ja eigentlich schon mal ein Hit, und jeder Song der schon mal ein Hit war, wird wieder einer.
9. Simple Plan - Untitled (How Could This Happen To Me?)
Sagt mir irgendetwas, weiss aber nicht was.
10. 50 Cent - Hustler's Ambition
Da bin ich mir nie so sicher, ob das der ist, der ausschaut wie ein Teddybär...
...an dieser Stelle habe ich meinen MiniDisc ausgeschalten und wir plauderten zusammen mit Alexandra von Phonag über die verschiedensten Dinge in der weiten Welt des HipHop und der Musik.
Wir danken Häni und Alexandra, dass sie sich Zeit genommen haben und uns dieses Interview ermöglichten.