Interview mit Shiver
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Graz, im südlichen Österreich gelegen und Weltkulturhauptstadt 2003, ist die Heimat von "Shiver": eine Gruppe bestehend aus vier jungen Musikern, nämlich Andi (Gesang, Gitarre), Robert (Gitarre, Gesang), Roman (Bass) und Bernhard (Schlagzeug), die sich als Sieger des Radio-Castings „Ö3 Soundcheck Spezial“ gegen 300 andere Bands durchsetzen konnte und anschliessend mit dem Song „Dieser Augenblick“ die heimischen Charts eroberte.
Eine Promotour in ihrem westlichen Nachbarland nahmen wir uns zum Anlass, Andi und Roman zu interviewen.
hitparade.ch: Was war eure Motivation, am Ö3-Bandwettbewerb "Soundcheck Spezial" teilzunehmen?
Andi: Unsere Band gibt es ja schon lange, wir waren anfangs eine typische Keller- oder Garagenband und haben jahrelang nur in der lokalen Szene Konzerte gegeben. Auf Dauer war es uns aber nicht genug, immer in den gleichen Clubs und nur für Freunde und zu Bekannte zu spielen.
Daher haben wir Demos aufgenommen und diese an verschiedene Plattenlabels verschickt. Natürlich haben wir weiterhin in alle Richtungen die Augen offen gehalten und als wir letzten Sommer vom Ö3-Bandwettbewerb erfuhren, schickten wir die vier Tracks als Demos aufgenommen, die wir kurz zuvor für Plattenfirmen aufgenommen hatten, an Ö3. So kam der Stein dann ins Rollen.
hitparade.ch: Gab es Momente, in denen ihr diese Entscheidung bereut habt?
Roman: Definitiv nicht, denn wir haben ja den grössten österreichischen Bandwettbewerb gewonnen. Innerhalb kürzester Zeit haben wir eine sehr erfolgreiche Single, die sich in den Top 10 der Verkaufs- und Airplay-Charts platzierte, aufgenommen. Zwei Monate später folgte dann das Album. Innerhalb von ganz kurzer Zeit sind also gleich mehrere Träume in Erfüllung gegangen: grossartige Auftritte in ganz Österreich, ausserdem Vorgruppen-Geschichten bei "Söhne Mannheims" und "Alanis Morisette".
Es war also kein einziger Moment dabei, in dem wir die Entscheidung bereut haben.
hitparade.ch: Da ihr ja an einem Radiowettbewerb teilgenommen habt, sind eure Gesichter im Verhältnis zu anderen Bands relativ unbekannt? Seht ihr das als Nachteil für euch?
Andi: Bei uns ist es nach wie vor so, dass die akustische Bekanntheit der optischen weit voraus ist. Es kommt bei Live-Auftritten durchaus vor, dass Leute im Publikum sitzen, die nicht von Haus aus wissen wer wir sind.
Dann merkt man immer diesen Aha-Effekt bei Konzertbesuchern, die die Songs nur aus dem Radio kennen und plötzlich die Band dazu sehen, so nach dem Motto: "Ah - das sind ja die!"
Wir können aber nach wie vor frei herumspazieren und einkaufen gehen, weil uns wirklich nur die sehr interessierten Fans, die sich auch auf die Homepage begeben und unsere Entwicklung von Anfang an verfolgt haben, unsere Gesichter kennen.
Die relative optische Unbekanntheit ist aber ein sehr angenehmer Zustand, da wir nicht wie die grossen Stars von Autogrammjägern verfolgt werden. Wenn, dann erleben wir das nur in ganz geringem Ausmass.
hitparade.ch: Der Song "Dieser Augenblick" ist sehr radio- und charttauglich. Habt ihr ihn speziell für den Wettbewerb geschrieben und komponiert?
Roman: Das Lied ist schon 1 ½ Jahre vor dem Wettbewerb entstanden. Ein halbes Jahr vor der Einsendung wurde der Song für Plattenfirmen professionell fertigproduziert. Der Ö3-Soundcheck passte also zufällig perfekt in den Zeitrahmen.
hitparade.ch: Inwieweit seid ihr nun an die Vorgaben des Senders gebunden?
Andi: Nein, überhaupt nicht. Ö3 hat deutlich gemacht, dass prinzipiell jede Musikrichtung willkommen ist, daher zeigten die verschiedenen Einsendungen auch ein breites Spektrum an Musik, da fast alle Genres vertreten waren. Es gab also überhaupt keine musikalischen Richtlinien.
Wenn Vorgaben gemacht worden wären, hätte die Kreativität darunter gelitten. Denn bei diesem Bandwettbewerb waren eben, im Unterschied zu anderen Castings, Authentizität und Kreativität das Wichtigste. Daher waren auch eigene Songs und Ideen gefragt.
hitparade.ch: Das ist also ein grosser Vorteil gegenüber zusammengewürfelten Bands, die sich erst beim Casting kennen gelernt haben.
Roman: Der grosse Vorteil war die Sicherheit, die das gewachsene Bandgefüge ausstrahlt. Wir waren ja in gewisser Weise einer Extremsituation ausgesetzt, da wir jahrelang Musik nur als Hobby betrieben haben und plötzlich waren wir mit einer, für österreichische Verhältnisse, riesigen Öffentlichkeit konfrontiert: durch Dauerrotation und Auftritte stieg der Druck enorm.
Insofern hatten wir das Glück, dass wir vier Freunde sind, die sich mittlerweile sehr gut kennen und daher war der Zusammenhalt so gross, dass nie wirklich Streitereien aufgekommen sind.
hitparade.ch: Deutschsprachige Bands wie z. B. Juli, Silbermond oder Virginia Jetzt haben derzeit grossen Erfolg. Waren diese Gruppen Vorbilder für euch hinsichtlich Musikrichtung und Sprache?
Andi: Wie fast alle Kellerbands haben wir zu Beginn auf Englisch getextet, was ja ganz natürlich war, da es sich dabei um die Musik handelte, mit der wir pausenlos konfrontiert wurden und die wir somit gewohnt waren.
2000/2001 erkannten wir, dass wir mit unserem Stil gegen eine grosse Konkurrenz anzukämpfen hatten, vor allem die amerikanische College-Rock- und die Britpop-Szene haben und hatten grossartige Bands zu bieten.
Daher versuchten wir etwas zu finden, was uns eigenständig, was "Shive"r irgendwie "anders" macht. Das war alles lange bevor diese "Neue Neue Deutsche Welle" mit "Wir sind Helden" und den anderen genannten Bands losgebrochen ist
Es war für uns am Anfang gar nicht einfach, wir haben probiert mit Deutsch zu experimentieren und die Fans damit vor den Kopf gestossen. Die verstanden nicht, wieso wir plötzlich auf Deutsch gesungen haben, für die hat das irgendwie komisch und wie Schlager geklungen.
Wir hatten aber ein irrsinnig gutes Gefühl dabei, denn man kann auf Deutsch einfach besser ausdrücken was man sagen will. Man bekommt die Zuhörer bei einem Konzert näher an sich heran, weil es für jeden verständlich ist worum es geht, das spürt man als Band irgendwie.
Als wir das mit dem Deutsch "gut auf die Reihe gekriegt hatten", das heisst, dass die Texte ungezwungen geklungen haben, kamen plötzlich die ganzen deutschen Bands daher. Das war für uns natürlich auch ein grosses Glück und sicher mit ein Faktor der uns den Sieg beim Wettbewerb gebracht hat. Denn damit lagen wir genau am Puls der Zeit.
Wir horchen uns natürlich genau an, was diese Acts produzieren, sie waren aber nicht der Grund, dass wir auf Deutsch singen, es war also nicht Kalkül.
hitparade.ch: Gab es je Überlegungen, im Dialekt wie eure berühmten "Nachbarn" STS zu singen?
Roman: Grundsätzlich war das natürlich ein Thema. Zum damaligen Zeitpunkt wollten wir uns aber so gut wie möglich abheben und den eigenen Stil festigen. In der Austropop-Szene war dank Wolfgang Ambros, Georg Danzer und Rainhard Fendrich usw. bereits alles "abgedeckt", es hat also schon alles einmal gegeben.
Hochdeutsche, anspruchsvolle Texte gepaart mit amerikanischem College-Rock waren damals aber noch etwas völlig Neues. Und wir wollen nicht wie die genannten Künstler sondern wie "Shiver" klingen.
hitparade.ch: Ist Shiver eine Band, die lieber im Studio neue Songs aufnimmt oder Live-Auftritte bevorzugt?
Andi: Wir sind viel lieber eine Live-Band, da wir keine studierten Profimusiker, sondern eher wie Handwerker sind, die die Musik lange aus Leidenschaft betrieben haben. Wir haben uns ja auch teilweise das Spielen der Instrumente selbst im Proberaum beigebracht.
Deshalb dauerte es auch lange, bis wir auf anspruchsvollem Level ankamen. Wir leben von der Energie, die wir auf der Bühne rüberbringen und von der Harmonie untereinander, da wir ein sehr eingespieltes Kollektiv sind. Das Herumfeilen an den Songs im Studio ist zwar auch super, kommt aber nie an das Erlebnis heran, live vor ein paar tausend Leuten zu spielen.
hitparade.ch: Das Album "Zwischen den Zeilen" beinhaltet grösstenteils melancholische Liebeslieder. Gibt es einen besonderen Grund für eure Vorliebe bezüglich solcher Songs?
Roman: Grundsätzlich sind wir alle sehr schwermütige Menschen, die gerne über das Leben nachdenken und darüber philosophieren. Daher spiegeln die Lieder auch unsere Lebensweise wider.
Wir singen über Themen, mit denen wir uns sehr gut identifizieren können, dazu zählt eben die Liebe, aus diesem Grund kann man das Album auch als "herzschmerzig" bezeichnen.
Es befinden sich auch dem Album aber auch positive Songs, wie zB "Es wird gut", es ist also nicht nur so, dass negativ rekapituliert wird, sondern wir vermitteln auch sehr positive Aussichten, "Zwischen den Zeilen" hat also einen sehr schönen Spannungsbogen.
hitparade.ch: Ihr habt ja bereits Auftritte bei Confetti-TV (österr. Kinderprogramm) und speziell bei der Ö3 Mountainmania hinter euch gebracht, deren Zuseher sich grossteils im Teenageralter befinden. Betrachtet ihr euch als Vorbilder für Jugendliche?
Andi: Wir selber haben uns nie als Vorbilder gesehen. Unser Idealismus und die damit verbundene Eigenständigkeit kann man natürlich durchaus als vorbildhaft ansehen. Aber es war und ist nie unsere Motivation gewesen, uns auf die Bühne zu stellen zu sagen: ‚Schaut's, wir sind super, werdet's so wie wir.
Unsere Musik spricht ein breiteres Publikum als Teenager an. Das ältere Publikum weiss die Texte und den Sinn dahinter wahrscheinlich mehr zu schätzen als die Jungend. Die Teenies machen halt mehr Stimmung bei den Konzerten, denn ein springendes Publikum ist eben unbezahlbar. Die Älteren sitzen weiter hinten und wippen bedächtiger mit, das ist uns aber genauso wichtig! Wir sehen uns auch selbst nicht als Teenie-Band.
hitparade.ch: Laut eurer Homepage habt ihr einen neuen Drummer gesucht, der sich mit der"Philosophie und Idee hinter Shiver identifizieren kann" Was kann sich man sich darunter vorstellen und wie ist die Suche verlaufen?
Roman: Ursprünglich wollten wir gar nicht unter Shiver suchen, denn Opportunisten sollten von vornherein ausscheiden. Die Band hatte zu diesem Zeitpunkt ja bereits einen Status erreicht, daher wären wohl viele gern eingestiegen.
Wir haben jemanden gesucht, der spielt, weil ihm Musik Spass macht.
Daher wurden Inserate, lautend auf"Gitarrenband sucht Schlagzeuger, der mit Leidenschaft und Liebe bei der Musik ist", geschalten. Es war uns besonders wichtig, dass sich der neue Drummer mit der Bandidee identifizieren kann und ohne finanzielle Hintergedanken einsteigt. Um also falsche Motivation zu vermeiden, wurde der Bandname bei der Suche nicht namentlich erwähnt.
hitparade.ch: Auf eurer Homepage werden viele Zitate verwendet. Habt ihr ein persönliches Lieblingszitat?
Andi: Ja, definitiv: "Das Ganze ist mehr als die Summe der einzelnen Teile" begleitete uns lange Jahre und spiegelt schon seit Jahren unsere Philosophie wider. Wir sind zu viert auf der Bühne viel grösser, als es jeder von uns allein je sein könnte.
Roman: Dem schliesse ich mich auf jeden Fall an.
hitparade.ch: Ist Christina Stürmer's Erfolg in Deutschland und der Schweiz für euch ein Grund zu versuchen, ausserhalb Österreichs Grenzen im Musikgeschäft Fuss zu fassen?
Roman: Natürlich sind unsere Ambitionen längerfristig schon auch über Österreichs Grenzen hinaus gerichtet. Im Moment sind wir natürlich froh, dass uns Christl Stürmer den Weg ebnet und sozusagen Vorarbeit leistet. Sie hat sich den Erfolg mehr als verdient, wenn man bedenkt, wie konsequent sie und ihr Management den deutschen Markt in den letzten zwei Jahren bearbeitet haben. Wir hoffen natürlich, dass wir es ihr einmal gleichmachen können!
hitparade.ch: Hört bzw. kennt ihr Musik von Schweizer Bands?
Andi: Lunik fällt mir zuerst ein, die ja gottseidank bei unserer wunderbaren (lacht) Plattenfirma unter Vertrag sind . Die machen sehr eigenständige Musik, entsprechen also nicht dem gängigen Hitparadenklischee. Das ist ein grosses Kompliment an Lunik und ehrt auch das Schweizer Musikpublikum. Ausserdem hat sich mindestens ein Bandmitglied von uns in die Frontfrau verliebt (beide lachen).
Danach fallen einem natürlich die üblichen Verdächtigen ein, z. B. DJ Bobo, die Schweizer Urgesteine Gotthard und Patrick Nuo, mit ihm und seiner sehr entspannten Band haben wir uns ja schon ein paar mal die Bühne geteilt.
Bis zum heutigen Tag ein kannten wir einen gewissen Herrn Gölä nur vom Hörensagen, sind ihm aber gerade über den Weg gelaufen. Seine Musik klingt sehr hörenswert. Dass er wieder auf Mundart singen soll, haben wir auch schon gehört. So schnell ist man also schon mittendrin in der Szene (beide lachen erneut)
hitparade.ch: Bekommt ihr schon Fanpost aus dem Ausland?
Roman: Ja, aus Deutschland.
Nach dem Söhne-Mannheim-Gig in Bregenz, wo auch ein paar Schweizer Fans dabei waren, erhielten wir auch Post aus eurem Heimatland. Daher werden schon über die Grenzen hinaus Kontakte gepflegt. Es ist uns besonders wichtig, dass Anfragen und Glückwünsche persönlich bearbeitet und beantwortet werden! Wer uns also persönlich eine Mail schreibt, kann davon ausgehen, dass er eine von uns verfasste Antwort erhält!
hitparade.ch: Was hat sich seit November 2004 am meisten in eurem Leben verändert?
Andi: Prinzipiell ist kaum irgendetwas gleichgeblieben was uns als Band betrifft. Robert und Roman haben wegen des hohen Zeitaufwands für die Band ihre Jobs kündigen müssen. Ich als Student komme da fein raus, da ich am Ende des Studiums bin und verständnisvolle Professoren sowie ein super Team auf der Uni habe. Aber es ist schwer genug, alles unter einen Hut zu bekommen und die Zeit zu managen.
Markus, unser langjähriger Drummer, macht ein FH-Studium mit Vollzeit-anwesenheitspflicht, er hat das Studium schon drei Jahre betrieben, daher wäre es für ihn ein zu grosses Risiko gewesen, in seinem letzten Jahr das Studium für die Band in den Wind zu schiessen.
Hauptberuflich Musiker zu sein ist das, was wir uns immer erträumt hatten. Im Probekeller kommt einem das noch weit weg vor. Wenn man die Sicherheit des Jobs aufgibt und sich von Gig zu Gig kämpft, ist es sicher nicht einfach, aber man bekommt auch irrsinnig viel zurück. Mit unserem Status quo und der getroffenen Entscheidung sind wir aber sehr glücklich.
hitparade.ch: Hat Markus die Option, wieder in die Band einzusteigen?
Andi: Bernhard war ein Glücksgriff für uns, für die Band und als Mensch, auch das kommende Album wird mit ihm produziert. Das Damoklesschwert über ihn zu hängen, dass Markus wieder zurückkommen werde wenn er will, wäre für das Bandklima schlecht.
Markus hat auch volles Verständnis dafür und würde nicht versuchen, nach dem Studium wieder reinzudrängen, er weiss genau, wie die Dinge laufen und er war sich auch der Konsequenzen seiner Entscheidung bewusst.
hitparade.ch: Kam der Erfolg zu schnell für Euch?
Roman: Nein, weil 6 - 7 Jahre lang haben wir ja "kommerziell erfolglos" Musik betrieben. Natürlich sind wir glücklich über das verdiente Geld, aber wir sind immer darauf bedacht, den Überblick zu behalten.
Obwohl alles sehr schnell gegangen ist, sind wir froh, dass eine kontinuierliche Entwicklung erkennbar war, beispielsweise wurden die Auftritte immer grösser, von 2000 Besuchern bei der Mountain-Mania bis hin zu 6000 beim Söhne und schliesslich spielten wir vor 10.000 Menschen auf der Donauinsel. Wir waren stets sehr fokussiert auf das ganze Geschehen, daher funktioniert auch alles sehr zufriedenstellend.
Wir kommen mit dem Erfolg gut zurecht, alles weitere wird sich natürlich weisen, aber so schnell kann uns nichts mehr erschüttern.
hitparade.ch: Was habt ihr in Zukunft vor? Ist bereits das nächste Album in Planung?
Andi: Jetzt wollen wir natürlich mal unbedingt die Schweiz erobern. (lacht)
Im Oktober und Anfang November machen wir noch eine Tour durch Österreich, um noch einmal das Album zu promoten. Damit wird die Promotion zumindest in Österreich für "Zwischen den Zeilen" abgeschlossen. Danach beginnen die Arbeiten für das neue Album. Die ersten Songs werden auf der Tour vor Publikum getestet, um zu sehen, wie dies aufgenommen werden.
Wir sind sehr zuversichtlich, zumal wir das Song-Writing und unser Auftreten bestimmt verbessert haben und allgemein sehr viel dazugelernt haben.
Über den Winter werden wWir am Folgealbum basteln, was uns die Weichen stellen wird, weil damit müssen wir beweisen, dass der bisherige Erfolg gerechtfertigt war, oder ob wir wieder auf Jobsuche gehen müssen. (beide lachen)
Das Folgealbum soll dann im März 2006 in Österreich veröffentlicht werden.
hitparade.ch:Traditionsgemäss legen wir unseren Interviewpartnern jeweils die aktuelle Top 10 der Schweizer Hitparade vor. Könnt ihr uns diese kommentieren?
1. Crazy Frog - Axel F
Andi: Hat für mich nichts mit Musik zu tun, ganz ganz schlimm. (lacht)
2. James Blunt - You're Beautiful
Roman: Hervorragender Songwriter, eine der schönsten Balladen der letzten Zeit, gefällt mir sehr gut!
3. Juanes - La camisa negra
Andi: Sommerhitlieferant. Die Spanische Welle scheint bei uns auch anzukommen, ist zwar nicht etwas, womit wir uns sehr identifizieren, prinzipiell aber ein solider Song.
4. Ben Moody feat. Anastacia - Everything Burns
Roman: Anastacia macht anständigen Country, ist aber nicht unbedingt meine Stirichtung.
Andi: Diesen Song finde ich sehr cool und für Anastacia eher untypisch.
5. Shakira feat. Alejandro Sanz - La tortura
Andi: Ich kann nicht auf Song hören wenn ich das Video sehe, ich finde die "abartigen" Verrenkungen und Bewegungen sehr beeindruckend, deswegen geht der Song immer irgendwie an mir vorbei. (grinst)
6. Stress - Libéré
Roman: Sagt mir zu wenig.
7. Kelly Clarkson - Since U Been Gone
Roman: Super Rock-Nummer. Eine der vielversprechendsten Newcomerinnen in diesem Jahr
8. Britney Spears - Someday (I Will Understand)
Andi: "A" fade Ballade, leider. Britney Spears hatte schon interessante Nummern, die nicht so abgedroschen waren, Slave 4 U fand ich zum Beispiel spannend.
9. US5 - Maria
Roman: Kenn' ich nicht, leider...
Andi: (schmunzelt) Hunderttausendste Casting-Band mit dem selben Songwriter. Gefällt mir nicht.
10. Akon - Lonely
Andi: Das gleiche wie beim Crazy Frog. Verstehe wirklich nicht was die Leute bloss an der gequietschten Mickey-Maus-Stimme finden.
Eine Promotour in ihrem westlichen Nachbarland nahmen wir uns zum Anlass, Andi und Roman zu interviewen.
hitparade.ch: Was war eure Motivation, am Ö3-Bandwettbewerb "Soundcheck Spezial" teilzunehmen?
Andi: Unsere Band gibt es ja schon lange, wir waren anfangs eine typische Keller- oder Garagenband und haben jahrelang nur in der lokalen Szene Konzerte gegeben. Auf Dauer war es uns aber nicht genug, immer in den gleichen Clubs und nur für Freunde und zu Bekannte zu spielen.
Daher haben wir Demos aufgenommen und diese an verschiedene Plattenlabels verschickt. Natürlich haben wir weiterhin in alle Richtungen die Augen offen gehalten und als wir letzten Sommer vom Ö3-Bandwettbewerb erfuhren, schickten wir die vier Tracks als Demos aufgenommen, die wir kurz zuvor für Plattenfirmen aufgenommen hatten, an Ö3. So kam der Stein dann ins Rollen.
hitparade.ch: Gab es Momente, in denen ihr diese Entscheidung bereut habt?
Roman: Definitiv nicht, denn wir haben ja den grössten österreichischen Bandwettbewerb gewonnen. Innerhalb kürzester Zeit haben wir eine sehr erfolgreiche Single, die sich in den Top 10 der Verkaufs- und Airplay-Charts platzierte, aufgenommen. Zwei Monate später folgte dann das Album. Innerhalb von ganz kurzer Zeit sind also gleich mehrere Träume in Erfüllung gegangen: grossartige Auftritte in ganz Österreich, ausserdem Vorgruppen-Geschichten bei "Söhne Mannheims" und "Alanis Morisette".
Es war also kein einziger Moment dabei, in dem wir die Entscheidung bereut haben.
hitparade.ch: Da ihr ja an einem Radiowettbewerb teilgenommen habt, sind eure Gesichter im Verhältnis zu anderen Bands relativ unbekannt? Seht ihr das als Nachteil für euch?
Andi: Bei uns ist es nach wie vor so, dass die akustische Bekanntheit der optischen weit voraus ist. Es kommt bei Live-Auftritten durchaus vor, dass Leute im Publikum sitzen, die nicht von Haus aus wissen wer wir sind.
Dann merkt man immer diesen Aha-Effekt bei Konzertbesuchern, die die Songs nur aus dem Radio kennen und plötzlich die Band dazu sehen, so nach dem Motto: "Ah - das sind ja die!"
Wir können aber nach wie vor frei herumspazieren und einkaufen gehen, weil uns wirklich nur die sehr interessierten Fans, die sich auch auf die Homepage begeben und unsere Entwicklung von Anfang an verfolgt haben, unsere Gesichter kennen.
Die relative optische Unbekanntheit ist aber ein sehr angenehmer Zustand, da wir nicht wie die grossen Stars von Autogrammjägern verfolgt werden. Wenn, dann erleben wir das nur in ganz geringem Ausmass.
hitparade.ch: Der Song "Dieser Augenblick" ist sehr radio- und charttauglich. Habt ihr ihn speziell für den Wettbewerb geschrieben und komponiert?
Roman: Das Lied ist schon 1 ½ Jahre vor dem Wettbewerb entstanden. Ein halbes Jahr vor der Einsendung wurde der Song für Plattenfirmen professionell fertigproduziert. Der Ö3-Soundcheck passte also zufällig perfekt in den Zeitrahmen.
hitparade.ch: Inwieweit seid ihr nun an die Vorgaben des Senders gebunden?
Andi: Nein, überhaupt nicht. Ö3 hat deutlich gemacht, dass prinzipiell jede Musikrichtung willkommen ist, daher zeigten die verschiedenen Einsendungen auch ein breites Spektrum an Musik, da fast alle Genres vertreten waren. Es gab also überhaupt keine musikalischen Richtlinien.
Wenn Vorgaben gemacht worden wären, hätte die Kreativität darunter gelitten. Denn bei diesem Bandwettbewerb waren eben, im Unterschied zu anderen Castings, Authentizität und Kreativität das Wichtigste. Daher waren auch eigene Songs und Ideen gefragt.
hitparade.ch: Das ist also ein grosser Vorteil gegenüber zusammengewürfelten Bands, die sich erst beim Casting kennen gelernt haben.
Roman: Der grosse Vorteil war die Sicherheit, die das gewachsene Bandgefüge ausstrahlt. Wir waren ja in gewisser Weise einer Extremsituation ausgesetzt, da wir jahrelang Musik nur als Hobby betrieben haben und plötzlich waren wir mit einer, für österreichische Verhältnisse, riesigen Öffentlichkeit konfrontiert: durch Dauerrotation und Auftritte stieg der Druck enorm.
Insofern hatten wir das Glück, dass wir vier Freunde sind, die sich mittlerweile sehr gut kennen und daher war der Zusammenhalt so gross, dass nie wirklich Streitereien aufgekommen sind.
hitparade.ch: Deutschsprachige Bands wie z. B. Juli, Silbermond oder Virginia Jetzt haben derzeit grossen Erfolg. Waren diese Gruppen Vorbilder für euch hinsichtlich Musikrichtung und Sprache?
Andi: Wie fast alle Kellerbands haben wir zu Beginn auf Englisch getextet, was ja ganz natürlich war, da es sich dabei um die Musik handelte, mit der wir pausenlos konfrontiert wurden und die wir somit gewohnt waren.
2000/2001 erkannten wir, dass wir mit unserem Stil gegen eine grosse Konkurrenz anzukämpfen hatten, vor allem die amerikanische College-Rock- und die Britpop-Szene haben und hatten grossartige Bands zu bieten.
Daher versuchten wir etwas zu finden, was uns eigenständig, was "Shive"r irgendwie "anders" macht. Das war alles lange bevor diese "Neue Neue Deutsche Welle" mit "Wir sind Helden" und den anderen genannten Bands losgebrochen ist
Es war für uns am Anfang gar nicht einfach, wir haben probiert mit Deutsch zu experimentieren und die Fans damit vor den Kopf gestossen. Die verstanden nicht, wieso wir plötzlich auf Deutsch gesungen haben, für die hat das irgendwie komisch und wie Schlager geklungen.
Wir hatten aber ein irrsinnig gutes Gefühl dabei, denn man kann auf Deutsch einfach besser ausdrücken was man sagen will. Man bekommt die Zuhörer bei einem Konzert näher an sich heran, weil es für jeden verständlich ist worum es geht, das spürt man als Band irgendwie.
Als wir das mit dem Deutsch "gut auf die Reihe gekriegt hatten", das heisst, dass die Texte ungezwungen geklungen haben, kamen plötzlich die ganzen deutschen Bands daher. Das war für uns natürlich auch ein grosses Glück und sicher mit ein Faktor der uns den Sieg beim Wettbewerb gebracht hat. Denn damit lagen wir genau am Puls der Zeit.
Wir horchen uns natürlich genau an, was diese Acts produzieren, sie waren aber nicht der Grund, dass wir auf Deutsch singen, es war also nicht Kalkül.
hitparade.ch: Gab es je Überlegungen, im Dialekt wie eure berühmten "Nachbarn" STS zu singen?
Roman: Grundsätzlich war das natürlich ein Thema. Zum damaligen Zeitpunkt wollten wir uns aber so gut wie möglich abheben und den eigenen Stil festigen. In der Austropop-Szene war dank Wolfgang Ambros, Georg Danzer und Rainhard Fendrich usw. bereits alles "abgedeckt", es hat also schon alles einmal gegeben.
Hochdeutsche, anspruchsvolle Texte gepaart mit amerikanischem College-Rock waren damals aber noch etwas völlig Neues. Und wir wollen nicht wie die genannten Künstler sondern wie "Shiver" klingen.
hitparade.ch: Ist Shiver eine Band, die lieber im Studio neue Songs aufnimmt oder Live-Auftritte bevorzugt?
Andi: Wir sind viel lieber eine Live-Band, da wir keine studierten Profimusiker, sondern eher wie Handwerker sind, die die Musik lange aus Leidenschaft betrieben haben. Wir haben uns ja auch teilweise das Spielen der Instrumente selbst im Proberaum beigebracht.
Deshalb dauerte es auch lange, bis wir auf anspruchsvollem Level ankamen. Wir leben von der Energie, die wir auf der Bühne rüberbringen und von der Harmonie untereinander, da wir ein sehr eingespieltes Kollektiv sind. Das Herumfeilen an den Songs im Studio ist zwar auch super, kommt aber nie an das Erlebnis heran, live vor ein paar tausend Leuten zu spielen.
hitparade.ch: Das Album "Zwischen den Zeilen" beinhaltet grösstenteils melancholische Liebeslieder. Gibt es einen besonderen Grund für eure Vorliebe bezüglich solcher Songs?
Roman: Grundsätzlich sind wir alle sehr schwermütige Menschen, die gerne über das Leben nachdenken und darüber philosophieren. Daher spiegeln die Lieder auch unsere Lebensweise wider.
Wir singen über Themen, mit denen wir uns sehr gut identifizieren können, dazu zählt eben die Liebe, aus diesem Grund kann man das Album auch als "herzschmerzig" bezeichnen.
Es befinden sich auch dem Album aber auch positive Songs, wie zB "Es wird gut", es ist also nicht nur so, dass negativ rekapituliert wird, sondern wir vermitteln auch sehr positive Aussichten, "Zwischen den Zeilen" hat also einen sehr schönen Spannungsbogen.
hitparade.ch: Ihr habt ja bereits Auftritte bei Confetti-TV (österr. Kinderprogramm) und speziell bei der Ö3 Mountainmania hinter euch gebracht, deren Zuseher sich grossteils im Teenageralter befinden. Betrachtet ihr euch als Vorbilder für Jugendliche?
Andi: Wir selber haben uns nie als Vorbilder gesehen. Unser Idealismus und die damit verbundene Eigenständigkeit kann man natürlich durchaus als vorbildhaft ansehen. Aber es war und ist nie unsere Motivation gewesen, uns auf die Bühne zu stellen zu sagen: ‚Schaut's, wir sind super, werdet's so wie wir.
Unsere Musik spricht ein breiteres Publikum als Teenager an. Das ältere Publikum weiss die Texte und den Sinn dahinter wahrscheinlich mehr zu schätzen als die Jungend. Die Teenies machen halt mehr Stimmung bei den Konzerten, denn ein springendes Publikum ist eben unbezahlbar. Die Älteren sitzen weiter hinten und wippen bedächtiger mit, das ist uns aber genauso wichtig! Wir sehen uns auch selbst nicht als Teenie-Band.
hitparade.ch: Laut eurer Homepage habt ihr einen neuen Drummer gesucht, der sich mit der"Philosophie und Idee hinter Shiver identifizieren kann" Was kann sich man sich darunter vorstellen und wie ist die Suche verlaufen?
Roman: Ursprünglich wollten wir gar nicht unter Shiver suchen, denn Opportunisten sollten von vornherein ausscheiden. Die Band hatte zu diesem Zeitpunkt ja bereits einen Status erreicht, daher wären wohl viele gern eingestiegen.
Wir haben jemanden gesucht, der spielt, weil ihm Musik Spass macht.
Daher wurden Inserate, lautend auf"Gitarrenband sucht Schlagzeuger, der mit Leidenschaft und Liebe bei der Musik ist", geschalten. Es war uns besonders wichtig, dass sich der neue Drummer mit der Bandidee identifizieren kann und ohne finanzielle Hintergedanken einsteigt. Um also falsche Motivation zu vermeiden, wurde der Bandname bei der Suche nicht namentlich erwähnt.
hitparade.ch: Auf eurer Homepage werden viele Zitate verwendet. Habt ihr ein persönliches Lieblingszitat?
Andi: Ja, definitiv: "Das Ganze ist mehr als die Summe der einzelnen Teile" begleitete uns lange Jahre und spiegelt schon seit Jahren unsere Philosophie wider. Wir sind zu viert auf der Bühne viel grösser, als es jeder von uns allein je sein könnte.
Roman: Dem schliesse ich mich auf jeden Fall an.
hitparade.ch: Ist Christina Stürmer's Erfolg in Deutschland und der Schweiz für euch ein Grund zu versuchen, ausserhalb Österreichs Grenzen im Musikgeschäft Fuss zu fassen?
Roman: Natürlich sind unsere Ambitionen längerfristig schon auch über Österreichs Grenzen hinaus gerichtet. Im Moment sind wir natürlich froh, dass uns Christl Stürmer den Weg ebnet und sozusagen Vorarbeit leistet. Sie hat sich den Erfolg mehr als verdient, wenn man bedenkt, wie konsequent sie und ihr Management den deutschen Markt in den letzten zwei Jahren bearbeitet haben. Wir hoffen natürlich, dass wir es ihr einmal gleichmachen können!
hitparade.ch: Hört bzw. kennt ihr Musik von Schweizer Bands?
Andi: Lunik fällt mir zuerst ein, die ja gottseidank bei unserer wunderbaren (lacht) Plattenfirma unter Vertrag sind . Die machen sehr eigenständige Musik, entsprechen also nicht dem gängigen Hitparadenklischee. Das ist ein grosses Kompliment an Lunik und ehrt auch das Schweizer Musikpublikum. Ausserdem hat sich mindestens ein Bandmitglied von uns in die Frontfrau verliebt (beide lachen).
Danach fallen einem natürlich die üblichen Verdächtigen ein, z. B. DJ Bobo, die Schweizer Urgesteine Gotthard und Patrick Nuo, mit ihm und seiner sehr entspannten Band haben wir uns ja schon ein paar mal die Bühne geteilt.
Bis zum heutigen Tag ein kannten wir einen gewissen Herrn Gölä nur vom Hörensagen, sind ihm aber gerade über den Weg gelaufen. Seine Musik klingt sehr hörenswert. Dass er wieder auf Mundart singen soll, haben wir auch schon gehört. So schnell ist man also schon mittendrin in der Szene (beide lachen erneut)
hitparade.ch: Bekommt ihr schon Fanpost aus dem Ausland?
Roman: Ja, aus Deutschland.
Nach dem Söhne-Mannheim-Gig in Bregenz, wo auch ein paar Schweizer Fans dabei waren, erhielten wir auch Post aus eurem Heimatland. Daher werden schon über die Grenzen hinaus Kontakte gepflegt. Es ist uns besonders wichtig, dass Anfragen und Glückwünsche persönlich bearbeitet und beantwortet werden! Wer uns also persönlich eine Mail schreibt, kann davon ausgehen, dass er eine von uns verfasste Antwort erhält!
hitparade.ch: Was hat sich seit November 2004 am meisten in eurem Leben verändert?
Andi: Prinzipiell ist kaum irgendetwas gleichgeblieben was uns als Band betrifft. Robert und Roman haben wegen des hohen Zeitaufwands für die Band ihre Jobs kündigen müssen. Ich als Student komme da fein raus, da ich am Ende des Studiums bin und verständnisvolle Professoren sowie ein super Team auf der Uni habe. Aber es ist schwer genug, alles unter einen Hut zu bekommen und die Zeit zu managen.
Markus, unser langjähriger Drummer, macht ein FH-Studium mit Vollzeit-anwesenheitspflicht, er hat das Studium schon drei Jahre betrieben, daher wäre es für ihn ein zu grosses Risiko gewesen, in seinem letzten Jahr das Studium für die Band in den Wind zu schiessen.
Hauptberuflich Musiker zu sein ist das, was wir uns immer erträumt hatten. Im Probekeller kommt einem das noch weit weg vor. Wenn man die Sicherheit des Jobs aufgibt und sich von Gig zu Gig kämpft, ist es sicher nicht einfach, aber man bekommt auch irrsinnig viel zurück. Mit unserem Status quo und der getroffenen Entscheidung sind wir aber sehr glücklich.
hitparade.ch: Hat Markus die Option, wieder in die Band einzusteigen?
Andi: Bernhard war ein Glücksgriff für uns, für die Band und als Mensch, auch das kommende Album wird mit ihm produziert. Das Damoklesschwert über ihn zu hängen, dass Markus wieder zurückkommen werde wenn er will, wäre für das Bandklima schlecht.
Markus hat auch volles Verständnis dafür und würde nicht versuchen, nach dem Studium wieder reinzudrängen, er weiss genau, wie die Dinge laufen und er war sich auch der Konsequenzen seiner Entscheidung bewusst.
hitparade.ch: Kam der Erfolg zu schnell für Euch?
Roman: Nein, weil 6 - 7 Jahre lang haben wir ja "kommerziell erfolglos" Musik betrieben. Natürlich sind wir glücklich über das verdiente Geld, aber wir sind immer darauf bedacht, den Überblick zu behalten.
Obwohl alles sehr schnell gegangen ist, sind wir froh, dass eine kontinuierliche Entwicklung erkennbar war, beispielsweise wurden die Auftritte immer grösser, von 2000 Besuchern bei der Mountain-Mania bis hin zu 6000 beim Söhne und schliesslich spielten wir vor 10.000 Menschen auf der Donauinsel. Wir waren stets sehr fokussiert auf das ganze Geschehen, daher funktioniert auch alles sehr zufriedenstellend.
Wir kommen mit dem Erfolg gut zurecht, alles weitere wird sich natürlich weisen, aber so schnell kann uns nichts mehr erschüttern.
hitparade.ch: Was habt ihr in Zukunft vor? Ist bereits das nächste Album in Planung?
Andi: Jetzt wollen wir natürlich mal unbedingt die Schweiz erobern. (lacht)
Im Oktober und Anfang November machen wir noch eine Tour durch Österreich, um noch einmal das Album zu promoten. Damit wird die Promotion zumindest in Österreich für "Zwischen den Zeilen" abgeschlossen. Danach beginnen die Arbeiten für das neue Album. Die ersten Songs werden auf der Tour vor Publikum getestet, um zu sehen, wie dies aufgenommen werden.
Wir sind sehr zuversichtlich, zumal wir das Song-Writing und unser Auftreten bestimmt verbessert haben und allgemein sehr viel dazugelernt haben.
Über den Winter werden wWir am Folgealbum basteln, was uns die Weichen stellen wird, weil damit müssen wir beweisen, dass der bisherige Erfolg gerechtfertigt war, oder ob wir wieder auf Jobsuche gehen müssen. (beide lachen)
Das Folgealbum soll dann im März 2006 in Österreich veröffentlicht werden.
hitparade.ch:Traditionsgemäss legen wir unseren Interviewpartnern jeweils die aktuelle Top 10 der Schweizer Hitparade vor. Könnt ihr uns diese kommentieren?
1. Crazy Frog - Axel F
Andi: Hat für mich nichts mit Musik zu tun, ganz ganz schlimm. (lacht)
2. James Blunt - You're Beautiful
Roman: Hervorragender Songwriter, eine der schönsten Balladen der letzten Zeit, gefällt mir sehr gut!
3. Juanes - La camisa negra
Andi: Sommerhitlieferant. Die Spanische Welle scheint bei uns auch anzukommen, ist zwar nicht etwas, womit wir uns sehr identifizieren, prinzipiell aber ein solider Song.
4. Ben Moody feat. Anastacia - Everything Burns
Roman: Anastacia macht anständigen Country, ist aber nicht unbedingt meine Stirichtung.
Andi: Diesen Song finde ich sehr cool und für Anastacia eher untypisch.
5. Shakira feat. Alejandro Sanz - La tortura
Andi: Ich kann nicht auf Song hören wenn ich das Video sehe, ich finde die "abartigen" Verrenkungen und Bewegungen sehr beeindruckend, deswegen geht der Song immer irgendwie an mir vorbei. (grinst)
6. Stress - Libéré
Roman: Sagt mir zu wenig.
7. Kelly Clarkson - Since U Been Gone
Roman: Super Rock-Nummer. Eine der vielversprechendsten Newcomerinnen in diesem Jahr
8. Britney Spears - Someday (I Will Understand)
Andi: "A" fade Ballade, leider. Britney Spears hatte schon interessante Nummern, die nicht so abgedroschen waren, Slave 4 U fand ich zum Beispiel spannend.
9. US5 - Maria
Roman: Kenn' ich nicht, leider...
Andi: (schmunzelt) Hunderttausendste Casting-Band mit dem selben Songwriter. Gefällt mir nicht.
10. Akon - Lonely
Andi: Das gleiche wie beim Crazy Frog. Verstehe wirklich nicht was die Leute bloss an der gequietschten Mickey-Maus-Stimme finden.