Interview mit Silbermond
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Silbermond sind vor 2 Wochen mit der Single "Irgendwas bleibt" direkt auf Platz 1 eingestiegen. Nun ist das Album "Nichts passiert" erhältlich. Wir haben die vier zum Interview getroffen.
hitparade.ch: Fast drei Jahre nach eurem letzten Studioalbum seid ihr mit einer neuen Veröffentlichung zurück. Hattet ihr neben dem Tourstress und den Aufnahmen für das neue Album auch Zeit, Euch zu erholen?
Stefanie: Ja, wir haben uns wirklich die Zeit genommen. Mit dem ersten und zweiten Album waren wir unglaublich viel unterwegs. Wir haben die Zeit danach genutzt, einiges nachzuholen, was wir durch das viele Unterwegssein verpasst haben, den Kontakt mit Freunden und Familie zum Beispiel. Das war sehr wichtig.
Danach wollten wir aber schon so schnell wie möglich das dritte Album schreiben. Neue Projekte anzupacken und Ideen zu entwickeln, ist ja auch der Sinn des Musikerdaseins. Die ständigen Bemerkungen von einigen Leuten - "wann kommt denn das nächste Album? Oh, das wird dann bestimmt ganz toll!" - waren dabei aber eher ein Hindernis.
Wir dachten: Hey, erwartet doch nicht schon so viel. Mit diesem Druck im Hinterkopf funktioniert es nicht, kreativ zu sein. Wir haben uns dann zusammengesetzt und versucht, zu vergegenwärtigen, warum es denn beim ersten Album funktioniert hat. Warum waren wir da so locker? Uns wurde bewusst, dass wir damals Musik gemacht haben ohne den Hintergedanken, ohne die Angst, etwas zu verlieren zu haben. Drum beschlossen wir, einfach das zu machen, worauf wir Bock hatten. Wir haben andere Instrumente benutzt, haben versucht, mal ganz anders an das Songwriting ranzugehen und auch die Sprache einmal etwas anders einzusetzen, quasi um die Ecke zu denken. Dabei hatten wir so viel Spass, dass sich die Anspannung total gelöst hat. So sind nun 14 Songs herausgekommen, über die wir sehr glücklich sind.
hitparade.ch: Vor fünf Jahren war ein regelrechter Boom von Bands mit singender Frontfrau und männlicher Instrumentalbegleitung zu verzeichnen. Denkt ihr, dass ihr damals mit Eurer Musik einfach den Zeitgeist getroffen habt oder waren Silbermond, Juli, Wir sind Helden, Rosenstolz und Christina Stürmer einfach je musikalisch so gut, dass allen der Durchbruch unabhängig von Musiktrends gelingen musste?
Thomas: Ich glaube, dass den Leuten einfach die Texte gefallen haben und dass wir sie mit unserer Musik in irgendeiner Form berührt haben. Ob das mit dem Zeitgeist zusammenhängt oder nicht, glaube ich, kann man erst mit viel mehr Abstand sagen. Darüber können wir uns also gerne in zehn Jahren nochmals unterhalten.
hitparade.ch: Wir würdet ihr das Verhältnis zu vorgenannten Bands bezeichnen - sind das Konkurrenten, Freunde, Kollegen?
Johannes: Also das ist eigentlich durchwegs freundschaftlich. Man trifft sich auf Festivals oder auf Verleihungen, trinkt auch mal zusammen ein Bierchen und quatscht über Erlebnisse. Witzigerweise unterhalten sich dann häufig instrumentenbezogen die Schlagzeuger mit Schlagzeugern, die Gitarristen mit Gitarristen. Das Gerede, man könne sich aus Konkurrenzgründen nicht leiden, ist letztlich Quatsch. Wir sind alle Kollegen und wollen dasselbe - nämlich Musik machen.
hitparade.ch: Der Song "Symphonie" wurde von Sarah Brightman für deren gleichnamiges Album gecovert. Hatte dieser Umstand auf eure Karriere einen Einfluss, wenn man bedenkt, dass das Album sowohl in Amerika als auch Grossbritannien in den Charts vertreten war?
Stefanie: Es hat uns erstmals total fasziniert. Vor etwa zweieinhalb Jahren oder so hatte sie einmal bei uns angerufen und gefragt, ob sie das covern dürfe. Das war für uns natürlich okay und cool. Auch wenn sie aus einem ganz anderen Genre kommt, ist sie eine grossartige Sängerin. Wir baten sie dann, uns doch den englischen Text vorgängig noch zu geben, damit wir auch checken können, ob er inhaltlich zur Komposition passt. Nach einer ganzen Weile hat sie uns den Text geschickt und angekündigt, sie würde auch gerne ihr Album danach benennen. Für uns war das sehr spannend, zu hören, wie sich ein Song von uns auf englisch mit einer ganz anderen Stimme anhört. Und dann war es natürlich auch interessant zu sehen, dass dieselbe Emotion auch in diesem anderen Umfeld zustande kommen kann. Wir haben dann plötzlich E-Mails aus Australien, Russland, Spanien, Italien oder England erhalten und dachten "Wow - was geht denn hier ab?"
hitparade.ch: Was haben die Leute Euch geschrieben?
Stefanie: Viele waren nach dem Sarah-Brightman-Song dran interessiert, das deutsche Original zu hören. Wir dachten nur: Das ist ja toll! Unser Song geht um die Welt..!
hitparade.ch: Mit "Das Beste" habt ihr 2006 einen der Hits des Jahres gelandet. Hattet ihr bereits bei den Aufnahmen das Gefühl, dass euch mit diesem Song etwas Großes gelungen ist?
Thomas: Es ist immer schwer für uns, die wir das Werk komponiert haben, vorgängig zu empfinden, wie es den Leuten draussen gefallen wird. "Das Beste" war zum Aufnahmezeitpunkt nicht mehr und nicht weniger als ein weiterer Song von uns, der uns viel Spass gemacht hat. Sie liegen uns letztlich alle am Herzen. Man kann keinen herausheben und sagen, das ist jetzt der Beste, sondern am Ende ist jeder einzelne Ausdruck eines Gefühls, das man gerade hat. Dass "Das Beste" draussen auf so viel Resonanz gestossen ist, hätten wir uns niemals erträumt, aber wir sind sehr glücklich darüber.
hitparade.ch: Wie sieht's auf dem aktuellen Album aus? Worin seht ihr ihre Qualität im Vergleich zu den früheren Alben?
Andreas: Die Songs sind anders. Es ist auch keiner drauf, der mit dem Kalkül geschrieben worden wäre, den Erfolg von "Das Beste" gezielt zu wiederholen.
Stefanie: Und einen Vergleich finde ich generell sehr schwierig. "Laut gedacht" ist "Laut gedacht", "Verschwende deine Zeit" ist "Verschwende deine Zeit" und "Nichts passiert" ist eben "Nichts passiert". Ich glaube, wir befinden uns in einer ganz anderen Zeit und das neue Album ist eben das, was gerade ist. Wenn irgendein Song auf dem Album die Menschen berührt, wird das so sein - und wenn nicht, dann sollte es halt wohl nicht so sein. Wir lassen uns da gerne überraschen.
hitparade.ch: Ihr sagt, dass "Nichts passiert" euer intensivstes Album darstellt. Warum?
Thomas: Einerseits weil wir, wie angesprochen, an keinem Album so lange gearbeitet haben. Zudem waren wir mehr denn je in den Produktionsprozess involviert. Wir haben uns im Proberaum ein eigenes Demostudio installiert und dort bereits Sachen aufgenommen, die wir dann mit unserem Produzenten für die Album-Version einfach noch verfeinert haben. Es war eine intensive Zeit mit Höhen und Tiefen mit vielen guten Songs und auch einigen, die wir weggeschmissen haben. Eine richtige Achterbahnfahrt, über die ich froh bin, sie gefahren zu haben. Man hört Silbermond 2009 auf jeden Fall in neuen Gewändern, in denen man uns noch nicht kennt. Die Platte ist sehr abwechslungsreich geworden.
hitparade.ch: Welche Themen habt ihr bei den Songtexten aufgegriffen?
Stefanie: Ganz verschiedene. Die Texte sind eine Mischung aus Beobachtungen und eigenen Erfahrungen, eine Mischung aus zwischenmenschlichen Geschichten, aus Fern- und auch ein bisschen Heimweh. Das Lied "Nach Haus" handelt von letzterem, von Bautzen, unserer Heimatstadt, vom Moment des Abbiegens von der Autobahn. Man fährt da so über einen kleinen Berg, bis dann die Kulisse von Bautzen zum Vorschein kommt. Beim Lied "Nichts passiert" geht's einfach darum, zu schildern, warum der Glaube an die Politiker in Deutschland vielleicht verloren geht: es wird viel geredet und versprochen, aber nichts passiert. Aus dieser Beobachtung entsteht die Haltung: "Nee, wir gehen nicht wählen. Es ändert sich ja eh nichts mehr..." Im Duett mit Jan Delay geht's beispielsweise um die Haltung "Hey, nicht mein Problem!" Die textliche Palette ist also sehr breit. Am besten hört jeder einfach mal rein.
hitparade.ch: Comet, Echo, Bravo-Otto - sämtliche namhafte Auszeichnungen in Deutschland konntet ihr bereits gewinnen. Welchen Stellenwert haben derartige Preise für euch?
Thomas: Es ist natürlich sehr schön, Preise zu bekommen. Das war schon in der Schule so, wenn man mal ausnahmsweise der Beste in irgendeiner Sportdisziplin war. Aber die Preise sind nicht der wirkliche Grund, warum wir Musik machen. Das ist die Leidenschaft und der Spass, den wir haben, wenn wir Dinge musikalisch verarbeiten. Wenn wir dafür einen Preis bekommen, ist das sehr schön.
hitparade.ch: Peter von Rosenstolz leidet derzeit am Burn-Out-Syndrom. Natürlich ist niemand gefeit vor einer solchen Krankheit. Was ist aber euer Ausgleich vom Stress?
Stefanie: Ich treibe viel Sport. In letzter Zeit gehe ich unglaublich gerne joggen und an die frische Luft. Man merkt auch, dass man den Tag irgendwie ganz anders startet, wenn mal erstmal eine halbe Stunde laufen geht, frische Luft schnappt und den Tag so in Angriff nimmt. Gesunde Ernährung ist natürlich auch immer gut. Man merkt schon, wenn man leichtere Sachen isst, viel Fisch und Gemüse, viel Wasser trinkt, dass man irgendwie auch körperlich leichter durch den Tag geht.
Thomas: Man muss sich auf jeden Fall solche Inseln der Ruhe schaffen. Auch einfach mal Sachen machen, die nichts mit dem "Beruf" zu tun haben - auch wenn's ja kein eigentlicher Beruf ist, den wir ausüben, sondern eine Leidenschaft. Für mich ist Musik auch ab und zu eine Insel der Ruhe. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, an Musik einmal auszubrennen. Vielleicht an anderen Dingen, aber nicht an Musik.
hitparade.ch: Ihr seid ja auf Tour und besucht auch Zürich. Was bedeutet es für euch, in der Schweiz zu spielen?
Stefanie: Wir können uns noch ganz genau an das erste Mal erinnern, als wir damals in der Schweiz aufgetreten sind. Im Bierhübeli war das, glaube ich. Wenn es den Leuten gefallen hat am Ende eines Konzertes, rufen sie normalerweise entweder "Zugabe" oder klatschen ganz laut. Wir waren da in Bern damals hinter der Bühne und plötzlich ging das "Ohuhu" los. Wir dachten: "Ach du scheisse - jetzt buhen die uns aus!" und "Ach Gott, das wird wohl das erste und letzte Mal in der Schweiz gewesen sein." Erst danach haben wir mitbekommen, dass das in der Schweiz die gängige Form ist, einen zum erneuten Rauskommen zu ermuntern, um dann eine La-Ola-Welle zu machen. Als wir das begriffen hatten, begannen wir, so richtig Spass zu haben an Auftritten in der Schweiz. Es ist immer eine schöne Erfahrung hier zu sein. Nicht nur, weil ihr hier eine grossartige Landschaft habt, sondern weil die Mentalität der Menschen einen Optimismus ausstrahlt, eine Freude, eine Herzlichkeit. Das merkt man auch, wenn man hier auf der Bühne steht. Deswegen freuen wir uns sehr auf den Mai. Es wird Zeit, dass wir endlich mal wieder live zu euch kommen.
hitparade.ch: Und wir bedanken uns herzlich fürs Gespräch.
hitparade.ch: Fast drei Jahre nach eurem letzten Studioalbum seid ihr mit einer neuen Veröffentlichung zurück. Hattet ihr neben dem Tourstress und den Aufnahmen für das neue Album auch Zeit, Euch zu erholen?
Stefanie: Ja, wir haben uns wirklich die Zeit genommen. Mit dem ersten und zweiten Album waren wir unglaublich viel unterwegs. Wir haben die Zeit danach genutzt, einiges nachzuholen, was wir durch das viele Unterwegssein verpasst haben, den Kontakt mit Freunden und Familie zum Beispiel. Das war sehr wichtig.
Danach wollten wir aber schon so schnell wie möglich das dritte Album schreiben. Neue Projekte anzupacken und Ideen zu entwickeln, ist ja auch der Sinn des Musikerdaseins. Die ständigen Bemerkungen von einigen Leuten - "wann kommt denn das nächste Album? Oh, das wird dann bestimmt ganz toll!" - waren dabei aber eher ein Hindernis.
Wir dachten: Hey, erwartet doch nicht schon so viel. Mit diesem Druck im Hinterkopf funktioniert es nicht, kreativ zu sein. Wir haben uns dann zusammengesetzt und versucht, zu vergegenwärtigen, warum es denn beim ersten Album funktioniert hat. Warum waren wir da so locker? Uns wurde bewusst, dass wir damals Musik gemacht haben ohne den Hintergedanken, ohne die Angst, etwas zu verlieren zu haben. Drum beschlossen wir, einfach das zu machen, worauf wir Bock hatten. Wir haben andere Instrumente benutzt, haben versucht, mal ganz anders an das Songwriting ranzugehen und auch die Sprache einmal etwas anders einzusetzen, quasi um die Ecke zu denken. Dabei hatten wir so viel Spass, dass sich die Anspannung total gelöst hat. So sind nun 14 Songs herausgekommen, über die wir sehr glücklich sind.
hitparade.ch: Vor fünf Jahren war ein regelrechter Boom von Bands mit singender Frontfrau und männlicher Instrumentalbegleitung zu verzeichnen. Denkt ihr, dass ihr damals mit Eurer Musik einfach den Zeitgeist getroffen habt oder waren Silbermond, Juli, Wir sind Helden, Rosenstolz und Christina Stürmer einfach je musikalisch so gut, dass allen der Durchbruch unabhängig von Musiktrends gelingen musste?
Thomas: Ich glaube, dass den Leuten einfach die Texte gefallen haben und dass wir sie mit unserer Musik in irgendeiner Form berührt haben. Ob das mit dem Zeitgeist zusammenhängt oder nicht, glaube ich, kann man erst mit viel mehr Abstand sagen. Darüber können wir uns also gerne in zehn Jahren nochmals unterhalten.
hitparade.ch: Wir würdet ihr das Verhältnis zu vorgenannten Bands bezeichnen - sind das Konkurrenten, Freunde, Kollegen?
Johannes: Also das ist eigentlich durchwegs freundschaftlich. Man trifft sich auf Festivals oder auf Verleihungen, trinkt auch mal zusammen ein Bierchen und quatscht über Erlebnisse. Witzigerweise unterhalten sich dann häufig instrumentenbezogen die Schlagzeuger mit Schlagzeugern, die Gitarristen mit Gitarristen. Das Gerede, man könne sich aus Konkurrenzgründen nicht leiden, ist letztlich Quatsch. Wir sind alle Kollegen und wollen dasselbe - nämlich Musik machen.
hitparade.ch: Der Song "Symphonie" wurde von Sarah Brightman für deren gleichnamiges Album gecovert. Hatte dieser Umstand auf eure Karriere einen Einfluss, wenn man bedenkt, dass das Album sowohl in Amerika als auch Grossbritannien in den Charts vertreten war?
Stefanie: Es hat uns erstmals total fasziniert. Vor etwa zweieinhalb Jahren oder so hatte sie einmal bei uns angerufen und gefragt, ob sie das covern dürfe. Das war für uns natürlich okay und cool. Auch wenn sie aus einem ganz anderen Genre kommt, ist sie eine grossartige Sängerin. Wir baten sie dann, uns doch den englischen Text vorgängig noch zu geben, damit wir auch checken können, ob er inhaltlich zur Komposition passt. Nach einer ganzen Weile hat sie uns den Text geschickt und angekündigt, sie würde auch gerne ihr Album danach benennen. Für uns war das sehr spannend, zu hören, wie sich ein Song von uns auf englisch mit einer ganz anderen Stimme anhört. Und dann war es natürlich auch interessant zu sehen, dass dieselbe Emotion auch in diesem anderen Umfeld zustande kommen kann. Wir haben dann plötzlich E-Mails aus Australien, Russland, Spanien, Italien oder England erhalten und dachten "Wow - was geht denn hier ab?"
hitparade.ch: Was haben die Leute Euch geschrieben?
Stefanie: Viele waren nach dem Sarah-Brightman-Song dran interessiert, das deutsche Original zu hören. Wir dachten nur: Das ist ja toll! Unser Song geht um die Welt..!
hitparade.ch: Mit "Das Beste" habt ihr 2006 einen der Hits des Jahres gelandet. Hattet ihr bereits bei den Aufnahmen das Gefühl, dass euch mit diesem Song etwas Großes gelungen ist?
Thomas: Es ist immer schwer für uns, die wir das Werk komponiert haben, vorgängig zu empfinden, wie es den Leuten draussen gefallen wird. "Das Beste" war zum Aufnahmezeitpunkt nicht mehr und nicht weniger als ein weiterer Song von uns, der uns viel Spass gemacht hat. Sie liegen uns letztlich alle am Herzen. Man kann keinen herausheben und sagen, das ist jetzt der Beste, sondern am Ende ist jeder einzelne Ausdruck eines Gefühls, das man gerade hat. Dass "Das Beste" draussen auf so viel Resonanz gestossen ist, hätten wir uns niemals erträumt, aber wir sind sehr glücklich darüber.
hitparade.ch: Wie sieht's auf dem aktuellen Album aus? Worin seht ihr ihre Qualität im Vergleich zu den früheren Alben?
Andreas: Die Songs sind anders. Es ist auch keiner drauf, der mit dem Kalkül geschrieben worden wäre, den Erfolg von "Das Beste" gezielt zu wiederholen.
Stefanie: Und einen Vergleich finde ich generell sehr schwierig. "Laut gedacht" ist "Laut gedacht", "Verschwende deine Zeit" ist "Verschwende deine Zeit" und "Nichts passiert" ist eben "Nichts passiert". Ich glaube, wir befinden uns in einer ganz anderen Zeit und das neue Album ist eben das, was gerade ist. Wenn irgendein Song auf dem Album die Menschen berührt, wird das so sein - und wenn nicht, dann sollte es halt wohl nicht so sein. Wir lassen uns da gerne überraschen.
hitparade.ch: Ihr sagt, dass "Nichts passiert" euer intensivstes Album darstellt. Warum?
Thomas: Einerseits weil wir, wie angesprochen, an keinem Album so lange gearbeitet haben. Zudem waren wir mehr denn je in den Produktionsprozess involviert. Wir haben uns im Proberaum ein eigenes Demostudio installiert und dort bereits Sachen aufgenommen, die wir dann mit unserem Produzenten für die Album-Version einfach noch verfeinert haben. Es war eine intensive Zeit mit Höhen und Tiefen mit vielen guten Songs und auch einigen, die wir weggeschmissen haben. Eine richtige Achterbahnfahrt, über die ich froh bin, sie gefahren zu haben. Man hört Silbermond 2009 auf jeden Fall in neuen Gewändern, in denen man uns noch nicht kennt. Die Platte ist sehr abwechslungsreich geworden.
hitparade.ch: Welche Themen habt ihr bei den Songtexten aufgegriffen?
Stefanie: Ganz verschiedene. Die Texte sind eine Mischung aus Beobachtungen und eigenen Erfahrungen, eine Mischung aus zwischenmenschlichen Geschichten, aus Fern- und auch ein bisschen Heimweh. Das Lied "Nach Haus" handelt von letzterem, von Bautzen, unserer Heimatstadt, vom Moment des Abbiegens von der Autobahn. Man fährt da so über einen kleinen Berg, bis dann die Kulisse von Bautzen zum Vorschein kommt. Beim Lied "Nichts passiert" geht's einfach darum, zu schildern, warum der Glaube an die Politiker in Deutschland vielleicht verloren geht: es wird viel geredet und versprochen, aber nichts passiert. Aus dieser Beobachtung entsteht die Haltung: "Nee, wir gehen nicht wählen. Es ändert sich ja eh nichts mehr..." Im Duett mit Jan Delay geht's beispielsweise um die Haltung "Hey, nicht mein Problem!" Die textliche Palette ist also sehr breit. Am besten hört jeder einfach mal rein.
hitparade.ch: Comet, Echo, Bravo-Otto - sämtliche namhafte Auszeichnungen in Deutschland konntet ihr bereits gewinnen. Welchen Stellenwert haben derartige Preise für euch?
Thomas: Es ist natürlich sehr schön, Preise zu bekommen. Das war schon in der Schule so, wenn man mal ausnahmsweise der Beste in irgendeiner Sportdisziplin war. Aber die Preise sind nicht der wirkliche Grund, warum wir Musik machen. Das ist die Leidenschaft und der Spass, den wir haben, wenn wir Dinge musikalisch verarbeiten. Wenn wir dafür einen Preis bekommen, ist das sehr schön.
hitparade.ch: Peter von Rosenstolz leidet derzeit am Burn-Out-Syndrom. Natürlich ist niemand gefeit vor einer solchen Krankheit. Was ist aber euer Ausgleich vom Stress?
Stefanie: Ich treibe viel Sport. In letzter Zeit gehe ich unglaublich gerne joggen und an die frische Luft. Man merkt auch, dass man den Tag irgendwie ganz anders startet, wenn mal erstmal eine halbe Stunde laufen geht, frische Luft schnappt und den Tag so in Angriff nimmt. Gesunde Ernährung ist natürlich auch immer gut. Man merkt schon, wenn man leichtere Sachen isst, viel Fisch und Gemüse, viel Wasser trinkt, dass man irgendwie auch körperlich leichter durch den Tag geht.
Thomas: Man muss sich auf jeden Fall solche Inseln der Ruhe schaffen. Auch einfach mal Sachen machen, die nichts mit dem "Beruf" zu tun haben - auch wenn's ja kein eigentlicher Beruf ist, den wir ausüben, sondern eine Leidenschaft. Für mich ist Musik auch ab und zu eine Insel der Ruhe. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, an Musik einmal auszubrennen. Vielleicht an anderen Dingen, aber nicht an Musik.
hitparade.ch: Ihr seid ja auf Tour und besucht auch Zürich. Was bedeutet es für euch, in der Schweiz zu spielen?
Stefanie: Wir können uns noch ganz genau an das erste Mal erinnern, als wir damals in der Schweiz aufgetreten sind. Im Bierhübeli war das, glaube ich. Wenn es den Leuten gefallen hat am Ende eines Konzertes, rufen sie normalerweise entweder "Zugabe" oder klatschen ganz laut. Wir waren da in Bern damals hinter der Bühne und plötzlich ging das "Ohuhu" los. Wir dachten: "Ach du scheisse - jetzt buhen die uns aus!" und "Ach Gott, das wird wohl das erste und letzte Mal in der Schweiz gewesen sein." Erst danach haben wir mitbekommen, dass das in der Schweiz die gängige Form ist, einen zum erneuten Rauskommen zu ermuntern, um dann eine La-Ola-Welle zu machen. Als wir das begriffen hatten, begannen wir, so richtig Spass zu haben an Auftritten in der Schweiz. Es ist immer eine schöne Erfahrung hier zu sein. Nicht nur, weil ihr hier eine grossartige Landschaft habt, sondern weil die Mentalität der Menschen einen Optimismus ausstrahlt, eine Freude, eine Herzlichkeit. Das merkt man auch, wenn man hier auf der Bühne steht. Deswegen freuen wir uns sehr auf den Mai. Es wird Zeit, dass wir endlich mal wieder live zu euch kommen.
hitparade.ch: Und wir bedanken uns herzlich fürs Gespräch.