Interview mit Sportfreunde Stiller
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Die Sportfreunde Stiller sind letzte Woche mit ihrem MTV Unplugged Album an die Spitze der deutschen Charts gestürmt und können den Platz sogar in der 2. Woche verteidigen. Wir haben Rüde und Flo bei ihrem Promo-Aufenthalt in Zürich zum Interview getroffen.
hitparade.ch: Das zweitletzte Album „La Bum“ ging in Richtung Liebe, jetzt habt ihr ein Unplugged-Album aufgenommen – ich habe das Gefühl, ihr wollt das Image der Sportcombo loswerden.
Rüde: Wir sind drei Typen, die schon immer Musik machen und von denen halt zwei wahnsinnige Fussballfans sind und das können wir nicht leugnen. Bei den Aufnahmen zu „La Bum“ war das Fussballthema halt nach der WM einfach ausgereizt, wir hatten keinen Bock mehr darauf. „La Bum“ geht aber auch nicht nur im Liebe, es geht um zwischenmenschliche Dinge, aber auch um ganz normale Fragen, die man sich stellt…
hitparade.ch: …aber es ist ernster als das Zweikampf-Album.
Rüde: Ja, es hat letztlich etwas Ernsteres oder wahrscheinlich mehr einfach etwas Reflektierendes über das Dasein. Wir haben es nach dem ganzen WM-Wahnsinn geschrieben. Wir hatten Bock, etwas runterzukommen davon und das hat sich dann auch in den Liedtexten wieder gespiegelt. Auf die Idee, ein Unplugged-Album zu machen, wären wir selbst nicht gekommen, es ist ja ein MTV-Unplugged-Album. Und da haben wir unsere Lieblingslieder ausgewählt und da wird man feststellen, dass wir keine Fussballband sind. Wir sind Fussballnerds, aber wir machen auch andere Lieder.
hitparade.ch: Warum sitzen die Musiker immer beim Unplugged-Konzert?
Flo: Das steht in den Statuten von MTV. Das ist die Besonderheit eines Unplugged-Konzertes. Das wurde aber ganz gut gelöst mit diesen fahrbaren Unterteilen. Wir haben uns aber dennoch erlaubt, den Rüde am Kontrabass stehen zu lassen. Bei uns fällt es nicht so sehr ins Gewicht, weil wir es geschafft haben, an drei verschiedenen Bühnensets zu spielen. Die Bühne verändert sich im Laufe der zweieinviertel Stunden. Wir wandern quasi von einer Haus-Kulisse über ein Baugerüst zu einer Werkstatt und einem Plattenladen. Wie gesagt, MTV schreibt vor, dass man sitzen muss, was die Auswahl der Location und der Lieder betrifft, haben sie uns aber freie Wahl gelassen.
hitparade.ch: Die Fans sind auch gesessen?
Rüde: Es wäre die Hölle gewesen, hätten sie die ganze Zeit stehen müssen. Es ist ja eine Filmaufzeichnung, da passieren etliche Pannen. Und die ganze Aufzeichnung hat über fünf Stunden gedauert, weil dazwischen Umbaupausen waren. Zwei, drei Lieder haben wir sogar wiederholen müssen.
Flo: Immerhin sind sie am Schluss für die Standing Ovation ausgestanden.
Rüde: Oder sie wollten alle geschlossen abhauen und haben dann doch aus Höflichkeit geklatscht.
hitparade.ch: Auf youtube habe ich mir einen Ausschnitt eures Rock-Am-Ring-Auftritts 2006 angesehen und viele Leute, ob es Rockfans oder sogar eure Fans waren, haben gepogt. Waren diese Leute auch am Unplugged-Konzert oder haben sich die gedacht, wenn wir sitzen müssen, bleiben wir zu Hause?
Flo: Du sprichst wahrscheinlich vom Moshpit. Beim Unplugged-Konzert hat sich das Album zusammengestellt aus Leuten vom Fanklub und von uns eingeladenen Gästen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass der eine oder andere vom Moshpit auch da war.
Rüde: Wir haben jetzt aber schon zwei Unplugged-Konzerte gespielt und werden noch ein weiteres spielen. In einer Halle gab es keine Sitzplätze und da ist es abgegangen wie in einem normalen Konzert.
hitparade.ch: Also seit ihr bei diesen anderen Unplugged-Konzerten gestanden?
Rüde: Doch, wir sind auch gesessen. Es ist nicht wichtig, ob man sitzt oder steht. Es kommt darauf an, wie fest man sich den Liedern widmet.
hitparade.ch: Bei der Unplugged-Version von „Alles Roger!“ singt ihr im Intro a capella „Demba Ba, Obasi“. Das sind die beiden Hoffenheimstars…
Flo: „Alles Roger!“ war das erste Lied des Konzertes und wir wollten es a capella singen, damit zuerst nur wir drei auf der Bühne sind und wir erst dann die anderen Musiker miteinbeziehen. Es war Peters Idee und als wir das Lied geübt haben, war Hoffenheim Herbstmeister. Es ist nicht vielen aufgefallen, du bist einer der wenigen…
hitparade.ch: …ja, ich habe es aber erst nach einigen Durchläufen gemerkt.
Rüde: Wieder mal einer der Witze, die die Leute nicht verstanden haben.
Flo: Umso besser, dann haben es halt nur wenige erkannt.
hitparade.ch: Hoffenheim war Herbstmeister, Bayern nur Zweiter und einer von euch ist Bayern-Fan. Ging das problemlos, einfach die Namen von Hoffenheimstürmern zu singen?
Flo: Ich bin kein Bayern-Fan, das ist Peter. Aber ich bin mittlerweile auch altersmild und nicht mehr so gehässig den Bayern gegenüber und der Peter als Bayern-Fan hat es honoriert, dass die Hoffenheimer so gut gespielt haben.
hitparade.ch: Ich hab mir das Video zu „Alles Roger!“ angesehen und werde das Gefühlt nicht los, das fast ausnahmslos alle Videos aus dieser Indie-Ecke total schräg sind. Ihr steht in einem gläsernen Würfel, mal oben ohne, teils mit Winterjacke und boxt und musiziert. Steckt da überhaupt eine Idee dahinter?
Flo: Ja, tatsächlich. Wir schreiben die „Drehbücher“ zu den Clips auch oft selber und die Plattenfirma lässt uns machen. Bei diesem Lied geht es um Kommunikationsschwierigkeiten. Diese Schaumgummiwürfel, die auf uns flogen, taten aber sehr weh, die waren ziemlich schwer.
hitparade.ch: Gibt es Songs, die ihr in der akustischen Version nun besser mögt?
Rüde: Es gibt Versionen, die ich sehr schätze, zum Beispiel jene von „Ich, Roque“. Sie ist sehr filigran. Auch die Coverversion von The Subways, „Rock’n’Roll Queen“ ist auch super geworden, weil halt auch zwei Musiker von The Subways mitgespielt haben. Die Zusammenarbeit war sehr lustig. Oder auch „Komm schon“, das wir zu „Vamos“ gemacht, also ins Italienische übersetzt haben.
Flo: Ins Spanische!
Rüde: Italien oder Spanien, Hauptsache München. Oder so… Lieder, zu denen ich früher nicht so einen Bezug hatte, mag ich jetzt total gut, das finde ich super. „Tischtennis“ zum Beispiel mit einer chinesischen Geigerin. Oder der Auftritt von Meret Becker.
hitparade.ch: Du hast jetzt viele Namen erwähnt, doch einen hast du vergessen: Udo Jürgens. „Ich war noch niemals in New York“ ist ja der krönende Abschluss des Albums. Wie hat er auf eure Anfrage reagiert?
Flo: Er war sehr schnell begeistert von der Idee. Er hatte beim Auftritt keine Zeit, wir haben ihn aber in München getroffen und seinen Gesang aufgenommen und ihn gefilmt, damit wir ihn beim Konzert per Leinwand einblenden konnten. Ein bemerkenswerter Mann, er hat eine tolle Ansicht vom Leben und eine Spitzeneinstellung zum Beruf.
hitparade.ch: Habt ihr etwas von ihm gelernt?
Rüde: Er ist mit Würde und Freude älter geworden. Ein feiner, besonderer Mensch. Er hat uns den Tipp gegeben, immer locker zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass es gut wird, wenn man seine Sache mit ganzem Herzen macht.
hitparade.ch: Wart ihr schon vorher Udo-Jürgen-Fans?
Rüde: Ich habe mir nie Poster von ihm ins Zimmer gehängt. Das waren dann eher Iron Maiden oder Punk-Bands. Aber es ist ein Mensch, der einem durch seine öffentliche Präsenz immer begleitet hat. Auf zig Partys habe ich schon zu Liedern wie „Griechischer Wein“ oder „Ich war noch niemals in New York“ getanzt. Seine Lieder sind einfach inhaltlich und von der Komposition her toll. Lieder, die aus dem Herzen sprechen.
hitparade.ch: Gibt es den typischen Sportfreunde-Stiller-Fan?
Flo: Nein, das kann man nicht pauschalisieren. Es gibt die Teenager in der ersten Reihe. Der Student ist gern und oft gesehen. Wenn sich einer nicht so gern im Moshpit sieht, geht er zur Seite und singt am Rand unsere Lieder mit. Wir sind froh ob der Masse und ob der geistigen Verfassung unserer Fans, weil alle ganz integer sind. Idioten haben wir nur selten.
Rüde: Die Idioten, das sind wir.
hitparade.ch: Im Booklet der neuen CD habe ich vom Sportfreunde-Stiller-Fanclub gelesen, der auch eine eigene Homepage hat.
Flo: Wie geht die Adresse, Rüde?
Rüde: Keine Ahnung. Ich bin auch nur selten auf unserer Homepage.
Flo: Aber was hat unsere Homepage neuerdings zu bieten?
Rüde: Einen Download. Wir verschenken ein Lied. Discount – geschenkt- download!!!
Flo: Und zwar die Unplugged-Version von „Sieben Tage, sieben Nächte“.
Rüde: Piep piep piep! Billig!!!
Flo: Lass uns nochmals auf den Fanclub zu sprechen kommen: Lustigerweise ist der Initiator aus meiner Heimatstadt Schlumhausen. Die Mitglieder des Fanclubs haben leichteren Zugang zu Karten und kriegen die exklusivsten Informationen. Die Mitgliederzahl wächst ständig an.
hitparade.ch: Inwiefern hört ihr auf eure Fans? Wenn zum Beispiel einige Fans im Forum fordern, diesen oder jenen Song mal wieder live zu spielen…
Flo: Das gibt es immer wieder. Wir lesen es, aber schlussendlich hören wir auf unser Gefühl. Aber wir merken natürlich, welche Lieder live ankommen und welche nicht und richten die Setlist nach ihren Reaktionen.
Rüde: Mich nervt es, um Internet dieses Zeug zu lesen. Wenn mich einer anspricht, rede ich total gerne mit ihm. Es gibt so viele sympathische Menschen. Das persönliche Gespräch saugerne, aber das Internet-Geficke kotzt mich so was von an.
Flo: Mir ist der Fan sehr wichtig, ich stehe im sehr nahe.
Rüde: Ja, mir ja auch. Ich setze auch jeden auf die Gästeliste.
Flo: Das stimmt. Wenn ihr an ein ausverkauftes Konzert wollt, sprecht den Rüdiger an.
Rüde: Ich kann nicht „nein“ sagen. Ich könnte mich auch nicht an den Fanartikel-Stand stellen, weil ich keine Kohle einsammeln kann. Lass mich mit diesem Internet in Ruhe. Dennoch, geht auf unsere Homepage (lacht). Wir zermartern uns aber vor jedem Konzert das Gehirn, wie die Setlist aussehen soll. Es kann ja sein, dass drei Leute schon auf dem letzten Konzert waren und für die wollen wir ja jetzt neue Songs bringen, damit sie nicht immer das Gleiche hören müssen.
Flo: So gehen wir auf die Menschen ein. Das ist Fannähe.
hitparade.ch: Ihr wechselt die Setliste also oft?
Flo: Ja, zu oft. Wir sind schon flennend auf die Bühne gegangen wegen eines Setliststreits. Mit verheulten Augen.
Rüde: Verheulte Augen?
Flo: Ich habe geflennt.
hitparade.ch: Jetzt gibt es eine einjährige Pause. Ich interpretiere das so: Entweder macht ihr eine Pause, einem wird es langweilig und der nimmt dann ein Solo-Album auf oder ihr verlängert die Pause bis an euer Lebensende.
Flo: Wir machen eine nicht terminierte Pause. Vorerst wollen wir mal eine Auszeit machen. Wir kommen aber tausendprozentig wieder.
Rüde: Also, ab Montag beginnt der Vorverkauf für unsere neue Tournee im Herbst 2009. Sie heisst „Was interessiert uns unser Geschwätzt von gestern?“-Tournee.
hitparade.ch: Was meint ihr zur Top-10 der Schweizer Hitparade?
Rüde: Liebe Fans, wir haben uns den Arsch aufgerissen für dieses verdammte Album und wir sind auf Platz 32.
hitparade.ch: Ich habe es kürzlich gekauft, nächste Woche seid ihr auf der 31.
Rüde: Saustark!
Flo: Schlag ein!
10. Daniel Merriweather feat. Wale – Change
Flo: Wir waren bei Stefan Raab. Da war der Daniel Merriweather auch da. Der schmierigste Typ, den ich je gesehen habe, mit dem langweiligsten Lied, das ich je gehört habe. So was braucht es nicht in der Top 10.
9. Lily Allen – Not Fair
Rüde: Die ist cool.
8. Beyoncé – Halo
Flo: Die Beyoncé gefällt mir in Filmen besser als als Musikerin, man darf aber nicht ausser Acht lassen, dass sie eine sehr schöne Stimme hat.
7. The Black Eyed Peas – Boom Boom Pow
Rüde: Wieso sind wir nicht in der Top 10? Und auf Platz 2 sehe ich noch Daniel Schumacher. Boom Boom Pow? Der ungefähr dümmste Songtitel.
Flo: Ähnlich wie „La Bum“.
Rüde: Diese Säcke schaffen es nicht mal, wenn man in ihre kleinen roten Augen sieht, einen zu grüssen, nachdem man sie schon gegrüsst hat. Ich finde diese Menschen ganz seltsam.
6. Eminem – We Made You
Flo: Eminem – guter Mann, manchmal etwas daneben. Wir haben ihn in den deutschen Albumcharts von der 1 fernhalten können.
Rüde: Eminem finde ich richtig super.
5. Lady Gaga – Poker Face
Rüde: Die mag ich sehr gerne. Ich wünsche ihr noch weitere 22 Wochen in der Schweizer Top 10.
4. Flo Rida feat Ke$ha – Right Round
Flo: Das Lied ist okay, aber muss man das covern?
3. David Guetta feat. Kelly Rowland – When Love Takes Over
Rüde: Alles Gute, alles super!
2. Daniel Schuhmacher - Anything But Love
Flo: Ein Mann aus der Büchse.
1. Milow – Ayo Technology
Rüde: Der ist sympathisch. Der grüsst einen sogar. Ein Feiner!
hitparade.ch: Vielen Dank für das Interview.
hitparade.ch: Das zweitletzte Album „La Bum“ ging in Richtung Liebe, jetzt habt ihr ein Unplugged-Album aufgenommen – ich habe das Gefühl, ihr wollt das Image der Sportcombo loswerden.
Rüde: Wir sind drei Typen, die schon immer Musik machen und von denen halt zwei wahnsinnige Fussballfans sind und das können wir nicht leugnen. Bei den Aufnahmen zu „La Bum“ war das Fussballthema halt nach der WM einfach ausgereizt, wir hatten keinen Bock mehr darauf. „La Bum“ geht aber auch nicht nur im Liebe, es geht um zwischenmenschliche Dinge, aber auch um ganz normale Fragen, die man sich stellt…
hitparade.ch: …aber es ist ernster als das Zweikampf-Album.
Rüde: Ja, es hat letztlich etwas Ernsteres oder wahrscheinlich mehr einfach etwas Reflektierendes über das Dasein. Wir haben es nach dem ganzen WM-Wahnsinn geschrieben. Wir hatten Bock, etwas runterzukommen davon und das hat sich dann auch in den Liedtexten wieder gespiegelt. Auf die Idee, ein Unplugged-Album zu machen, wären wir selbst nicht gekommen, es ist ja ein MTV-Unplugged-Album. Und da haben wir unsere Lieblingslieder ausgewählt und da wird man feststellen, dass wir keine Fussballband sind. Wir sind Fussballnerds, aber wir machen auch andere Lieder.
hitparade.ch: Warum sitzen die Musiker immer beim Unplugged-Konzert?
Flo: Das steht in den Statuten von MTV. Das ist die Besonderheit eines Unplugged-Konzertes. Das wurde aber ganz gut gelöst mit diesen fahrbaren Unterteilen. Wir haben uns aber dennoch erlaubt, den Rüde am Kontrabass stehen zu lassen. Bei uns fällt es nicht so sehr ins Gewicht, weil wir es geschafft haben, an drei verschiedenen Bühnensets zu spielen. Die Bühne verändert sich im Laufe der zweieinviertel Stunden. Wir wandern quasi von einer Haus-Kulisse über ein Baugerüst zu einer Werkstatt und einem Plattenladen. Wie gesagt, MTV schreibt vor, dass man sitzen muss, was die Auswahl der Location und der Lieder betrifft, haben sie uns aber freie Wahl gelassen.
hitparade.ch: Die Fans sind auch gesessen?
Rüde: Es wäre die Hölle gewesen, hätten sie die ganze Zeit stehen müssen. Es ist ja eine Filmaufzeichnung, da passieren etliche Pannen. Und die ganze Aufzeichnung hat über fünf Stunden gedauert, weil dazwischen Umbaupausen waren. Zwei, drei Lieder haben wir sogar wiederholen müssen.
Flo: Immerhin sind sie am Schluss für die Standing Ovation ausgestanden.
Rüde: Oder sie wollten alle geschlossen abhauen und haben dann doch aus Höflichkeit geklatscht.
hitparade.ch: Auf youtube habe ich mir einen Ausschnitt eures Rock-Am-Ring-Auftritts 2006 angesehen und viele Leute, ob es Rockfans oder sogar eure Fans waren, haben gepogt. Waren diese Leute auch am Unplugged-Konzert oder haben sich die gedacht, wenn wir sitzen müssen, bleiben wir zu Hause?
Flo: Du sprichst wahrscheinlich vom Moshpit. Beim Unplugged-Konzert hat sich das Album zusammengestellt aus Leuten vom Fanklub und von uns eingeladenen Gästen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass der eine oder andere vom Moshpit auch da war.
Rüde: Wir haben jetzt aber schon zwei Unplugged-Konzerte gespielt und werden noch ein weiteres spielen. In einer Halle gab es keine Sitzplätze und da ist es abgegangen wie in einem normalen Konzert.
hitparade.ch: Also seit ihr bei diesen anderen Unplugged-Konzerten gestanden?
Rüde: Doch, wir sind auch gesessen. Es ist nicht wichtig, ob man sitzt oder steht. Es kommt darauf an, wie fest man sich den Liedern widmet.
hitparade.ch: Bei der Unplugged-Version von „Alles Roger!“ singt ihr im Intro a capella „Demba Ba, Obasi“. Das sind die beiden Hoffenheimstars…
Flo: „Alles Roger!“ war das erste Lied des Konzertes und wir wollten es a capella singen, damit zuerst nur wir drei auf der Bühne sind und wir erst dann die anderen Musiker miteinbeziehen. Es war Peters Idee und als wir das Lied geübt haben, war Hoffenheim Herbstmeister. Es ist nicht vielen aufgefallen, du bist einer der wenigen…
hitparade.ch: …ja, ich habe es aber erst nach einigen Durchläufen gemerkt.
Rüde: Wieder mal einer der Witze, die die Leute nicht verstanden haben.
Flo: Umso besser, dann haben es halt nur wenige erkannt.
hitparade.ch: Hoffenheim war Herbstmeister, Bayern nur Zweiter und einer von euch ist Bayern-Fan. Ging das problemlos, einfach die Namen von Hoffenheimstürmern zu singen?
Flo: Ich bin kein Bayern-Fan, das ist Peter. Aber ich bin mittlerweile auch altersmild und nicht mehr so gehässig den Bayern gegenüber und der Peter als Bayern-Fan hat es honoriert, dass die Hoffenheimer so gut gespielt haben.
hitparade.ch: Ich hab mir das Video zu „Alles Roger!“ angesehen und werde das Gefühlt nicht los, das fast ausnahmslos alle Videos aus dieser Indie-Ecke total schräg sind. Ihr steht in einem gläsernen Würfel, mal oben ohne, teils mit Winterjacke und boxt und musiziert. Steckt da überhaupt eine Idee dahinter?
Flo: Ja, tatsächlich. Wir schreiben die „Drehbücher“ zu den Clips auch oft selber und die Plattenfirma lässt uns machen. Bei diesem Lied geht es um Kommunikationsschwierigkeiten. Diese Schaumgummiwürfel, die auf uns flogen, taten aber sehr weh, die waren ziemlich schwer.
hitparade.ch: Gibt es Songs, die ihr in der akustischen Version nun besser mögt?
Rüde: Es gibt Versionen, die ich sehr schätze, zum Beispiel jene von „Ich, Roque“. Sie ist sehr filigran. Auch die Coverversion von The Subways, „Rock’n’Roll Queen“ ist auch super geworden, weil halt auch zwei Musiker von The Subways mitgespielt haben. Die Zusammenarbeit war sehr lustig. Oder auch „Komm schon“, das wir zu „Vamos“ gemacht, also ins Italienische übersetzt haben.
Flo: Ins Spanische!
Rüde: Italien oder Spanien, Hauptsache München. Oder so… Lieder, zu denen ich früher nicht so einen Bezug hatte, mag ich jetzt total gut, das finde ich super. „Tischtennis“ zum Beispiel mit einer chinesischen Geigerin. Oder der Auftritt von Meret Becker.
hitparade.ch: Du hast jetzt viele Namen erwähnt, doch einen hast du vergessen: Udo Jürgens. „Ich war noch niemals in New York“ ist ja der krönende Abschluss des Albums. Wie hat er auf eure Anfrage reagiert?
Flo: Er war sehr schnell begeistert von der Idee. Er hatte beim Auftritt keine Zeit, wir haben ihn aber in München getroffen und seinen Gesang aufgenommen und ihn gefilmt, damit wir ihn beim Konzert per Leinwand einblenden konnten. Ein bemerkenswerter Mann, er hat eine tolle Ansicht vom Leben und eine Spitzeneinstellung zum Beruf.
hitparade.ch: Habt ihr etwas von ihm gelernt?
Rüde: Er ist mit Würde und Freude älter geworden. Ein feiner, besonderer Mensch. Er hat uns den Tipp gegeben, immer locker zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass es gut wird, wenn man seine Sache mit ganzem Herzen macht.
hitparade.ch: Wart ihr schon vorher Udo-Jürgen-Fans?
Rüde: Ich habe mir nie Poster von ihm ins Zimmer gehängt. Das waren dann eher Iron Maiden oder Punk-Bands. Aber es ist ein Mensch, der einem durch seine öffentliche Präsenz immer begleitet hat. Auf zig Partys habe ich schon zu Liedern wie „Griechischer Wein“ oder „Ich war noch niemals in New York“ getanzt. Seine Lieder sind einfach inhaltlich und von der Komposition her toll. Lieder, die aus dem Herzen sprechen.
hitparade.ch: Gibt es den typischen Sportfreunde-Stiller-Fan?
Flo: Nein, das kann man nicht pauschalisieren. Es gibt die Teenager in der ersten Reihe. Der Student ist gern und oft gesehen. Wenn sich einer nicht so gern im Moshpit sieht, geht er zur Seite und singt am Rand unsere Lieder mit. Wir sind froh ob der Masse und ob der geistigen Verfassung unserer Fans, weil alle ganz integer sind. Idioten haben wir nur selten.
Rüde: Die Idioten, das sind wir.
hitparade.ch: Im Booklet der neuen CD habe ich vom Sportfreunde-Stiller-Fanclub gelesen, der auch eine eigene Homepage hat.
Flo: Wie geht die Adresse, Rüde?
Rüde: Keine Ahnung. Ich bin auch nur selten auf unserer Homepage.
Flo: Aber was hat unsere Homepage neuerdings zu bieten?
Rüde: Einen Download. Wir verschenken ein Lied. Discount – geschenkt- download!!!
Flo: Und zwar die Unplugged-Version von „Sieben Tage, sieben Nächte“.
Rüde: Piep piep piep! Billig!!!
Flo: Lass uns nochmals auf den Fanclub zu sprechen kommen: Lustigerweise ist der Initiator aus meiner Heimatstadt Schlumhausen. Die Mitglieder des Fanclubs haben leichteren Zugang zu Karten und kriegen die exklusivsten Informationen. Die Mitgliederzahl wächst ständig an.
hitparade.ch: Inwiefern hört ihr auf eure Fans? Wenn zum Beispiel einige Fans im Forum fordern, diesen oder jenen Song mal wieder live zu spielen…
Flo: Das gibt es immer wieder. Wir lesen es, aber schlussendlich hören wir auf unser Gefühl. Aber wir merken natürlich, welche Lieder live ankommen und welche nicht und richten die Setlist nach ihren Reaktionen.
Rüde: Mich nervt es, um Internet dieses Zeug zu lesen. Wenn mich einer anspricht, rede ich total gerne mit ihm. Es gibt so viele sympathische Menschen. Das persönliche Gespräch saugerne, aber das Internet-Geficke kotzt mich so was von an.
Flo: Mir ist der Fan sehr wichtig, ich stehe im sehr nahe.
Rüde: Ja, mir ja auch. Ich setze auch jeden auf die Gästeliste.
Flo: Das stimmt. Wenn ihr an ein ausverkauftes Konzert wollt, sprecht den Rüdiger an.
Rüde: Ich kann nicht „nein“ sagen. Ich könnte mich auch nicht an den Fanartikel-Stand stellen, weil ich keine Kohle einsammeln kann. Lass mich mit diesem Internet in Ruhe. Dennoch, geht auf unsere Homepage (lacht). Wir zermartern uns aber vor jedem Konzert das Gehirn, wie die Setlist aussehen soll. Es kann ja sein, dass drei Leute schon auf dem letzten Konzert waren und für die wollen wir ja jetzt neue Songs bringen, damit sie nicht immer das Gleiche hören müssen.
Flo: So gehen wir auf die Menschen ein. Das ist Fannähe.
hitparade.ch: Ihr wechselt die Setliste also oft?
Flo: Ja, zu oft. Wir sind schon flennend auf die Bühne gegangen wegen eines Setliststreits. Mit verheulten Augen.
Rüde: Verheulte Augen?
Flo: Ich habe geflennt.
hitparade.ch: Jetzt gibt es eine einjährige Pause. Ich interpretiere das so: Entweder macht ihr eine Pause, einem wird es langweilig und der nimmt dann ein Solo-Album auf oder ihr verlängert die Pause bis an euer Lebensende.
Flo: Wir machen eine nicht terminierte Pause. Vorerst wollen wir mal eine Auszeit machen. Wir kommen aber tausendprozentig wieder.
Rüde: Also, ab Montag beginnt der Vorverkauf für unsere neue Tournee im Herbst 2009. Sie heisst „Was interessiert uns unser Geschwätzt von gestern?“-Tournee.
hitparade.ch: Was meint ihr zur Top-10 der Schweizer Hitparade?
Rüde: Liebe Fans, wir haben uns den Arsch aufgerissen für dieses verdammte Album und wir sind auf Platz 32.
hitparade.ch: Ich habe es kürzlich gekauft, nächste Woche seid ihr auf der 31.
Rüde: Saustark!
Flo: Schlag ein!
10. Daniel Merriweather feat. Wale – Change
Flo: Wir waren bei Stefan Raab. Da war der Daniel Merriweather auch da. Der schmierigste Typ, den ich je gesehen habe, mit dem langweiligsten Lied, das ich je gehört habe. So was braucht es nicht in der Top 10.
9. Lily Allen – Not Fair
Rüde: Die ist cool.
8. Beyoncé – Halo
Flo: Die Beyoncé gefällt mir in Filmen besser als als Musikerin, man darf aber nicht ausser Acht lassen, dass sie eine sehr schöne Stimme hat.
7. The Black Eyed Peas – Boom Boom Pow
Rüde: Wieso sind wir nicht in der Top 10? Und auf Platz 2 sehe ich noch Daniel Schumacher. Boom Boom Pow? Der ungefähr dümmste Songtitel.
Flo: Ähnlich wie „La Bum“.
Rüde: Diese Säcke schaffen es nicht mal, wenn man in ihre kleinen roten Augen sieht, einen zu grüssen, nachdem man sie schon gegrüsst hat. Ich finde diese Menschen ganz seltsam.
6. Eminem – We Made You
Flo: Eminem – guter Mann, manchmal etwas daneben. Wir haben ihn in den deutschen Albumcharts von der 1 fernhalten können.
Rüde: Eminem finde ich richtig super.
5. Lady Gaga – Poker Face
Rüde: Die mag ich sehr gerne. Ich wünsche ihr noch weitere 22 Wochen in der Schweizer Top 10.
4. Flo Rida feat Ke$ha – Right Round
Flo: Das Lied ist okay, aber muss man das covern?
3. David Guetta feat. Kelly Rowland – When Love Takes Over
Rüde: Alles Gute, alles super!
2. Daniel Schuhmacher - Anything But Love
Flo: Ein Mann aus der Büchse.
1. Milow – Ayo Technology
Rüde: Der ist sympathisch. Der grüsst einen sogar. Ein Feiner!
hitparade.ch: Vielen Dank für das Interview.