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Interview mit Switchfoot



Switchfoot ist eine Alternative-Rock-Band aus San Diego, die für ihre spirituell aufrüttelnden und sozial bewussten Liedtexte bekannt sind. Wir haben sie vor ihrem Auftritt beim Springtime Festival in Frauenfeld zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Euch gibt es schon seit vierzehn Jahren und bisher hat noch niemand die Band verlassen. Was macht es aus, dass ihr schon so lange zusammen seid?
Jon: Schliess alle Türen! (lacht). Niemand geht raus.
Tim: Wir lassen uns einfach versichern, dass es genug Eiscreme für Jon gibt, Kaffee Chad und Jerome. Ich selber weiss nicht wieso ich noch hier bin.
Jerome: Tim, nur weil du dich nützlich machst in der Band.
Jon: Er lernt es nie (lacht).

hitparade.ch: Switchfoot ist fast immer auf Tour. Mögt ihr das Touren so sehr? Wie könnt ihr immer so positiv für jede Show vorbereitet sein wenn ihr immer unterwegs seid?
Jon: Ich denke das geht jetzt ein bisschen in die erste Frage hinein… Wir haben eine grosse Leidenschaft für die Musik, die wir machen. Die Lieder bedeuten uns sehr viel. Es geht nicht nur um eine vertragliche Pflicht wenn wir auf die Bühne gehen. Wir sind da, weil wir die Songs persönlich überbringen möchten. Es ist als ob wir zu den Songs ehrlich sein möchten, als ob die Songs zu uns kommen und die Reise die wir haben liefert die Lieder zu den Leuten. Um fit zu sein bei jeder Show versuche ich mich immer in den Song reinzuversetzen und lass das Fahrzeug automatisch steuern anstatt daran zu denken wie müde ich bin oder wie anstrengend der Flug war.

hitparade.ch: Wie gehen eure Familien mit dem Touren um? Begleiten sie euch manchmal?
Chad: Ja, sie unterstützen uns sehr. Ich denke wir könnten das alles nicht machen ohne ihre Unterstützung.
Tim: Meine Familie ist gerade heute nach Hause geflogen. Sie flogen nach Hause von Prag bevor wir hierher kamen.

hitparade.ch: Ihr habt gesagt, dass ihr Musik für "nachdenkende Leute" macht. Was macht ihr anders als andere Bands um das zu erreichen? Kommen die Lieder einfach so oder habt ihr ein bisschen länger um Songs zu schreiben die tiefere Themen haben?
Jon: Ich denke ein Teil hat mit der Musik zu tun, die ich immer gehört habe. Ich war schon immer sehr offen für verschiedene Musikrichtungen, sei es Zeppelin oder Bad Religion und habe mich immer tiefgründig dafür interessiert, um was es in den Songtexten geht. Meine Lieblingslieder sind immer die Songs mit einer Geschichte dahinter, sei es Bob Dillon oder Johnny Cash oder eben Bad Religion, etwas das eine Geschichte erzählt und den Hörer mitreisst. Meine Lieblingsmusik ist die, bei der man in die Songs eintauchen kann. In manchen Texten steckt mehr als man denkt. Ich kenne viele solche Bands, doch dann gibt es diese Bands, die nur an der Oberfläche schwimmen möchten. Nichts von dem ist falsch oder richtig, es sind einfach verschiedene Geschmäcker.

hitparade.ch: Ihr wart bei vielen Charity's dabei wie zum Beispiel "Habitat For Humanity", "To Write Love On Her Arms" und sogar bei "The Bro-Am Surf Contest" um obdachlose Kinder zu unterstüzen. Wie entscheidet ihr bei welchen Charity's ihr auftretet?
Jon: Es ist das Gleiche wie bei den Songs. Für dieses Album hatten von 80 Songs die wir gemacht haben ausgewählt. Die Auswahl ging auf die Lieder, die am meisten zeigen, wer wir sind. Es sind Stücke, die dich bewegen. Manchmal suchen uns die Leute und manchmal kreuzen sich unsere Wege. Musik ist eine unglaublich tolle Plattform, um den Bekanntschaftsgrad mit diesen Individualisten, die einfach gute Dinge leisten, zu teilen in der ganzen Welt. Wenn unsere Musik die Leute unterstützen kann für das was sie machen, ist das für uns wie ein Geschenk.

hitparade.ch: Es gab ein paar Leute, die sehr skeptisch waren, dass ihr Mike Elizonda ausgewählt habt, einen bekannten Hip Hop Produzenten, der euer letztes Album produziert hat. Wie seid ihr auf ihn gekommen?
Jon: Ich denke die meisten Leute denken, dass Rock Bands nur Rock 'n' Roll hören, doch das stimmt nicht ganz. Wir sind grosse Fans von Mike Elizonda. Ich hatte die Chance, ihm zu schreiben. Ich denke dass grösste, was du in einem Produzent suchst ist Vertrauen. Als ich mit ihm gearbeitet habe war ich mir einfach sicher, dass er die richtigen Entscheidungen fällt. Es kommt nicht drauf an woher du kommst oder was deine Geschichte ist, Musik bringt einen zusammen. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Er wollte genau, dass wir uns so anhören wie wir wirklich sind und uns nicht zu etwas bringen, dass nicht zu uns passt.
Chad: Etwas, was mir im Kopf geblieben ist von ihm: "Es gibt bestimmte Songs, die nur ihr so rüberbringen könnt. Switchfoot hat eine einzigartige Stimme." Wie Jon gesagt hat: "Fördere das und fokussiere dich auf das". Als Band sind wir immer interessiert, neue Sachen auszuprobieren. Ich denke er hat uns daran erinnert, wer wir wirklich sind, indem wir Neues ausprobiert haben.
Jerome: An unserem ersten Tag merkten wir, wie vielseitig er in Sachen Musik ist. Wir dachten er hätte einfach ein paar verschiedene Plattenteller in seinem Studio, doch er hatte ein riesiges Sortiment an Gitarren und Keyboards. Man würde meinen, er sei nur auf Hip Hop fokussiert, doch das ist gar nicht der Fall.

hitparade.ch: Beim Release eurer letzten CD "Hello Hurricane" habt ihr genug Material geschrieben für 4 Alben. Wann macht ihr das nächste Album und wie wird es sein wenn man es mit diesem vergleicht?
Jon: Man muss das machen, was richtig ist für die Lieder. Wer weiss, wie die zusammen kommen? Manchmal kämpfen sie zusammen und trennen sich voneinander. Wenn alles passt, hoffen wir, dass wir eine Doppel-CD mit dem Titel "Vice Verses" rausbringen, die auch noch ältere Songs, die wir geschrieben haben beinhaltet.

hitparade.ch: In den Staaten geltet ihr als eine christliche Rock Band. Was ist euer Ziel für das Publikum in Europa?
Jon: Hmm, nochmal, "Musik ist für nachdenkende Leute". Manchmal findet man diese Leute in einer Kirche und manchmal nicht. Wir sind nicht auf gewisse Fans fokussiert. Wenn es jemand hören möchte, ist es da.
Tim: Den besten Songs sind keine Grenzen gesetzt, es kommt nicht drauf an, in welchem Zeitraum sie geschrieben wurden oder auf die Hautfarbe des Writers… Es sind Lieder bei denen das Ziel ist, alle Grenzen zu überschreiten die wir machen.

hitparade.ch: Ihr habt die "University Of California, San Diego" verlassen für eure Musikkarriere, und das war offensichtlich eine gute Entscheidung. Habt ihr schon mal daran gedacht wieder zurückzugehen und das abzuschliessen was ihr studiert habt?
Jon: Ich habe lange daran gedacht, doch langsam rutscht der Gedanke weg. Ich hatte ein paar Hauptfächer. Mein erstes Hauptfach war Wirtschaft und dann fokussierte ich mich auf Geisteswissenschaften und Philosophie. Dann kam ich zu ICAM (Interdisciplinary Computing and The Arts Major) aber ich habe gemerkt dass ich eigentlich bezahlt werde um das zu machen also wieso sollte ich jemand anderen bezahlen, der mir erklärt wie es geht? Ich bin dann einfach gegangen.
Chad: Wenn du genug lange wartest, werden sie zu dir kommen und geben dir einen Ehrendoktor (lacht)
Jon: Yeah, das ist mein Ziel!

hitparade.ch: Ihr verwendet viele verschiedene Instrumente, mit Orchester für einen dynamischeren Klang. Wie entscheidet ihr, welches Instrument ihr für welchen Song wählt? Könnt ihr ein solche Instrumente spielen?
Jon: Es wird durch die Freunde, die diese Instrumente spielen entschieden.
Chad: Jon spielt sehr gut Trompete!
Jon: Yeah, ich kann eine Highschool Band gut rüberbringen. Niemand spielt von uns diese Instrumente. Wir denken uns das im Kopf aus wie es klingen soll. Da fängt es eigentlich an. Ich habe ein paar gute Freunde, die Cello spielen, Violine und noch mehr. Wenn du jemanden kennst, der in Südkalifornien wohnt, dann fragen wir den an.
Jerome: Du gibst ihnen die Ideen und sie spielen das für dich.
Jon: Yeah, wir mieten sie sozusagen!

hitparade.ch: Jon, deine Solo Discographie mit den Titeln "Fall", "Winter", "Spring" und "Summer" sieht aus wie Vivaldis berühmtestes Konzert, "The Four Seasons". Hast du von da die Inspiration?
Jon: Es gibt gewisse Parallelen… Ich habe mir ein paar davon angehört in Prag bei einem Quartett, aber ich denke nicht dass es Parallelen gibt, nur im Namen. Ich habe ein Gefäss gesucht, wo du die Musik hineintun kannst, um es dann so rauszubringen, damit es den Leuten gefällt. Es war mir danach, die Songs saisonal zu veröffentlichen, und das war ein guter Weg.