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Interview mit The Beauty Of Gemina

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Am 13. Januar war nicht nur Freitag, der 13te, es war auch Zeit für das neue Album "Iscariot Blues" von The Beauty Of Gemina. Ein unglaublich wachsendes Kunstwerk und stimmiges Bild, wo Düsternis und Euphorie Arm in Arm gehen. Wir haben Michael Sele zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Die meisten deiner Songtexte sind Englisch. Ist das kein Problem für dich, in einer fremden Sprache zu schreiben und zu singen?
Michael: Das ist kein Problem. Ich habe fast ein Jahr in London gelebt und habe dort sehr viel gelernt. Aber natürlich sind ein guter Small Talk zu führen und Songtexte zu schreiben zwei völlig unterschiedliche Sachen.

hitparade.ch: Schreibst du zuerst auf Schweizerdeutsch und machst dich dann an die Übersetzung?
Michael: Nein, ich schreibe von Anfang an auf Englisch. Am Schluss bitte ich jeweils jemanden, den Text zu überfliegen und tausche mich auch aus. Es ist mir dabei wichtig zu erfahren, wie die Texte bei einer Person ankommen, welche Englisch als Muttersprache hat.

hitparade.ch: Warum eigentlich nicht in deiner Muttersprache?
Michael: Eigentlich habe ich mir nie überlegt, auf Deutsch zu singen, denn mein Dialekt eignet sich schlecht und auch Hochdeutsch ist eine Fremdsprache, wenn man so will. Und Englisch und Musik – das passt einfach. Die englische Sprache hat den perfekten Klang für Musik. Ich bin ausserdem mit englischer Musik gross geworden und höre heute noch mehrheitlich englische Musik. Die Kunst ist, Ton und Text perfekt aufeinander abzustimmen, und das gelingt mir mit Englisch am besten.

hitparade.ch: Vom Text zum Ton: Wo hast du dir die Inspiration für deinen Sound geholt?
Michael: Natürlich prägt einem auch hier die eigene Kindheit. Ich habe oft klassische Musik gehört, aber auch The Cure, U2 und Talk Talk. Die Weite im Sound dieser Bands hat mich fasziniert. Aber grundsätzlich ist mein Musikgeschmack sehr breit gefächert und genau so soll auch meine Musik sein; ich will mich nicht eingrenzen.

hitparade.ch: Ist eine Tournee in Planung?
Michael: Wir waren ja 2011 sehr viel unterwegs; wir haben in sieben verschiedenen Ländern auf Festivals gespielt. Das Publikum kam aus schätzungsweise 20 Ländern zusammen. Im Februar spielen wir nun unsere erste Headliner Show in London, dann folgen Belgien, Deutschland und Portugal. Am 10. März sind wir im Zürcher X-Tra – das wird unser Heimspiel, auf das wir uns alle sehr freuen! Auch die USA sind ein Thema. Viele DJs und Radios dort haben positiv auf unsere Musik reagiert. Wir haben einen Deal mit Metropolis Records unterzeichnet. Sie sehen sehr viel Potenzial und werden das Album in Nord- und Südamerika lancieren. Ich hoffe, dass sich noch ein paar weitere Türen öffnen werden.

hitparade.ch: Sind denn auch schon Auftritte in den USA in Planung?
Michael: Ich hoffe, dass die Veranstalter durch gute Reviews auf uns aufmerksam werden. Aber ja, warum nicht? In Leipzig gibt es jedes Jahr ein grosses Wave- und Gothiktreffen, und da haben sich tatsächlich einige der anwesenden Fans als US-Amerikaner geoutet. Solche Erlebnisse machen Mut. Oder auch, wenn Engländer sagen: "Hey, diese Musik haben wir eigentlich erfunden, und jetzt, wo wir sie längst wieder verloren haben, kommen die Schweizer und bringen sie uns zurück!" Das sind tolle Momente.

hitparade.ch: Ihr habt im Hallenstadion für The Smashing Pumpkins eröffnet. War das euer Karriere-Highlight?
Michael: Es war sicher eine riesige Erfahrung. Hey, das sind Weltstars! Und plötzlich läuft backstage Billy Corgan vorbei und man grüsst sich. Wir waren aber schon in grösseren Stadien, als wir mit Unheilig unterwegs waren. In Köln und Dortmund kamen bis zu 20'000 Leute, und dann gab's noch das Greenfield und das Mera Luna Festival, wo wir jeweils auf der Hauptbühne aufgetreten sind.

hitparade.ch: Euer drittes Album hat die Trilogie komplettiert. Kommt nun etwas ganz Neues?
Michael: Jein. Ich wollte einfach Neues einfliessen lassen: Was braucht es wirklich in einem Song? Was kann ich weglassen? Schlussendlich ist es kürzer, straighter, rockiger. Und vor allem spürt man die Erfahrung. Ich habe viel gelernt in den letzten Jahren und weiss nun, was ein Song braucht, damit er funktioniert. Wahrscheinlich ist es das reifste Album…

hitparade.ch: …das am Freitag, dem 13., erschien…
Michael: Passt doch, oder? Ist natürlich ein Spass, aber irgendwie passt es. Wir sind anders und wir wollen nicht so klingen wie der Rest. "It's Time For A Dark Revolution"…

hitparade.ch: Kennst du die Schweizer Charts?
Michael: Die Nummer 1 und 2 sagen mir nichts. Adele mit "Someone Like You" kenne ich natürlich. Sehr emotional, das berührt mich. Rihanna kenne ich nur vom Aussehen. "Video Games" von Lana Del Rey läuft ja dauernd im Radio. Konsequente Musik, passt. Ich bin gespannt, was da noch nachkommt. Flo Rida und LMFAO sagen mir aber wieder nichts – Mann, bin ich schlecht! Ah, Coldplay mit "Paradise". Klar kenne ich die! Chris Martin hat eine gewaltige Karriere hinter sich und ist immer noch so jung. Es wird ihm ja oft vorgeworfen, dass alles ähnlich klinge, aber er ist echt ein toller Songwriter. Er hat das Gefühl für wunderbare Melodien.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Kurt Kovac, Nicolas Kesper