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Interview mit The Hoosiers



Es war der Sommer 2007, als das englisch-schwedische Trio The Hoosiers mit den beiden ersten Singles "Worried About Ray" und "Goodbye Mr. A" zum Karrierestarts sensationellerweise gleich zwei Top-5-Hits in Grossbritannien hinlegte und kurz darauf mit "The Trick To Life" ein blitzsauberes Nummer-Eins-Album folgen liess. Doch nicht nur mit ihrem übermütig-catchy Popzitat-Pop wussten Irwin Sparkes, Martin Skarendahl und Alphonso Sharland zu gefallen - auch mit dem anarchistisch-absurden Humor ihrer Videos und Konzerte machten sie sich in kürzester Zeit viele Freunde. Das Follow-Up-Albums "The Illuison Of Safety" wurde im August veröffentlicht. Dazu machte sich die Band auch auf die Suche nach einem brandneuen Sound, als es ans Schreiben ihres zweiten Albums ging. Wir haben Frontmann Irwin zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Ihr habt ursprünglich schon 2009 an eurem neuen Album gearbeitet, aber die Arbeit gestoppt, da ihr noch nicht zufrieden gewesen seid. Nachdem ihr es versucht habt, mit anderen Songwritern zu arbeiten, seid ihr dann trotzdem wieder zu eurem eigenen Ursprung zurückgekehrt mit dem Song "Choices", der ersten Singleauskopplung des Albums. Wie hat dieser Song den Rest des Albums beeinflusst?
Irwin: Es war wie eine akustische Vorlage. Wir wollten von Anfang an für dieses Album eine Veränderung machen. Mit dieser Entscheidung wollten wir unsere Fan-Base nicht verbannen, weil wir wirklich sehr dankbar sind, eine zu haben. Nur schon die Tatsache, dass jemand vorbei kommt und uns von Anfang an unterstützt, schätzen wir sehr. Wir möchten sie nicht missen. Du bist dir dieses Drucks bewusst, deine Fans glücklich zu halten. Am Anfang haben wir versucht, es so wie beim ersten Album zu machen… einfach mit den Instrumenten in der Hand drauf los gespielt. Das hat aber dieses Mal nicht funktioniert, wir klangen viel zu ähnlich wie auf dem ersten Album. Der zweite Versuch war dann zu elektronisch, es fühlte sich nicht wie eine Live-Band an. Es war ein echter Kampf, die Balance zu finden.

hitparade.ch: Seid ihr für diesen Aufwand an einen anderen Ort gegangen um neue Inspirationen zu bekommen? Was war der Unterschied zwischen dem ersten Versuch und dem Endresulatat?
Irwin: Fürs Schreiben gingen wir nach Schweden. Martins Familie hat dort eine Hütte im Wald ohne fliessendes Wasser und Strom. Es war gut, zum Grundsätzlichen zurückzukommen, denn wir haben es vorher mit den Instrumenten versucht, und das hat uns eine Woche Abstand gegeben, um davon wegzukommen. Das hat uns geholfen, ein paar Lieder zu schreiben. Was wir hilfreich fanden, war anzuhören, wie gute Pop- und Crossover-Musik früher gemacht wurde. Ich denke, es ist wichtig, die Musik anzuschauen, wie sie ursprünglich gemacht wurde. Lady GaGa ist zum Beispiel überall und hat Erfolg, aber ich finde es ist gefährlich, das anzuschauen, was momentan in den Charts ist. Du kopierst somit nur, was es schon in einem grösseren Ausmass gibt.

hitparade.ch: Vielleicht sollte man etwas bringen, das es noch nicht gibt aber sich besser verkauft.
Irwin: Genau, da stimme ich zu. Ich denke, als Pop-Band hast du diese gewisse Belastung, weil es sich verkaufen muss, du es aber trotzdem mögen musst. Wir durften ein neues Album veröffentlichen, und unser Label und das Management stand wirklich zu uns und hat uns Zeit gegeben. Das war sehr wichtig, denn es wäre schwierig geworden, wenn wir nicht daran geglaubt hätten.

hitparade.ch: Die Industrie ist hartnäckig heutzutage.
Irwin: Ja völlig. Wenn du keinen Hit in der Tasche hast... nach fünfeinhalb Monaten Arbeit hatten wir immer noch keine Single. Es ist hart, du kannst dir keine Fehler leisten.

hitparade.ch: Wird es nach diesem Album eine Tour geben?
Irwin: Natürlich hoffen wir das, gewiss ja, doch im Moment schauen wir, wie die Verkäufe gehen. Mit dem letzten Album haben wir recht ausgiebig getourt. Nach dem Release waren wir zwei Jahre unterwegs. Dieses Mal schauen wir, dass wir bei verschiedenen Orten spielen können, gross oder klein.

hitparade.ch: Eure Musikvideos sind wie Kurzfilme. Was könnt ihr zu euren Clips erzählen?
Irwin: Wir nutzten die Videos, damit die Leute sehen konnten wie wir sind und wo wir standen. Wir wollten nicht, dass es gewöhnliche Auftritt-Videos sind. Wir werden das aber sicherlich noch bringen, doch die ersten Videos waren entscheidend für uns. Die Idee, die Clips so zu machen, dass sie eine Kurzgeschichte darstellen, war genau das was wir wollten. Das macht so viel Spass. Du hast eine kleine Filmcrew, wir haben die Vorgabe, aber die Regisseure beeinflussen es. Ich muss ihnen ein Kompliment machen, sie machen es wirklich toll. Viele Ideen kommen von ihnen. Sie heissen "The Diamond Dogs". Wir arbeiten sehr eng mit ihnen zusammen, ausser beim nächsten Video. Dort haben wir die Idee, dass wir tanzende Monster einbeziehen, aber ich möchte noch nicht zu viel erzählen.

hitparade.ch: Welcher Song ist das?
Irwin: Das Lied heisst "Unlikely Hero".

hitparade.ch: Ist Film noch ein Interesse der Band und möchtet ihr in Zukunft noch mehr was in dieser Richtung tun?
Irwin: Wir sind richtige Film Fans. Ich bin wahrscheinlich irgendwie ein frustrierter Schauspieler. Es ist nicht ganz ungefährlich, wenn eine Band allzu sehr vertraut ist. Heutzutage hast du deinen Tweet und deinen Video Blog. Das ganze Mysterium einer Band geht verloren. Es ist eine Gefahr, zu vertraut zu sein, darum schaue ich, dass wir nicht zu viel verraten.

hitparade.ch: Nutzt ihr ein paar Filmeffekte für die Shows oder wie geht es bei euch auf der Bühne ab?
Irwin: Das ist schon wieder eine sehr gute Frage. Wir hoffen, dass wir in Zukunft viele Effekte in unsere Shows einbauen können, jedoch fehlt uns momentan das Budget, so viel verdienen wir noch nicht. Wir haben ja schon jahrelang getourt, jedoch haben wir schon einiges besprochen. Da du die erste Person bist, die uns das fragt, werde ich es dir erzählen: Wir treffen uns mit diesen Spitzen-Ingenieuren, die gerade die Universität abgeschlossen haben. Sie designen viele Bühnen-Technologien, die sie bis jetzt noch nicht umgesetzt haben. Es beinhaltet viel Mechanik und kleine Motoren. Man kann es beschreiben mit einem Live Stehauf-Bilderbuch, aber viel schneller mit Auslösern und Sensoren auf der Bühne. Es ist noch alles in der Anfangsphase, aber wir sind wirklich gespannt! Es wird auch Artwork und einige Motive unserer Videos beinhalten.

hitparade.ch: Denkt ihr, dass es für die nächste Tour schon bereit ist?
Irwin: Wir denken im Moment noch nicht. Wir werden nach Europa kommen für einige Gigs in einigen Monaten. Wir hoffen, dass es dann Ende Jahr bereit ist.

hitparade.ch: Während andere Pop Bands einen Song schnell mal in die Länge ziehen, habt ihr einige Lieder die unter drei Minuten dauern. Wie kommt es dazu?
Irwin: Es war glaub einer von den Strokes, der gesagt hat, dass ein Song nicht länger als das dauern soll, wie er erwünscht ist. Beim zweiten Album war ich mir bewusst, dass diese Band keinen Song beenden kann. Ich glaube es gibt da in der Kürze des Pop-Songs etwas, das unser Interesse weckt. Was wir schlecht gemacht haben beim ersten Album, war, dass wir versucht haben, jedem Song die die Struktur einer Single zu gaben, obwohl gar nicht jeder Song eine Single sein kann. Bei diesem Album wollten wir den Song einfach atmen lassen. Wir haben sogar Lieder, die fast 6 Minuten dauern.

hitparade.ch: Ich denke beim neuen Album gibt es viel Abwechslung.
Irwin: Ja, danke, cheers.. Wir haben es versucht! Doch dann haben wir diesen Song, "Choices", der nicht mal drei Minuten dauert. Ich glaube wir halten einen Weltrekord mit dem längsten Download für einen Take bei "Choices", der "Stop Giving Me Verses" heisst. Wir haben unsere Fans aufgefordert, uns ihre Verse zu schicken. Das ist wie wenn man ein Duett macht und mehr und mehr Leute kommen dazu. Wir singen die eingereichten Verse und es gibt in YouTube ein Video davon mit den Fotos, die wir dazu bekommen haben. Das ganze dauert dreiundvierzig Minuten, eine Art "Stinkefinger" an die drei Minuten Struktur. Es wurde vor kurzem auf YouTube veröffentlicht.

hitparade.ch: Es ist bekannt, dass ihr Euren Name vom amerikanischen Staat Indiana habt, der auch "Hoosiers State" genannt wird. Habt ihr gute Erinnerungen während dem Aufenthalt in Indiana?
Irwin: Auf jeden Fall was mich, Al und den Schlagzeuger betrifft. Komischerweise bekamen wir da an ein Fussball Stipendium, was eigentlich albern war. Er hat ein Schienbeinkantensyndrom und ich habe Asthma. Ich weiss gar nicht wie das passiert ist, denn es war keine gute Entscheidung. Ich denke es war wie ein Schlüssel für uns, so viel Erfahrungen wie möglich zu sammeln, bevor man Songs schreibt. Du musst an verschiedenen Orten gewesen sein. Wir haben definitiv gute Erinnerungen gesammelt und einen Geschmack von "American Pie" bekommen.

hitparade.ch: Ihr habt die University of Indianapolis nach einem Jahr verlassen. Hat man euch wirklich gebeten, die Uni zu verlassen?
Irwin: Das war so ähnlich. Da gibt es nichts vor dir zu verbergen, du hast deine Recherchen gemacht. Indiana war der einzige Ort, der uns zusammen genommen hatte. Wir wollten Musik machen und wollten für vier Jahre dort studieren. Das erste Jahr war noch nicht mal vorbei, als ich gebeten wurde, die Uni zu verlassen. Ich denke Al hätte bleiben können, sein Fussball ist besser als meins. Somit ist es für uns nicht aufgegangen. Ich denke, wir gingen hin wegen der Band, haben aber realisiert, dass wir zu wenig dafür gemacht haben. Es hätte damit in Indianapolis in absehbarer Zeit nicht geklappt. Wir gingen zurück nach London und haben von vorne angefangen.

hitparade.ch: Ihr schreibt auf eurer Homepage, dass ihr Einflüsse von The Cure oder XTC habt, aber dennoch euren eigenen Sound macht. Denkt ihr, dass ihr jetzt eure eigene Marke habt und euren eigenen persönlichen Style von Musik gefunden habt?
Irwin: Es hat uns sozusagen 10 Jahre Zeit gekostet, den richtigen Stil zu finden, den wir mögen. Ich denke beim ersten Album gibt es sehr viele, die wir den Leuten rüberbringen wollten, was uns aber auch sehr viel Kritik gegeben hat. Es hat uns irgendwie den Raum gegeben zu atmen und den Platz zu finden. Ich denke das zweite Album ist fortgeschrittener und zeigt, dass wir Erwachsener geworden sind.