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Interview mit The Virgins



Gegen Ende der Tour mit ihrem gleichnamigen Debüt-Album haben "The Virgins" vor ihrem Konzert in Zürich einige Informationen über die Band und ihre Erfahrungen mit uns geteilt.

hitparade.ch: Ausserhalb der USA, wo ihr angefangen habt, wo, glaubt ihr, kommt eure Musik am besten an?
Donald: In Frankreich, ohne Frage! Seit Tag 1 war es in Frankreich einfach unglaublich für uns! Ich kann nicht wirklich erklären, woran es liegt. Vielleicht weil wir Frankreich so sehr lieben?! Es findet dort keinerlei Promotion oder dergleichen mehr statt. Es scheint einfach, als hätten wir es dort bereits geschafft. Darum auch die jetzige Tour. Wir sind mit dieser Platte seit zwei Jahren auf Tour, aber wir haben noch keine einzige ganze Tour in Frankreich gemacht. Wir sind in Frankreich ein paar Mal getourt und haben im Sommer dort auch ein paar Shows gespielt, aber wir wollten jetzt eine Tour in Frankreich machen, einfach nur, um "Danke!" zu sagen, weil es für uns während der letzten beiden Jahre so eine grossartige Erfahrung war. Es hat so viel Spass gemacht. Wir waren mit So So Glos auf Tour, die auch heute Abend mit uns spielen werden. Das Publikum liebt sie, sie bringen die Leute super auf Touren, und dann spielen wir. Es war bis jetzt unglaublich!

hitparade.ch: Ihr hattet seit eurer Gründung im Jahre 2006 ziemlich viel Erfolg; Hättet ihr euch jemals vorstellen können, durch die Welt zu touren, nachdem ihr als Band erst seit ein paar Jahren existiert habt?
Donald: Du hast schon so Ideen im Kopf, denkst dir aber, diese würden keinen Sinn ergeben. Es gibt kein Rezept und keinen Grund für das, was du tun willst. Nein, wir haben nichts dergleichen gedacht. Wir wussten nicht, ob wir Hits haben oder nur eine kleine Platte machen würden, auf die keiner einen Scheiss gibt. Wir wussten überhaupt nicht, was zu erwarten war. Doch die Rückmeldungen waren verrückt!

hitparade.ch: Elle und Rolling Stone ernannten euren Hit "Rich Girls" zu einer der besten Singles 2008; Welche Single, glaubt ihr, wird euer nächster Hit?
Donald: Hey, Mann, ich weiss es nicht! Mit diesem Album haben wir definitiv abgeschlossen. Wir haben mit "Private Affair" und "Teen Lovers" - oder waren es "Private Affair" und "One Week Of Danger"? - ja zwei weitere Singles veröffentlicht. Bei den Konzerten gehen die Leute bei "Private Affair"wie verrückt ab, daher frage ich mich, ob das am Radio gespielt wird. Das Publikum scheint den Song jeweils sofort zu erkennen.

hitparade.ch: Angenommen, ihr wärt in einem Lift eingesperrt und die CD mit der Begleitmusik liefe auf "Repeat"; welchen Künstler würdet ihr euch wünschen?
Donald: Ich würde mal sagen, "New Morning" von Bob Dylan. Das liegt wohl daran, dass ich diese Platte schon so oft gehört habe. Sie würde mich definitiv an einen Ort zurück versetzen, an dem ich nicht das Gefühl hätte, in einem Lift eingesperrt zu sein. Das wäre dann wie jeder andere Tag für mich. Wie jeden Morgen, immer und immer wieder.

hitparade.ch: Ihr seid eine relativ neue Band; was, glaubt ihr, könnte eure Fans an euch oder eurer Kindheit interessieren?
Donald: In meiner Kindheit hatte ich einen wiederkehrenden Alptraum. Drei Jahre lang. Ich musste sogar zu Spezialisten gehen, doch ich denke nicht, es hat etwas gebracht. Ich bin da wohl einfach rausgewachsen. Ich kann mich daran erinnern, meine Eltern haben mich zu all diesen verschiedenen Leuten gebracht, und vielleicht hat es auch geholfen, aber ich glaube nicht.

hitparade.ch: Du hast als Model für einen New Yorker Fotografen angefangen; Wie verlief der Wechsel zur Musik und zur Gründung einer Band?
Donald: Nun, ich habe Songs geschrieben und Musik gemacht, seit ich ein Kind bin. Es war aber nichts, was mich genug überzeugt hätte, um eine Band zu gründen, auch wenn ich es während der High School ein paar Mal versucht habe. Es ist aber schwer, gerade in New York City, wo es so viele Ablenkungen gibt und wo so viel abgeht. Es ist wirklich schwer, dort eine Band zusammenzuhalten. Das mit dem Modeln hat angefangen, weil ich nie lange einen Job behalten oder irgendwas Seriöses machen konnte. Es war einfach ein Mittel, um was in meinen Magen zu bekommen. Ich war nicht in der Position, das ablehnen zu können. Ich habe sicher auch Modeljobs gemacht, die ich nicht machen wollte, aber ich musste ja essen, daher musste ich das machen. Ich habe diesen Shit ein paar Jahre lang gemacht. Oft ist es aber auch eine bessere Erfahrung geworden, als ich erwartet hatte. Ich hatte eigentlich ein negatives Bild davon. Ich habe dann aber die Fotografen getroffen und gesehen, das waren wirklich talentierte Leute, für die das ihr Leben und ihre Arbeit war. Es macht Spass, an solchen Sachen teilzuhaben, weil du von diesen Leuten lernen und zusehen kannst, wie sie ihre Kunst kreieren. Ich kann es nicht leugnen, aber als ich ein Teenager war, habe ich mit den Augen gerollt und gedacht: ‚Fuck this!' Und meine Freunde haben sich über mich lustig gemacht. Kürzlich hat mich die IRS [Anmerkung des Verfassers: US-Bundessteuerbehörde] endlich ausfindig gemacht. Ich hatte von diesem Geld nie Steuern bezahlt, and now I'm fucked!

hitparade.ch: Wie war es, am SXSW (South By Southwest), einem der grössten Open-Airs der Welt, aufzutreten?
Donald: Das SXSW war cool! Das war gerade, als wir unsere Platte beendet hatten, vor zwei Jahren. Es hat Spass gemacht! Dort haben wir auch So So Glos getroffen. Wayne hatte sie bereits gekannt. Wir haben auch Mick Jones von The Clash getroffen, das war so cool! Das war mein Highlight! So So Glos hatten ihn an jenem Tag kennen gelernt und hingen mit ihm ab. Wir sind einfach die Strasse in Austin entlanggegangen - wegen des Festivals hatten sie alles abgesperrt -, wir sind also einfach die Strasse entlanggegangen und kamen bei dieser Bar vorbei, und dann kam plötzlich einer von So So Glos herausgerannt, er hat uns geschnappt und gesagt: "Es passiert!" Wir wurden reingeschleppt, und dann sahen wir ihn, Mick Jones, auf der Bühne, direkt vor uns, wie er sich seinen Arsch abschwitzte. It was super cool!

hitparade.ch: Gab es auch schwierigere Erfahrungen beim Touren? Welche ist euch am meisten in Erinnerung geblieben?
Donald: Ich denke, das Schwierige daran ist, dass es ein Job ist. So sehr wir auch alle unsere Träume leben und das machen können, was wir lieben, so ist doch auch manchmal schwierig, sich in Erinnerung zu rufen, dass wir als Teil einer grossen Gruppe reisen, in der jeder seine Verantwortung hat. Wird etwas nicht erledigt, geht dafür was anderes in die Hose. Wir alle müssen für längere Zeit fokussiert bleiben, das ist wie eine monatelange Anspannung. Trotzdem kann immer etwas passieren, das wissen wir. Wir vermissen auch unsere Freunde zuhause. Sowie Vertrautheit. Es wird eine andere Art von Vertrautheit. Im Moment ist unser "normales" Gefühl, jeden Tag etwas völlig Neues zu erleben, das sind wir gewohnt … Neues Land, neue Sprache, neue Leute, neue Orte, neue Soundprobleme, neue kaputte Instrumente. Du fragst dich nur noch: ‚Was wird wohl heute passieren?' Du gewöhnst dich einfach daran, und wenn du dann nach Hause kommst, scheint alles wie verkehrt … Du denkst dir: ‚Wie, ich habe keine Show? Ich muss nirgends hingehen?' Das ist schon sehr verwirrend.

hitparade.ch: Wie seid ihr auf euren Namen gekommen?
Donald: Wir haben die Band ‚The Virgins' genannt, weil ich diesen Namen wirklich mochte. Es hat für uns einfach Sinn gemacht. Die Leute, vor allem unsere Freunde, meinten nur: ‚Oh, dude, seid doch keine ‚The'-Band. Tut das nicht! Nicht NOCH eine!" Sie waren so sehr dagegen, dass wir uns dachten: ‚Fuck this! Jetzt erst recht!' Das war eine dieser Situationen, in denen die Leute so sehr gegen eine Sache waren und uns erzählen wollten, was wir zu tun hätten, dass wir wussten; wir mussten es tun!