Interview mit dem Trans-Siberian Orchestra
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Zum ersten Mal mit ihrem Rock-Theater in Europa unterwegs, spielte das amerikanische Trans-Siberian Orchestra im ausverkauften Hallenstadion. Wir haben vor der Show mit Al Pitrelli, einem der Gründungsmitglieder, gesprochen.hitparade.ch: Als du und Paul O'Neill im Jahre 1993 miteinander die Band gegründet habt, wieso habt ihr euch für die Mischung aus Klassischer Musik und Heavy Metal entschieden?
Al: Paul und ich sind zusammen mit Gruppen wie The Who, Rush, Pink Floyd, Queen oder Zeppelin aufgewachsen. In Amerika lernte damals jedes Kind ein klassisches Instrument, wie zum Beispiel die Trompete, das Saxophon oder die Klarinette spielen. Von der "alten" Musik, gibt es sozusagen zwei Sparten, die klassische Musik und der Blues mit all ihren Untergruppen. Die Verschmelzung von Klassik und Heavy Metal ist offensichtlich, denn wenn man zum Beispiel Beethovens 5. Sinfonie hört, gibt es nichts Eindrücklicheres und Heftigeres. Die ist genau so "heavy" wie der Metal.
hitparade.ch: Was fasziniert dich denn an diesen beiden Musikrichtungen?
Al: Ich bin allgemein ein grosser Musikfan. Die Theorie dahinter finde ich sehr spannend. Hinter Mozarts Sinfonien stehen die gleichen 12 Noten wie hinter "Paranoid" von Black Sabbath! Die Kombination, Interpretation und Ausführung dieser Noten, machen alleine den Unterschied, ob die Musik "heavy" ist oder nicht. Darum ist es für mich nicht so weit hergeholt, ein klassisches Stück einem Heavy Metal Stück gegenüber zu stellen - das macht sogar absolut Sinn.
hitparade.ch: Über eure Rock-Einflüsse hast du bereits gesprochen. Wer inspirierte euch in klassischer Hinsicht?
Al: Ich persönlich bin ein grosser Fan von Rachmaninoff, der hatte es echt drauf. Auch Paganini gefällt mir, sehr. Genauso wie Mozart, Chopin und Tchaikovsky. Ich kenne mich aber nicht sehr gut aus mit den klassischen Komponisten. Paul weiss da viel besser Bescheid. Mir gefällt einfach gute Musik. Wenn ich den Radio anstelle und eine schöne Melodie höre, bin ich zufrieden.
hitparade.ch: Ihr seid sehr humanitär orientiert und spendet oft 1$ pro verkauftes Ticket an eine regionale, gemeinnützige Organisation.
Al: Genau, in den vergangenen 10 Jahren, jeweils während der Ferienzeit wollten wir der Gesellschaft etwas zurückgeben. Dazu haben wir jedoch nicht unser eigenes Geld verwendet, sondern, der Ticket-Käufer weiss von Anfang an, dass 1$ des Geldes wieder an sie zurück geht, in dem jemandem etwas Gutes getan wird.
hitparade.ch: Wie wählt ihr die Organisationen an, die ihr unterstützt?
Al: Wir bekommen dabei Hilfe von lokalen Radiostationen und unseren Promotern von Ort, die abklären für was das Geld verwendet wird und sicherstellen, dass es auch dafür verwendet wird. Wir ziehen den Hut vor Leuten, die in einer weniger glücklichen Situation sind. Besonders denken wir dabei an Familien in Not und Leute ohne Zuhause.
hitparade.ch: Das TSO ist bekannt für extravagante und aufregende Bühnenshows. Woher nehmt ihr die Ideen für eure Auftritte?
Al: Auch hier kommt unsere Inspiration von grossen Namen Wie AC/DC, The Who oder Pink Floyd. In unserer Jugend gab es noch kein MTV, damals mussten wir zum Teil Monate warten, bis unsere Lieblingsbands endlich in der Nähe ein Konzert gaben. Um ein Ticket zu ergattern, mussten wir zuerst hart Taschengeld verdienen. Heute gibt es Tausende von Möglichkeiten, die Interpreten zu sehen. Aber ich wollte nicht nur meine Lieblingslieder hören, sondern auch die grossen Shows sehen. Nach "The Wall" von Pink Floyd, schwörten Paul und ich, selbst auch einmal so etwas auf die Beine zu stellen. Wir wollten wirklich eine Show machen, in der es nicht nur um die Musik geht. Viel gelernt habe ich dabei von Alice Cooper, der weiss genau, wie er sich in Szene setzen muss!
hitparade.ch: Denkt ihr, eure Fans möchten eure Weihnachtslieder hören, auch wenn es nicht die Zeit dafür ist?
Al: Unsere Musik ist zeitlos geworden und nicht speziell an die Weihnachtszeit gebunden. Gute Musik ist gute Musik! Wir wollen auch nicht unbedingt "The Christmas Orchestra" sein, daraus möchten wir jetzt ausbrechen und machen jetzt ein Rock-Theater. Für das Konzert in Zürich haben wir unserer ganze Truppe aus den USA mitgebracht und zuerst 2 Wochen in Berlin geübt. Wir werden euch die beste Show ever bieten!
hitparade.ch: Was haltet ihr von den vielen bunten Weihnachtsdekorationen an den Häusern, die von eurer Musik untermalt werden?
Al: Wir finden das eine tolle Sache! Ausserdem zeigt es den Leuten, dass Sie ihre blinkenden Lichter mit der Musik synchronisieren können.
hitparade.ch: Wie findet ihr andere Bands, die auch Klassik und Rock kombinieren?
Al: Ich liebe das neue Apocalyptica-Material. Besonders das Lied mit Gavin Rossdale!
hitparade.ch: Paul ist ein sehr erfolgreicher Produzent, wir er oft von anderen Bands angefragt?
Al: Immer wieder, ja. Er hat aber schon länger nichts mehr angenommen. Zum letzten Mal glaube ich, im Jahre 2001 oder 2002 für einen Ron Howard Film. Damals waren wir gerade im Studio für "The Grinch", wo uns selbst eine Menge Arbeit bevorstand.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Yvonne Zgraggen