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Interview mit Trauffer



Nun ist es da: Das Debüt-Album vom Airbäg-Frontmann Marc A. Trauffer. Wir haben ihn vor einigen Wochen in Zürich zum Interview getroffen.


hitparade.ch: "Pallanza" ist ein kleiner verträumter italienischer Ort am Lago Maggiore dessen grösste Attraktion eine alte Kirche und ein Mausoleum darstellen. Was gab den Ausschlag, einen Song über diese Ortschaft zu schreiben und das Album danach zu benennen?
Trauffer: In den letzten 2.5 Jahren habe ich Abschied von grossen Träumen genommen, und bin einmal einfach mit dem Auto irgendwohin gefahren. Dabei bin ich in Pallanza gelandet und kam danach immer wieder an diesen Ort zurück. In Pallanza habe ich mich entschieden, dass ich dieses Album mache und dass ich das auf diese Art mache. Ich ging immer wieder zurück um Songs zu schreiben. Die meisten Songs der Platte sind in Pallanza selber entstanden und das Foto zum Album Cover mit dem Schiffssteg von Pallanza habe ich selbst gemacht, planlos entgegen allen fotografischen Richtlinien. Das Bild wurde aber so gut, dass wir es dann als Cover genommen haben. Pallanza ist wirklich ein wichtiger Ort für dieses Album.

hitparade.ch: Wissen denn die Einwohner von Pallanza, dass du ihren Ortschaftsnamen für dein Album und einen Song verwendet hast?
Trauffer: Nein, bis jetzt noch nicht.

hitparade.ch: Das heisst, man kennt dich dort nicht?
Trauffer: Nein, dort bin ich einfach ein Gast im Hotel Pallanza.

hitparade.ch: Aber du machst schon noch was damit?
Trauffer: Ja, ich werde die CD schon mal dem Bürgermeister in die Hand drücken.

hitparade.ch: Deine Musik tönt nach akustischem Pop/Rock/Country, Musik, welche man eher in amerikanischen Gefilden erwarten würde. Was reizt dich daran, solche Musik zu machen, dazu noch in Mundart?
Trauffer: Ich wollte nicht eine Albumproduktion machen, die gang und gäbe ist in der Schweiz. Ich wollte keine synthetischen Keyboards, keine Loops, keine Drum-Computer und - fast am wichtigsten - keine Streicher. Ich wollte Back to the Roots, Schlagzeug, Bass, Gitarre und eine Fender, mehr nicht. Aber dort wirklich gute Leute dahintersetzen, die das so mit wenig gut umsetzen können. Und das ist ihnen gut gelungen. Früher habe ich hier ein Instrument, da ein Saxophon und da eine Handorgel, breit Musik gemacht. Und dieses Mal wollte ich mich aufs wesentliche konzentrieren: Bass, Schlagzeug und Gitarre und fertig.

hitparade.ch: In deiner Biografie steht, dass du das Album mit Leuten aufnehmen wolltest, welche nicht mit Mundart vorbelastet sind. Ist es denn so schlimm, wenn man schon solche Alben produziert hat?
Trauffer: Nein, es wäre überhaupt nicht schlimm. Ich habe aber das Gefühl, dass die Art und Weise dieser Produktion jetzt deswegen anders gewesen ist. Die Musiker haben sich mit der Musik beschäftigt und nicht immer mit dem Text. Das Problem mit Mundart ist, dass die grossen Mundartproduzenten schauen, was jemand singt, und dann basteln sie einen Song darum herum. Wir wollten da einen unkonventionellen Weg gehen, deshalb habe ich Leute gesucht, die gar nicht mit Mundart zu tun hatten und frei an die Musik herangegangen sind.

hitparade.ch: Welche Musiker haben dich geprägt im Bezug auf "Pallanza"? Welche Einflüsse hört man heraus?
Trauffer: Ich habe in den letzten 2 Jahren sehr viel Country gehört, das hört man zum Teil sicher auch. Das wäre ein Keith Urban oder eine Sandi Thom. All die Down-To-Earth-Sachen, die nicht so poppig daherkommen.

hitparade.ch: Mundart hat in letzter Zeit wieder viel Aufwind bekommen, nachdem sich in den Jahren zuvor nicht viel Neues hat durchsetzen können. Was denkst du, worin liegen die Gründe dafür?
Trauffer: Einer der Gründe ist sicher auch die Sendung im Schweizer Fernsehen. Dies war wichtig für die Szene, da es wieder eine Plattform für diese Musik gegeben hat. Und es hat den Leuten zuhause gezeigt, dass Schweizer Musik gut sein kann. Die Leute wurden wieder stolz auf die eigene Musik, und das hat sicher einiges gebracht. Und ganz klar ist auch die Qualität gestiegen. Wenn ich das mit der ersten Airbäg-Platte vergleiche. Das ganze Songwriting, die Umsetzung und die Produktion hat in den letzten Jahren einiges an Qualität dazu gewonnen, und das schätzt man auch mehr.

hitparade.ch: Sina ist, Euro 08 sei Dank, in die niederländischen Singlecharts gerutscht, also ohne viel Geld und Promo, sondern lediglich als Hintergrundmusik in einem Teilprogramm des EM-Studios im holländischen Fernsehen und hat so interessiertes Publikum gefunden. Auch Stephan Eicher war ja schon mit "Hemmige" in den französischen Charts. Macht das irgendwo etwas Hoffnung, dass für Mundartbands die Landesgrenze nicht zwingend das Ende sein muss?
Trauffer: Das ist ein Phänomen und für mich eine einmalige Sache. Ich mag das allen gönnen, die irgend so etwas schaffen können. Auch dem Baschi, der seinen Song nach Deutschland gebracht hat. Aber wenn du Mundart singst, bleibst du in der Schweiz, und da sind die Grenzen schon klar gesetzt. Das sind Lucky Punchs, die schön sind.

hitparade.ch: Die einen sagen, es sei schön, andere macht es unglaublich nervös: Den Augenblick, wenn ein Artist zum ersten Mal sein eigenes, fertiges Album in den Händen hält. Wie war das für dich?
Trauffer: Bei mir hat die Plattenfirma angerufen und mitgeteilt, dass es fertig sei. Da bin ich ins Auto gestiegen und nach Luzern gefahren. Wenn man so lange auf diesen Moment hinarbeitet, ist es ein sehr spezieller Moment; es ist das Ende des Weges. Wenn du die CD in den eigenen Händen hältst, ist der Weg abgeschlossen. Danach beginnt etwas Neues: der Verkauf und das Spielen vor Publikum. Ist dieser Punkt erreicht, kann man nichts mehr ändern, das ist eventuell auch das, was so nervös macht.

hitparade.ch: Du hältst dich online sehr zurück was deine Musik betrifft. Interessierte können lediglich zwei verschiedene Songs anhören. Hast du kein Interesse mehr zu zeigen oder hat das noch andere Gründe?
Trauffer: Eigentlich nicht. Momentan kann man die Single, welche bereits veröffentlicht worden ist, sowie den Titelsong anhören. Der Rest wird später sicher auch noch als Anspielversion online gestellt. Wir haben das einfach mal so als Appetizer rausgegeben.

hitparade.ch: Wir haben schon etliche andere Artisten in letzter Zeit gefragt, und nun auch noch dich: Wieso steht bei Song 11 bereits Bonustrack? Früher hatten CDs oft auch mal 13 bis 15 Songs, ohne Bonustrack. Wieso diese Trendwende?
Trauffer: Wir wollten die Qualität möglichst hoch halten. Natürlich hätten wir mehr Songs gehabt. Zu Airbäg-Zeiten haben wir auch mal ein Album mit 16 Songs gehabt. Ich habe das Gefühl, dass der Zuhörer müde wird, wenn eine CD mehr als 12 oder 13 Songs hat. Bei mir war es eine Qualitätsfrage. Ich hätte noch zwei Songs gehabt als Albumfüller, aber das stand nicht zur Diskussion. Nun sind nur die guten und geilen Songs drauf.

hitparade.ch: Du hast diesen Sommer bereits ein paar Festivalauftritte im Kalender, die ersten beiden Auftritte sind schon durch. Wie sind die Reaktionen?
Trauffer: Sehr gut und sehr erfreulich für mich. Extrem Freude bereitet haben mir am Festival im Hoch Ybrig die vielen Leute von früher, Airbäg Fans, die wegen meiner Musik kamen und denen es gefiel. Es ist schwierig, wenn man mal Erfolg gehabt hat, den Anschluss zu finden. Von dem her war es sehr schön, dass die Leute alle positiv reagiert haben, obwohl meine Platte doch recht anders klingt als Airbäg.

hitparade.ch: Hast du deinen ehemaligen Weggefährten von Airbäg dein Album gezeigt?
Trauffer: Bis jetzt noch nicht, ich bin noch nicht dazugekommen. Wir sind natürlich immer noch Freunde, wir waren schon vor Airbäg Freunde und Schulkollegen. Was mich freut ist, wenn es mal auf DRS3 läuft, bekomme ich viele SMS von Kollegen, die mir gratulieren, dass es ein schönes Song ist. Ich freue mich auf den Moment, wo ich ihnen die CD zeigen kann und auch Feedbacks bekomme.

hitparade.ch: Hast du während der Produktion bewusst kein Feedback von ihnen gewollt?
Trauffer: Das hätte ihnen und mir nichts gebracht mit halbfertigem Material. Man muss auch mal einen Strich ziehen, und ich mache jetzt meinen Weg, sie machen ihren Weg. Der eine ist Elektriker und ruft mich ja auch nicht immer an, wenn er ein Haus fertig verkabelt hat.

hitparade.ch: In deinem Kalender steht "Ab September 2008 grosse Club Tournee quer durch die Schweiz". Verrate uns doch schon mal etwas darüber, wo führt sie dich nebst der alten Moschti in Mühleturnen überall hin?
Trauffer: Das ist momentan noch alles in Abklärung. Gerade heute sind wieder vier Anfragen eingetroffen. Es ist halt wirklich ein Kampf, wieder zurück zukommen. Wir sind uns alle bewusst, dass niemand auf den Trauffer gewartet hat. Dies zeigt sich nun auch bei den Konzerten. Logisch war ich ein Teil von Airbäg, aber Airbäg gibt es nicht mehr und Airbäg war gut. Es gibt da eine gewisse Skepsis. Wenn es jetzt aber beim Radio anläuft und das Album dann kommt, werden die Leute sicher aufmerksam und dann wird auch gebucht. Die Kontakte bestehen schon und das Interesse ist da von Locations wie Stadtkeller Luzern oder Albani. Es wird sicher eine schöne Tour geben. Momentan kann ich aber noch nicht sagen, wann ich wo bin.

hitparade.ch: Die Chartplatzierung wird sicher auch einen Einfluss auf das Interesse an Trauffer haben. Mit Airbäg seid ihr ja immer in der Hitparade gewesen, was sind jetzt deine Erwartungen?
Trauffer: Null. Also für mich ist es ganz klar ein Projekt. Auch wenn ich einer von Airbag bin und nicht ganz bei null beginne. Ich habe den Bonus, dass die Leute mich kennen und so eher auf mich aufmerksam werden und ich Interviews machen kann. Aber es ist eine Tatsache, dass es nicht mehr Airbäg, sondern Trauffer heisst. Es wird eine Weile dauern, bis das alle gemerkt haben. In der ersten Woche wird die Welt wegen mir noch nicht umfallen. Es wäre schön, wenn das Album mal chartet, und danach schrittweise nach oben klettert. Möglichst hoch einsteigen und schnell wieder rausfallen, das kann es ja auch nicht sein. "Trauffer - Pallanza" ist ein Projekt, welches wir jetzt aufbauen und längerfristig damit planen wollen. Es ist absolut nicht auf eine kurzfristige Chartsplatzierungen ausgerichtet. Ich bin ein neuer Künstler, ein Debütant, und das muss man akzeptieren.

hitparade.ch: Wie geht es jetzt weiter? Was sind deine Pläne für die Zukunft? Hängt dies vom Erfolg der aktuellen Platte ab?
Trauffer: Bis Ende Jahr und auch im Frühling 2009 werde ich spielen und versuchen, neue Fans dazu zugewinnen. Es ist ein längerfristiges Projekt. Wenn Ende September der grosse Knall ausgeblieben ist, werde ich das Projekt nicht begraben und das nächste Album in Angriff nehmen oder mit der Musik aufhören. "Pallanza" ist jetzt auf dem Tisch und wird mich die nächsten gut neun Monate beschäftigen. Dies ist momentan mein Plan, weitere Pläne gibt es derzeit nicht.

hitparade.ch: Zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Was kannst du dazu sagen?

10. Leona Lewis - Better In Time
Trauffer: Ist ein schöner Radiosong, mehr kann ich nicht sagen.

9. Duffy - Mercy
Trauffer: Ich bin extrem gespannt, wie es mit ihr weitergeht. Ich find den Song cool.

8. Baschi - Bring en hei
Trauffer: Ist seit 2 Jahren ein Überhit, da kann man nur den Hut ziehen, egal ob man Baschi gut findet oder nicht. Er hat etwas geschafft, das wenige Schweizer schaffen, das ist grandios.

7. Shaggy feat. Trix & Flix - Feel The Rush (Mascots Song)
Trauffer: Ist durch für mich. Ist ein Fussballsong, und wird uns noch einige Wochen beschäftigen und geht dann vergessen.

6. Amy MacDonald - This Is The Life
Trauffer: Finde ich grandios. Die ist absolut Hammer. Für mich Sinnbild dafür, dass man was erreichen kann, wenn man nicht blond ist und 90-60-90 hat, sondern gute Musik macht. Und genau das macht diese Frau.

5. Madonna & Justin - 4 Minutes
Trauffer: Madonna ist Madonna. Ich frage mich, wie man in dem Alter noch so aussehen kann.

4. Gabrielle Cilmi - Sweet About Me
Trauffer: Kenne ich aus dem Radio, ist ein Radiosong. Kann ich nicht viel dazu sagen.

3. The White Stripes - 7 Nation Army
Trauffer: Das ist der Fussball-Burner. Ist super. Ist uralt und absolut nicht aktuell. Solche Sachen finde ich einfach cool.

2. Enrique Iglesias - Can You Hear Me
Trauffer: Ist jetzt nicht wirklich mein Fall, aber Frauen finden ihn schön. Wir finden auch Frauen schön.

1. Kid Rock - All Summer Long
Trauffer: Super Sache, super cool, dass ein Künstler einen alten Song frisch verpackt für die ganz Jungen. Der Song lebt von Sweet Home Alabama und ist eigentlich Sweet Home Alabama, ein absoluter Evergreen. Kid Rock ist damit der absolute Sommerhit gelungen. Ich finde es schön, wenn man die alte Musik nicht vergisst, und das ist das schöne an diesem Song.