Interview mit Underskin
Underskin - Collective Confusion
1. Spit On You
2. Starving Animal
3. Heal Me
4. She Did It Right
5. Suffocate Me
6. Slave
7. Lies For Sex
8. Loner
9. Thunderhead
10. Don't Try
11. Fallen
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Das Debut-Album von Underskin ist da! Die Stärke der Band liegt in frischen, dynamischen und sehr eingängigen Melodiebögen, welche Rock teilweise mit Pop verschmelzen lassen und die von Sängerin Andrina noch mit sehr persönlichen, teils emotionalen, aber auch provozierenden Texten angereichert werden. Produziert hat das Album Phil Merk, und mitgeschrieben hat Baschi. Wir haben Andrina zum Interview getroffen.Andrina, du trittst nicht mehr unter Deinem Vornamen, sondern neu als Teil der Formation "Underskin" auf. Warum?
Weil ich mit zwölf Jahren bereits mit Musik angefangen habe, konnte ich in dem Alter noch nicht richtig sagen, was ich machen wollte. Es hat mir alles sehr viel Spass bereitet, aber es ging mir in erster Linie darum, singen zu können. Ich fand es generell toll, wenn ich singen durfte. Ich bereue zwar nichts, aber es war klar, dass ich mich irgendwann entwickeln werde und mich selber finden würde. Mein Herz schlägt nun einmal für Rock und Metal. Zudem wollte ich Teil einer Gruppe sein, ich denke, das ist eher mein Ding. Ich bin nicht unbedingt die Rampensau, welche es extrem cool findet, immer alleine im Vordergrund zu stehen. Deshalb fühlen wir uns nun alle wohl, so wie es ist.
Was ändert sich nebst dem Namenswechsel?
Hauptsächlich die Musik. Zudem sind wir eine Gruppe, nicht ich mit einer Band, sondern wir sind fünf Personen, die alle gleich viel investieren und einbringen. Wir schreiben die Songs auch zusammen. Das macht schon viel aus. Viele sind schon länger mit mir unterwegs.
Deine Musik ist nun wesentlich rockiger als früher, passt also nicht ins Radio-Programm. Wolltest du nicht mehr eine breite Masse ansprechen?
Persönlich geht es mir hauptsächlich darum, so viel wie möglich live zu spielen. Das macht mir am meisten Spass. Ich würde am liebsten jeden Club, den es gibt, abklappern. Dass die Chance mit dieser Musik geringer ist, vom Radio gespielt zu werden, war uns klar. Wir haben aber trotzdem geschaut, dass ein bis zwei Songs auf dem Album sind, die doch ein wenig kommerzieller sind. Sie gehen uns auch überhaupt nicht gegen den Strich, denn ich finde sie selber auch super. Ich mag diese Mischung extrem. Ich denke, dass macht uns irgendwie auch aus: Obwohl wir härtere Musik machen, haben wir trotzdem noch kommerzielle Melodien mit dabei und behalten das auch bei. Hauptsache wir können live spielen, dann bin ich zufrieden. Ich muss nicht 20 bis 30x im Radio gespielt werden.
Denkst du, dass deine bisherigen Fans den Wandel ebenfalls mitmachen werden und dir treu bleiben?
Ich bin keinem Andrina-Fan böse, wenn er jetzt nicht Underskin-Fan wird. Es ist halt einfach jetzt eine andere Welt und andere Musik. Klar gibt es Leute, die immer noch dabei sind und das gespannt mitverfolgen. Aber ich bin überzeugt, dass es für Andere überhaupt nicht mehr passt. Ich habe früher Pop gemacht und mache nun etwas komplett Anderes. Für uns als Band ist es aber spannend, nochmals von Neuem zu begingen. Wir können sehen, wie neue Leute dazukommen und alte Leute gehen. Es ist ein Neustart und das wussten wir.
Kannst du dich mit deinen alten Songs, welche du als Andrina veröffentlicht hast, noch identifizieren oder ist dieses Kapitel definitiv abgeschlossen?
Nein, ich kann mich damit nicht mehr identifizieren. Ich war sehr jung, habe schon auch selber Songs geschrieben, aber eine Zwölf-, Dreizehnjährige kann nicht so viele Emotionen in einen Song packen wie eine Zwanzigjährige. Es wurden damals auch Songs für mich geschrieben, deshalb kann ich mich auch nicht so damit identifizieren wie jetzt, wo jeder Song 100% ich bin und die Songs meine Gefühle der letzten vier Jahre widerspiegeln. Das macht schon einen grossen Unterschied.
Wirst du live ebenfalls keine alten Songs mehr spielen?
Wir haben "A New Temptation", welcher 2008 auf dem ersten Album erschienen ist, komplett umgestaltet. Er klingt jetzt recht cool, so als ob er nie ein Pop-Song gewesen wäre. Den haben wir noch mit dabei. Wir werden an unserer Plattentaufe im Moods zum letzten Mal noch ein paar alte Songs im Akustik-Set spielen, aber danach ist Schluss.
Ihr habt euer neues Album über die Crowdfunding-Plattform "wemakeit" realisiert. Anna Rossinelli hat ihr neues Projekt ebenfalls mithilfe dieser Plattform finanzieren lassen und dafür einen Riesen-Shitstorm geerntet. Wie waren deine Erfahrungen?
Mir tut es in erster Linie Leid, dass die Leute so lange warten mussten. Ich hätte damals nie gedacht, dass wir so viel Geld zusammenkriegen werden. Es war für uns natürlich sehr hilfreich. Auf der anderen Seite hast du den Druck, dass du jetzt auch etwas liefern musst, weil die Leute dafür Geld geben. Ich denke, den Leuten ist es schon auch wichtig, dass es etwas wird, das authentisch wirkt. Zu dieser Zeit war ich gerade in der Entwicklungsphase und habe zusammen mit der Band Zeit gebraucht, um das zu realisieren. Ich bin extrem dankbar für all diese Hilfe und finde es eine gute Sache.
Ihr habt das Ziel von 12'000 CHF mit 12'320 CHF sogar übertroffen. Was habt ihr mit dem restlichen Geld gemacht?
Das ganze Geld steckt im Album. Es ist nicht so günstig, ein Album zu produzieren. Da konnten wir das Geld extrem gut brauchen. Wir haben auch selber zusätzliches Geld investiert, um das Album produzieren zu können. Ich arbeite zusätzlich zu meinem normalen Job noch in einer Bar. Das ist natürlich nicht mein Traumjob, aber er hat mir geholfen, das Album zu finanzieren. Wir wussten von Anfang an, dass es teuer würde, ein Album zu produzieren, konnten aber auch nicht von den Leuten 30'000 CHF erwarten. Wir sind schon froh, dass wir das erhalten haben, was wir bekommen haben.
Zwischen dem Start der Crowdfunding-Aktion und dem Album-Release liegen mehr als zwei Jahre. Was hast du in dieser Zeit gemacht?
Wir haben uns hauptsächlich auf das Songwriting konzentriert und unseren Sound entwickelt. Als wir uns ready fühlten, genug Songs zusammen hatten und wussten, was wir wollten, gingen wir zu Phil Merk und Baschi ins Studio und haben mit ihnen das Ganze geplant. Letzten Winter begannen die Aufnahmen, welche wir erst vor Kurzem beendet haben.
Da in dieser Zeit auch dein Wandel stattgefunden hat: Musstest du Songs umschreiben?
Es hat ältere und neuere Songs, der eine ist drei Jahre, der andere ein Jahr alt und wieder andere wurden erst dieses Jahr geschrieben. Wir haben aber an jedem Song nochmals im Studio gearbeitet.
Die Single "Get Awake" wurde von Sony Music vertrieben. Warum ging die Zusammenarbeit nicht weiter? Warum wurde das Album nicht von Sony veröffentlicht? Warum ist der Song nicht auf der CD?
Es hat nicht gepasst. Das ist in diesem Business so: Mal ist die Plattenfirma dabei und mal findet sie, es passe nicht. Die Single wurde unter Andrina veröffentlicht. Und, obwohl es eigentlich unsere Musikrichtung ist, wollten wir einen Neustart und das klar trennen. "Get Awake" gehört zu Andrina und nicht zu Underskin.
Deine Songs wurden von Phil Merk und Baschi mitgeschrieben. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden?
Wir haben im Mascotte ein Konzert gegeben, welches die Beiden gesehen haben. Damals wollten wir unser Album eigentlich noch bei einem anderen Produzenten aufnehmen, hatten dann aber ein Meeting mit den Beiden, weil sie meinten, dass sie ein Studio hätten und an einer Zusammenarbeit interessiert wären. Beim Meeting war es keine Frage mehr: Wir wollten unbedingt zu ihnen. Es hat alles gepasst.
Wie war die Aufteilung bei der Produktion?
Wir haben Ihnen die Songs gebracht, Phil war im Aufnahmeraum und hat die Songs so bearbeitet, wie er das Gefühl hatte, dass sie besser klingen. Dann hat er die Songs zu mir und Baschi hinüber in Baschi's Raum gesendet, wo wir den ganzen Tag geschaut haben, wie wir den Song weiterbearbeiten können. Mit Baschi habe ich den ganzen Tag Songwriting gemacht, dann sind wir irgendwann mit Phil zusammengekommen und haben unsere Versionen zusammengebracht, Feinschliff gegeben, ein Demo aufgenommen und den Song richtig aufgenommen. Drei Songs sind komplett neu aus der Zusammenarbeit mit Phil und Baschi entstanden.
Baschi ist nicht für englischsprachige Songs bekannt. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?
Es war recht lustig. Englisch ist definitiv nicht seine Muttersprache und auch nicht sein grösstes Talent. Es hat aber irgendwie trotzdem funktioniert. Songwriting ist etwas sehr Intimes. Der Austausch über meine Kompositionen und die dahinterstehenden Gedanken sind etwas sehr Persönliches. Ich wusste aber, dass ich mich öffnen musste. Das dauerte zwar, aber irgendwann ging es. Man führt persönliche Gespräche und irgendwann ist die Sprache nicht mehr im Vordergrund. Er hat mir gesagt, wie ich etwas ausdrücken kann und ich habe es dann übersetzt. Aber er hat mir jetzt nicht die grossen Sätze auf Englisch gemacht, hat aber auch nicht versucht, mir Mundart-Songs aufzudrücken, da er weiss, dass das nichts für mich ist.
Phil hat das ganze produziert, inwiefern zeigt sich seine Handschrift?
Es klingt jetzt einfach verdammt gut. Für mich könnte es nicht besser sein.
Musik hat für dich und deine Band einen hohen Stellenwert im Leben. Möchtet ihr das einmal vollberuflich machen oder seid ihr zufrieden, nebenbei noch einen anderen Job zu haben?
Wenn wir könnten, würden wir natürlich nur noch herumtouren. Da wir aber realistisch sind, ist uns unser Job auch extrem wichtig. Ohne diesen müssten wir Alle aus unseren Wohnungen heraus und auf die Strasse. Klar wäre es cool, aber solange wir nicht die Sicherheit haben, von der Musik leben zu können, werden wir auch weiterhin auf dem Bürostuhl sitzen. Und das ist auch in Ordnung so.
Wie sieht es mit einer internationalen Karriere aus?
Sicher wäre es irgendwann Thema, wir sind da sowieso parat. Wir haben unsere erste Show in Deutschland in Köln im Dezember. Zuerst wollen wir uns aber in der Schweiz positionieren.
Du hast schon relativ viel erreicht: Einer deiner Songs war Titel-Song einer Schweizer Jugend-Soap (Best Friends), du warst für DJ Bobo im Vorprogramm, du hast mit "Get Awake" den offiziellen Song des Freddy Nock World Record Teams anlässlich der Swiss Moto veröffentlicht und warst an der Vorausscheidung für den Eurovision Song Contest. Was sind deine nächsten Ziele?
Mein nächstes Ziel ist, so viel wie möglich live zu spielen und das Album zu verbreiten. Ich denke, mit dieser Musikrichtung lebst du von Konzerten und das sollte auch unser Ziel für die Zukunft sein. Solange ich singen kann, bin ich glücklich.
Interview durchgeführt: Steffen Hung
Redaktion: Remo Hiltbrunner