Home | Impressum | Kontakt
Login

Interview mit Adrian Weyermann



Adrian Weyermann meldet sich mit seinem dritten Album "Pool" zurück. Wir haben den Ex-Crank-Sänger in Zürich zu einem Interview eingeladen.

hitparade.ch: Bereits in deiner Kindheit hast du dich intensiv mit Musik beschäftigt. Wie und wann kam der Zeitpunkt als du festgestellt hast, dass du dieses anfängliche Hobby zum Beruf machen willst?
Adrian: Lustigerweise hat sich für mich die Frage, ob ich nun aus meinem Hobby einen Beruf machen will, gar nie gestellt. Ich hatte das Gefühl, das sei mein Lebensinhalt und bevor ich mir überhaupt Gedanken um Geld verdienen gemacht habe, war ich am Musik machen. Dadurch, dass meine Musik bei den Leuten gut ankam, wurde mir klar, dass ich das professionell machen wollte.

hitparade.ch: 12 Jahre lang warst du Musiker in einer Band - hattest du in dieser bereits länger geplant, dich als Solokünstler zu versuchen?
Adrian: Nein, das war überhaupt nicht geplant. Je länger man in die Phase reinkommt, wo es gilt, erste Lebensentwürfe zu entwickeln, und je klarer die dann auch für dich und deine Freunde, mit denen du Musik machst, werden, desto weiter gehen die Vorstellungen auseinander. So entschied ich mich dann, dass ich meinen eigenen Sound haben wollte, der meiner Persönlichkeit entspricht. Wir alle sind aber weiterhin gute Freunde.

hitparade.ch: Stand für dich je zur Debatte unter einem Pseudonym aufzutreten bzw. nur mit deinem Vornamen durchzustarten?
Adrian: Zuerst dachte ich nur an Adrian oder auch an ein Pseudonym. Doch schlussendlich entschied ich mich, so zu heissen, wie es eben auch in meinem Pass steht. Der Vorteil ist natürlich, dass mich nie jemand nach dem Ursprung des Künstlernamens fragt, was ja zuvor in der Band natürlich eine der Standardfragen war.

hitparade.ch: Du giltst als besonders vielseitig: Produzent, Musiker, Sänger, Komponist, Songschreiber. Welche dieser Tätigkeiten liegt dir am meisten am Herzen od. machen sie nur alle gemeinsam den Künstler Adrian Weyermann aus?
Adrian: Das Endprodukt ist die Musik. Welche Rolle man nun hat, ob man Klavier spielt oder den Künstlern den Kaffee bringt, ist doch schlussendlich nur zweitrangig. Ich fühle mich solange in dem Business zu Hause, solange ich etwas zur Musik beitragen kann, egal in welcher Art schlussendlich.

hitparade.ch: Und was machst du am liebsten?
Adrian: Mir gefällt der ganze Weg vom Songwriting bis zur abschliessenden Präsentation des Songs auf der Bühne. Das Ganze hat etwas Unmittelbares.

hitparade.ch: Konzertreihe im Montagslokal, Filmmusik, Festival-Auftritte und andere Live-Projekte. Dies ist nur eine kurze Aufzählung deiner bisherigen Projekte. Welches war im Nachhinein gesehen das Prägendste und Interessanteste?
Adrian: Uff. Klingt ein bisschen nach "was ist dein Lieblingsgericht." Es gab da gewisse entscheidende Momente. Der erste war sicherlich 1993, als wir mit Crank am Paléo-Festival in Nyon spielten. Da passte einfach alles - das war für uns der Aufbruch, dazu noch bei schönem Wetter, die ganze Zeit draussen im Freien …

hitparade.ch: In deinem Beruf gehört ein gesteigertes Interesse der Öffentlichkeit am Privatleben dazu - wie gehst du damit um?
Adrian: Ich versuche, ganz entspannt damit umzugehen. Ich denke auch, dass die Schweizer, gerade auch die Schweizer Journalisten in diesem Bereich sehr gut erzogen sind.

hitparade.ch: Vor einigen Jahren hast du dich für einige Zeit nach San Francisco abgesetzt um an Songs für ein neues Album zu feilen - inwiefern profitiert die musikalische Entwicklung von solch einer räumlichen Veränderung speziell bezogen auf deine Projekte?
Adrian: Entscheidend ist, sich den Raum im Kopf frei zu machen. Ich denke, das ist entscheidender als die neue Umgebung an sich. Verstehst du, was ich meine?

hitparade.ch: Ja, also hat deine Reise Einflüsse auf das neue Album gehabt?
Adrian: Ich denke nicht, denn es liegt ja auch ein anderes Album noch dazwischen. Wenn es eine prägende Reise gab, dann war es eine kurze London-Reise, die dann aber das Album sehr beeinflusst hat.

hitparade.ch: Vor kurzem hast du deine eigene Myspace-Seite aufgeschaltet.
Adrian: *lacht* Ich habe mich ja zuerst dagegen gewehrt. Zum einen wegen Rupert Murdoch (Anm. der Red.: Rupert Murdoch ist größte australisch-US-amerikanische Medienunternehmer, der international agiert. Es wird geschätzt, dass heute bis zu 3/4 der global vertriebenen Medien unter seinem Einfluss stehen.), zum anderen wegen diesen "Friends". Es nervt mich, wenn man dann von Individualismus spricht, während einer soeben 60 Millionen ausgegeben hat, damit es ihm gehört. Und das amerikanische Konzept, dass einfach jeder "Friend" von dir sein kann, hat mir anfänglich auch nicht gepasst. "Fan" oder "Supporter" hätten es doch besser getroffen. *lacht* Doch mit der Zeit merkte ich, dass diese "Friends" eigentlich der einzige Sinn der Seite sind.

hitparade.ch: Und nun? Im Nachhinein gesehen?
Adrian: Es ist ein interessantes Luftgebilde.

hitparade.ch: Hast du bereits viele Reaktionen darauf bekommen?
Adrian: Es ist sehr interessant, zu beobachten, wie schnell das Ganze an Dynamik gewinnt, sobald man sich auf Pages verlinkt, die man selber toll findet. Aber nichts desto trotz finde ich die ganze Sache doch recht überbewertet.

hitparade.ch: MySpace ist ja international - die musikalische Ambitionen von Adrian Weyermann auch?
Adrian: Auf jeden Fall. Ein breites Publikum zu haben, das ist für mich eine geographische Frage. Das Ziel ist es, in vielen Ländern zumindest einen kleinen Teil zu erreichen.

hitparade.ch: Hast du auch Reaktionen aus dem Ausland wegen deiner MySpace?
Adrian: Durchaus.

hitparade.ch: Wie du ja weisst veröffentlichen wir die Schweizer Hitparade - bisher ist dein Name dort noch nicht, zumindest als Solokünstler, vertreten gewesen. Inwiefern stört dich dieses "Manko" oder sind für dich kommerzieller Erfolg und gute Musik zwei verschiedene Paar Schuhe?
Adrian: Kommerzialität und gute Musik müssen nicht zwingend zwei verschiedene Paar Schuhe sein. Wobei, kommerziell zu sein, noch lange keine Garantie für Qualität darstellt. Aber eben: auch meine Lieblingsband, die Beatles, das war ja Kommerz pur, ohne dass sie jemals Qualität einbüssten.

hitparade.ch: Ist es wichtig für dich, dass deine Alben eines Tages mal in die Hitparade kommen?
Adrian: Solange ich mit Musik meinen Lebensunterhalt verdiene, bin ich voll und ganz zufrieden. Und das sollte für mich auch ein Ziel sein. Je mehr mein Album in den Massen ankommt, desto mehr freut mich das natürlich. Doch schlussendlich bin ich halt eben doch ein Alleinunternehmer, der von seinem Produkt leben muss.

hitparade.ch: Aber du hast dein Stil und richtest deine Musik nicht danach aus, dass es bei den Leuten ankommt, ist das richtig?
Adrian: Auf keinen Fall. Ich denke auch, dass ich eine gewisse Altersgrenze erreicht habe, in der mich nicht mehr gross verstellen kann.

hitparade.ch: Verfolgst du die neue Staffel von MusicStar bzw. hast du bei den letzten mitgefiebert?
Adrian: Eher selten, und wenn, dann aus Zufall. Ich war ja kürzlich für einen Abend in der "Superstar"-Jury. Psychologisch war das meiner Ansicht an extrem gefährlich - und zwar für alle. Das Ganze ist doch ziemlich unnatürlich und dient schlussendlich nur der Unterhaltung. Musikalisch bringt es nicht viel. Und wenn dann mal jemand Persönlichkeit hat, wird er dann von der Jury zunichte gemacht.

hitparade.ch: Hättest du in deiner Jugend auch die Chance gehabt an einer solchen Casting-Show teilzunehmen, hättest du sie genützt?
Adrian: Gab es das damals schon? Ich stelle mir das schwierig vor, als junger Musiker so anzufangen. Schlussendlich ist es ja nur ein riesiger Konkurrenzkampf zwischen dir und den anderen Teilnehmern, was sehr unnatürlich ist. Um Musik an sich geht es da kaum noch. Die einen machen etwas daraus, den anderen wie Salome ist das so was von egal, und das macht sie für mich auch sympathisch. Ich denke, es gibt noch eine Staffel und das war's dann.

hitparade.ch: DJ Bobo hat ja im Rahmen seiner Teilnahme am Eurovision Song Contest sein Anliegen, dass sich Schweizer Musiker wieder mehr mit dem Eurovision Song Contest befassen, geäussert. Wäre es für dich interessant, auch mal an der Ausscheidung teilzunehmen?
Adrian: Nein, gar nicht. Wobei, seit Lordi kann man dem Contest immerhin zu Gute halten, dass der Sound breit gefächert ist. Trotzdem gefällt mir dieser Aufruf von "Bobo", den ich übrigens als sehr brillanten PR-Mann sehe.

hitparade.ch: Zurück zum Album, das ja im Februar erscheint: Was sind die wesentlichsten Unterschiede zwischen dem neuen Album und deinem Solo-Debüt?
Adrian: Ich denke, ich habe zu meinen Wurzeln und Fähigkeiten zurückgefunden und bin viel lockerer im Studio. Zudem habe ich mir im Studio die Mühe gegeben, mir die ganze Zeit wie ein Live-Auftritt hier im "El Lokal" vorzustellen. Das neue Album wird mehr mir entsprechen, d.h. der Sound wird einiges fröhlicher klingen als jener auf dem ersten Album, weil ich heute eben einfach entspannter bin als damals.

hitparade.ch: Kannst du uns beschreiben, wovon die Songtexte des Albums handeln?
Adrian: Der Titelsong "Pool" handelt davon, wie sehr mir mein Leben zurzeit gefällt. Mit "Kicking" will ich ausdrücken, wie höchst zuwider mir die Arschkriecherei ist, mit denen viele Leute versuchen, etwas zu erreichen. "Street" beschreibt die Rastlosigkeit, die entsteht, wenn ein neuer Tag beginnt, zum Beispiel der Sonntagmorgen, wenn du die Nacht zuvor im Ausgang warst. "Fantastic" ist sozusagen ein Propaganda- Song, der auffordert, fröhlich zu sein.

hitparade.ch: Wie siehst du deine Zukunft?
Adrian: Es ist nicht ausgeschlossen, dass es ein Revival mit Crank gibt, wir sind ja immer noch sehr gute Freunde. Aber zunächst habe ich grosse Pläne für meine Solo-Karriere.

hitparade.ch: Was meinst du zu den aktuellen Top Ten der Schweizer Hitparade?

10. Red Hot Chili Peppers - Snow (Hey Oh)
Adrian: Diese Band hat mich sehr beeinflusst, aber sie treten seit einigen Jahren auf dem Ort. Aber das, was sie machen, ist ziemlich gut wenn man bedenkt, dass sie sich eben eigentlich gar nicht mehr weiterentwickeln.

9. Monrose - Shame
Adrian: No Clue.

8. Take That - Patience
Adrian: Eigentlich ein gutes Lied. Wobei die Stimme zu stark bearbeitet ist - das gefällt mir dann nicht so.

7. Snow Patrol - Chasing Cars
Adrian: Eine neue Weichspüler-Band, aber sie machen es gut.

6. Silbermond - Das Beste
Adrian: Kenne ich nicht.

5. Justin Timberlake feat. T.I. - My Love
Adrian: Ist das der Song, den er im "Wetten, dass…?" gesungen hat? Ich schaue eben ab und zu "Wetten, dass…?" - wie alle. Ganz ein stranger Song - Justin Timberlake selbst ist für mich eine ganz komische Person, die aber fast wieder etwas Interessantes ausstrahlt. Ich finde ihn widerlich!

4. Akon feat. Eminem - Smack That
Adrian: Keine Ahnung. Wo Eminem d'rauf steht, ist auch Eminem drin.

3. Taxi [CH] - Campari Soda
Adrian: Ist das wahr? So geil. Da sieht man, was man mit guter Werbung alles erreichen kann. Nein - freut mich natürlich für Herrn Grandjean.

2. Christina Aguilera - Hurt
Adrian: Über die muss ich lachen.

1. Nelly Furtado - All Good Things (Come To An End)
Adrian: Ein lustiger Name. *lacht* Furtado. Die hat so viel versprechend angefangen, bewegt sich nun aber immer im gleichen Wasser. Aber die macht das sicher gut - wie Christina übrigens auch.