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Interview mit Willy Astor



Willy Astor startet am 19. März seine Schweiz-Tour mit seinem neuen Programm "Reimgold". Wir haben ihn nach seinem Auftritt bei Giacobbo/Müller zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Bereits während deiner Ausbildung hast du nebenbei Texte geschrieben und Songs aufgenommen. War das damals als Hobby bzw. Zeitvertreib gedacht oder hast du bereits auf eine diesbezügliche Karriere hingearbeitet?
Willy Astor: Ich machte es ohne die Idee, später einmal davon leben zu können, einfach aus reiner Erfüllung. Es ist schön, etwas zu haben, das einem so Spass macht. Dieses Gefühl wurde immer stärker. Im dritten Jahr meiner Ausbildung zum Werkzeugmacher, begann ich Gitarre zu spielen und da ist die Flamme in mir entfacht und die Leidenschaft immer grösser geworden.

hitparade.ch: Gab es einen bestimmten Zeitpunkt von dem du auf Hobbymusiker auf "professionell" gewechselt hast?
Willy Astor: Als ich etwa zehn oder fünfzehn eigene Lieder geschrieben hatte, überlegte ich mir, wie schön es wäre von meinem eigenen Gedankengut zu leben. Nach meiner abgeschlossenen Ausbildung als Maschinenbautechniker wollte ich etwas wagen in meinem Leben. Meine ganze Familie besteht so zu sagen aus unfreiwilligen Komikern (lacht), jedoch verdient niemand von ihnen damit sein Geld. Ich bin aus dieser Konvention ausgebrochen, was in meinem Umfeld zum Teil Entsetzen und Erstaunen hervorrief. Dies hielt mich aber nicht davon ab, meiner Bestimmung zu folgen.

hitparade.ch: Wie wichtig war es dir, zuerst eine Ausbildung abzuschliessen? Würdest du das wieder so machen?
Willy Astor: Das war eine sehr gute Entscheidung! Ich bin dadurch kein abgehobener Künstler geworden, sondern erhielt durch meine Ausbildung eine gewisse Bodenhaftung und einen guten Bezug zur Realität. Durch die Arbeit lernte ich Wertvolles, das ich für meine heutige Tätigkeit als Künstler brauchen kann. Über Casting-Shows wie DSDS oder Music Star kann ich nur den Kopf schütteln, die haben alle völlig falsche Vorstellungen von künstlerischen Laufbahnen.

hitparade.ch: Worin unterscheiden sich deine Prosatexte und Liedtexte aus den 80er Jahren im Vergleich zu den aktuellen?
Willy Astor: Sie haben einen anderen Schliff, ein anderes Tempo und sind nicht mehr ganz so naiv wie vor 20 Jahren. Das ist auch gut so! Die Kraft und die Lust sind aber grundsätzlich immer noch gleich, wie in den Anfängen. Ich spiele auch einige Lieder von damals, heute noch gerne als Zugaben. Sie wurden zu "Astor-Klassikern".

hitparade.ch: Du hast die Texte etlicher bekannter Lieder dank deines Talentes für Wortspielerein umgedichtet. Auf welchen Song bist du besonders stolz?
Willy Astor: Nein. In erster Linie mache ich einfach mein Ding. Meine Lieder sind oft Parodien von anderen bekannten Liedern. Stolz bin ich jedoch eher auf Songs, die aus meiner eigenen Feder entstehen. Erst dann hat es nämlich eine persönliche Wurzel.

hitparade.ch: Inwiefern gab es Probleme mit den Rechten an den Songs?
Willy Astor: Nein, gab es nicht. Ich veröffentlichte noch keinen der Parodien auf einem Tonträger. Live kann ich sie ohne Probleme mit den Rechten aufführen. Das ist erlaubt.

hitparade.ch: Auf Antenne Bayern hattest du die gesamten 90er Jahre eine eigene Sendung mit dem Namen "Die Feuchtgrubers".
Willy Astor: Ja, das war eine kleine Kolumne über eine Familie in Bayern, die mit den ganz normalen Alltagsproblemen zu kämpfen hatte. Diese Serie kam bei den Radiohörern sehr gut an und hat mir selbst ebenfalls sehr viel Spass gemacht. Als ich im Jahr 2000 Antenne verliess, war das schon ein wenig traurig. Momentan stehe ich aber wieder in Verbindung mit dem einen Sprecher der Familie Feuchtgruber, weil wir beide wieder beim gleichen Radio tätig sind. Wer weiss, vielleicht gibt es wieder einmal eine Chance "Die Feuchtgrubers" auf leben zu lassen!

hitparade.ch: Was war denn der Grund für die Absetzung der "Feuchtgrubers"?
Willy Astor: Der Grund, dass man aufhören sollte, wenn man das Gefühl hat, "jetzt reichts!".

hitparade.ch: Hattest du schon eine Schreibblockade?
Willy Astor: Selbstverständlich! Ich bin ja ein Mensch, und keine Maschine. Das kommt sogar regelmässig vor, ich komme immer wieder in Phasen wo ich Angst habe, dass mir nichts mehr einfällt. Ich bin abhängig von meiner Fantasie und meiner Schaffenskraft.

hitparade.ch: Wie überwindest du jeweils solche Blockaden?
Willy Astor: Los lassen. Den Griffel für eine gewisse Zeit weglegen. Eine Reise machen. Sei das eine kleine oder eine grössere. Gerade war ich vier Wochen in Neuseeland, was für mich sehr erholsam war, da sich bei mir zuvor ein wenig das Gefühl von Ausgebranntheit breit machte.

hitparade.ch: Du bist wie bereits erwähnt sowohl als Liedermacher als auch als Songschreiber erfolgreich. In welcher dieser Tätigkeiten steckt mehr Herzblut?
Willy Astor: Das werde ich immer wieder gefragt. Es ist wie wenn ich Zwillinge geboren hätte. Zwei Kinder, die ich gross zog. Ich könnte keines dieser Kinder verstossen. Wenn ich nur noch instrumental Musik machen müsste, hätte ich enorme Sehnsucht nach der Komik. Umgekehrt ist das genau das gleiche. Dieses Ying und Yang macht mich ausgeglichen. Das sind zwei Herzen, die in meiner Brust schlagen.

hitparade.ch: Noch ein drittes Herz schlägt in deiner Brust, du hast bereits ein Buch veröffentlicht. Können wir weitere erwarten?
Willy Astor: Das ist für mich nicht elementar, sondern eher ein Nebenprodukt meiner Arbeit. Mir gefällt es, den Leuten schriftlich zu geben, was mir einfällt. Aber ich sehe mich nicht als Schriftsteller. Vielleicht werde ich einmal einen Krimi schreiben, die Bühne verlasse ich aber deswegen sicherlich nicht.

hitparade.ch: Du bist für die aktuelle Hymne des FC Bayern München "Stern des Südens" mitverantwortlich. Bist du auch ein dementsprechender Fussballfan?
Willy Astor: Ja! Fussball war ein Leben als Kind. Die Schule interessierte mich damals nicht. Meine Anerkennung von den Freunden holte ich mir im Fussballspiel. Diese Liebe zum Fussball bliebt bis heute, auch wenn ich nicht mehr so oft selbst spiele. Es ist einfach ein toller Sport um sich auszupowern!

hitparade.ch: Du hattest einen Auftritt bei "Giaccobo / Müller" im Schweizer Fernsehen. Giaccobo ist ein bekannter Komiker in der Schweiz. Wie gut kanntest du ihn vor deinem Besuch in der Fernsehshow?
Willy Astor: Nicht sehr gut. Vor 5 Jahren lud er mich ein in seine Mitternachtssendung. Damals wurde mir bewusst, dass er wohl so was wie der Harald Schmidt der Schweiz ist. Wir verstanden uns auf Anhieb gut, auch als wir uns jetzt wieder einmal getroffen haben. Ich schätze seinen Humor und er ist für mich viel mehr die Schweizer Ausgabe von Woody Allen als Harald Schmidt!

hitparade.ch: Wie kommt deiner Meinung nach der bayrische Humor in der Schweiz an?
Willy Astor: Sehr gut, finde ich. Die Schweizer mögen die Bayern, das ist unbestritten. Dies zeigt der Erfolg von Michael Mittermeier deutlich. Michael und ich unterhielten uns schon öfters über die Schweiz. Ich kann jedenfalls nur Gutes über die Reaktionen der Schweizer sagen, ansonsten würde ich nicht weiter hier auftreten!

hitparade.ch: Deine Schweizer Tour startet am 19. März. Bist du aufgeregt?
Willy Astor: Ja, bin ich. Dabei muss ich nämlich an ganz andere Dinge denken. Zum Beispiel den Ausweis und die andere Währung. Für mich ist es ein Gefühl, von einem ganz anderen Land das ich entdecke. Das habe ich zum Beispiel bei Österreich viel weniger. Die Schweiz liegt fast schon ausserhalb von Europa, sie ist total eigen.

hitparade.ch: Aber du fühlst dich wohl hier?
Willy Astor: Ich fühl mich sauwohl hier! Ich mag das Essen, die Leute sind nett und die Natur ist fantastisch. Das ist natürlich auch das Schöne an meiner Arbeit. Ich kann viele Orte kennenlernen, die ich sonst nie bereisen würde!

hitparade.ch: Du hast schon mit Michael Mittermeier über die Schweiz gesprochen. Er passt sein Programm jeweils speziell auf das heimische Publikum an. Wie sieht das bei dir aus?
Willy Astor: Das mache ich nicht. Ich glaube nicht, dass das nötig ist und die Leute solche Anpassungen von mir erwarten. Es gibt schon Momente, wo ich die Schweiz speziell ins Visier nehme. Zum Beispiel mit meinem Song "Hopp Schwiiz!", den ich natürlich live spiele. Momentan schreibe ich ausserdem mein erstes Lied in Schweizerdeutsch. Nach und nach versuche ich schon solche Elemente in mein Programm aufzunehmen. Meine Nummern sind jedoch so neutral, dass meiner Meinung nach keine vollständige Anpassung nötig ist.

hitparade.ch: Inwieweit beziehst du tages- und weltpolitische Themen in deine Texte und Stücke ein?
Willy Astor: Wenn es die Situation erfordert und mir was dazu einfällt, mache ich das. Aber ich erzwinge nichts, nur weil die Leute gerade darüber sprechen.

hitparade.ch: Wie sieht dein Programm nach der CH-Tour aus? Kommt eine neue CD?
Willy Astor: Mit dem aktuellen Album "Reingold" bin ich noch länger unterwegs. Ich plane zudem eine Kinder-CD mit einem zusätzlichen Buch. Daran werde ich wohl auch während der Tournee arbeiten. Ansonsten plane ich jedoch noch nicht all zu weit. Ich finde es aber schön, wie ich hier in der Schweiz immer mehr wahrgenommen werde, darum freue ich mich sehr auf die bevorstehende Tour.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie kommentieren?

10. Guru Josh Project - Infinity 2008
Willy Astor: Ich kenne Gurus, aber dieses Projekt nicht.

9. Mando Diao - Dance With Somebody
Willy Astor: Kenne nur Manu Chao.

8. Leona Lewis - Run
Willy Astor: Tolle Sängerin, sieht auch super aus. Das muss ich als Mann einfach sagen.

7. Alicia Dixon - The Boy Does Nothing
Willy Astor: Klingt wie ein Waschmittel. Dixon oder son.

6. Katy Perry - Hot N Cold
Willy Astor: Kenne ich ebenfalls nicht. Muss aber eine ganz ansehnliche Person sein, wenn ich mir dieses Bild so anschaue!

5. Bligg - Rosalie
Willy Astor: Klingt Schweizerdeutsch. Ist der aus der Schweiz?

4. MusicStars - Min Tag
Willy Astor: Ah, die Sendung. Da singen wohl alle mit. Müsste ich hören um etwas dazu sagen zu können.

3. Lady Gaga - Poker Face
Willy Astor: Weiss nicht ob der Name da schon alles sagt?!

2. James Morrison feat. Nelly Furtado - Broken Strings
Willy Astor: Müsste ich ebenfalls hören. Von James habe ich das erste Album, ist jedoch ein wenig überbewertet! Der braucht noch fünf harte Winter, der Mann!
Nelly ist aber gut!

1. Silbermond - Irgendwas bleibt
Willy Astor: Die sind inzwischen sehr arriviert auf dem Mark. Mal schauen wie die sich in den nächsten Jahren behaupten. Die Sängerin gefällt mir übrigens auch gut.