Interview mit Xavier Naidoo und den Söhnen Mannheims
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Letzten Sonntag und Montag haben die Söhne Mannheims und Xavier Naidoo an zwei Abenden das Zürcher Publikum im Hallenstadion begeistert. Xavier mit Michael Herberger und Henning Wehland von den Söhnen Mannheims standen uns vor dem Konzert Rede und Antwort.
hitparade.ch: Die Söhne Mannheims haben mit 17 Mitgliedern angefangen und bestehen jetzt aus 14. Was sind die Kriterien, um bei den Söhnen Mannheims aufgenommen zu werden? Was ist die optimale Grösse für die Band?
Michael: Am Anfang waren wir sehr fatalistisch. Wer uns irgendwie über den Weg gelaufen ist, der war dann kurzzeitig Mitglied. Deshalb waren wir auch mal mehr als 17. Marlon und Meta haben Freunde in Bielefeld gehabt, die waren dann auch mal kurz dabei. Die sind bei Bielefeld einfach mitgefahren und mit aufgetreten. Das war ganz lustig. Ab einem gewissen Punkt wurde es dann schon etwas ernster und man hat versucht nicht immer 4 ½ Stunden zu spielen, sondern auch mal etwas kürzer und auch mal die Setliste zu spielen und nicht alles durcheinander. So hat sich dann eine gewisse Gruppe herausdifferenziert, die jetzt im Moment aus 14 Leuten besteht. Klimas und Henning sind als letzte zu uns gestossen. Von der musikalischen Auffassung mal ganz abgesehen, hängt es eigentlich hauptsächlich davon ab, ob die Leute menschlich zu uns passen. Das war beim Henning eigentlich klar. Zumindest so wie ich ihn gespürt habe, als wir uns zum ersten Mal ganz kurz kennengelernt haben und da kam wieder der Fatalismus ins Spiel. Der Xavier und ich kannten ihn schon und ich sagte ihm dann: Ja Henning, find ich super, sollen wir mal fragen? Das war's. Da haben wir uns auch nicht vertan, muss ich im Nachhinein sagen, das war wieder eine Entscheidung aus dem Bauch und die war richtig.
hitparade.ch: Was ist die optimale Grösse für die Söhne Mannheim?
Michael: Wir sind wie der Cholesterinspiegel, wir passen uns allem an, allen Gegebenheiten. Im Moment sind wir 14 Leute und es ist gut so. Wenn es irgendwann mal wieder sein sollte, dass wir mehr werden müssen oder weniger, was ich nicht hoffen will, sondern eher mehr als weniger, dann wird's halt so sein. Wer weiss was die Weltwirtschaftskrise noch mit sich bringt.
hitparade.ch: Es hat 5 Jahre gedauert, bis diesen Sommer die neue Söhne Mannheims CD erschienen ist. Haben die anderen Mitglieder der Söhne Mannheims Solo-Projekte oder was haben sie in den letzten 5 Jahren gemacht?
Henning: Grundsätzlich glaube ich, es hat fast jeder seine Projekte neben den Söhnen Mannheim. Es ist halt schon so, dass man häufig von aussen nicht sieht, dass eine Produktion vorbereitet werden muss. Wenn dann die Produktion fertig ist, geht man auf Tour. Das ist halt nicht mit dem letzten Ton in einer Stadt verklungen, sondern man zieht in die nächste Stadt. Die Leute die dann z. B. in Zürich das Konzert gesehen haben, für die ist die Tour dann erstmal vorbei. Gefühlt geht jedoch der ganze Zirkus dann halt weiter. So kann das halt gut und gerne pro Platte 2 Jahre mit sich bringen, plus die Vorbereitungszeit für das nächste Album. Das macht schon eine ganze Menge aus. Parallel hat man natürlich auch noch Freizeit oder andere Projekte, um die man sich kümmern kann oder möchte. Das macht jeder auch so nach seinem Gusto. Beim Michael ist es so, dass er relativ wenig Zeit hat, sich um andere zu kümmern, weil er die schöne Gemeinschaft miteinander halt ständig organisieren muss.
hitparade.ch: Ihr seid auch gemeinsam auf Tour, jeweils immer an zwei aufeinander folgenden Abenden in einer Stadt, abwechselnd einmal die Söhne zuerst, dann Xavier zuerst. Weshalb habt ihr das so geplant?
Michael: Das hat hauptsächlich technische Gründe, denn offensichtlich ist es mit dem Beladen des Tracks und dem Aufbau einfacher. Man hat dann die Shows möglichst hintereinander: Xavier - Söhne und dann wieder Söhne - Xavier ist einfacher als immer hin und her zu switchen.
Henning: Das hab ich jetzt zum ersten Mal kapiert, ich dachte immer, das sei, damit die anderen sich etwas länger ausruhen können.
hitparade.ch: Was ist gleich und was ist verschieden an den beiden Konzerten?
Michael: Was die Grundanlage angeht, ist das Bühnenbild mehr oder weniger identisch. Das heisst, die Bühne und das Bühnenbild ist gleich, ohne jetzt mehr verraten zu wollen, für jene, die das Konzept noch nicht gesehen hat. Es hängt ein weisser Vorhang davor und ist eine kleine Überraschung. Die Beleuchtung selber und die Effekte sind natürlich anders. Sonst wär's ja doof.
hitparade.ch: Was machen die Söhne Mannheims morgen, wenn Xavier seinen Auftritt hat?
Michael: Wir fahren wieder zurück. Nicht alle, aber zumindest ich und der grosse Teil der Band. Die, welche beim Xavier mitspielen, bleiben hoffentlich hier. Wer weiss…
hitparade.ch: Bei Wikipedia fehlt ein grosser Abschnitt von Euch zwischen 1995 und 2000. Ist da nichts bekannt?
Michael: 1999 gingen wir eigentlich schon ins Studio. 1999 müsste noch drin stehen, sonst müssten wir unseren Produktmanager mal fragen. Die Band so wie sie sich jetzt im Moment entwickelt hat, hatte ihren ersten Auftritt beim Help Konzert 1999 gehabt. Das war das erste Mal, wo man sagen kann, das war der erste Auftritt dieser Band. Alles davor in den Jahren 95 bis 98 muss man zu einem "Try and Error Spiel" deklarieren, denn da wurde viel ausprobiert. Da gab's auch einige Auftritte in vielfacher und merkwürdiger Besetzung. Ich war zwar dabei aber nicht offiziell.
hitparade.ch: Als die Söhne Mannheims aus einigen Musiker und Freunden gegründet wurde, was waren eure Ziele mit der Band? Habt ihr euch damals vorstellen können so einen grossen Erfolg zu haben?
Michael: Natürlich willst du den Erfolg haben, das ist ja klar. Natürlich ist es so, dass du antrittst, um möglichst erfolgreich zu sein und möglichst viele Menschen zu erreichen.
Xavier Naidoo: In erster Linie wollte ich erreichen, für uns alle einen Job zu schaffen. Wir haben auch oft darüber gesprochen, wie es wäre ein eigenes Studio zu besitzen und nicht immer nur zum Klaus zu gehen und der Klaus dann endlich mal aufhört Computer zu spielen und wir dann vielleicht mal was machen. Halt als Produzenten zu leben. Irgendwie habe ich dann gemerkt, da draussen sind Leute unterwegs, die machen das viel schlechter als wir das machen könnten und die verdienen Geld damit und die leben davon! Klar, wir waren wie ein Piratenhaufen. Wir waren rebellisch und haben auch rebellische Gedanken geäussert. Nicht desto trotz hatten viele von uns auch den Glauben, es ist nicht so, dass wir gegen alles rebelliert haben. Wir wollten was verändern, für uns, für Deutschland und das Mannheim, welches wir damals gekannt haben. Ich habe folgendes wirklich erlebt: Ich bin als 18-19jähriger mit einem Kumpel nach Hamburg gefahren und habe an einer Haltestelle, einer Aral-Tankstelle angehalten, und dort hat ein Typ dann gesagt, wo wir herkommen. Ich sagte: aus Mannheim und er hat fragte: Ist das noch in Deutschland? Das hat er wahrscheinlich als Spass gesagt. Ich habe damals jedoch gedacht, das kann nicht sein! Das war echt ein Schlüsselerlebnis für mich, dass nicht jeder in Deutschland Mannheim kennt. Das war für mich unglaublich, ein Unding!
hitparade.ch: Das ist das erste Mal, dass im selben Jahr ein Studio-Album der Söhne Mannheims und eines von Xavier Naidoo erscheint. Hattest du dieses Jahr doppelt so viel Aufwand, oder kann man da Synergien nutzen?
Xavier Naidoo: Ehrlich gesagt, ich könnte euch jetzt super foppen und sagen, wir haben da richtig ackern müssen, was wir auch mussten. Wir haben jedoch in den Jahren immer wieder Musik gemacht und zur Seite gelegt. Für meine Sachen kann ich immer Musik machen, da kann ich immer was sammeln, für die andern Sachen machen wir Termine und schreiben dann eine Woche für die Söhne oder was halt gerade dran ist. Ich kann halt immer sehen, wenn gerade nichts zu tun ist, was leider seltener geworden ist. Dann machen wir natürlich was. Das musste jetzt jedoch etwas warten und wird jetzt auch noch ein bisschen dauern.
hitparade.ch: Jedes neue Album scheint grösser als das letzte mit immer mehr Lieder und das neueste sogar besteht aus 3 CDs. Bist du immer am schreiben um so viele Tracks produzieren zu können?
Xavier Naidoo: Wie bereits erwähnt, ist in den Jahren zuvor viel Musik zustande gekommen. Ich merke zwar, heute kann ich etwas mit dem machen, aber ich plane nicht, an dem Morgen zu sagen, so heute werde ich Musik schreiben, die sich so und so anhört und das zum Thema hat, sondern das passiert halt wirklich und dann passieren halt auch mal an einem Tag 5 oder 6 Lieder. Ich hatte früher eine Zeit als Songschreiber, wo ich einfach nur die eine erste Strophe geschrieben habe oder den Refrain und dann denkt man, jetzt lass ich's mal liegen und dann schreib ich dann später weiter, aber es ist so schwer dann wieder da rein zu kommen, dem wieder gerecht zu werden, da anzuknüpfen, dass ich mir irgendwann gesagt habe, ich schreibe es nur noch fertig. Ich schreibe dann mindestens die erste, zweite und die dritte Strophe. Seit ich mir das zum Ziel gemacht habe, werden die Songs an diesem Tag von meiner Seite aus fertig. Die Melodie wird an dem Tag fertig sein und deswegen hat der Michael da natürlich viel mehr Arbeit, weil ich muss auf den Punkt, an dem Tag und in der Stunde vielleicht nur sein, während die Jungs halt das ganze Ding nacharbeiten müssen.
hitparade.ch: Das neues Album "Alles kann besser werden" ist auf 2 helle und eine dunkHelle CD aufgeteilt. Wie bist Du darauf gekommen und was genau willst Du damit erzählen?
Xavier Naidoo: Ich wollte eigentlich ursprünglich ein Doppelalbum machen. Ich habe ja gemerkt, was für Texte da in den Jahren zuvor entstanden sind und auch, wie die Songs sich anhören, dass die Texte ein bisschen derber waren. Ich wollte das gerne trennen, so dass ich meiner Mutter sagen kann, die Dunkle brauchst du dir gar nicht anzuhören oder auch Eltern sagen zu können, hey, das dunkle Album sollen eure Kleinen nicht hören. So hat man schlicht und einfach eine gute Trennung. Es lag nahe, das helle Album hell zu nennen, da dies zum Gemütszustand passt. Man hat dann diese Aufteilung, das Böse ist dunkel und das Gute ist hell. Ich habe das Album dann auf diese Weise aufgenommen. Ich wollte aber trotzdem klar machen, dass in dem dunklen Album auch viel Helles ist. Deshalb habe ich es dunkHell genannt.
hitparade.ch: Hell heisst ja auf englisch Hölle…
Xavier Naidoo: Das ist ja krass, dass es in der Sprache auch noch drin ist. Man will eigentlich das Gegenteil davon sagen, aber in der anderen Sprache heisst es einfach wieder komplett das Gegenteil.
hitparade.ch: Deine Texte sind immer so persönlich, erhebend und positiv. Woher kommt die Inspiration für deine Musik?
Xavier Naidoo: Ich denke aus dem Leben. Ich betrachte meine Arbeit wie ein Rapper. Erst in den letzten Jahre ist mir bewusst geworden, dass ich meine Texte freestyle. Ich schreibe nicht so schnell wie ein echter Freestyler, aber ich schreibe trotzdem das auf, was ich denke. Ich habe Gott sei Dank gleich Worte dafür und alles prasselt da raus. Ich muss eigentlich nur alles versuchen zu kanalisieren und dann tropft das da alles runter. Die Inspiration ist das Lied, die Musik die man da hört. Mir ist es einfach wichtig da einzutauchen und dann spritzen einem dann schon die Themen an über die man dann schreibt.
hitparade.ch: Mit so viel Erfolg in Europa und auch guten englischen Songs wie "I'd Be Waiting" oder auf der neuen CD "Shine Like A Star", hast Du nicht einmal vor, Amerika auch zu erobern oder mal eine englische CD zu machen?
Xavier Naidoo: Ich habe schon Interesse. Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Wir haben in den letzten Jahren auch viele englische Songs gesammelt und für ein englisches Album zur Seite gelegt, aber nicht um den grossen Feldzug zu starten. Es gibt auch viele englischsprachige Leute in Deutschland, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und mir oft sagen, sie lernen mit unseren Liedern deutsch. Ich habe natürlich grosse Lust auf englische Lieder und deshalb schreibe ich auch oft beides. Wir haben auch bald ein gutes Album zusammen und dies wird bald herauskommen, ohne dass es in Amerika rauskommen muss, sondern einfach nur hier herausbringen. Auch hier gibt es genügend Wege.
hitparade.ch: Die Söhne Mannheims haben mit 17 Mitgliedern angefangen und bestehen jetzt aus 14. Was sind die Kriterien, um bei den Söhnen Mannheims aufgenommen zu werden? Was ist die optimale Grösse für die Band?
Michael: Am Anfang waren wir sehr fatalistisch. Wer uns irgendwie über den Weg gelaufen ist, der war dann kurzzeitig Mitglied. Deshalb waren wir auch mal mehr als 17. Marlon und Meta haben Freunde in Bielefeld gehabt, die waren dann auch mal kurz dabei. Die sind bei Bielefeld einfach mitgefahren und mit aufgetreten. Das war ganz lustig. Ab einem gewissen Punkt wurde es dann schon etwas ernster und man hat versucht nicht immer 4 ½ Stunden zu spielen, sondern auch mal etwas kürzer und auch mal die Setliste zu spielen und nicht alles durcheinander. So hat sich dann eine gewisse Gruppe herausdifferenziert, die jetzt im Moment aus 14 Leuten besteht. Klimas und Henning sind als letzte zu uns gestossen. Von der musikalischen Auffassung mal ganz abgesehen, hängt es eigentlich hauptsächlich davon ab, ob die Leute menschlich zu uns passen. Das war beim Henning eigentlich klar. Zumindest so wie ich ihn gespürt habe, als wir uns zum ersten Mal ganz kurz kennengelernt haben und da kam wieder der Fatalismus ins Spiel. Der Xavier und ich kannten ihn schon und ich sagte ihm dann: Ja Henning, find ich super, sollen wir mal fragen? Das war's. Da haben wir uns auch nicht vertan, muss ich im Nachhinein sagen, das war wieder eine Entscheidung aus dem Bauch und die war richtig.
hitparade.ch: Was ist die optimale Grösse für die Söhne Mannheim?
Michael: Wir sind wie der Cholesterinspiegel, wir passen uns allem an, allen Gegebenheiten. Im Moment sind wir 14 Leute und es ist gut so. Wenn es irgendwann mal wieder sein sollte, dass wir mehr werden müssen oder weniger, was ich nicht hoffen will, sondern eher mehr als weniger, dann wird's halt so sein. Wer weiss was die Weltwirtschaftskrise noch mit sich bringt.
hitparade.ch: Es hat 5 Jahre gedauert, bis diesen Sommer die neue Söhne Mannheims CD erschienen ist. Haben die anderen Mitglieder der Söhne Mannheims Solo-Projekte oder was haben sie in den letzten 5 Jahren gemacht?
Henning: Grundsätzlich glaube ich, es hat fast jeder seine Projekte neben den Söhnen Mannheim. Es ist halt schon so, dass man häufig von aussen nicht sieht, dass eine Produktion vorbereitet werden muss. Wenn dann die Produktion fertig ist, geht man auf Tour. Das ist halt nicht mit dem letzten Ton in einer Stadt verklungen, sondern man zieht in die nächste Stadt. Die Leute die dann z. B. in Zürich das Konzert gesehen haben, für die ist die Tour dann erstmal vorbei. Gefühlt geht jedoch der ganze Zirkus dann halt weiter. So kann das halt gut und gerne pro Platte 2 Jahre mit sich bringen, plus die Vorbereitungszeit für das nächste Album. Das macht schon eine ganze Menge aus. Parallel hat man natürlich auch noch Freizeit oder andere Projekte, um die man sich kümmern kann oder möchte. Das macht jeder auch so nach seinem Gusto. Beim Michael ist es so, dass er relativ wenig Zeit hat, sich um andere zu kümmern, weil er die schöne Gemeinschaft miteinander halt ständig organisieren muss.
hitparade.ch: Ihr seid auch gemeinsam auf Tour, jeweils immer an zwei aufeinander folgenden Abenden in einer Stadt, abwechselnd einmal die Söhne zuerst, dann Xavier zuerst. Weshalb habt ihr das so geplant?
Michael: Das hat hauptsächlich technische Gründe, denn offensichtlich ist es mit dem Beladen des Tracks und dem Aufbau einfacher. Man hat dann die Shows möglichst hintereinander: Xavier - Söhne und dann wieder Söhne - Xavier ist einfacher als immer hin und her zu switchen.
Henning: Das hab ich jetzt zum ersten Mal kapiert, ich dachte immer, das sei, damit die anderen sich etwas länger ausruhen können.
hitparade.ch: Was ist gleich und was ist verschieden an den beiden Konzerten?
Michael: Was die Grundanlage angeht, ist das Bühnenbild mehr oder weniger identisch. Das heisst, die Bühne und das Bühnenbild ist gleich, ohne jetzt mehr verraten zu wollen, für jene, die das Konzept noch nicht gesehen hat. Es hängt ein weisser Vorhang davor und ist eine kleine Überraschung. Die Beleuchtung selber und die Effekte sind natürlich anders. Sonst wär's ja doof.
hitparade.ch: Was machen die Söhne Mannheims morgen, wenn Xavier seinen Auftritt hat?
Michael: Wir fahren wieder zurück. Nicht alle, aber zumindest ich und der grosse Teil der Band. Die, welche beim Xavier mitspielen, bleiben hoffentlich hier. Wer weiss…
hitparade.ch: Bei Wikipedia fehlt ein grosser Abschnitt von Euch zwischen 1995 und 2000. Ist da nichts bekannt?
Michael: 1999 gingen wir eigentlich schon ins Studio. 1999 müsste noch drin stehen, sonst müssten wir unseren Produktmanager mal fragen. Die Band so wie sie sich jetzt im Moment entwickelt hat, hatte ihren ersten Auftritt beim Help Konzert 1999 gehabt. Das war das erste Mal, wo man sagen kann, das war der erste Auftritt dieser Band. Alles davor in den Jahren 95 bis 98 muss man zu einem "Try and Error Spiel" deklarieren, denn da wurde viel ausprobiert. Da gab's auch einige Auftritte in vielfacher und merkwürdiger Besetzung. Ich war zwar dabei aber nicht offiziell.
hitparade.ch: Als die Söhne Mannheims aus einigen Musiker und Freunden gegründet wurde, was waren eure Ziele mit der Band? Habt ihr euch damals vorstellen können so einen grossen Erfolg zu haben?
Michael: Natürlich willst du den Erfolg haben, das ist ja klar. Natürlich ist es so, dass du antrittst, um möglichst erfolgreich zu sein und möglichst viele Menschen zu erreichen.
Xavier Naidoo: In erster Linie wollte ich erreichen, für uns alle einen Job zu schaffen. Wir haben auch oft darüber gesprochen, wie es wäre ein eigenes Studio zu besitzen und nicht immer nur zum Klaus zu gehen und der Klaus dann endlich mal aufhört Computer zu spielen und wir dann vielleicht mal was machen. Halt als Produzenten zu leben. Irgendwie habe ich dann gemerkt, da draussen sind Leute unterwegs, die machen das viel schlechter als wir das machen könnten und die verdienen Geld damit und die leben davon! Klar, wir waren wie ein Piratenhaufen. Wir waren rebellisch und haben auch rebellische Gedanken geäussert. Nicht desto trotz hatten viele von uns auch den Glauben, es ist nicht so, dass wir gegen alles rebelliert haben. Wir wollten was verändern, für uns, für Deutschland und das Mannheim, welches wir damals gekannt haben. Ich habe folgendes wirklich erlebt: Ich bin als 18-19jähriger mit einem Kumpel nach Hamburg gefahren und habe an einer Haltestelle, einer Aral-Tankstelle angehalten, und dort hat ein Typ dann gesagt, wo wir herkommen. Ich sagte: aus Mannheim und er hat fragte: Ist das noch in Deutschland? Das hat er wahrscheinlich als Spass gesagt. Ich habe damals jedoch gedacht, das kann nicht sein! Das war echt ein Schlüsselerlebnis für mich, dass nicht jeder in Deutschland Mannheim kennt. Das war für mich unglaublich, ein Unding!
hitparade.ch: Das ist das erste Mal, dass im selben Jahr ein Studio-Album der Söhne Mannheims und eines von Xavier Naidoo erscheint. Hattest du dieses Jahr doppelt so viel Aufwand, oder kann man da Synergien nutzen?
Xavier Naidoo: Ehrlich gesagt, ich könnte euch jetzt super foppen und sagen, wir haben da richtig ackern müssen, was wir auch mussten. Wir haben jedoch in den Jahren immer wieder Musik gemacht und zur Seite gelegt. Für meine Sachen kann ich immer Musik machen, da kann ich immer was sammeln, für die andern Sachen machen wir Termine und schreiben dann eine Woche für die Söhne oder was halt gerade dran ist. Ich kann halt immer sehen, wenn gerade nichts zu tun ist, was leider seltener geworden ist. Dann machen wir natürlich was. Das musste jetzt jedoch etwas warten und wird jetzt auch noch ein bisschen dauern.
hitparade.ch: Jedes neue Album scheint grösser als das letzte mit immer mehr Lieder und das neueste sogar besteht aus 3 CDs. Bist du immer am schreiben um so viele Tracks produzieren zu können?
Xavier Naidoo: Wie bereits erwähnt, ist in den Jahren zuvor viel Musik zustande gekommen. Ich merke zwar, heute kann ich etwas mit dem machen, aber ich plane nicht, an dem Morgen zu sagen, so heute werde ich Musik schreiben, die sich so und so anhört und das zum Thema hat, sondern das passiert halt wirklich und dann passieren halt auch mal an einem Tag 5 oder 6 Lieder. Ich hatte früher eine Zeit als Songschreiber, wo ich einfach nur die eine erste Strophe geschrieben habe oder den Refrain und dann denkt man, jetzt lass ich's mal liegen und dann schreib ich dann später weiter, aber es ist so schwer dann wieder da rein zu kommen, dem wieder gerecht zu werden, da anzuknüpfen, dass ich mir irgendwann gesagt habe, ich schreibe es nur noch fertig. Ich schreibe dann mindestens die erste, zweite und die dritte Strophe. Seit ich mir das zum Ziel gemacht habe, werden die Songs an diesem Tag von meiner Seite aus fertig. Die Melodie wird an dem Tag fertig sein und deswegen hat der Michael da natürlich viel mehr Arbeit, weil ich muss auf den Punkt, an dem Tag und in der Stunde vielleicht nur sein, während die Jungs halt das ganze Ding nacharbeiten müssen.
hitparade.ch: Das neues Album "Alles kann besser werden" ist auf 2 helle und eine dunkHelle CD aufgeteilt. Wie bist Du darauf gekommen und was genau willst Du damit erzählen?
Xavier Naidoo: Ich wollte eigentlich ursprünglich ein Doppelalbum machen. Ich habe ja gemerkt, was für Texte da in den Jahren zuvor entstanden sind und auch, wie die Songs sich anhören, dass die Texte ein bisschen derber waren. Ich wollte das gerne trennen, so dass ich meiner Mutter sagen kann, die Dunkle brauchst du dir gar nicht anzuhören oder auch Eltern sagen zu können, hey, das dunkle Album sollen eure Kleinen nicht hören. So hat man schlicht und einfach eine gute Trennung. Es lag nahe, das helle Album hell zu nennen, da dies zum Gemütszustand passt. Man hat dann diese Aufteilung, das Böse ist dunkel und das Gute ist hell. Ich habe das Album dann auf diese Weise aufgenommen. Ich wollte aber trotzdem klar machen, dass in dem dunklen Album auch viel Helles ist. Deshalb habe ich es dunkHell genannt.
hitparade.ch: Hell heisst ja auf englisch Hölle…
Xavier Naidoo: Das ist ja krass, dass es in der Sprache auch noch drin ist. Man will eigentlich das Gegenteil davon sagen, aber in der anderen Sprache heisst es einfach wieder komplett das Gegenteil.
hitparade.ch: Deine Texte sind immer so persönlich, erhebend und positiv. Woher kommt die Inspiration für deine Musik?
Xavier Naidoo: Ich denke aus dem Leben. Ich betrachte meine Arbeit wie ein Rapper. Erst in den letzten Jahre ist mir bewusst geworden, dass ich meine Texte freestyle. Ich schreibe nicht so schnell wie ein echter Freestyler, aber ich schreibe trotzdem das auf, was ich denke. Ich habe Gott sei Dank gleich Worte dafür und alles prasselt da raus. Ich muss eigentlich nur alles versuchen zu kanalisieren und dann tropft das da alles runter. Die Inspiration ist das Lied, die Musik die man da hört. Mir ist es einfach wichtig da einzutauchen und dann spritzen einem dann schon die Themen an über die man dann schreibt.
hitparade.ch: Mit so viel Erfolg in Europa und auch guten englischen Songs wie "I'd Be Waiting" oder auf der neuen CD "Shine Like A Star", hast Du nicht einmal vor, Amerika auch zu erobern oder mal eine englische CD zu machen?
Xavier Naidoo: Ich habe schon Interesse. Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Wir haben in den letzten Jahren auch viele englische Songs gesammelt und für ein englisches Album zur Seite gelegt, aber nicht um den grossen Feldzug zu starten. Es gibt auch viele englischsprachige Leute in Deutschland, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und mir oft sagen, sie lernen mit unseren Liedern deutsch. Ich habe natürlich grosse Lust auf englische Lieder und deshalb schreibe ich auch oft beides. Wir haben auch bald ein gutes Album zusammen und dies wird bald herauskommen, ohne dass es in Amerika rauskommen muss, sondern einfach nur hier herausbringen. Auch hier gibt es genügend Wege.